Adventskalender: Alkoholfrei auf Konzerten und Festivals

Seit ich vor 3 Jahren aufgehört habe, Alkohol zu trinken werde ich immer wieder gefragt „Wie schaffst du das denn auf Konzerten oder Festivals ohne Alkohol?“ Überspitzt gesagt bin ich da ja von Alkohol umzingelt, also muss ich doch früher oder später mal zur Hopfenkaltschale greifen, oder? Außerdem kursiert immer wieder das Klischee wir Metalheads würden von morgens bis Abends nichts anderes als Bier oder Met konsumieren und regelrecht darin baden. Da ich nun schon seit einiger Zeit auf der anderen Seite des Trinkhorns zu Hause bin, möchte ich mich etwas genauer mit dieser Thematik beschäftigen. 

 

Mehr Musik, weniger Pegel

Ja auch ich habe früher auf Konzerten oder Festivals sehr gerne das ein oder andere alkoholhaltige Kaltgetränk zu viel genossen, das möchte ich gar nicht abstreiten. Ich erinnere mich noch gut an einen Abend im Mannheimer 7er Club, als Prong spielten und ich eine spontane Vorliebe für Cola-Rot (Cola + Rotwein) entwickelte. In exakt dieser Location war ich auch als Fotograf derjenige, der am Ende den Parkplatz gedüngt hat (die Bilder waren trotzdem brauchbar). 3 Jahre später muss ich feststellen, dass es ohne Bier und Co viel besser ist, denn die Erfahrung ist eine ganz andere. Ich bekomme nun viel mehr mit von dem, was auf und abseits der Bühne passiert, ich kann direkt nach dem Set einen groben Band-Text für meine Berichte verfassen, da die Eindrücke noch sehr frisch sind. Ich unterhalte mich viel bewusster mit anderen Menschen, egal ob Bands, Fans oder Crew, ohne dass es für jemanden unangenehm wird. Zumindest zurückgeführt auf Verhalten, das vielleicht mit steigendem Pegel entsteht. Außerdem bin ich der Meinung, dass ich als Fotograf und Redakteur für ein Magazin wie Dark-Art eine gewisse Verantwortung im Bezug auf die Qualität der Beiträge habe. Bands auszulassen oder zu verpassen, weil ich zu tief in den Bierbecher geschaut habe, ist nur schwer vertretbar, genauso wie mit glühendem Kopf irgendeinen Quark zu schreiben, der hinten und vorne keinen Sinn ergibt. Selbiges gilt auch für die Bilder, denn verwackelte Bilder, weil ich nicht mehr in der Lage bin, die Kamera gerade zu halten sind ebenfalls verwerflich. All das sind Punkte, die durch meine Entscheidung keinen Alkohol mehr zu trinken begünstigt werden. Bin ich dann aber doch mal als Besucher auf einem Konzert, fände ich es doch sehr schade viel Geld zu bezahlen und dann kaum noch was von der Show zu haben oder zu wissen, weil ich mir an der Bar zu sehr die Lichter ausgeknipst habe. Da ich auch immer wieder mal alleine auf Konzerte gehe, ist es einfach viel entspannter, wenn man mit dem Auto unterwegs sein kann und nicht irgendwie halb abgeräumt mit dem ÖNV zurückkommen muss. Gleichzeitig ist es auch wesentlich angenehmer, wenn man selbst der Fahrer sein kann und nicht erst Ewigkeiten in seinem Umfeld umhören muss, ob jemand bereit wäre zu fahren, damit man sich selbst schön die Kante geben kann. In letzter Zeit ist mir immer wieder mal das Verhalten anderer bewusst geworden, die ihre eigenen Grenzen nicht (mehr) kennen und das wird hier und da doch mal anstrengend. Wenn jemand offensichtlich Betrunkenes vor deiner Kamera rumhampelt, um entweder selbst fotografiert zu werden, oder dir einfach nur die Sicht zu versperren, muss das einfach nicht sein. Auf dem diesjährigen Fallen Fortress Open Air stürzte ein sehr betrunkener Besucher in eine Frau und mich hinein, wodurch fast mein Objektiv kaputtging (nein wir standen nicht im Mosh Pit). Auch sowas ist äußerst nervig und nicht erstrebenswert. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich zu meiner Glanzzeit am Tresen selbst sehr ähnlich drauf gewesen bin und absolut froh, dass ich mich vor einer Bühne zielsicher geradeaus bewegen kann. Sollte ich dann doch mal am Rande des Mosh Pits fotografieren, ist es wichtig, wenn ich mit klarem Kopf ein peripheres Auge nach hinten und zur Seite haben kann, um die Kamera rechtzeitig in Sicherheit bringen zu können. 

 

Was sagen andere?

Manch Einer behauptet vielleicht, dass es zu manchen Shows einfach dazu gehört. Wie etwa bei Sabaton und den bekannten „Noch ein Bier“ Spielchen. Oder aber Tankard, was wären Tankard Konzerte ohne Bier? Allgemein wird Bier online gerne mal als Grundnahrungsmittel bezeichnet und so ist es für Viele einfach untrennbar mit Metal und Konzerten/Festivals verbunden. Wir alle kennen doch das gute alte Wegbier, das dich auf dem Weg vom Zelt über den Campground zu den Bühnen begleitet. Ja, für sehr viele Menschen braucht es für einen gelungenen Abend mit harter Gitarrenmusik einfach das ein oder andere Bier. Hier und da habe ich auch Bands erlebt, die den Fans Alkohol ausgeschenkt haben, um gemeinsam Anstoßen zu können. Auch das gehört je nach Band immer wieder zur Show dazu. 

 

Fazit:

Schlussendlich muss ich festhalten, dass ich es einwandfrei hinbekomme, auf Konzerten und Festivals keinen Alkohol mehr zu trinken. Ich habe aber auch absolut kein Problem damit, wenn die Menschen um mich herum es tun. Ich bräuchte auch kein Alkoholverbot auf Konzerten, es wäre nur wunderbar, wenn die Leute ihre Grenzen kennen und diese nicht immer wieder neu austesten müssen. Wenn das gegeben ist – alles easy, trinkt gerne euer Bierchen neben mir. Ich stoße dann auch gerne mit euch an, allerdings mit einer meiner liebgewonnenen Alternativen. 

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Bei der Aktion Adventskalender geht es dieses Jahr drum, einige Themen zu besprechen und zu diskutieren. Dinge, die bei Reviews, Konzertberichten und anderen Artikeln gerne untergehen. Persönliche Meinungen, Beobachtungen, Erlebnisse. Und auch ihr seid gefragt, antwortet gerne auf diese Themen, wir sind gespannt. 

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