Review – Drengskapur – Was der Morast verschlang

Erscheinungsdatum: 10.10.2020
Label: Unsigned
Genre: Black Metal
Spieldauer: 01:01:03
Tracklist:

  1. Schummerlicht 02:38 instrumental
  2. Mit kalten Fängen 12:27
  3. Irrwisch 13:38
  4. Im Morast 12:22
  5. Moorwanderer 12:32
  6. Geistersang 03:20
  7. Where Ancient Lords Gather (Throne of Ahaz Cover) 04:03 (Bonus Track)

Weblinks:
http://www.drengskapur.de/
https://www.facebook.com/Drengskapur.de?fref=ts
https://drengskapur.bandcamp.com/
https://soundcloud.com/drengskapur

Ganz unbemerkt im Nebel des Herbstes hat das Berliner Black Metal Duo um die Musiker Wintergrimm und Hiverfroid, bekannt u.a. von ihrem Projekt „Rimruna“, es geschafft, ein neues Album zu veröffentlichen. Und was soll man sagen? Es hat mal wieder geklappt. „Was der Morast verschlang“ heißt der Silberling und könnte für Black Metal kaum passender den Titel in musikalischer Form wiedergeben. Mit sechs offiziellen Songs und einem Bonustrack umfasst alles dennoch über eine Stunde feinsten paganistischem Schwarzmetall und wie man es von den Beiden kennt, mit langen und atmosphärischen Songs, die spielend gerne die 10 Minuten Marke überschreiten. Doch kommen wir zum Werk selbst:

Eingeleitet wird die Düsterheit durch das „Schummerlicht“, ein akustisches Instrumentalstück, das direkt zu den heidnischen Wurzeln der Band führt und einen fühlen lässt, wenn die Tage kürzer und das Wetter feuchter und kälter wird.

Und wird man anschließend „Mit kalten Fängen“ gepackt, die einen einhüllen und nicht mehr loslassen bis zum Ende der Scheibe. Man spürt die beißende Kälte und den Schlamm auf seinen Schuhen, während man über das bereits gefallene Laub wandelt. Untermalt wird das ganze von tragenden und schleppenden Melodien, welche mit gar „schaurigen“ und richtig „old School“ Vocals gepaart, ganz im Stil von „Taake“, ihre Energie zum Ausbruch bringen.

Nebelschwaden kreuzen den Weg unserer musikalischen Herbstreise und rauben einem das Licht vor den Augen. Doch dann ein Lichtblick! Oder doch nur Täuschung? Der „Irrwisch“ scheint uns nun vom Rande des Moores aus, den richtigen Weg zu zeigen, um sicher hindurch geleitet zu werden. Doch was ist Schein und was ist wahr? Man kann es nicht mehr auseinanderhalten, während sich die Lage zuspitzt und die Situation immer bedrückender auf einen einwirkt. Und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und man irrt immer schneller durch die ungewisse Situation wahllos durch das Moor.

Und passend zur Mitte der Platte und der vorherigen Fehlleitung sind wir nun „Im Morast“ angekommen und Verzweiflung macht sich breit. Die Beine werden immer schwerer und sinken immer tiefer ein, während ein Offbeat, a la „To Walk the Infernal Fields“ von Darkthrone, einen weiter in den Grund drückt. Doch dann ein Hoffnungsschimmer, und ein klassischer und vorantreibender Rhythmus peitscht den Zuhörer in seiner verzweifelten Lage an, weiter zu gehen, die Beine in die Hand zu nehmen und aus dem Morast zu ziehen. Zwischendurch bekommt man völlig außer Atem noch einmal die Chance durch zu schnaufen, bevor es eilig weitergehen muss.

Und kaum hat man sich aus dieser schlimmen Situation befreit, muss der „Moorwanderer“ trotzdem ohne Stilstand weiterschreiten, um der, zusätzlich zum grauen Himmel, einziehenden Dunkelheit zu entkommen. Auf festeren Pfaden und besonnener kehrt der Wanderer sich in sein Inneres zurück, während er mental völlig von der Naturgewalt, die ihn umgibt, überwältigt wird.

So zieht man weiter und wird vom „Geistersang“ geleitet, bis man den Rand des Moores und Morastes endlich erreicht. Als akustische Rückführung zum Intro, die noch mit leichtem Chorgesang untermalt wird, bekommt man ein wunderbares Outro geliefert, dass einen in die Nacht und aus dem unwohlen Wetter und Gelände entlässt.

Fast eine Stunde ist vergangen, in der man lebhaft in die Natur entführt wurde. Doch für eine Band wie „Drengskapur“ reicht das nicht und so bekommt man als Bonus noch eine kleine Zeitreise der Black Metal Historie auf die Ohren. Es wurde sich für „Where Ancient Lords Gather“ von „Throne Of Ahaz“ entschieden. Eine Perle des 90er Jahre Black Metal aus Schweden, welche selbst bei mir schon etwas in Vergessenheit geraten ist und es mich deshalb um so mehr gefreut hat, dass „Drengskapur“ es mir wieder einmal in Erinnerung gerufen hat. Doch es ist nicht nur die Wahl des Covers an sich, sondern auch die wirklich gelungene Umsetzung, die den Spirit des Originales zu 100% in sich trägt.

Fazit: „Was der Morast verschlang“ ist eine weitere Empfehlung aus dem Underground und der Hauptstadt, die an Freunden des old school Schwarzstahles nicht vorbei gehen darf. Hier verbinden sich alle Elemente der zweiten Welle der Subkultur und werden genauso perfekt vorgetragen, wie es schon vor ein paar Jahrzehnten begann. Wer alte Darkthrone, Taake und wie sie alle heißen mag, wird dieses Album lieben und sollte, falls er es noch nicht kennengelernt hat, unbedingt reinhören. Des Weiteren muss man direkt noch einmal darauf hinweisen, dass die Band auch noch das Projekt „Rimruna“ verkörpert, welches genau dieselbe Zielgruppe an Fans anspricht und genauso viel Beachtung bekommen sollte wie „Drengskapur“. Beides perfekt für Schwarzmetaler, perfekt für die Jahreszeit und einfach zeitlos!

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