Review: Gasbrand – Fading away in Nothingness

Release: 18.04.2025

Genre: Black Metal

Spieldauer: 46:26

Label: Independent

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Tracklist:

  1. Der Abgrund
  2. Dishonor
  3. Stille
  4. XVII – I have lived
  5. Madness
  6. Fading away in Nothingness
  7. Calamity
  8. Downfall

 

 

Mit Fading away in Nothingness veröffentlicht das Duo Gasbrand am 18.04.2025 seine dritte Veröffentlichung und bleibt dabei seiner musikalischen Ausrichtung treu – jener kompromisslosen Mischung aus der finsteren Wucht des Black Metal der zweiten Welle der 1990er-Jahre und den druckvollen, modernen Spielarten des Genres. Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich die beiden Musiker bewegen – und auf diesem wandeln sie mit erstaunlicher Sicherheit und einem feinen Gespür für Dramaturgie und Intensität.

Schon das Albumcover lässt keinen Zweifel daran, welchem Geist dieses Werk entspringt. In Mitternachtsblau getaucht, entfaltet sich eine klassische Szene: Eine verfallene Burg thront über einem düsteren, beinahe leblosen Wald, davor steht einsam ein in schwarzes Gewand gehüllter Wanderer. Dieses Bild atmet das Vermächtnis von Bands wie Dark Funeral oder Emperor, greift deren ikonische Ästhetik auf und transportiert sie in eine neue Veröffentlichung. Es ist ein visuelles Manifest, das wie eine Eingangsbeschwörung wirkt – eine Einladung an jene, deren schwarzes Herz noch immer für das lodert, was in den nebligen Nächten Skandinaviens geboren wurde.

Musikalisch knüpft Fading away in Nothingness genau an diese Atmosphäre an. Der Einstieg erfolgt mit Der Abgrund direkt und gnadenlos: eine Walze aus Riffs, Blast Beats und bellendem Gesang, der jede Spur von Licht erstickt. Der Song bleibt über seine Laufzeit hinweg ein beständiges Inferno, das in seiner Monotonie eine fast tranceartige Erhabenheit entfaltet. Dass Gasbrand sich in dieser Kompromisslosigkeit wohlfühlt, zeigt sich auch im mittleren Teil des Albums, wo ähnliche Strukturen wiederkehren – etwa im gewaltigen XVII – I have lived, das sich mit brachialer Geschwindigkeit in den Gehörgang fräst und beinahe erschöpfend wirkt in seiner klanglichen Dichte.

Doch Fading away in Nothingness ist kein stumpfes Schlachtfeld, sondern viel mehr ein durchdachtes Gesamtkonzept. Immer wieder wird der Strom der Aggression gezielt unterbrochen: In kurzen, atmosphärischen Zwischenspielen wie Dishonor und Madness gibt es Raum zum Luftholen. Besonders bemerkenswert ist Dishonor, das mit der Stimme von Bodo Henkel – besser bekannt als Xardas aus der Gothic-Spielereihe – einen unverhofften Moment der Nostalgie und Tiefe schenkt. Diese Einspieler wirken nicht wie Fremdkörper, sondern wie geschickt platzierte Wegmarken in einem düsteren Klanglabyrinth.

Ein erster wirklicher Höhepunkt folgt mit Stille. Hier zeigt sich, wozu Gasbrand fähig ist, wenn sie sich Zeit nehmen für den Aufbau ihrer Lieder. Epische Melodien, erhabene Spannungsbögen und ein eindringlicher Wechsel zwischen Klargesang und Screams verleihen dem Song eine emotionale Tiefe, die sich von der sonst so kalten Ästhetik wohltuend abhebt. Besonders der klare Zweitgesang trägt eine fast liturgische Note in die Musik – wie ein Klagegesang über den Ruinen einer untergegangenen Welt.

Ein weiteres Ausrufezeichen setzt der Titeltrack Fading away in Nothingness, der mit seiner melodischen Tiefe und einer leichten Tendenz zum Atmospheric Black Metal überrascht. Hier zeigen sich Einflüsse, die über den klassischen Raw Black Metal hinausweisen – abwechslungsreiche Gitarrenlinien, und stimmungsvolle Übergänge, die den Track aus dem Gesamtbild hervorhebt. 

Der abschließende Doppelpunkt mit Calamity als komplexem Break und dem finalen Monolith Downfall krönt das Album. Letzterer vereint die bisher bekannten Stärken von Gasbrand: druckvolle Riffs, packende Drums, und musikalische Schwere. Es ist ein durchdachter Schlusspunkt, der nicht auf das Gaspedal drückt, das Album mit einem Donnerschlag beendet und mit nichts als Leere zurücklässt.

Fading away in Nothingness ist ein Album, das sich nicht anbiedert. Es ist laut, unnachgiebig und in seiner Struktur klar auf die Wirkung als Gesamtkunstwerk ausgerichtet. Wer mit zugänglichem Songwriting rechnet, wird sich schwertun – doch wer sich auf den Rausch dieser klanglichen Dunkelheit einlässt, wird mit einem atmosphärischen Black-Metal-Werk belohnt, das sich seinen Platz im Jahr 2025 mit Nachdruck sichert. Die kleinen Überraschungen – sei es Xardas’ Stimme, der klare Zweitgesang oder die subtilen melodischen Abweichungen – zeigen eine Band, die sich mit jedem Album ein Stück weiter öffnet, ohne ihre Wurzeln zu verraten.

Gasbrand liefern mit ihrem dritten Werk kein leicht verdauliches, aber ein umso stärkeres Statement ab. Ein musikalischer Abgrund, in den man mit geschlossenen Augen springt – und nie ganz wieder zurückkehrt.

 

 

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