Titel: Judas
Künstler: Lord of the Lost
Release: 02.07.2021
Genre: Dark Rock
Spieldauer: 104 Minuten, 30 Sekunden
Label: Napalm Records
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Tracklist:
Damnation (CD1):
- Priest
- For They Know Not What They Do
- Your Star Has Led You Astray
- Born With a Broken Heart
- The 13th
- In the Field of Blood
- 2000 Years a Pyre
- Death is Just a Kiss Away
- The Heart is a Traitor
- Euphoria
- Be Still and Know
- The Death of All Colours
Salvation (CD2):
- The Gospel of Judas
- Viva Vendetta
- Argent
- The Heartbeat of the Devil
- And It Was Night
- My Constellation
- The Ashes of Flowers
- Iskarioth
- A Wat Within
- A World Where We Belong
- Apokatastis
- Work of Salvation
Judas ist eines meiner absoluten Lieblingsalben, weil ich es einfach genial finde. Ich kann es, ohne mich zu langweilen, in einem Stück durchhören, obwohl es so lang ist. Es strotzt nur so vor Symbolik und selbst als Atheist berührt es mich immer wieder.
Das Doppelalbum behandelt, wie der Name vermuten lässt, ein biblisches Thema: Die Geschichte von Judas Iskariot, der, wenn man der Bibel glauben mag, Jesus verraten und an die Römer ausgeliefert hat, was in dessen Tod mündete. Das verabredete Zeichen zur Identifikation Jesu war dabei ein Kuss. Judas selbst erhielt dafür 30 Silberstücke und hat je nach Evangelium das Geld zurückgegeben und aus Reue Selbstmord begangen (Matthäus) oder kaufte sich ein Grundstück, den Blutacker, und starb bei einem Unfall (Lukas). Es gibt also selbst im biblischen Kanon unterschiedliche Versionen, die auch verschiedene Interpretationsmöglichkeiten bieten. Gemeinhin gilt Judas deshalb als Verräter schlechthin.
Lord of the Lost krempeln das Ganze etwas um und schauen sich Judas aus Sicht des apokryphen Judasevangeliums an. Dieser Text hat es nicht in den biblischen Kanon geschafft, vermutlich weil er damals als ketzerisch angesehen wurde. Hier verrät Judas Jesus, um den göttlichen Plan durchzusetzen und Jesus am Ende zu dem Erlöser zu machen, den er verkörpern soll. Das heißt, ohne Verrat kein Sterben am Kreuz für unsere Sünden, keine Wiederauferstehung. Damit wäre Judas gar nicht der Böse, sondern der Auslöser für all das. Eine auf den ersten Blick befremdliche Ansicht.
Die Band will dabei offensichtlich nicht historisch oder sogar biblisch akkurat sein. Laut Frontman Chris Harms in einem Interview gehe es hier viel eher um die Faszination der Figur und des Mythos des Judas Iskariot und die vielen Interpretationsmöglichkeiten, die dieser biete. Die Band sehe die Geschichte eher mythisch.
Das Album ist in zwei Teile geteilt, Damnation und Salvation. Verdammnis und Erlösung. Zwei Gegensätze, die in diesem Falle unweigerlich miteinander einhergehen. Damnation betrachtet Judas dabei als den Verräter, Salvation als den Erlöser. Durch beide Teile zieht sich ein Leitmotiv, das in vielen Songs mehr oder weniger prominent platziert ist und einige Songs gehen ineinander über. Dadurch wirkt es perfekt als Gesamtkunstwerk und ist der Grund, weshalb ich so genial finde. Man wird eingesogen und auf einmal ist das Album vorbei und man fragt sich, wo die Zeit geblieben ist. Der Mix zwischen Balladen und wuchtigen Metalpassagen sorgt dafür, dass es nie langweilig wird.
Dabei funktionieren die einzelnen Songs aber auch wunderbar einzeln. Dafür sorgt primär die Komposition, die Lord of the Lost-typisch sehr ausgefeilt ist und sich in vielen Details verliert, was die Qualität konsequent durch das gesamte Album auf einem außergewöhnlichen Level hält. Flächendeckende Synths, Kirchenorgeln, Chöre und natürlich Chris Harms Stimme rufen starke Emotionen hervor und verursachen regelmäßig Gänsehaut oder rühren sogar zu Tränen. Jeder Song birgt eine eigene Faszination in sich, die zum Gesamtkonzept beiträgt.
An wem dieses Album vorbeigegangen ist, oder Lord of the Lost nur für ihren ESC-Auftritt kennt, hat auf jeden Fall etwas verpasst und sollte Judas unbedingt nachholen.
Bei der Aktion Adventskalender stellen euch die Redaktionsmitglieder ein Album vor, welches ihnen am Herzen liegt. Hier erwarten euch die All-Time-Favorites oder Alben mit einer großen persönlichen Bedeutung.
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