Januar 2020: Der Winter sollte schon lange Einzug in das Land gehalten haben, jedoch ist davon nicht viel zu sehen. Um dennoch etwas von der Atmosphäre und dem eigentlich frostigen Griff des Winters zu spüren, verschlug es uns passenderweise nach Erfurt in den Club „From Hell“. Dort versprühte der frostige Black Metal an diesem Abend dann einen Hauch von Winter.
Los ging es mit Vargsheim, die direkt mit ihrer ersten Videoauskoppulung „Scheiterhaufen“ vom 2019 erschienen Album „Söhne der Sonne“ lautstark den Abend einläuteten. Nach dem gelungenen Auftakt folgten Schlag auf Schlag weitere großartige Lieder, die mit ihrer Atmosphäre das Publikum mitrissen. Erst der Titeltrack vom 2015er Album „Träume der Schlaflosen“ mit seiner groben, rohen Art, gefolgt von der „Staublunge“, bis dann hin zum „Blutmond“. Jedes Lied ließ das schwarzmetallische Herz höherschlagen und im Schaffenswerk Vargsheims aufgehen. Man bemerkte gar nicht wie die Zeit verflog und so kam die Band mit „Svartnatt“ auch schon zum Ende ihrer Show.
Als nächstes waren Firtan an der Reihe. Die Baden-Württemberger muss man wohl niemandem in der Szene mehr vorstellen, denn seit der 2010 erschienen EP „Wogen der Trauer“ ging es für die Band nur noch in eine Richtung, steil nach oben! „Seegang“ der schon das letzte Album „Okeanos“ eröffnete sollte auch auf dieser Tour den Anfang der Firtan Show sein. Nach einer kurzen Begrüßung des mehr als eingeheizten Publikums, wurde der Titeltrack „Wogen der Trauer“ der aller ersten Veröffentlichung kompromiss- und gnadenlos auf die erschienenen Gäste losgelassen und überzeugte vom ersten bis zum letzten Ton. „Tag Verweil“ und „Nacht Verweil“ bildeten wie schon auf der letzten Scheibe einen konzeptuellen Zweiteiler, welcher auch so ohne Pause, Punkt oder Komma live dargeboten wurde. Weiter ging es mit dem vorletzten Lied „Im Licht meiner Sonne“ gefolgt von „Siebente, letzte Einsamkeit“, welches den Auftritt unheimlich gelungen abschloss und keinen Zweifel am aufstrebenden Status der Band ließ.
Nach Firtan folgte direkt eine weitere Perle des Black Metals auf der Bühne: Imperium Dekadenz. Die beiden Schwarzwälder haben sich für ihre Liveauftritte die Jungs von Vargsheim mit ins Boot geholt. Bei den ersten beiden Scheiben war daran noch lang nicht zu denken. Horaz hat uns im Interview verraten, wie es zu der glücklichen Fügung gekommen ist. Das Interview mit der Geschichte und vielen weiteren Fragen werden wir in einem gesonderten Beitrag online stellen. Auch hatte er angekündigt, dass wir eine gut abgestimmte und durch die gesamte Karriere reichende Imperium Show zu erwarten hatten. Und sämtliche Erwartungen wurden erfüllt. „Absenz Elysium“, welches vor dem letzten Album bereits mit aufwendig produziertem Musikvideo zu bestaunen war, bildete den Anfang der Show. Direkt darauf folgte „Pure Nocturnal Rome“ von dem Album „Dis Manibvs“. Danach wurde es noch düsterer und melancholischer mit „Schwarze Wälder“. Hier griff Imperium Dekadenz direkt auf ihren Ursprung zurück und machten danach einen großen Schritt in Richtung Gegenwart mit unheimlich viel Intensität und gnadenlosen Druck bei dem Lied „Bis ich bin“. Darauf folgte ganz brachial von dem Album „Procella Vadens“ das Lied „An Autumn Serenade“, bevor es wieder zur aktuellen Scheibe und dem Lied „Transcende“ ging. Die düstere, atmosphärische und auch melancholische Show fand nun mit ihren letzten beiden Liedern ein Ende. Zuerst gab es „A million Moons“ aus dem Jahre 2010 bevor nach „Reich der fahlen Seelen“ die Instrumente der Münchener und Würzburger für den Abend verstummten.
Nach dem Ende ist vor dem Anfang. Und so wurde es Zeit für den Headliner unter all den anderen gefühlten Headlinern. Eine Koryphäe der gesamten Black Metal Szene enterte die Bühne: Helrunar. Authentisch, überzeugend, kalt, in den Bann ziehend. „Satvrnvs“ vom aktuellen Album „Vanitas Vanitatvm“ eröffnete mit kurzen Startschwierigkeiten den Auftritt. Das Mikrophon von Sänger Skald Draugir fiel aus, welches daher ausgetauscht wurde, sodass es direkt mit „Devils, Devils Everywhere!“ vom Album „Niederkunft“ weiterging. Die frostige Stimmung zog sich auch durch die nächsten Lieder. Helrunar gab „Blutmond“, „Nebelspinne“ und „Raunen in der Tiefe“ zum Besten. Schlag auf Schlag ging es brachial mit „Da brachen aus böse Blattern/am Menschen und am Vieh“ und „Magdeburg brannte“ weiter. Danach kam mit „Glamr“ das einzige Stück des „Baldr ok íss“ von 2007 bevor das Ende der Show nah war. So kündigte Helrunar „In Eis und Nacht“ (Vanitas Vanitatvm 2018), das betitelnde Lied für die aktuelle Tour, als letzten Song an. Die Band verließ die Bühne, bevor sie aufgrund der nicht zu ignorierenden Zugaberufen mit einem absoluten Klassiker, „Älter als das Kreuz“, kompromisslos als würdigen Abschied des Abends noch einmal auf die Bühne wiederkehrten.
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