Review: Harakiri for the Sky – s/t MMXXII + Aokigahara MMXXII
Erscheinungsdatum: 09. Dezember 2022
Label: AOP Records
Genre: Post-Black Metal
Spieldauer: 37:42 + 01:08:08
Tracklist:
Harakiri for the Sky MMXXII
- Lungs Filled with Water
- 02:19 AM, Pychosis
- From Yesterday to Ashes
- Drown in My Nihilism
- Dancing on Debris
Aokigahara MMXXII
- My Bones to the Sea
- Jhator
- Homecoming: Denied!
- Dead Birds for Utya
- Parting
- Burning from Both Ends
- Panoptycon
- Nailgarden
- Gallows (Give ‘Em Rope)
- Mad World (Tears for Fears-Cover)
Wenn es um Post-Black Metal geht, dann kommt man seit knapp zehn Jahren an einer österreichischen Gruppe nicht mehr vorbei. Eine Band, die in der vergangenen Zeit immer wieder durch grandiose Alben mit depressiver, doch energischer Grundstimmung, sowie durch überzeugende, ausdrucksstarke Live-Auftritte gezeigt hat, zu was sie fähig sind und was sie der Welt des Black Metal zu bieten haben. Nun zu Ende dieses Jahres möchten wir sie daher erneut, entsprechend ihres zehnjährigen (plus ein paar Monate) Jubiläums würdigen; Harakiri for the Sky, ein aus dem Dunkel des Inneren, in Ton fassendes Kunstwerk. Den Anstoß dafür liefern nicht nur die schlaflosen Nächte, in denen uns bewusst wird, dass es doch neben so einigen anderen eine Band gibt, die genau das beschreibt, was gerade als düstere Gestalt durch unsere neblige Gedanken- und Wachtraumwelt wandelt, sondern auch die Neuveröffentlichungen der ersten beiden Alben. Daher ein kurzer Blick zurück; M.S. ist der Mann, der sich irgendwann dachte, die Grenzen seines musikalischen Schaffens zu verschieben, wodurch die ersten Ideen zum HFTS-Stil aufkamen, die wir heute kennen. J.J. wurde sodann jener, der nicht nur das Gesicht der Band auf der Bühne zeigen sollte, sondern vor allem mit seinem unverwechselbaren Gesang und bedachten Lyrics das Duo und die Musik komplettierte. Schon das erste, selbst betitelte Album wurde im Jahre 2012 bei AOP Records veröffentlicht, zwei Jahre später kam der Nachfolger Aokigahara, benannt nach einem Wald in Yamanashi, Japan, der vor allem für seine hohe Anzahl an Suizid opfern bekannt ist.
Nun haben sich die beiden also entschlossen, diese beiden Alben unter dem Zusatz MMXXII komplett neu aufzunehmen. Für langjährige Anhänger und jene, denen die Alben besonders im Kopf sitzen, zeigen sich musikalisch natürlich keine Neuerungen oder Überraschungen. Produktionstechnisch jedoch sind die Aufnahmen moderner und ein Stück weit „erwachsen“ geworden. Es ist schwierig zu beurteilen, welche Versionen nun die besseren sein mögen; auf der einen Seite haben wir eine Produktion, die natürlicherweise eher an die letzten Alben von HFTS anschließen, auf der anderen haben aber genau diese Anfänge von vor zehn Jahren einen ganz eigenen Charme. Einen, welchen man in der Entwicklung und im Gesamtwerk vielleicht doch nicht missen möchte, bezogen auf die Originalität jedes Albums. Besonders die Vocals zeigen sich weniger harsch und verlieren doch etwas an Stimmung im direkten Vergleich, ohne jedoch mit der grundlegenden Atmosphäre zu brechen. Geschmackssache; Gesang verändert sich immer zu einem gewissen Grad über die Zeit, was den Veröffentlichungen keinen Abbruch tut, hier ist es jedoch der direkte Vergleich zwischen alt und neu, der zum Präferieren motiviert. Der Unterschied zwischen rauem und modernem HFTS ist wohl der grundlegende und auch hier ist es natürlich eine Frage des eigenen Geschmacks, ob rau und beißend oder druckvoll und gewissermaßen „sauberer“. An für sich bleiben sie aber recht nah an ihren Originalen und schaffen es auch mit neuen Aufnahmen und zeitlicher Distanz, eine fast deckungsgleiche Stimmungs- und Gefühlswelt zu kreieren. Und genau das spricht für sie, denn obwohl sich einige Aspekte über die Zeit ändern, die Produktion wird anders realisiert, Songwriting und Gesang entwickelt sich weiter et cetera; das, wofür sie stehen und was an ihnen weltweit geliebt wird, verbleibt gleichermaßen in dem Stil, den sie für ihre Musik geschaffen haben. Im Klartext bedeuteten dies Entwicklung und Konstanz zugleich. Und so gesprochen ließen sich diese Neuauflagen exemplarisch für den Werdegang von HFTS sehen. Mit zu bedenken sei eventuell auch die Frage, was wir wohl über diese neuen Recordings denken würden, wenn sie eben nicht neu wären und sie jetzt erst veröffentlicht würden, und dass ohne den Vergleich. Sicherlich recht wenig negatives, da sie schlicht in das besagte Gesamtkunstwerk passen. Mit von der Partie bei Aokigahara waren auch wieder Torsten von Agrypnie (auf Burning from Both Ends) und Heretoirs Eklatanz (auf Panoptycon), die jeweils ihren Gesang wieder zur Verfügung stellten.
Insgesamt lassen sich auf den beiden Platten (für die übrigens, doch sehr nah an den ursprünglichen Artwork angelehnt, das Cover entworfen wurde), die altvertrauten, ersten Stücke von Harakiri for the Sky hören, die damals mit dem Weg für eine erstaunliche und besondere Laufbahn geebnet haben und uns auch heute noch, wie damals, immer wieder bewegen und begeistern. Darum bietet sich hier eine schöne Motivation, diese entsprechend wieder in nähere Betrachtung zu ziehen und uns, in melancholisch-depressiven, sowie in energischen Zeiten von ihnen einsaugen zu lassen. So lassen sich die dunklen Stunden des Jahreswechsels gut überstehen.
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