Review: Distant Kingdoms – Depressive Witches

Release: 25.11.2022

Genre: Black´N´Roll

Spieldauer: 45:59

Label: WormHoleDeath

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Tracklist:

  1. Distant Kingdom
  2. In the Hall of the Sleeping King
  3. Oh My Dear Wyvern
  4. Wizard! Open the Gates!
  5. Pit of Gblins
  6. Tonight I Will Hide My Heart in Space
  7. Forgotten Icebergs
  8. Cancel Your Weeding and Fuck the Witch
  9. A Land to Lead

Bei der Suche nach neuen Alben ist der Name und das Albumcover häufig die ersten Ansatzpunkte, um sich bei der Musik zu orientierteren. Dabei erlebt man auch so manche Fehleinschätzungen und böse Überraschungen, aber im Fall von Distant Kingdoms von Depressiv Witches wurde ich positiv überrumpelt. Doch erstmal zu Anfang.

Die beiden Brüder Sick Bab und Torvuus aus Frankreich haben mit Depressive Witches ein sehr interessantes Projekt gegründet, welches musikalisch im Internet als Black´n´Roll deklariert wird. Ich kenne Black Metal und ich habe ein gewisses Verständnis für Rock´n´Roll, aber eine Kombination davon entzog mich meinem damaligen Verständnis vollständig.

Der Name und das Cover erinnerte mich an Bands wie Blind Guardian, Belor oder Crom, welche jeweils eine eigene Form von Interpretation von Fantasy und Musik haben. Der einsame Zauberer Marke Gandalf, welcher im Torhaus steht und ein fernes Schloss anstarrt, erinnert mich an meine ersten Erkundungen in Anor Londo aus Dark Souls. Das Bild hat nichts besonders brutales oder furchteinflößendes, eher etwas melancholisches. Es erinnert mich an das Cover von Artifacts von Belore, nicht so knallbunt oder überladen an Details. Eine angenehme, fast sanfte Art von Fantasy.

Das Album beginnt gleich mit dem Namengeber, Distant Kingdoms, welches mit Hufgetrappel direkt in Black Metal Riffs und Doublebass führt. Sick Bab verwendet einen klaren, aber sehr krächzigen Gesang, welcher für Screaming zu hell ist, aber für sich auch keine reinen Clear Vocals sind. Ungewöhnlich, aber bis zu diesem Punkt noch keine Überraschung, halt solider Black Metal. Doch wo versteckt sich der mögliche Rock´n´Roll? In der zweiten Minute offenbart die Scheibe ihre wahre Stärke und hier taucht eine ungewöhnliche Form von Rock´n´Roll-Element auf. Die Musik wechselt zu einem eingängigen Rhythmus, welcher sofort im Ohr hängen bleibt und mit seiner leichten, lockigeren Art ein Kontrast zu dem Black Metal bildet. Gleichzeitig singen die beiden Musiker, Sick Bab und Toorvus, im Chor und erweitern das Gesangskonstrukt. Ich war so überrascht von diesem Wandel und wie harmonisch sich die unterschiedlichen Elemente einfügen, dass das Lied in den kommenden Tagen ein ständiger Begleiter von mir wurde und mich offen zu diesem Review bewegte.

Das übrige Album muss sich aber nicht hinter diesem Track verstecken. Auch dort finden sich weitere Lieder mit ungewöhnlichen, aber erstaunlich gut zueinander passenden Kombinationen von verschiedenen Musikelementen. In the Hall oft he Sleeping King ist mit 6:44 Minuten der längste Track und nimmt sich die Zeit. Das Lied baut sich langsam auf und hier findet sich Toorvus klare Stimme vereinzelt im Hintergrund und bildet damit einen verhallenden Gegenpart zu der sonst so schweren Musik. Bei Oh My Dear Wyvern und Wizard! Open the Gates drehen sie den Rock´n´Roll in dieser epischen Geschichte weiter auf. Dadurch entwickelt sich die Musik zu etwas eigenständigem, welches unter dem Black Metal hervortreten und zu einem immer dominanteren Partner in der Musik heranwachsen kann.

Doch der Black Metal gibt sich nicht so einfach geschlagen. Bei Pit of Goblins und Tonight I Will Hide My Heart in Space habe ich ihn wiedergefunden und mit einer langsameren Gangart fährt die Scheibe hier runter. Es wirkt fast so, als wollten Depressive Witches erst ihre Neigung zu einer Musikrichtung einbringen und dann zu einer anderen Seite wechseln.

Cancel Your Wedding and Fuck the Witch, was für ein abgefahrener Titel für ein Lied. Der Name distanziert sich weit von dem bisher dunklen Charme der Scheibe, der Sound aber nicht. In diesem Lied wurde der Rock’ n’ Roll, im Vergleich zu vorherigen Stücken, solide auf elf gedreht. Wo bei Pit of Goblins der Black Metal dominiert, haben hier rockige Riffs die Oberhand. Mit dem Gesang von Sick Bad erinnert mich dieses Lied leicht an Ghoultwon und ihren Dark-Western.

Das Ende birgt nochmal eine Überraschung. Für A Land to Lead wurde die Akustikgitarre ausgepackt und eine echte Heldenballade komponiert. Der Text tropft nur über von epischen High-Fantasy, samt den geliebten Drachen. Eine schöne Idee, welche schon Kanonenfieber bei ihrem Album Menschenmühle verwendet haben. In beiden Fällen wird das Album so angenehm abgerundet.

Jetzt zum Abschluss. Vertragen sich Rock´n´Roll und Black Metal? Eindeutig! Wie gestaltet sich eine solche Kombination? Schwierig zu erklären. Die beiden Brüder haben in den Liedern beide Musikarten in einen Topf geworfen und je nach Lied mal mehr oder weniger von einen der beiden Musikrichtungen reingegeben. Dadurch allein wird die Scheibe zu einer Expedition. Zusätzlich ist die Nutzung verschiedener Gesangselemente in den Liedern ein weiterer Pluspunkt für Depressive Witches. Leider fehlen diese innovativen Gesangsparts in den Stücken Pit of Goblins und Tonight I Will Hide My Heart in Space, was sehr schade ist. Trotzdem findet sich eine gelungene Mischung, welche angenehm in dieses Fantasy Setting eingebettet ist und durch einige eingespielte Sounds, wie Hufgetrappel und Spitzhackengeräusche, wird dies noch weiter verstärkt. Für diejenigen, welche sich gerne überraschen lassen wollen und stets nach neuen, musikalischen Erfahrungen suchen, ist diese Scheibe ideal. Für Puristen des reinen Black Metal könnte die Scheibe zu kitschig sein.

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