Das ist Franky. Franky ist 23 Jahre alt, 80cm groß und wie unschwer zu erkennen: ein Plüschhase. Doch wie man sieht, ist er nicht irgendein Kuscheltier – er sieht ein wenig überfahren aus und hat definitiv schon einiges erlebt.
Franky ist längst kein fabrikneues Kuscheltier mehr – er trägt die Spuren wilder Zeiten: Nadelstiche, Textilfarbe, Edding, Unterschriften, meine Sammlung an Festivalbändchen und vor allem Erinnerungen, denn Franky begleitete mich zwischen 2010 und 2019 auf fast jedes Konzert. Warum das nicht mehr so ist, dazu kommen wir später.

Franky ist zwar in seiner Art einzigartig, doch als Phänomen nichts Einzigartiges: Er war und ist eines von vielen Plüschtieren auf Veranstaltungen. Und es werden immer mehr. Eine flauschige Entwicklung, die in der Szene verschieden bewertet wird, mich als Fotografin immer freut, andere teilweise stark stört. Woher kommt das ganze, was hat es damit auf sich und warum werden es immer mehr?
Von Drachen bis Ikea-Haien – wie der Metal plüschig wurde
Ich erinnere mich noch an meine ersten Konzerte mit Franky – und ja, schon damals war ich wohl ein etwas komischer Vogel. Zwischen Bierbechern und Moshpit lugte plötzlich ein Stofftier hervor, und irgendwie passte das ebenso ins Bild, wie die obligatorischen Kutten. Schaut man genauer hin, sind unsere plüschigen Freunde tatsächlich schon lange Teil von Veranstaltungen – nur ihr Zweck hat sich verändert.
In manchen Musikbereichen, und vor allem vor einigen Jahren, war es noch üblicher, den Künstlern auf der Bühne Geschenke zuzuwerfen: Rosen, Briefe, BHs – aber eben auch Plüschtiere. Im Metal kommt das vergleichsweise seltener vor, doch in anderen Genres gehört es bei großen Shows von sogenannten „Weltstars“ fast schon zum Ritual. Das Werfen ist eine symbolische Geste: ein Versuch, Nähe herzustellen.
Heute aber haben die Kuscheltiere eine neue Rolle. Sie werden nicht mehr nur weitergereicht, sondern begleiten die Besucher selbst. Ob als emotionale Stütze, lustiges Gimmick, oder als Erweiterung der eigenen Persönlichkeit für Social-Media-Posts – die Plüschis sind präsenter denn je.
Plüschtiere sind aber nicht nur Begleiter, sondern auch Teil der Festival-Deko. Sie hängen an Zelten, sitzen auf Boxentürmen oder werden als „Maskottchen“ durch die Menge getragen. Beim Mahlstrom Open Air etwa kam eine ganze Gruppe von Haibesitzern zusammen, die alle die berühmten Blåhaj-Haie von Ikea mitbrachten. Ein kollektives Erkennungszeichen, fast wie eine eigene Community innerhalb des Festivals.
Natürlich gibt es auch kritische Stimmen. Manche Besucher empfinden die Stofftiere als störend oder gar „Untrue“ – ein Verrat am harten Image des Metal. Verständlich, wenn man den ganzen Abend kaum etwas sieht, weil riesige Plüschmonster in die Höhe gestreckt werden, oder wenn man von einem fliegenden Stoffdrachen getroffen wird. Doch vielleicht ist es gerade dieser Kontrast, der den Reiz ausmacht: harte Riffs und weiche Stofftiere, Moshpit und Kuschelfaktor. Neben dem „Untrue“-Vorwurf gibt es auch die Diskussion, ob Plüschtiere die Konzentration auf die Musik stören. Manche sehen darin eine Art „Festival-Disneyfizierung“.
Am Ende bleibt die Frage: Wer sagt eigentlich, dass True nicht auch plüschig sein darf?
Manche Bands schließlich greifen den Trend sogar auf und bieten eigene Plüschmaskottchen an. Das zeigt, dass die Szene den „Kuschelfaktor“ seit langem nicht nur toleriert, sondern auch kommerziell nutzt.
Merchandise
Und auch Bands bringen ab und an eigens designte Plüschtiere raus. Jeder kennt Heavysaurus – die Dinos und den Drachen gibt es seit jeher als Plüschtiere käuflich zu erwerben. Doch sind sie nicht die einzigen, ein paar Highlights habe ich für euch zusammengetragen:
- Ozzy Osbourne – Plüsch-Fledermaus mit abtrennbarem Kopf.
- Iron Maiden – diverse Eddie-Versionen, teils auch bärig umgesetzt.
- Linkin Park – Plüsch-Puppe (aktuell als Pre-Order erhältlich).
- Saltatio Mortis – Plüsch-Ratte (älteres Merch, nicht mehr regulär verfügbar).
- Eisbrecher – Eisbären, die auch gerne mal ins Publikum geworfen werden.
- Motörhead – Lemmy Kilmister als Plüsch-Teddy.
- Ghost – Papa IV als Plüschpuppe, weitere Modelle im Shop.
- Lord of the Lost – AxoLOTL (zum Zeitpunkt des Schreibens gerade vergriffen, Nachschub ist laut der Band unterwegs.
Von der Wacken-Kuh und dem Rockharz-Hirschbert ganz zu schweigen.
Also, falls ihr noch Weihnachtsgeschenke sucht… ihr wisst Bescheid!
Schlussgedanken:
Früher waren es Kutten, Buttons und Banner, die das Bild der Szene prägten – und sie gehören selbstverständlich immer noch dazu. Inzwischen haben sich eben die plüschigen Konzertbesucher dazu gesellt. Jeder darf das mitbringen, was ihn glücklich macht und natürlich auch erlaubt ist – ob es die altehrwürdige Kutte ist, oder ein Stofftier, das durch die Menge getragen wird. Wichtig ist nur, dass wir Rücksicht aufeinander nehmen. Wenn euch etwas stört, sprecht es freundlich an – so findet sich meist eine Lösung.
Am Ende zeigt doch genau das die Lebendigkeit und Stärke der Szene: Sie entwickelt sich weiter, bleibt offen für neue Dinge und erlaubt Vielfalt. Und wenn ein Drache, ein Hai oder ein Labubu dazu beiträgt, dass jemand ein Konzert intensiver oder schöner erlebt, dann ist das ok und gehört genauso dazu wie jede Kutte.
Aber nun zurück zu mir: Mit Kameras bewaffnet ist Franky nun leider etwas hinderlich, deshalb verweilt er in seinem Konzert-Plüschtier-Ruhestand vermehrt im Camp oder im Pressezelt. Aber wenn er doch mal aus Nostalgiegründen mit mir auf dem Gelände unterwegs sein sollte, freue ich mich über einen kleinen Gruß.
Aber was sagt ihr dazu? Kommentiert gerne zu dem Thema, erzählt von euren plüschigen Begleitern oder lasst einfach einen Gruß da.
Bei der Aktion Adventskalender geht es dieses Jahr drum, einige Themen zu besprechen und zu diskutieren. Dinge, die bei Reviews, Konzertberichten und anderen Artikeln gerne untergehen. Persönliche Meinungen, Beobachtungen, Erlebnisse. Und auch ihr seid gefragt, antwortet gerne auf diese Themen, wir sind gespannt.
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