Review: Enterprise Earth – The Chosen

Enterprise Earth - The Chosen - Cover - Beitragsbild

Release: 13.01.2022

Genre: Deathcore

Spieldauer: 68 Minuten

Label: Eigenproduktion

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Tracklist:

  1. Where Dreams Are Broken
  2. Reanimate // Disintegrate
  3. Unleash Hell
  4. I Have to Escape
  5. The Tower
  6. They Have No Honor
  7. Overpass
  8. You Couldn´t Save Me
  9. Unhallowed Path
  10. Legends Never Die
  11. My Blood, Their Satiation
  12. Skeleton Key
  13. The Chosen
  14. Atlas

Unsere heutige Reise führt uns in die USA, genauer gesagt nach Spokane im Bundesstaat Washington: Dort treffen wir auf Enterprise Earth, eine 2014 gegründete Deathcore-Truppe, die am 14.01.2022 ihr nunmehr fünftes Album, The Chosen, veröffentlicht haben. Die Band selbst schreibt auf ihrer Facebookseite, sie fühle sich mit diesem Album wesentlich mehr verbunden als mit jedem anderen davor. Es seien eine Menge Emotionen, Blut, Schweiß und Tränen in dieses Werk geflossen; man treffe auf unzählige Stimmungen und Klanglandschaften. The Chosen sei das bisher vielfältigste, aber dennoch zusammenhängendste Album der Bandgeschichte. 

Nun, das Ganze klingt also sehr vielversprechend. Hinein ins Album:

Where Dreams Are Broken war die erste Single, die wir als Vorgeschmack samt Musikvideo serviert bekamen. Der Opening-Song beginnt mystisch atmosphärisch, ehe er mit einem saftigen Schrei von Frontman Dan Watson losbricht. Hier bekommt man alles andere als stereotypen Deathcore-Sound: Rasantes Riffing, gepaart mit einem schwungvollem Drumming. Es wartet auch direkt die erste dicke Überraschung: Clean Vocals! Zum ersten Mal in der Diskographiegeschichte weicht Dan von seiner ohnehin beeindruckenden Shouting-Range ab, sein Klargesang im Refrain geht erstaunlich weit nach oben und passt überraschend gut zum Song. Ingesamt besteht das Gesamtbild aus einer schönen Portion Groove und Melodien, die Gänsehaut erzeugen können. Doch natürlich darf der krachende Breakdown nicht fehlen – ein klasse Start in dieses Album!

Reanimate // Disintegrate kam als zweite Veröffentlichung hinterher und baut sich ebenfalls nach und nach auf. Das hier ist schon mehr ein Deathcore-Song, wie man ihn erwarten würde: Die Gitarren gehen und stoppen und das Drumming ist daran angepasst. In der Mitte des Songs könnte man fast schon meinen, alles wäre wieder vorbei, doch der geneigte Deathcorer erkennt: Hier gehts gleich richtig zur Sache. Naja fast. Ja, der Breakdown ist auch wirklich vorhanden und sehr sehr böse, allerdings auch ein bisschen zu sehr in die Länge gezogen. Dadurch wirkt er zwar bedrohlich und mächtig, aber weniger krachend. Dennoch insgesamt ein wirklich brauchbarer Track.

Unleash Hell hält, was der Name verspricht: Nach einem akustischen Intro geht es mit viel Tempo vorwärts, die Arbeit an den Saiteninstrumenten ist wirklich vorzüglich, während Dan am Mikro einmal mehr zum Biest wird. Sowohl in den Highs als auch in den Lows stellt er sein ganzes Können unter Beweis und auch die Clean Vocals sind zurück. Das mag man beim Titel vielleicht nicht zwingend erwarten, aber auch hier passt es. Langsam aber sicher baut sich der brachiale Höhepunkt auf, der dann auch absolut erreicht wird. Ein halber Breakdown, der in einem exzellenten Riff mündet. Zum Ende hin wechseln sich Clean Vocals und Shouts gekonnt ab und bringen den dritten Song zu einem furiosen Ende. 

I Have To Escape beginnt schwer stampfend, von einem Breakdown würde ich aber noch nicht sprechen. Im Verlauf der Strophe wechseln sich Melodien und Brecher munter ab. Der vierte Song des Albums hat wieder mehr das typische Deathcore-Feeling. Hier muss auch mal das Drumming hervorgehoben werden, denn das ist wirklich on point. Verglichen mit den Vorgängern ist I Have To Escape der kürzeste Song bisher, aber mindestens genauso stark. Definitiv kein Lückenfüller!

The Tower ist ein Interlude-Song, der ruhig und akustisch daherkommt und Stück für Stück seinen Höhepunkt in Richtung Folgesong aufbaut.

They Have No Honor zögert nicht lange und haut uns direkt tiefe Vocals um die Ohren, ehe Blastbeats in einem ersten Breakdown münden. Nach nicht einmal einer Minute nicht unbeding typisch, aber in jeder Form passend. Es folgt eine wilde Mischung beider Vocal Arten, Clean und Shout werden sogar übereinander gelegt, was das Ganze noch besser macht. Danach wird das Tempo völlig unerwartet deutlich angezogen, das Gitarrensolo ist grandios gespielt. Dieser Song steckt wahrlich voller Überraschungen und eben das ist es, was ihn so stark macht. 

Overpass hat einen Feature-Gast auf Lager: Matt Honeycutt von Kublai Khan. Enterprise Earth kommentieren dazu auf Facebook, dass dies einer ihrer abslouten Lieblingsmomente auf The Chosen sei, denn direkt beim Writing-Prozess habe man gewusst, dass dieser Part wie für Matt gemacht sei. Der Song beginnt ruhig und mit Clean Vocals, die lange nicht mehr so hoch angesiedelt sind wie zum Beispiel noch auf When Dreams are Broken. Sie sind hier erstaunlich klar, steigern sich jedoch an Höhe. Overpass hat schon fast Melodic-Death-Metal-Elemente, die jedoch mit Breakdown Passagen kombiniert sind. Erneut zeigt sich, dass Enterprise Earth großartige Musiker sind, der Soloteil ist einmal mehr auf Topniveau. Der Part von Matt Honeycutt wartet erst ganz am Ende auf uns und führt in einen der härtesten Breakdowns des Albums. Matt passt da wie maßgeschneidert rein, eine bessere Wahl hätte man nicht treffen können. 

You Couldn´t Save Me braucht ein paar Sekunden, in denen es zu voller Entfaltung aufsteigt: Das Intro steigert sich langsam, bevor es sich zu einer temporeichen Deathcore-Nummer entwickelt. Dan Watson springt einmal mehr munter zwischen Höhen und Tiefen umher, wobei der Fokus mehr auf den Tiefen liegt. Der Song ist allgemein erstaunlich groovig und hat einige Death-Metal-Elemente, sowie ein erstklassiges Solo anzubieten. Basierend auf dem Solopart könnte man behauptenn You Couldn´t Save Me vereint Deathcore und Melodic-Death-Metal, der donnernde Breakdown danach unterstützt diesen Gedanken.

Unhallowed Path stellt den nächsten akustischen Interlude-Song dar, jedoch werden für einen kurzen Zeitraum die Clean Vocals zurückgebracht. Man vermag sogar eine Geige zu erkennen.

Legends Never Die entwickelt sich derart gut daraus, dass man tatsächlich aufpassen muss zu erkennen, wann es sich um einen neuen Song handelt. Dieser neue Song kommt sehr melodisch daher, die Wechsel zwischen hohen und tiefen Vocals passen einmal mehr wie die Faust aufs Auge. Im Refrain liegen einmal mehr Clean Vocals und Growls übereinander, die Clean Vocals sind allerdings deutlich in den Hintergrund produziert. Auch hier muss man mal wieder die Leistung am Drumset hervorheben, denn diese ist einfach unglaublich gut. Entgegen jeder Erwartung endet Legends Never Die nicht mit einem gewaltigen Breakdown, sondern mit einem akustischen Outro.

My Blood, Their Satiation lässt sich wie viele der Vorgänger auch Zeit, bis alles so richtig in Schwung kommt. Doch hier liegen verschiedene Stimmen bereits in der ersten Strophe übereinander. Langsam ist dieser Song keineswegs, die Leistung an der Gitarre ist nachwievor atemberaubend und zum niederknien. Wer hofft, endlich mal auf einen Lückenfüller gestoßen zu sein, wird schwer enttäuscht. Von Müdigkeit oder Langeweile ist nichts zu erkennen, das Niveau des Albums wird mühelos gehalten. Man bekommt alles, was das Herz begehrt; nach einem leise gesprochenen Zwischenpart lässt der massive Breakdown nicht auf sich warten. Nach einem erneut genialen Solo folgt sogar ein zweiter, noch böserer Breakdown.

Skeleton Key hat wieder deutlich mehr Deathcore-Sound und ist verglichen mit den unmittelbaren Vorgängern wieder eine ganze Ecke brachialer. Den ersten Breakdown gibt es nach nicht einmal zwei Minuten, insgesamt passt auch dieser Track bestens in den Albumfluss. Enterprise Earth halten sich auch hier nicht zurück und hauen gefühlt alles kaputt. Der zweite Breakdown macht da weiter, wo der Erste aufgehört hat, das große Ganze gibt abermals ein grandioses Gesamtbild ab.

The Chosen ist nicht nur der Titeltrack, sondern gleichzeitig auch mit 8:30 Minuten der längste auf dem Album. Erneut gibt es ein ruhigeres Intro, dann starten die Clean Vocals, welche mal wieder in höheren Tonlagen anzutreffen sind. Das Ganze geht wieder weiter vom Deathcore-Klischee-Sound weg, was hier an Blastbeats geliefert wird ist einfach herrlich. Man bekommt ordentlich Tempowechsel (in den Strophen schneller), Breakdown, aber auch langsamere, fast progressive Anlagen und natürlich den Klargesang. Hier muss auch einmal der allgemeine Mix hervorgehoben werden: Der Sound ist wunderbar klar, nichts wird übertönt oder geht im Klang unter. Da wurde Spitzenarbeit geleistet. Ein wilder Ritt voller Überraschungen, der zu keinem Moment seinen roten Faden verliert.

Atlas stellt den krönenden Abschluss dar: Ein instrumentaler Outro Track, der akustisch gespielt und von einigen Samples untermalt wird. Überflüssig ist das aber sicher nicht, so hat der Hörer Zeit, langsam wieder runterzufahren, durchzuatmen und das eben Gehörte nochmal im Kopf durchgehen zu können.

Dan, Brandon und Gabe haben definitiv nicht zu viel versprochen, als sie von ihrem bisher vielseitigsten Album sprachen. So viele verschiedene Einflüsse haben ihren Weg in diese Veröffentlichung gefunden, dass man es eigentlich nur schwer in eine einzelne Schublade stecken kann. Eigentlich. Die Kernbasis ist klar Deathcore, aber man findet auch (Melodic-)Death- und Progessive-Metal-Elemente. Ein besonders großer Überraschungsmoment waren eindeutig die Clean Vocals, die meiner Meinung nach zwar gewöhnungsbedürftig sind, aber wenn man sich erstmal darauf eingelassen hat, wirklich super umgesetzt sind.

Insgesamt findet man schon zu so einem fühen Zeitpunkt eins der absoluten Jahreshighlights. Enterprise Earth haben wirklich Großes geschaffen. All Killer – No Filler! 

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