Review: Lamb of God – Lamb of God

Erscheinungsdatum: 19.06.2020

Label: Nuclear Blast

Genre: Southern/Groove Metal – Metalcore

Spieldauer: 44:42

Tracklist:

  1. Memento Mori
  2. Checkmate
  3. Gears
  4. Reality Bath
  5. New Colossal Hate
  6. Resurrection Man
  7. Poison Dream
  8. Routes
  9. Bloodshot Eyes                 
  10. On the Hook

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Bereits seit 21 Jahren treiben die Amerikaner Jungs unter dem Namen Lamb of God bereits ihr Unwesen. Längst niemandem mehr fremd und eine Ikone des Groove/Southern Metals und Metalcore. Wir haben die Chance bekommen, vorab mal reinzuhören und die haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Besonders, da nach 20 Jahren Schlagzeuglegende „Chris Adler“ die Band verließ und wir wissen wollten wie die Band sich mit neuem Trommler macht. Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß mit Lamb of God.

Das Album startet außergewöhnlich ungroovig, stimmungsvoll und ein Titel wie Memento Mori der direkt auf die Vergänglichkeit hindeutet. Dementsprechend läuten melancholische Gitarren das Album ein, bevor eine extrem langsame und dunkle Passage gesungen wird und auch mal eine andere Seite der Band aufzeigt. Nach diesem stimmungsvollen Auftakt kommt dann jedoch auch die erwartete Soundwand im klassischen Lamb of God Stil auf den Hörer zugewalzt und überrennt diesen gekonnt.

Schachmatt heißt es nachdem man sich auf den Tod besonnen hat und Checkmate fliegt einem um die Ohren. Groovig, vorrantreibend und so wie der moderne Metal in den 90ern nun einmal definiert wurde.

Das Getriebe der Zeit und wie es in der modernen Gesellschaft als goldener Käfig fungiert wird in Gears kritisch beäugt. Und ist dabei auch noch extrem eingängig und Genickmuskel-stimulierend angelegt. Der Song bietet sich in bester Manier dar, wie man es auch von Bands wie Devildriver schon bestens kennt und ist sicherlich live ein absoluter Brecher, bei dem kein Fan still stehen bleiben wird. Denn dieser Song vereint mal wieder alle Elemente, die ein Metalsong nun einmal braucht und kracht hernieder, als gäbe es kein Morgen mehr.

Nach so einem Geholze und Gebolze wird es wieder ruhiger und man kühlt sich etwas ab wenn man das Reality Bath einlässt. Ein Song, der wie das tiefe Luftholen wirkt, bevor der Sturm losbricht. Mit immer wieder anheizenden Doublebassparts, die einen vermuten lassen, gleich beginne der Abriss. Diese Stimmung hält sich dann auch, trotz eines Refrains, der einen Hauch von Revolution versprüht und man besinnt sich mehr auf sein Inneres.

Ein Song über Hass in Zeiten des Hasses. New Colossal Hate bietet dann jedoch genau Alles, worauf man sich in „Reality Bath“ vorbereitet hat und könnte nicht besser auf dem neuen Werk der Jungs aus Virginia platziert werden. Kleinigkeiten wie diese lassen „Lamb Of God“ dann auch nicht wie ein Sammelsurium von neugeschriebenen Songs, sondern wie ein Konzept wirken. Ein Song mit einem Refrain, der es sicherlich zu der neuen Hymne „Lamb of God’s“ machen wird und der sicherlich im nächsten Sommer in den Umbaupausen auf Festivals in Dauerschleife gespielt wird.

Der Resurrection Man ist wieder dunkler angelegt. Langsamer Groove mit fast schon verzweifelten Growls darüber, schafft hierbei die richtige Atmosphäre und erzählt von einem Mann, der von den Toten zurück in die moderne Welt gekommen ist, und hier nun unter den „lebenden toten“ Menschen wandelt, die gar nicht mitbekamen, wie sich ihre Welt veränderte und Menschlichkeit durch Anzug und Kapital ersetzt wurden. Eine kalte, tote Welt, regiert von Wirtschaftsmagnaten und kein Platz an dem man gerne verweilt. Treffend, passend, der Deckel auf dem Eimer des modernen Menschen und sicherlich ein sehr gelungener Spiegel der Neuzeit verpackt in einem musikalischen Kostüm, das dem einen Leid, dem anderen Freud verschaffen wird.

Davon kann man ja bei genauem Nachdenken nur depressiv werden und darum kommt nun der Kampf mit seinen inneren Dämonen, bei Tag und ganz besonders bei Nacht. Poison Dream führt die Gedanken vom vorhergegangen Song noch etwas weiter und bricht einfach so heraus. Unterstützt werden Lamb of God dabei von Jamey Jasta (Hatebreed) und bauen mit passend hallend angebrachten Chören noch einmal eine andere Soundwand im Ohr auf. Ein absolut gelungenes Feature, das sicherlich bei Fans von Lamb of God und Hatebreed auf Gefallen stoßen wird.

Und das nächste Feature steht danach ins Haus. Und das ist einmal eine Zusammenkunft, die man zwar nicht für unmöglich gehalten, aber mit der man aus dem Stegreif sicher nicht gerechnet hätte. Mr. „Chuck Billy“ himself, ein Urgestein des Heavy Metal meldet sich in Routes zu Wort. Und ich muss sagen ich bin beeindruckt, denn in diesem Song bleiben beide Sänger ihren ursprünglichen Stilen absolut treu und obwohl man vielleicht denken könnte, dass dies nicht ganz unter einen Hut passt, wird man eines Besseren belehrt. Testament meets modern Metal. Sicherlich wurde der Song für Lamb of God Verhältnisse etwas mehr gen klassischen Heavy Metal geschrieben, aber es passt halt einfach auch. Großartige Backgroundchöre und langezogene Screams, wie man es wie schon gesagt von Chuck Billy kennt, fusionieren mit Groove, Gitarrensolos und einem ordentlichen Tritt in den Hintern.

Und wer denkt, viel Variation kann nun nicht mehr kommen, der wird fassungslos feststellen, dass er sich immer noch irrt. Mit cleanen Vocals und ruhigen Parts, wie noch nicht zuvor auf dem aktuellen Album wird noch einmal in die Gefühlskiste gegriffen und Bloodshot Eyes bricht aus der Stille. Wilde Wut trifft auf Erhabenheit und man spürt diesen Song in jedem Gehörknochen.

Man will es kaum glauben, aber damit geht das neue Werk des Virginia Groovehammers auch schon auf sein Ende zu. Bevor man gehen darf, wird man jedoch noch einmal am Haken hängen gelassen. On The Hook ist das letzte Stück der CD. Diese Platzierung auf dem Album tut der Qualität des Ganzen jedoch keinen Abbruch und so geht es noch einmal direkt ins Fressbrett. Pharmazie, Sucht, Niedergang, Geldgier sind das perfekte Rezept für ein globales Mordkommando im Jahre 2020.

Lamb of God ist halt Lamb of God. Kompromisslos, direkt, eingängig und einer großen Portion „Kick Ass“. Und das bleibt auch in neuer Besetzung so. Eine Scheibe, die auf jeden Fall auch für Fans von Devildriver, Job for A Cowboy, Machine Head oder Pantera alles abliefern sollte, was sich das Herz wünscht. Hier hören wir wieder eine absolut gelungene Produktion, mit tollen Gastgesangspassagen und viel Abwechslung ohne dabei die Grenzen des eigenen Genres zu sprengen. Auch 5 Jahre nach der Veröffentlichung des letzten Full Length Albums „VII: Sturm und Drang“ ist die Aufbruchsstimmung noch nicht verflogen. In Zeiten von Spotify und anderen Streamingdiensten, sollte man hier gerne mit dem Album einmal einen Versuch wagen, selbst wenn man vielleicht vorher noch nicht so viel mit dieser Band anfangen konnte.

 

 

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