Pop-Punk, Post-Hardcore … in Wiesbaden.
Wer sich jetzt fragt, was diese Einleitung zu einem Konzertbericht soll, der kann entweder mit diesen Begriffen nichts anfangen, oder weiß jetzt schon direkt, von wem die Rede ist.
Zwei Bands aus UK, die diese Genres in Perfektion abliefern, neugierig machen auf mehr, die gute Laune mit depressiven und nachdenklichen Elementen verbinden, den Publikumskontakt nicht scheuen und auch brauchen, standen vor Kurzem im „kleinen Schlachthof“, dem Kesselhaus auf der Bühne.
Die 2014 gegründete Band Dream State machte den Anfang mit der kraftvollen Stimme von Jessie Powell, die direkt in die Vollen ging und das Publikum ab der ersten Minute voll im Griff hatte.
Ein Kollege sagte was von „Rampensau“ und dass dies keine Beleidigung sei… er hat sowas von recht, wie die Besucher eben durch ihre Reaktionen ebenso bestätigten. Da kommt die kleine Location dem Spiel und der Suche nach Nähe mit dem Publikum entgegen und es wird direkt los gebangt, die Haare fliegen und auf der Bühne ist Aktion angesagt. Jessie Powell nimmt das Publikum mit, singt kraftvoll ihre Songs, dabei die Augen geschlossen, dann wieder im direkten Kontakt mit der ersten Reihe. White Lies übernimmt sie auch schon nicht mehr alleine, die erste Reihe darf auch ins Mikro röhren. Die Schuhe, die CJ Gilpin nach ihrem Weggang von der Band hinterlassen hat – wirklich, sie passen. Wer die Gelegenheit haben sollte, kauft euch Tickets und geht in die ersten Reihen.
Mit den ersten Reihen in einer Location ohne Fotograben ist das so eine Sache mit der Nähe zu den Künstlern auf der Bühne. Als nun die Pop-Punker As December Falls auf der Bühne erschienen, ging es nahtlos mit dem Publikumskontakt von der ersten Minute an weiter. Indessen eben mit Bethany Curtis – zwei Mädels nacheinander an dem Abend waren eine sehr gute Kombi, nicht zu unterschiedlich, mit derselben Energie, nur dass As December Falls da noch einen drauf setzte. Jetzt musste die erste Reihe mal Platz machen, denn Bethany drehte das normale Konzept „da Bühne, da auch Band“ mal eben um und hüfte zu Mayday einfach mitten ins Publikum, schnappte sich eine Fanin (ja, weiblich…) und sang und tanzte direkt im Publikum. Bei Carousel war passend zum Titel auch eine Kreisbewegung des Publikums von der Band angesagt, was sich auch viele nicht nehmen ließen, das auch auszuführen. As December Falls hat eben sein Publikum im Griff.
Neben mir stand ein etwas älteres Pärchen, sie selber hatte die Band letztes Jahr schon mal gesehen, war angefixt und nahm dieses Jahr ihren Mann mit, der es sichtlich genoss. Die Fanbase wird größer… Die Mischung aus Pop-Punk und modernem Alt-Rock (einfach reinhören, dann weiß jeder, was ich meine), Rock-Grid-Elementen, mit Alternative Rock gewürzt, brachte den Saal zum Kochen. Gute Laune, Spaß, Interaktion, einfach ein rundes Paket, was diese Band mit Gründungsmitglied Ande Hunter an den Backvocals und Leadgitarre so ablieferte. Einen kleinen Wermutstropfen gab es, denn die Show war etwas kürzer als sonst. Von ursprünglich sechzehn Songs fielen vier dem Genesungsprozess zum Opfer, aber dafür waren die anderen zwölf mit der entsprechenden Energie. Wir wollen gar nicht wissen, was sie mit dem Publikum anstellte, wäre das ein Full-Set-Konzert gewesen. Oder vielleicht doch… ja… unbedingt, wie ein Selfie mit Publikum während des Singens zu machen oder einfach nur frech grinsend die Zunge rausstrecken, was man sehr süß finden kann.
Mit „it’s your last chance to dance with us, your last chance to sing with us, the last chance to loose your minds celebrating a whole evening with us“ wurde der letzte Song angekündigt, Ride. Wie wahr, ein schneller Ritt noch und erschöpft und zufrieden ging das Publikum widerstrebend nach Hause. Drückten sich noch am Merch rum, machten Selfies und wollten doch gar nicht wirklich gehen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen, hoffentlich sehr bald.
Setlist:
More to you
Go Away
Joint the Club
Nothing on you
No Money
Acoustic Song
Mayday
Carousel
I cant Sleep
IDFLFG
Everything you say
Ride
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