Am 13.04.2024 kehrte das Zwergentanz Festival zurück nach Nürnberg, diesmal in die Black Box. Organisiert wurde der Abend von der Nürnberger Band Svarta Faran und wurde unterstützt vom Bamberger Festivals e.V. und der Ortsgruppe Nürnberg. An dem Abend traten vier Bands auf, von deren Auftritten wir mit Bild und Text berichten vollen. Viel Spaß beim Lesen.
Vorab, die Black Box ist eine besondere Location. Die Räume mit der Bühne, dem Tresen, Toiletten und der VIP-Bereich liegen im zweiten Stock eines ehemaligen Bürogebäudes und dementsprechend waren die genannten Bereiche in getrennten Räumen. So ist der Raum für die „Bühne“ nicht besonders groß und konnte nur eine kleine Anzahl an Zuschauer fassen, die auf Augenhöhe mit den Musikern stehen, denn die Stage ist ein sehr großer Perserteppich auf dem Boden und der Raum mehr breit als tief. Trotz dieses Umstandes, passierten unglaublich viele Dinge in diesem kleinen Raum, in einem Maß, wie ich es selten bei einem Konzert an anderen Orten erleben durfte. Allein dafür war das Zwergentanz Festival ein unvergessliches Ereignis und dann kamen noch die Auftritte der Künstler dazu und die waren allesamt auf ihre Art unvergesslich.
Der Auftakt machte Hollow by the Mill, eine Nürnberger Irish Folk Band, welche ebendiese Folk Klassiker zum Besten gaben. Bewaffnet mit Bass, Akustikgitarre und Tin Whistle spielten sie ein altbekanntes Lied nach dem nächsten. Der Abend fing entspannt und ruhig an, wobei sich Band und Besucher langsam in das grüne Fieber steigerten und bald darauf tanzten, schunkelten und klatschten sich die Zuschauer durch den kleinen Raum. Bei dem Lied Irish Rover mussten einige zu enthusiastischen Besucher gebremst werden, dass sie zu dem gegebenen Signal klatschten. Zwischendurch sprang ein Mitglied der Crew zwischen den Zuschauern hervor und brachte die angebrachte Discokugel kurz zum Drehen. Diese Geste wurde bei einem späteren Lied noch relevant.
Kurz vor dem Ende offenbarte Hollow by the Mill dem Zuschauer eine kleine Überraschung: Sie haben zwei zusätzliche Tracks als Zugabe auf die Setliste gelegt, aber natürlich müssten die Zuschauer laut „Zugabe“ rufen und sie damit „überzeugen“ noch mehr zu spielen. Nach der kurzen Instruktion zu diesem Zugabe-Spiel und der Ausführung wurden die letzten beiden Songs gespielt. Das erste Lied war No No Never und rotes Licht flutete den Raum. Dieses wurde durch die Discokugel, welche vorher angestupst wurde, durch den Raum geworfen. Dabei schunkelte eine ganze Kette an Personen einmal quer durch den Raum, direkt an der Bühne vorbei. Für den letzten Song musste Hollow by the Mill lange im Repertoire des Irish Folk graben, da es nur wenig Lieder über Zwerge gab. Aber eines haben sie gefunden, und zwar Diggy Diggy Hole von Yogscast, welches durch das Cover von Windrose bekannt geworden ist. Die Zuschauer eskalierten bei dieser Zugabe, schüttelten die Köpfe, imitierten die Bewegung mit Spitzhaken und grölten laut durch den Raum. Ein sehr guter Anfang für das Zwergentanz Festival von Hollow by the Mill.
Nach der Portion Irish Folk gab es danach den Folk Metal von Mandragora Thuringia auf die Ohren. Ein Opening mit Trommeln, Flöten und Streichinstrumenten erschallte aus den Lautsprechern, als die Musiker durch den Raum auf die Teppichbühne traten und mit dem Auftritt begannen. Doch kurz nach den ersten Akkorden ein kurzer Soundfehler, welcher mit viel Humor genommen wurde. Dann ein zweiter Anlauf mit erhobenen Fäusten und einem Chor aus „Hu Ha“ Rufen seitens der Besucher. Die Musiker in ihren grün-schwarzen Tuniken und Kilts hatten sogar ein Maskottchen in Form einer Alraune mit Pflanztopf am Mikrofonständer mitgebracht, denn Mandragora ist die lateinische Bezeichnung für Alraune.
Mit rockigen Riffs, einem Dudelsack und einer Mischung aus Growls und epischem Klargesang verwandelte sich der Raum in ein Tollhaus. Zuerst hatten die Besucher den letzten Meter zur Bühne… äh, dem Teppich überbrückt und dann wurde eskaliert. Es wurde geklatscht und ausgiebig geheadbangt. Beim dritten Lied stieg der Sänger zwischen den Mikrofonständern hindurch in das Publikum, während er weiter sang. Danach packte und schubste er zwei Besucher, um gemeinsam in das Mikro zu schreien. Nach diesem intensiven Moment wurde mit etwas Humor die Situation aufgelockert. Dafür hatte sich Mandragora Thuringia was Besonderes einfallen lassen, und zwar eine eigene Version des allzeit bekannten Remix von They’re taking the Hobbits to Isengard auf Deutsch mit zusätzlichen Phrasen aus den Filmen und Melodien von deren Soundtrack. Gleich danach durften die Seeleute im Publikum beim Band internen Shanty Der Kraken ausgiebig rudern und die Ruderreihen erstreckten sich über die gesamte Länge der Bühne bis hinten an die Wand.
Im Lauf des weiteren Auftrittes wurde in dem kleinen Raum eine Wall of Death gezündet, ausgiebig gemosht, bis ein Zuschauer fast in die Instrumente fiel und ein Bier zu Bruch ging, und zu der Trollmelodie Ringelreihen getanzt wurde. Zum Schluss hatte die Truppe auch eine besondere Zugabe gespielt, und zwar nichts Geringeres als Leb deinen Traum aus dem Anime Digimon. Traditionen müssen gewahrt werden! Selten erlebte ich so viel Leidenschaft für ein Lied in einem solch kleinen Raum. Spätestens mit der Zugabe hat Mandragora Thuringia die Herzen der Zuschauer für sich erobert.
Mit dem Auftritt von Tales of Ratatösk steigerte sich der musikalische Härtegrad bis unter die Decke! Brachiale, kantige Riffs und tiefe Growls, abgerundet von melodischem Gegenspiel und einem Dudelsack, bildeten eine explosive Mischung, welche den inneren Bewegungsdrang stimulierte. Es wurde gerannt und gemosht und immer dabei war ein großes Plüschtier, doch erstmal von vorne.
Die Band war in überwiegend grüne Tuniken gekleidet und hatte schwarze-grüne Kriegsbemalungen im Gesicht. Vorne, direkt vor der Frontfrau Lin, thronte ihr Maskottchen Töski, das übergroße Plüscheichhörnchen, welches scheinbar vorher beim örtlichen Sattler war, um sich für den heutigen Abend zu rüsten. So trug das große Plüschtier einen Ledergürtel um den Hals, an dem ein Hornhalter und eine lederne Brustplatte befestigt waren. Diesen Schutz brauchte Töski, den bald schnappte sich eine junge Frau auf Ansage der Band das Tier und lief damit los. Die Besucher sollten ihr folgen, um einen Circle Pit zu bilden. Die erste Runde durch die Zuschauer hatte mehr Kurven als eine durchschnittliche Rennstrecke und auch der daraus resultierenden Pit entpuppte sich als sehr schmales Oval, was aber dem Raum geschuldet ist. Ihr Dudelsackspieler schloss sich der Prozession an und umrundete mit dem Instrument in beiden Händen mehrmals die Zuschauermenge.
Von einem der Besucher ließ sich währenddessen das Schreihörnchen Lin ein Larp-Schwert reichen, um beim Singen damit in der Luft zu fuchteln. Über diesen Szenen tanzte der mitreißenden Folk Metal von Tales of Ratatösk und der Sound passte wie Faust auf Auge zu den wilden Bewegungen der Besucher. Später wurde noch kurz gemosht und auch eine Wall of Death animiert und immer war Töski mit dabei. Am Ende wurde der zweite Träger des Eichhörnchens, wie beim Crowdsurfen, empor gehoben und mehrere Augenblicke hochgehalten, bevor er abgesetzt wurde. Eine starke Party, welche wir den Musikern von Tales of Ratatösk zu verdanken hatten.
Nun zum Grande Finale des Zwergentanz Festival 2024 und als Headliner wurde niemand geringeres als die Mighty Dragonlords of the Promised Land gewählt! Die tapferen Recken und Abenteurer rund um Prinz Maximus versammelten sich in Nürnberg um ihre Heimat Gloriador gegen den bösen Zork zu verteidigen! Dies erzählte eine Stimme aus dem Off mit theatralischem Unterton und dann wurden die einzelnen Mitglieder der Gruppe vorgestellt. Prinz Maximus, der elbische Magier Elthiadóre, der Druide Balos, der Zauberer Ekbaris und der Dämon Vhuct’hul, welcher früher dem Bösen diente, stellen sich dieser Herausforderung!
Die Mighty Dragonlords spielten einen kantigen Power Metal mit Anleihen von Punk und einem tiefen Gesang. Ihr Frontmann war auch an diesem Abend ein Energiebündel, der während der einzelnen Lieder über den Teppich tigerte, sich als Bösewicht verkleidete, um diesen kurzzeitig zu verkörpern. Zwischendurch schritten zwei Recken in Gambesons, mit Rundschild und Schaumstoffschwert, vor der Bühne aufeinander zu und begannen ein kurzes, aber heftiges Duell. Kaum waren die Streiter zur Seite getreten, wurden ein Circle Pit, eine Wall of Death und ein Moshpit durchgeführt. Für ein Lied im mittleren Set erweiterten die Streiter der Mighty Dragonlords ihre Ausrüstung um große, bunte Sonnenbrillen und die Besucher drehten sich teilweise zu dritt wie Derwische durch die Crowd, obwohl zum Ausweichen kaum Platz übrig war.
Prinz Maximus offenbarte noch einen magischen Hammer als Requisite und unter dem Banner von Gloriador sangen Recken und Besucher im epischen Chor zusammen. Dann war das Konzert auch vorbei und der Sänger verließ den Raum…zu Ende? Oh nein, denn der Prinz sprang zurück in den Raum und begann wie ein Berserker zu moshen und eine letzte Zugabe wurde gespielt. Danach war der Auftritt der Mighty Dragonlords of the Promised Land und das Zwergentanz Festival leider schon vorbei.
Das waren vier intensive Konzerte auf kleinem Platz, welche ich alle in freudiger Erinnerung behalte. Besonders die Zugaben der ersten beiden Bands haben mich überrascht und mein Herz höher schlagen lassen. Auch werde ich mir die Namen jeder Band merken und freue mich auf ein Wiedersehen mit ihnen. Sowohl die Location als auch das Festival konnten mich überzeugen und ich hoffe beides ebenfalls wieder erleben zu dürfen.
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