Oomph! dürfen sich mit ihrer über dreißigjährigen Bandgeschichte, nicht ohne Grund, zu den Vorreitern und Institutionen des Genres NDH (Neuen Deutschen Härte) zählen. Die Band gehört mit zu den einflussreichsten in diesem Genre und konnte sogar Giganten, wie Rammstein zu Beginn ihrer Karriere, inspirieren. Nach einem Sängerwechsel und mit neuem Album im Gepäck kam das Trio am Montag, dem 13. November, zum Bergfest ihrer Tour in die Batschkapp nach Frankfurt.
Gestartet wurde eine Viertelstunde vor 20 Uhr mit dem Quintett Böse Fuchs. Waren die ersten Töne und das erste Lied noch eher in die Symphonic-Metal-Schiene einzuordnen, wurde doch schnell klar: Es handelt sich hier um eine klassische Core-Band mit vielen Trance-, Dubstep- und Synthi-Elementen. Vielleicht nicht das, was man als Vorband für Oomph! erwartet, aber trotz allem eine sehr positive Überraschung. Das Publikum war leider nicht, wie typisch für solche Core-Elemente, auf Circle-Pit und Moshen eingestellt und so war aus dem Zuschauerraum neben Klatschen, Kopfnicken und Headbangen wenig Action zu vernehmen, was ich persönlich extrem schade für die Band fand.
Böse Fuchs war nämlich wirklich eine Überraschung und eine Powerladung auf der Bühne. Neben der Frankfurter Drummerin Raja Meissner kamen als nächstes Valeria Ereth aka „Böse Fuchs“, Gitarrist Max „MXSNH“ Nash und Sängerin Kate Khaiauri auf die Bühne. Dass die Musiker keine Unbekannten sind und die Bühne kennen, wurde bereits ab dem ersten Lied deutlich. Die Bandmitglieder Valeria und Max sind beide auch Mitglieder der Band Erdling. Nun aber zum Auftritt von Böse Fuchs.
Der erste Song In Danger ging gleich in die Vollen. Nach einem kurzen glockenklaren Intro von Sängerin Kate wurde sofort auf das Shouten von Gitarrist Max übergeleitet und treibende Gitarren und zusätzlich noch Nebelfontänen eingesetzt. Diese kamen im Laufe der Show noch öfter vor, waren aber absolute Nebensache. Die Band alleine rockte mit ihrer Spielfreude und Präsenz auf der Bühne die Show. Mit einigen Überraschungselementen, wie unter anderem im zweiten Song Moneypulation. Hier war neben den Tanzeinlagen vom Gitarristen Max und dem vollen Mitgehen von Keyboarderin Böse Fuchs, vor allem die stimmliche Range von Sängerin Kate beeindruckend, welche in die hohe Falsettstimme reichte und schon opernhaft klang. Bis hier war es noch schwer abzuschätzen, wo ich den Stil der Band hinstecken möchte. Was aber spätestens ab dem Zeitpunkt, als Keyboarderin Böse Fuchs ihr Instrument gegen ein Mikro tauschte und das Lied Zorn anstimmte, klar wurde. Auch hier hatte ich einen Moment, in dem ich mehr als schwer beeindruckt und überrascht war. Die Musikerin bildete mit ihrem Gesang im tiefen Timbre den perfekten Gegenpart zur hohen Falsettstimme von Sängerin Kate. Dazu kam, dass Valeria mit Leichtigkeit und starker Power in den gutturalen Gesang wechselte und growlte. Zusammen mit dem hellen Gesang von Kate, den treibenden Drums von Ramy und den zugehörigen Synthis/Gitarren von Max muss ich sagen: Es war eine für mich sehr gute, tanzbare Musik, aber ich liebe auch abwechslungsreiche Female-Fronted Bands. Die drei unterschiedlichen Gesangsstimmen waren perfekt mit den Synthi-Einsätzen abgestimmt. Die Show war wirklich gespickt von verschiedenen Highlights und es hat mir sehr leidgetan, dass nicht mal We got the Hypa, das Cover des Songs Hypa Hypa von Electric Callboy, so richtig in das Publikum überschwappte. Ich bin da leider doch mehr Pits, Pogen und Moshen gewöhnt … Aber die Band störte das weniger, es wurde auf der Bühne getanzt, geheadbangt und Songpassagen wie „Gun shot“ wurden von den Musikern mit passenden Gesten unterstützt. Außerdem wurden Positionen und am Ende sogar Instrumente getauscht. So stand beim letzten Lied Pride Gitarrist Max am Mikro und ergänzte mit seinen Shouts Sängerin Kate während Multiinstrumentalistin „Böse Fuchs“ das Keyboard mit der E-Gitarre tauschte.
Für mich persönlich eine der überraschendsten und powervollsten Vorbands in diesem Jahr, und ich hoffe, dass sie viele neue Fans mit ihrer Musik, durch die Tour mit Oomph!, generieren kann.
Setlist
- In Danger
- Moneypulation
- Zorn
- Coma
- Sinner
- Deadringer
- Dark Ritual
- We got the Hypa (Cover -Song Electric Callboy)
- Pride
Nach kurzer Umbauphase begann Oomph! mit einer Lasershow und Synthesizer, Drums und einem weiblichen Gesang. Nach zwei Minuten Intro kam die Band auf die Bühne, um mit “Hallo Frankfurt, seid ihr bereit?”, und “Lasst uns feiern”, von Sänger Daniel aka „Der Schulz“ auf die nächsten Stunden einzustimmen. Das Publikum war sofort on fire und den Bandmitgliedern Der Schulz, CR4P und Flux dürfte in ihren Pelzmänteln auch nicht kalt geworden sein. Unterstützt wurde die Truppe live von Drummer Simon, Bassist Hagen und Lajos am Keyboard. Lasst uns aber jetzt zum Wichtigen kommen, nach dem Willkommen durch den Sänger begann sofort eine Symbiose mit dem Publikum. Er wusste, wie er diese noch festigen konnte und wechselte beim ersten Lied Soll es Liebe sein (und auch später) in verschiedene Positionen und saß dabei z. B. auf der Bühnenerhöhung. Nach dem ersten Song wurde sich umgezogen und die Pelzmäntel gegen Sakkos getauscht. Bei Träumst du kam noch mehr Bewegung in die Reihen und die ersten Zuschauer begannen zu springen.
Das erste Highlight des Abends war dann das Intro von Labyrinth. Die Zuschauer wurden dazu angestachelt, dass sie ‘we will rock you’ anstimmten, um dann in den eigentlichen Song überzugehen. Man merkte sofort, dass dieses Lied mit zu den erfolgreichsten von Oomph! gehört, denn der Refrain wurde vom Publikum und von Flux als ‚Backing Vocals‘ mitgesungen. Neben dem Singen wurde das Lied mit Gesten unterstrichen, es wurde gehüpft und mitgetanzt. Die alten Lieder haben auch mit neuem Sänger nicht an Kraft verloren und funktionieren immer noch sehr gut. „Der Schulz“ heizte die Menge immer mehr an und nutzte die Bühne, um mal darauf zu knien, zu sitzen oder zu hüpfen. Die Menge dankte mit Klatschen, Mitsingen und ebenfalls Hüpfen. Bei Mein Herz kamen noch die Sampler, im Sinne von elektronischen Drums, von Flux zum Einsatz. Es ist ein älteres Lied, welches aus den Zeiten der Industrial/EBM-Tage von Oomph! stammt. Es war schön, dass es dieses Goldstück in die Setlist geschafft hatte und, wenn man die Zuschauer betrachtete, auch immer noch einen Platz in deren Herzen einnahm. Dann folgte mit Nur ein Mensch eine aktuelle Single. Der Spagat zwischen alten und neuen Songs gelang der Band hervorragend und es kam in keinem Moment zu einem Stimmungsabbruch bei den Zuschauern. Als Nächstes spielten sie mit Sandmann ein, leider aktuell sehr passendes, Antikriegslied. Der Refrain wurde von einer, durch Daniel initiierten, Welle durch die Zuschauer begleitet und am Ende mit einem lauten Jubelschrei beendet. Jede Reise hat ein Ende – wurde als geiles Lied angesagt, „welches die Stärke des Songtextes erst entfaltet, wenn man drinnen steckt“. Es folgte das nächste Highlight, denn der Sänger nahm die Gitarre und stimmte Brennende Liebe, unterstützt von Glühwürmchen, ähm, natürlich Handytaschenlampen, an. Danke, lieber Daniel für die tolle Assoziation. Das Lied wurde nur getragen von der Gitarre und dem Chor aus hunderten Stimmen, denn die Zuschauer zelebrierten den Song zusammen mit der Band. Am Ende zeigte der Sänger ein Herz an das Publikum, weil es wieder einer dieser besonderen magischen Momente auf einem Konzert war. Es folgte ein Song nach dem anderen und die Stimmung ließ nie wirklich nach, wobei man merkte, dass die alten Lieder wie Gott ist ein Popstar, Der neue Gott, Das weisse Licht und natürlich Augen auf! mehr im Blut und im Herzen der Fans waren, als die neuen Stücke. Die großen Songs wurden mitgegrölt, es wurde gehüpft und getanzt. Was leider nicht funktionierte, war das Stagediving beim letzten Song und so wurde Augen auf! erst mitten aus der Menge und dann wieder auf der Bühne fertig gespielt und gesungen. Liebe Frankfurter, beim nächsten Mal machen wir das besser! Die Band verschwand nach diesem Lied kurz von der Stage, um mit Zugaberufen nochmals für Alles aus Liebe und Niemand zurückzukehren. Beim letzten Lied wurden dann noch die letzten Kraftreserven aus dem Publikum herausgeholt und dem Wunsch nach “kaum Bodenkontakt”, von Sänger „Der Schulz, wurde exzessiv nachgegangen.
Es war wieder eine gelungene Reise durch die jahrzehntelange Musikgeschichte von Oomph! und ich merkte während der Show, mit wie vielen Songs ich wirklich etwas verbinde. Die Band hat zwar nie die Berühmtheit anderer aus ihrem Genre erreicht, aber viele trotz allem sehr stark mit geprägt. Ihre Lieder werden immer noch in den Diskos dieser Nation gespielt. Mit dem Wechsel des Sängers hat die Band nicht an ihrer Strahlkraft verloren und Sänger „Der Schulz“ hat die Lücke hervorragend mit Charme und Empathie geschlossen.
Zeitreise mit Oomph! durch ihre Bandgeschichte (Setlist)
- Soll das Liebe sein?
- Träumst Du
- Richter und Henker
- Labyrinth ((„We Will Rock You“ intro))
- Bis der Spiegel zerbricht
- Mein Herz
- Nur ein Mensch
- Sandmann
- Nichts wird mehr Gut
- Gekreuzigt
- Jede Reise hat ein Ende
- Brennende Liebe (Der Schulz solo)
- Wem die Stunde schlägt
- Kein Liebeslied
- Gott ist ein Popstar
- Schrei nur Schrei
- Der neue Gott
- Kleinstadtboy
- Das weisse Licht
- Mitten ins Herz
- Augen auf!
Zugabe:
- Alles aus Liebe
- Niemand
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