Review: Blazing Eternity – A Certain End of Everything

Review: Blazing Eternity – A Certain End of Everything

 

Erscheinungsdatum: 19.04.2024

Label: Mighty Music

Genre: Melodic Black Metal

Spieldauer: 46:10

Tracklist:

  1. One Thousand Lights
  2. The Secrets of White
  3. A Certain End of Everything
  4. The Ghosts of Another Broken Life
  5. No Bringer of Light
  6. Your Mountains Will Drown Again
  7. The Bells

Es lässt sich ohne Übertreibung sagen, dass wenn eine Band nach 21 (!) Jahren ein neues Album rausbringt, ein gewisses Gefühl hervortritt, welches nicht unbedingt jedes, vor allem absehbare, Release entwickeln kann. Und das gilt besonders für eine Band wie Blazing Eternity, die sich trotz ihrer Abwesenheit immer wieder mit ihren alten Alben in die Herzen von neuen Hörern spielen konnten. Und selbst wenn jene, die die Band schon sehr lange, vielleicht nicht so lange wie die besagte Abwesenheit, kennen, überrascht sind, dass es nochmal etwas Neues zu hören gibt, dann lässt sich sicherlich behaupten, dass ein solches Release doch etwas Besonderes an sich haben muss.

Von daher ist es unabdingbar, diesen Zeilen auch einen gewissen historischen Teil anzufügen. Blazing Eternity formierten sich erstmals im Jahre 1991 noch unter dem Namen Ancient Sadness, einem Black Metal-Projekt, aus dem zwei Jahre später nur eine Demo namens Tragedies entstand. In diesem Jahr erfolgte dann auch die Umbenennung zum heutigen Namen. Zwischen 1996 und 1998 wurden drei Demos aufgenommen. Im Jahre 2000 wurde das erste Album über ein gewisses, damals noch junges Label namens Prophecy Productions veröffentlicht, das heute natürlich einigen ein wohlbekannter und -geschätzter Name ist. Mit Times and Unknown Waters wurde von den Dänen aus Kopenhagen ein Werk geschaffen, das auch 24 Jahre danach noch seines Gleichen sucht. Die Atmosphäre, die hier kreiert wurde, so meint es zumindest dieser Schreiber, ist eine ganz besondere, die schon vieles vorwegnahm, was später vor allem im Post-Black Metal und auch in Teilen des Post-DSBM zur grundlegenden Stimmung wurde. Musikalisch lässt sich dieses Album in den Bereich des Melodic Black Metal mit Elementen aus dem Doom einordnen. Schon der erste Song Concluding the Dive of Centuries saugt den Hörer in eine ganz merkwürdige Sphäre ein, die über das Album verteilt Melancholie, Trauer und Enttäuschung vermittelt, ohne jedoch den Anschluss  an einen gewissen hoffnungsvollen Gedanken zu verlieren. Dafür sorgen vor allem die musikalischen Elemente. Hier finden wir keinen klassischen DSBM über besagte Themen, denn die Melodien, gepaart mit, eben hoffnungsvollen und treibenden Riffs in der Rhythmusgitarre und cleanen Passagen geben eine unglaubliche Energie ab, die sich sicherlich in etwas positiv-gefühltes ummünzen lässt (Referenztrack hierzu: Dark Summernights of Eternal Twilight). Einen ganz besonderen Teil dazu liefern auch die Vocals, welche oftmals im Zusammenspiel von Screams, cleanen und gesprochenen Parts dargeboten werden und in der Art und Weise wie sie umgesetzt wurden, ein sehr originelles und einzigartiges Element darstellen. Obwohl über dieses Album eine seitenlange Hymne geschrieben werden könnte, soll es doch nun weiter im Text gehen. Es soll jedoch auch nochmal ausdrücklich gesagt werden, dass dieses Album mit Sicherheit eines der großartigsten Gesamtwerke aus diesem Bereich der Musik , der Atmosphäre und der Stimmung darstellt und auf jeden Fall ein inspirierendes und prägendes Album für  Musiker, die jünger als die Dänen gelten und sich in ähnlicher Richtung bewegen, sein kann.

2003 folgte das zweite Album A World to Drown In, welches sich eher im Bereich des Gothic Metal einordnen lässt. Ein Review, oder wie auch immer man solche Zeilen nennen mag, ist immer subjektiv. Und von daher muss der Schreiber hier zugeben, dass dieses Release im krassen Gegensatz zum vorherigen steht. Während Times and Unknown Waters¸ was nun ausreichend klar geworden sein sollte, eines der besten Alben aus dieser Zeit darstellt, geht das zweite komplett daran vorbei. Für das, was es ist, für diesen Stil und seine Fans und nicht zuletzt für die Musiker zur damaligen Zeit, sonst wäre es schließlich nicht so entstanden, ist es sicherlich ein ebenso gutes Album. Nur dem Stil des Schreibers sagt es nicht zu und daher sollen hier auch nicht zu viele Worte darüber verloren werden. Vielleicht liegt es auch in Teilen daran, dass mit dem ersten Album eine solch hohe Erwartungshaltung eingetreten ist, der es schwer ist nachzukommen, die Messlatte für ein großartiges Album wurde immerhin immens hoch gesetzt. Trotzdem sollte jeder A World to Drown In eine eigene Chance geben, weil sicherlich auch dieses, wenn es die richtigen Hörer findet, Begeisterung auslösen kann. Nun stehen wir also hier, 21 Jahre später, ohne so wirklich zu wissen, was da denn nun auf uns zukommen mag. Klar, eine gewisse Idee und damit einhergehend auch ein gewisser Anspruch, sind natürlich vorhanden, aber nach so viel Zeit, nach so viel Verschiedenheit überwiegt die Spannung auf die musikalische Neugeburt, welche aller Erfahrung nach nicht negativ ausfallen kann.

A Certain End of Everything kommt auf den ersten Höreindruck sehr viel eher dem ersten Album nach, was für manche sicherlich eine positive Nachricht ist. Obwohl der Sound insgesamt schon 2000 sehr gut war, so hat sich daran nichts geändert, schließlich war wieder einmal Markus Stock mit im Boot, was für Kenner in der Regel auf großartige Musik schließen lässt. Was sich diesbezüglich geändert hat, ist definitiv, dass nicht nur der Sound, sondern auch das gesamte Zusammenspiel wesentlich moderner wirken. Das mag einerseits am modern orientierten Mix, sicherlich aber auch am Einsatz der Synthesizer liegen, die immerzu die Atmosphäre unterstützend im Hintergrund wirken. Insgesamt finden wir ein Werk vor, das sich in den melodischen Post-Black Metal einordnen lässt und auf gewisse Weise, ohne ständig den Vergleich zu Times and Unknown Waters bringen zu wollen, das weiterentwickelt, was im Jahr 2000 beziehungsweise Ende der 90er begonnen wurde. Einige Songs, manche mehr als andere, wirken so, als wären sie schon vor zwanzig Jahren geschrieben worden, was sicherlich nicht komplett abwegig ist. Was außerdem sehr eindrucksvoll auffällt ist, dass trotz allen modernen Aspekten in Sound und Songwriting, verbindende Elemente zur Vergangenheit bleiben. Diese wären beispielsweise die Vocals von Sänger Peter Mesnickow, die schon fast so wirken, als hätte es nie eine Pause zwischen den Releases gegeben. Auch wurden die cleanen Vocalparts in der Kombination wieder aufgenommen, wie es zum Beispiel beim Titeltrack der Fall ist; anders, aber nicht weniger gut umgesetzt, vielleicht ein weiteres Element der Modernisierung. Wiegesagt, auch das Songwriting wurde zwar um einen modernen Touch erweitert und trotzdem bleibt der Eindruck, dass die Songs, in vielleicht etwas anderer Form, auch so schon zu früheren Releases passen würden. Instrumentalist Morten Lybecker beweist hiermit also eindrucksvoll, dass das Wesen einer Band und ihres eigenen Stils nicht nur im Sound liegt oder abhängig ist von der Verwendung moderner oder old-school Elemente, sondern im Konzept, das im Herz dessen, was der Songschreiber als grundlegend für sich definiert, erst heranwächst und dann immer wieder unter verschiedenen Umständen neu erblühen kann, auch wenn zwanzig Jahre dazwischenliegen mögen. Daher bleibt hier, vor allem aus Musikerperspektive, nichts anderes übrig, als den Hut zu ziehen. Nicht vergessen werden soll Drummer Lars Korsholm, der auch hier wieder einen mehr als soliden Job erledigt hat, leider hat der Schreiber jedoch relativ wenig Ahnung von seiner Arbeit, sodass hier nur wenig zu gesagt werden kann.

Bewertungen in numerischer Form werden ohnehin dem musikalischen Werk jeglicher Bands nicht gerecht; hier wird es nochmals besonders deutlich. Für den ein oder anderen neuen Hörer, für jene, die es eher roher mögen oder einfach ein wenig stolpern beim Hören von eben eher moderner-klingenden Alben, für all diese mag dieses Album vielleicht gut, aber nicht unbedingt herausragend erscheinen. Alle anderen, die einen solchen Stil bevorzugen, werden sicherlich etwas ganz Besonderes darin sehen. Für Ihren Schreiber liegt es, was den Sound angeht, auch eher daran, dass es sich bei Blazing Eternity eben um eine über viele Jahre geliebte Band handelt, bei der sich einfach darüber gefreut wird, dass wieder etwas kommt und dieser Faktor überspielt den persönlichen Geschmack, der eigentlich nicht auf solch moderne und gebügelte Produktionen ausgerichtet ist. Doch abgesehen davon muss gesagt werden, dass die Dänen genau verstehen, wie sie jene melancholische und auch in Teilen traurige und doch hoffnungsvolle Stimmung umzusetzen haben, um den Hörer zu berühren. Deshalb kann A Certain End of Everything als Gesamtkunstwerk betrachtet werden, wodurch eine detaillierte Beschreibung jedes einzelnen Liedes überflüssig wäre. Ein Album, was jedem ans Herz gelegt werden kann und zu dem sicher jeder, zumindest ein wenig Zugang finden kann.

 

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