Review: Hypocrisy – Worship

Release: 26.11.2021

Genre: Death Metal

Spieldauer: 50 Minuten 33 Sekunden

Label: Nuclear Blast

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Tracklist:

  1. Worship
  2. Chemical Whore
  3. Greedy Bastards
  4. Dead World
  5. We’re The Walking Dead
  6. Brotherhood Of The Serpent
  7. Children Of The Gray
  8. Another Day
  9. They Will Arrive
  10. Bug In The Net
  11. Gods Of The Underground

Hypocrisy Worship Cover

Nach dem die Regierungen nun endlich die Existenz ausserirdischer intelligenz und somit auch das Mysterium um fliegende Untertassen bestätigt hatten, und sich der Globus erneut von einer Ausnahmesituation zu erholen musste, war der Zeitpunkt für Hypocrisy-Mastermind Peter Tägtgren (Vocals/Lead Guitar) gekommen, uns gemeinsam mit seinen Schergen Mikael Hedlund (Bass Guitar) und Reidar “Horgh” Horghagen (Schlagwerk) im 30ten Schaffensjahr und ganze 8 Jahre nach Erscheinen des Vorgängers „End of Disclosure“ ihr 13tes Studio-Album mit dem Namen „Worship“ vorzulegen. Die lange Wartezeit auf Neuigkeiten aus dem Hause der „scheinheiligen Schweden“ und die hohe Qualität der Vorgängeralben erhöht natürlich die Anforderungen und die Erwartungen an das neue Release und macht es selbst für mich als langjähriger geneigter Hörer schwierig, mich nicht zu sehr in Vorfreude zu ergeben und das Album besonnen und aufmerksam für euch zu besprechen. Jetzt sind also die Promo-Dateien der Reihe nach in den Player geladen und ich starte das (hoffentliche) Hörvergnügen.

Schon die erste Gitarrenwand nach kurzem Akustik-Intro versetzt mich sofort um ca. 20 Jahre zurück und der Sound und die Handschrift Tägtgrens ist sofort unverkennbar present. Als wäre nahezu keine Zeit seit dem letzten Release vergangen, strotzt schon der erste Song und auch Titeltrack „Worship“ vor Spielfreude und Energie, die sich sofort auf mich überträgt. Der zweite Song, „Chemical Whore“, kommt dann einen Gang heruntergeschaltet im „typischen“ Hypocrisy-Midtempo daher und prangert den aktuellen, leichtfertigen Medikamentenmissbrauch und die Abhängigkeit vieler Menschen an die Pharmaindustrie an und wurde als einziger Track auf dem Album von allen 3 Kernmitgliedern gemeinsam geschrieben.

Mit schweren stampfenden Schritten nähern sich dann die gierigen Bastarde (Creedy Bastards) die uns in ständige Angst versetzen uns beeinflussen und manipulieren. Musikalisch bewegt sich der Track dauerhaft im groovigen Midtempo und lädt durch seine Eingängigkeit sofort dazu ein, kräftig mit dem Kopf zu nicken. Der vierte Song des Albums entstand bei Tägtgren’s Jams, die er in den letzten Jahren gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian durchgeführt hatte und somit fast komplett aus Sebastians Feder. Bei den Jams entstanden 11-12 komplette Songs und gerade bei diesem Track spürte Peter, er würde sich gut in die neue Hypocrisy-Erscheinung einfügen. In der Tat klingt „Dead World“ kraftvoll und geht dynamisch nach vorne, ohne dabei den typischen Bandsound zu verlieren und unpassend zu wirken…. eher wie eine frische, aber starke Brise neuer Ideen. „We’re the walking Dead“ beginnt mit atmosphärischen Gitarren und erinnert mich vom Feeling her direkt an den Titeltrack des letzten Albums „End of Disclosure“, obwohl er noch eine spur schwerer daherkommt. Nach Meiner Meinung ist das langsame Tempo aber keinsefalls zum Nachteil für die Komposition, nein viel mehr bekommt sie hier die nötige Zeit zu Wirken und die Atmopshäre zu verbreiten.

Der sechste Song, der sich den Weg durch unsere Ohren ins Gehirn bohrt nennt sich „Brotherhood of the Serpent“ und startet ohne viel Aufregung zu verursachen in gewohntem Tempo, bevor er sich nach ca. der Hälfte der Laufzeit kurz aufbäumt und für etwas Abwechslung sorgt. Für mich leider der schwächste Song des Albums mit etwas „Lückenfüller-Beigeschmack“. Brutale „Eraser“- Vibes bekomme ich bei „Children of the Grey“, der mit epischen Lead-läufen und atmosphärischem Chorus tatsächlich leichte Gänsehaut auf meine Arme zaubert. Mit dem 8ten Track „Another Day“ packen die Schweden nun endlich weider etwas mehr Druck aufs Gaspedal und man bewahrt sich etwas vor dem zwanghaften „wir müssen unbedingt episch klingen“.

Gerade der folgende Song „They will arrive“ beweist nur zu gut, dass mehr Tempo und Energie genau so episch klingen kann. Erneut entfacht das Tonkonstrukt in mir Bewegungszwang und ich erwische mich dabei, wie ich kopfnickend und mit dem Finger den Takt klopfend auf meinem Bürostühl umherhüpfe. Track 10 „Bug in the Net“ kehrt dann wieder in den schweren, trägen Modus zurück. Allerdings wirkt das Tempo an dieser Stelle wieder durchaus passend und ich empfinde die drückende musikalische Schwere, die mich total erfasst. Der Song bewegt mich und die Gesamtstimmung bringt mich irgendwie in einen nachdenklichen Moment, der mich kurz in die Leere starren lässt. Kopfschüttelnd realisiere ich, dass mit „Gods of the Underground“ der letzte Song des Albums bereits schon 2 Minuten läuft…. also starte ich ihn neu um ihn anständig bewerten zu können. Kräftiges Riffing und mehr Tempo rollt aus den Boxen. Horgh lässt die Fußmaschine in angenehmen, aber treibenden Doppelschlag-Tempo laufen und die Gitarren zaubern einen dichten und mitreißenden Teppich veredelt durch den abechslungsreichen Gesang Tägtgrens. Ein gut gewählter Abschluss des Werkes.

Fazit:
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, setzte ich doch unbewusst und befeuert durch die starken ersten 4 Songs sehr hohe Anforderungen an deas Album. Leider flaute das zur Album-Mitte etwas ab und das immer gleichbleibende Tempo wirkte zugegebenermaßen etwas ermüdend auf mich. Die Kurve wurde aber dann doch gekriegt und die zweite Albumhälfte weiß dann doch wieder zu überzeugen. Vielleicht lag es auch einfach an der gewählten Songreihenfolge, dass das Album für mich am Stück fast nicht funktioniert hätte, wenngleich jeder Songs für sich absolut und zu 100 Prozent Hypocrisy ist und das Feeling der Scheibe ohne Zweifel passt. Ein stimmiger Mix und ein druckvoller und moderner Sound sind an dieser Stelle natürlich auch zu erwähnen, wenn bei dieser Gruppe auch nicht ungewöhnlich.

Anspieltipps: Worship, Dead World, They will arrive

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