Mahlstrom Open Air 2021 – der Bericht

Munarheim Mahlstrom Open Air

Nach einer pandemiebedingten Pause im letzten Jahr, konnte am Wochenende des 15.-17.7.2021 das Mahlstrom Open Air zum dritten Mal seine Pforten am schönen Herthasee, im Naturpark Nassau bei Holzappel, öffnen. Somit war jenes auch das erste diesjährige Festival im Bundesland Rheinland-Pfalz, das tatsächlich stattfinden konnte und sicherlich für viele Besucher das erste mehrtägige Open Air seit langem.

Das Mahlstrom Open Air begeistert das Publikum durch seine idyllische, wäldliche und naturverbundene Lage, nahe des Herthasees, der auch während des Festivals zumindest am Samstag, sehr gut durch einheimische Badegäste besucht wurde.
Musikalisch liegt der Fokus vermehrt auf Folk, Pagan & Black Metal.

Allgemein achtet das Veranstaltungs -und Organisationsteam verstärkt auf Themen wie Naturschutz und Nachhaltigkeit, z. B. Flyern aus Naturpapier oder Mehrwegbechern an den Getränkeausschänken. Ein besonderes Augenmerk wird dadurch auch auf Müllvermeidung & Trennung sowie Greencamping (Verbot von Kraftfahrzeugen und Stromgeneratoren am Campingplatz) gelegt.

Nach dem hochkarätigen Line Up 2019, mit u.a. Firtan und Welicoruss (was für ein Festival in zweiter Ausführung schon beachtlich ist), legt das Mahlstrom Open Air 2021 natürlich deutlich nach:

Am Donnerstag, den 15.7. war zum Auftakt ursprünglich ganz entspannt eine gemütliche „Bierpilzparty“ geplant, die durch den pünktlich ab 20 Uhr eintreffenden Regenschauer, leider wortwörtlich ins Wasser fiel, da der Boden sehr aufgeweicht war und es durch die Hygienemaßnahmen in diesem Jahr kein überdachtes Zelt gab. Das verdarb den für den Donnerstag, doch recht zahlreich angereisten Gästen leider sehr früh den Abend.

Freitag spielten nun ab ca 16 Uhr endlich die ersten offiziellen Bands bei angenehmen Temperaturen um die 20°C.

Den Opener machte die für das Festival doch etwas untypische Instrumentalband „Sarkh“, die mit einer überraschenden Mischung aus Ambient und Post Rock, zahlreiche Besucher begeisterte und einen wirklich angenehm melodisch, soliden Auftakt bot. Hier merkte man schon deutlich, die „Live-Lust“ des Publikums, das so lange auf Unterhaltung verzichten musste.

Danach folgte der zweite Act Boötes Void, die ihr Genre offiziell als Occult Black Metal bezeichnen. Auffallend war hier die bedeckte Maskierung der Mitglieder mit schwarzem Hoodie und Kapuze im Stil von Mgla und Uada. Ein weiteres optisches Highlight bot der Frontmann, welcher mit Widderschädel statt Maske und schwarzem Gewand die Zuschauer in den Bann zog und ein einheitliches, stimmiges Bild ergab. Musikalisch bewegt sich die Band im Bereich Atmospheric Black Metal, mit starken, melodischen Hooks und sehr viel Potential. Dies wurde auch vom Publikum vor der Bühne gewürdigt.

Weiter ging es mit Mandragora Thuringia, einer selbst ernannten Epic Folk Metal Band aus Jena, deren Bezeichnung auch absolut zutrifft. Die 7-köpfige Formation, mit Unterstützung von Dudelsack und Keyboard bietet den Gästen eine spaßige Show, mitreißende Melodien im Stil alter Saltatio Mortis Songs locken die Zuschauer hervor.

Ferndal imponiert mit einem extravaganten Mikroständer und erstklassigem Bühnenbild. Die Band kombiniert eher schleppenden Black Metal mit klassischen, musikalischen Anleihen. Außergewöhnlich ist hierbei die Verwendung eines Violoncellos in Gleichwertigkeit mit den Gitarren, was den Musikern definitiv Eigenständigkeit verleiht und gerade in ruhigen Passagen, verdiente Aufmerksamkeit bekam.

Den Ehrenplatz als „Rausreisserband“ hat sich unabänderlich, die sich wirklich „Trash Metal“ nennende Truppe, Call of Sirens, verdient. Musikalisch einwandfreier Thrash, die Menge headbangte, moshte „coronakonform“, genau darauf warteten die Besucher. Einfach mal wieder so richtig abgehen. Dazu passte dann auch das ulkige Herumhüpfen von Werwölfen oder Haien auf der Bühne, die Band hatte Bock, genau wie die Zuschauer. Eine unglaublich gelungene Show, mit viel Bewegung und Elan.

Den Headliner des ersten Festivaltages stellte die Viking Metal Band Thrudvangar, aus Köthen, die in genretypischer Kluft auftrat und vor kurzem ihr letztes Album „Vegvisir“ releasten. Das Infield-Gelände war nahezu voll besucht, die Menge feierte die Musiker und gegen 23 Uhr nahm die Show ihr Ende und der DJ legte noch einige Zeit Dosenmusik auf.

Die Party ging natürlich auf den Campinggrounds bis tief in die Morgenstunden friedlich weiter und der Samstag brachte den Besuchern, herrliches, sommerliches Wetter, das sehr viele zum Baden nutzten.

Der zweite und gleichzeitig letzte Tag des Festivals startete zeitig um 13:35h mit der Pirate Band The Broom Death Thunder Bristles. Klamaukiger Folk, der keinem weh tut und einen solider Einstieg in den Samstag bot. Zu Erwähnen ist ebenfalls, das stilechte Verteilen von Gratis Rum in der Menge. So kann es beginnen!

Folkig geht es auf jeden Fall weiter mit Varus, Symphonic Folk Metal aus Bamberg. Dieser Truppe merkt man den Spaß beim Livespielen definitiv an, heroische Melodien, abwechslungsreiche Vocals und epische Chöre machen diesen Gig zu einem wahren Vergnügen, dem das freudige Feiern der Menge zweifellos zustimmt.

Der dritte Act Skelfir bietet uns wieder Viking Metal, im Stile des gestrigen Headliners Thrudvangar, der perfekt in das heutige Billing passt und dem Hörer genau das passende Programm präsentiert, das er sich wünscht. Nordische Ästhetik gepaart mit den Sagen des Westerwaldes und ausdrucksstarken Parts.

Nach einem eher munteren Tageseinstieg, legt die erste Düsterband Herbstschatten los, die gediegenen Black Metal spielt, an deren Performance alles stimmig wirkt und vom Tagesgeschehen so langsam in den Abend leitet.

Es geht weiter mit der Kölner Blackened Pagan Metal Band Jörmungand, deren Musiker allesamt vielseitiges Talent mitbringen und mit epischen Klängen überzeugen. Auch hier spielt wieder viel nordisch anmutende Ästhetik mit, die eben zu dem Genre gehört und die Show komplementiert.

Auf einem Festival dieser Art darf natürlich eine reine Mittelalterrockband nicht fehlen. Haggefugg übernimmt diesen Part perfekt und zeigt uns alles, was dieses Genre zu bieten hat. Dudelsäcke, Flöten, typische Texte und mitreißende Refrains. Neben Szenegrössen wie Saltatio Mortis muss sich diese Formation auf keinen Fall verstecken.

Zu Beginn der Dämmerung präsentiert uns die Symphonic Blackened Folk Metal Band Munarheim ihr Spektakel. Die Band besteht eigentlich aus jede Menge Musikern, akustisch sowie verstärkt und bietet atmosphärisch, verspielten Black Metal, in dem sich kein Instrument gegenseitig die Show stiehlt und alles wunderbar stimmig harmoniert. Dies sehen auch die zahlreichen Zuschauer vor der Bühne ähnlich. Dass sich hierbei auch der neue Song Sei Du Das Licht in die Setliste verirrt hat, der hier seine Liveprämiere feierte, lässt uns hoffen, dass wir auch bald ein neues Album der Coburger zu hören bekommen.

Den Co-Headliner und einzig internationalen Act stellen die Dark Metaller von Graveworm. Diese Band hat wahrscheinlich schon länger Bestand als alle anderen Bands in Summe, professionell routiniert verläuft so auch der Gig. Natürlich darf auch hier nicht das Maiden Cover von „Fear of the dark“ fehlen, das die Menge zum Abschluss des Auftritts noch angetan feiert.

Abschließend verabschieden uns die Rothenburger Black n Roller von Thormesis, deren Auftritt für mich das persönliche Highlight des Festivals war. Eine minimalistisch, professionelle Show mit perfektem Sound und einem ganz eigenen, rockigen und trotzdem eindringlich dramatischem Mix rundet das Mahlstrom Open Air perfekt und ehrwürdig ab und macht sofort wieder Lust auf das nächste Festival.

Danach ist natürlich wieder DJ sowie Campgroundparty die ganze Nacht angesagt.

Fazit:

Das Mahlstrom Open Air hat es meiner Meinung nach perfekt geschafft ein friedliches und entspanntes Festival mit dementsprechender Stimmung sowie einwandfreier Hygienemassnahmen umzusetzen.

Die Besucher haben auf eigener Verantwortung Abstand vor der Stage gehalten und auch einige, wenige Moshpitversuche wurden nach kurzer Zeit abgebrochen und aufgelöst. Bei einer ungefähren Anzahl von 500 Gästen war dies auch noch im Rahmen des Möglichen.

Maskenpflicht herrschte an den Einlasskontrollen, wenn man frei über das Infield lief, Toilettenwägen, Getränkeausschänken sowie dem Imbisswagen, dessen Auswahl leider nicht die Beste war. Zu Erwähnen ist allerdings, dass alle Zutaten aus regionalen Bäckereien, Brauereien, Metzgereien etc stammen, was diesen Punkt etwas relativiert.

Alles in allem ist stark zu hoffen, dass dieses Festival weiterhin Bestand hat, gerade in punkto Naturschutz und Nachhaltigkeit zeigt das Mahlstrom eine eindeutige Vorbildfunktion gegenüber anderen Festivals, die an diesen Konzept noch stärker arbeiten könnten.

Durch das Becherpfand wurde eine Summe von ca 1000€ gesammelt, welche zugunsten der Flutopfer in den angrenzenden Regionen gespendet wird.

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