Release: 15.10.2021
Genre: Symphonic Metal
Spieldauer: 13 Minuten 13 Sekunden
Label: 1.11.2021
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Tracklist:
- Witchcraft
- The Fairy Ring
- Ghost Ship
- The Price
- True Loves Kiss
- Chepide
- Die Rose Blüht
- Fire
- Baba Yaga
- Steadfast Tin Soldier
- The Sorcerers Apprentice
- Drink
Corona hat uns viele Seiten gezeigt und sicherlich auch zu fürchterlicher Verwirrung an der ein oder anderen Stelle geführt. Man fühlte sich teils, wie im Märchenwald, wo Hexen, Monster, Elfen und andere Fabelwesen einen ins Ungewisse stürzen. Nun aber erhebt sich in den Tiefen dieser Wälder wieder eine andere Macht, denn Xiphea haben ein neues Album am Start und bringen damit wieder eine epische Ordnung in die dicht verschlungenen Pfade des Schauplatzes. „Witchcraft“ heißt das gute Stück und ist mit 12 Stücken und knapp über einer Stunde Spielzeit vielversprechend, dass die Band die „Live Auszeit“ neben neuen Steinen in der Bandgeschichte, wie einem wirklich Hörenswerten Podcast, fleißig und kreativ genutzt haben. Und so sind wir gespannt und freuen uns, als erste bei Dark Art in die neuen Werke hinein hören zu dürfen.
Das Album startet direkt mit dem Titeltrack Witchcraft welches als erster Song auch schon als Vorpremiere auf dem Youtube Channel der Band (https://www.youtube.com/user/Xiphea) zu finden ist. Ein Song, der es in sich hat und sich auch vom Rest etwas absetzt. Denn im Prinzip hat dieser Song ein eigenes Intro, das zugleich das gesamte Werk einläutet und einen direkt mit dem ersten Ton in die märchenhafte Atmosphäre von Xiphea reist, bevor ein musikalischer Aufbruch zu neuen Ufern erschallt. Eine vorantreibende Ruhe wird ausgestrahlt, sobald Sängerin Sabine die Stimme ergreift und lädt direkt zum Träumen ein. Trotzdem entsteht bei Zeilen wie:
1,2,3 hear this melody, there is witchcraft in the air. 4,5,6 let us do some magic tricks, make a wish it go somewhere
eine schaurige Atmosphäre wie man sie aus Horrorfilmen wie „Nightmare on Elm Street“ kennt. Der Song erstreckt sich zunehmend epischer, je länger er läuft und wird mit Elementen wie großartigen Gitarrensoli bei jedem Heavy Metal Herz auf Anklang stoßen. Doch bevor dies sich zu sehr in die Länge zieht, kommt immer wieder der tragende und schmissige Refrain in den Vordergrund und vereint so sämtliche Facetten des symphonischen Metals, bevor der Song mit einer Spieluhr ausklingt.
Danach braucht man erst mal eine ordentliche Portion Druck, dachte sich die Band sicherlich, und so knallt The Fairy Ring straight los. Untermalt von sanften Vocals und einem unter die Haut gehenden Chor, bestehend aus den Sängerinnen befreundeter Bands, geht es hier auch voll zur Sache. Eingängig und in eine Richtung, so dass die choralen Einlagen fast schon wie ein minimaler Stop in der Musik wirken, dennoch eine sehr schaurige Atmosphäre erzeugen und gerade im Refrain einfach nicht mehr aus dem Ohr gehen.
Und dieser „Grusel“ wird in der Einleitung zum Song Ghost Ship noch auf die Spitze getrieben. Flüsternd gesungene Vocals, die nur leicht von Streichern untermalt sind, lassen einen Gänsehaut bekommen. Doch damit nicht genug. Kaum hört das Geflüster auf, kommt nach einem kurzen Übergang dann wieder ein altbekanntes Element von Xiphea zum Tragen. Und so geht es direkt über in ein brachiales und das bisher härteste Riff des Albums, während Backing Vocalist Neil uns mit seinem gutteralen Gesang direkt einen auf die Mappe haut und sich dabei in einem perfekten Wechselspiel mit der Sängerin befindet. Im Hintergrund werden harte Riffs gespielt und das Geisterschiff peitscht gnadenlos voran, während sich auf stürmischer See die Wellen an seinem Buck brechen.
Alles hat seinen Preis im Leben und ganz besonders die Liebe und Leidenschaft. Deshalb folgt The Price und startet mit einem überzeugend dargestellten Dialog mit seinen eigenen Dämonen. Zum einen spricht der Protagonist mit sich selbst und versinkt in Selbstzweifel, bis sich dann auch wieder dunklere Kräfte zu Wort melden und dieses Gespräch mit den ins Ohr geflüsterten und teuflischen Worten noch dramatisiert. Bei diesen Gedankensprüngen ist es nicht verwunderlich, dass die Musik dahinter auch sehr sprunghaft wirkt und zwischen Tempi und Rhythmen etwas hin und her hüpft. Als gesamtes Konzept des Songs, hätte dies jedoch nicht besser gewählt sein können, wirkt sehr abwechslungsreich, kreativ und harmoniert trotzdem perfekt. Eine der Nummern die mir als „fetzig und sehr interessant“ im Kopf geblieben sind.
Der wahren Liebe Kuss ist doch am Ende alles, was einen vor dem Bösen in der Welt und darüber hinaus schützen kann. Man muss sich jedoch nicht nur darauf einlassen können, sondern auch verstehen, was wahre Liebe mit all ihren Gesichtern ist. Sowohl auf den „guten“ als auch auf den „schlechteren“ Seiten. Und um diesen Kuss geht es nun, oder etwa um die wahre Liebe? Die Grenzen sind verschwommen und man hat Probleme seine Gedanken und Emotionen dahinter zu sortieren, um Befreiung und Glück zu finden. Dennoch gab es in der Geschichte der Geschichten immer wieder mutige Prinzen, die sich aufmachten, um sieben Meere zu überqueren, zu den sieben Zwergen zu gehen und den Drachen zu erschlagen um The true Love’s Kiss zu erlangen. Da es sich um das zweit längste Stück des Albums handelt, wird erst schmissig und gerade aus begonnen, bis sich alle Facetten der Liebe in der epischen Atmosphäre verlieren und zwischen Gut und Böse ihren Weg bestreiten, um ein Happy End zu erlangen.
Chedipe heißt die anschließende Nummer und schürt Misstrauen. Dramatisch wird der Song von Kanonenschüssen eingeläutet und geht in klassische Metal Gitarren über bis der leicht stockend wirkende Gesang, der eine leichte Depression entstehen lässt und sich nach und nach mehr davon befreit, den Fokus des Songs übernimmt. Dennoch bleibt eine wechselhafte Atmosphäre Zwischen Ver- und Misstrauen aufrechterhalten. Im Refrain ist das ganze jedoch von einer großartigen und vollen Soundwand gestützt und lässt die Zweifel kurz weichen, bevor sie im Anschluss mit der nächsten Strophe wiederkehren. Der Dialog im Geiste des Protagonisten verengt sich und bricht zum Finale hin in alle Richtungen aus, bevor die Kanonen wieder erschallen und somit zum Beginn der Geschichte zurückführen und man aufsteigt, um auf der Suche nach der Lösung durch die Nacht zu fliegen.
Mit Die Rose Blüht folgt nun etwas, was direkt wieder aus der Tracklist heraussticht. Nicht nur weil Rosen sehr auffällige und herausstechende (und auch stechende) Blumen sind, sondern auch, weil es sich um den einzigen Song in deutscher Sprache handelt. Und wie eine Rose nach dem Winter, wenn die ersten Knospen die Decke des Frosts durchbrechen, handelt er im bildlichen Vergleich von genau dieser Metamorphose, der Entwicklung wie man aus dem stillen Dasein ausbricht und beginnt zu blühen. Verpackt ist das Ganze in ein klassisches symphonisches Gewand mit vielen musikalisch emotionsgeladenen Passagen, die diese Ballade zu einem absolut gelungenen Stück machen, das sich in die Reihe aller berühmten Metalballaden mit einreihen kann.
Nach der Ebbe kommt die Flut und nach der Ruhe der Sturm. Und so wird mit Fire wieder ein Feuerwerk des Lebens entzündet. Was nach einer Ballade wie der vorherigen den Zuhörer direkt noch einmal zurück zum düsteren Voranschreiten animiert. Sicherlich eine Nummer, die auch live wie eine Bombe einschlagen wird und keinen Headbanger ruhig stehen lassen kann. Brachial, geradeaus und mit Hymnencharakter, wie man es einfach liebt.
Baba Yaga was ist das? Ich musste auch kurz recherchieren, bis ich mir sicher war, es handelt sich jedoch um die gehörnte Waldfrau der slawischen Folklore, welche zwischen Göttin (in esoterischer Sicht) und Erlkönig, Schrat und Hexe. Und so geht es bei dieser großen Thematik auch heftig zur Sache, um das Leid dieser Märchengestallt in ein musikalisches Kleid zu hüllen. Doch dies ist auch wieder gelungen und ein starker Song, der Freunden des Genres sicherlich gefallen wird.
Wir sind bereits beim zehnten Song angekommen und es ist noch immer kein Ende in Sicht. Das sollte auch nicht so sein, wenn man standfeste Zinnsoldaten auf Schlachtfeld führt. Steadfast Tin Soldier besticht an dieser Stelle auf der CD durch seine tragende Atmosphäre und den langen Aufbau, bis diese im Herzen des Zuhörers ausbricht. Um den ganzen noch mehr Druck an genau den richtigen Stellen zu geben, werden auch hier wieder gutterale Vocals mit eingebracht, was nach der sanften Steigerung den Höhepunkt zum Ausdruck bringt und die Trauer, die sich in dem verbirgt, deutlich spürbarer machen.
The Sorcerer’s Apprentice vereinigt noch einmal in perfektionistischer Weise alle Vorzüge von symphonischen Powermetal mit weiblichem Gesang. Von Parts die im ersten Moment eine Ballade vermuten lassen, bis hin zu extrem kraftvollen Backingvocals, gesungen von Lisa (Hydra) und Silvia (Alveole), unterlegt von harten vorantreibenden Riffs, bauen hier kurz vor Ende der Scheibe noch einmal richtig viel Druck auf und drücken gewaltsam auf den Zuhörer.
Und was kommt zum Schluss? Richtig zum Abschied gibt es noch einen Drink. Einen mit magischen Kräften ausgestatteten Drink. Ein Trunk zum Verlieben. Was gibt es für einen besseren Abschied als den mit einem Getränk? Und der Song hätte nicht besser auf der CD platziert seien können als am Ende. Der eher ruhigere Song bietet einen perfekten Ausklang nach über einer Stunde Musikerlebnis und Symphonie. Dennoch durchziehen auch hier im Rafrain wieder auch stärkere Strukturen, die jedoch im gesamten Gewand des Songs im gesamten einen leicht nostalgischen Abschied entstehen lassen und einen perfekten Ausklang darstellen.
Mit Witchcraft haben es Xiphea wieder einmal geschafft. Sie beweisen wieder glaubhaft ihren Namen und Standpunkt in der Female Fronted Symphonic Metal Szene. Hier müssen sie sich auch nicht hinter den großen des Genres verstecken, da eindrucksvoll klar wird, dass sie definitiv musikalisch mit in diese Klasse gehören. Und all das, während sie dabei immer noch Xiphea bleiben und der Musik ihre eigene Marke und ihren eigenen Stil aufsetzen. Ein wirklich gelungenes Album, das man jedem Hörer von symphonischen Power Metal bis hin zu Nightwish ans Herz legen muss.
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