Review: Horn – Mohngang

Erscheinungsdatum: 15.05.2020

Label: Iron Bonehead Productions

Genre: Pagan Black Metal

Spieldauer: 48:04

Tracklist:

  1. Einleitung – Der Wettlauf zum Meer
  2. Satt scheint der Sud der Tat
  3. De står her somsletta
  4. Wär nicht Traubhagel
  5. Handkreis und Chor
  6. Upstream Canals, a Ship’s Bell Sounds
  7. Dulcimerstück
  8. Vom Tribock hohl geschossen
  9. Ødegård und Pendelschlag
  10. Die mit dem Bogen auf dem Kreuz (cello version)

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https://hornlichterlischt.bandcamp.com/

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Nach dem Meisterwerk „Turm am Hang“ (2017) mit der es für „Horn“ steil nach Oben ging, folgte noch ein Jahr danach die EP „Retrograd“. Dann wurde es still und dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen die an „Mohngang“ gestellt wurden beim Zuhörer. Wir haben uns das neuste Werk des Paderborners Multiintsrumentalisten „Nerrath“ einmal zu Gemüte geführt und für euch voller Spannung durchgehört.

Wenn eine CD schon mit einem Stück beginnt, das sich selbst Einleitung – Der Wettlauf zum Meer heißt, dann erwartet man normalerweise immer ein Instrumental Stück, das einen direkt in die passende Atmosphäre für das anschließende Musikalische Werk versetzt. Das knapp 4-minütige Cellostück wurde von Lestaya, welche auch bei der Band „Ferndal“ das Cello einbringt und bereits auf „Retrograd“ zu hören war, eingespielt und reisst den Zuhörer direkt aus dem Alltag. Es lädt dazu ein, noch einmal die Augen zu schließen und sich voll auf die Musik zu konzentrieren, bevor der „Mohngang“ beginnt

Von Cello auf ein drückendes Bassspiel wechselt Satt scheint der Sud der Tat bevor Gitarre und die Double Bass die Ruhe aus dem Intro davon fegen. Die gewohnt kräftige Stimme Horns gepaart mit ordentlich „Volldampf voran“ bevor passend zum Refrain wieder die der tiefe Cleangesang ertönt. Dieses Wechselsspiel zieht sich weiter fort und wird nur von musikalischen Breaks in denen neue Instrumente auftauchen zur Ruhe getragen, bevor das Schlagzeug wieder voll durchhämmert.

Nun folgt eine Nummer die schon dadurch heraus sticht, dass die Lyrics in Norwegisch verfasst wurden. De står her somsletta betitelt sich der dritte Track auf dem Album und nimmt etwas Tempo heraus. Dies tut jedoch keinen Abbruch, da es in einem sehr mitreisenden und groovigen, vorantreibenden Rhythmus geschrieben ist und man Probleme hat, sich nicht zu bewegen. Eine der Nummern auf die man sich sicherlich auch Live freuen darf, da man beim Anhören schon spürt, wie man sein Haupt schütteln möchte.

Und wieder folgt eine kleine Überraschung, aber dafür ist die Band ja bekannt. Und so wird Wär nicht Traubhagel von einem Blasmusikintro eingeleitet, bevor wieder im klassischen Horn Sound sägende Black Metal Gitarren die Atmosphäre erhellen. Langsam aufbauend, aber stets vorantreibend in einem Rhythmus und Gesang der an die die drückenden Strophen von „Turm am Hang“ erinnern. Jedoch folgt kein sauber gesungener Refrain, sondern brachiale Härte in Musik und Vocals, die das Paganmetaler Herz höher schlagen lassen. Erst in der letzten Strophe wechselt die Stimme noch einmal in Richtung Engelschor und lässt den Traubhagel sanft und kraftvoll ausklingen.

Handkreis und Chor stellt einen Titel da, der erst einmal viele Möglichkeiten offen lässt. Was uns erwartet ist aber zumindest für mich keine von denen an die ich gedacht habe. Wildes Midtempo über das gekeift wird, mit ein bisschen Chorgesang im Hintergrund. Soweit so gut, doch nun wird das Ganze mit einer sehr tragenden Melodie gepaart und bildet einen Fluss, der dem beim Zuhören wohltuend auffallen muss! Ganz besonders, da die Übergänge der einzelnen Passagen so subtil und einig sind, dass man die Wechsel kaum bemerkt und es einem so vorkommt, als wäre es eine Weiterführung der Melodie die einen trägt.

Der erste englische Track reiht sich ein. Upstream Canals, a Ship’s Bell Sounds lässt auf ein Intro mit Glocken schließen. Da das für Horn jedoch zu einfach wäre, wurde hierfür eine folkig anmaßende Akustik Gitarre gezupft und fühlt dem Herzschlag nach, den man verspürt wenn sie erklingt. Elektronische Instrumente und Schlagzeug setzen ein und man bekommt noch einmal eine neue Variante für den Gesang geliefert, welcher von Solo Clean bis mehrstimmigem Chorgesang das komplette Spektrum abgrast. Untermalt von Gitarrengejaule, wie man es aus dem klassischen Heavy Metal mehr als gut kennt. Doch wer hier befürchtet es drifte zu weit ab, der kann sorgenfrei weiterhören, denn das Tempo zieht an und das Soundkostüm fällt zurück auf genau das, was man von Horn hören will. Tempo, brachiale Drums und ein Outro bei dem passend zum Intro wieder auf der Akustik Klampfe gezupft wird.

Dulcimerstück nennt sich der Titel des Stückes mit der magischen Nummer 7. Und ja für alle die es nicht wussten, die Dulcimer ist ein Instrument, das ursprünglich aus den Appalachen stammt. Als snach Europa kam, wurde sie dann jedoch im Englischen nur noch als „Hackbrett“ benannt. Ein Name der unter dem steht, was man damit spielen kann. Dulcimer, [‚dʌlsɪmə], von lateinisch/griechisch dulce melos, „lieblicher Klang“ abgeleitet, kommt dem schon viel näher. Und so wird zur entspannten Abwechslung ein instrumentalis Stück mit lieblichem Klang dargeboten und lädt zum Träumen ein, wie man es vielleicht schon von Bands wie Wardruna kennt. Ein weiterer Beweis für das großartige und umfangreiche Können des Bandkopfes Nerrath.

Nach der Ruhe kommt der Sturm heißt es doch so schön. Und Vom Tribock hohl geschossen klingt doch sehr nach einem Sturm. Und so geht es direkt vom drückenden Riffs und einem „Urgh“ los. Das ganze steigert sich noch etwas beim Einsatz der Strophe und treibt ordentlich voran mit einer sehr verspielten Lead Gitarre und einem Beat der direkt in Blut und Mark übergeht. Das ganze klingt dann noch sehr atmosphärisch aus und man bekommt noch ein ehr klassisch klingendes Gitarrensolo geboten, das sich jedoch perfekt in den Klangteppich einreiht.

Ødegård und Pendelschlag beginnt seicht an Härte und mit einer ebenso erstmals auf dem Album auftretenden Besonderheit. Es wird nicht gesungen sondern eine Erzählerstimme wie man sie von Norwegischen Black Metal Bands der alten Schule kennt kommt zu Wort. Die Musik steigert sich und Cleangesang setzt ein, denn „Ødegård und Pendelschlag, fallen am dritten Tag und eine stetige Atmosphäre die im Wechsel von Steigerung und ruhigeren Parts leiten durch den Song und verhallen im Echo der Berge. Sicherlich ein Song der bei Fans von alten Enslaved Scheiben auf offene Ohren stoßen wird.

Nun wäre das Album eigentlich am Ende angekommen, aber dass es sich bei Horn um eine Projekt handelt, das gerne noch einen oben drauf setzt, sollte inzwischen ja jedem klar geworden sein. Und so kommt noch eine Überraschung hervor. Eine neue Version von Die mit dem Bogen auf dem Kreuz welches ja schon einmal auf „Turm am Hang“ veröffentlicht wurde. Es handelt sich dabei um eine Celloversion, für die sich 3 Gastmusikerinnen und ein Herr an den Saiten voll ins Zeug gelegt haben. Teils wird das Ganze dann noch von etwas Piano unterstützt in der ersten Hälfte, bevor die Cellos kraftvoll betont die ungeteilte Dominanz übernehmen. Eine sehr schöne Idee und ein perfekter Ausklang für das fast 50-minütige neue Meisterwerk von Horn.

Fazit Ein bunter Strauß voller Melodien, Gehämmer und jeder Menge Überraschungen. Dazu ein perfektes Wechselspiel von Clean- und Schreigesang, wie man es sonst in dieser Perfektion nur von Primordial kennt. Wilde Melodien und kunstvoll klingende Passagen die einen mitreisen und einen Leitfaden durch das gesamte Album ziehen. Horn liefern mit „Mohngang“ wieder ein Hammer Album in ihrem eigenen Stil und dürften damit nicht nur die bisher gewonnen Fans sondern sicher auch viele neue Zuhörer begeistern. Fans von folkig angehauchtem Black Metal der frühen Jahre, wie Enslaved oder Storm kommen hier voll auf Ihre Kosten. Da sollte man sich unbedingt einmal Zeit nehmen und den „Mohngang“ durchhören!

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