Erscheinungsdatum: 22.02.1996
Label: Last Epitaph
Genre: Old-School Dungeon Synth, Dark-Ambient
Spieldauer: 36:49
Tracklist:
- Vae Victis
- Patrz Jak Płoną Dzikie Róże
- Pragnę Twej Krwi
- Anioł Samotnych
1996 war ein prägendes Jahr für den Black Metal und alles was daraus noch entstand oder bis dato entstanden war. Musiker ertasteten in ihren dunklen Kellern ein merkwürdiges Tasteninstrument und stellten fest, wenn man richtig darauf rumhämmert, kann man damit sogar ganz gute atmosphärische Musik erzeugen. Und so kam es im Black Metal zu einem weit verbreiteten Einsatz von Keyboards. Daraus entstanden jedoch noch weitere Subgenres. Sicherlich Dungeon Synth gab es vorher schon, jedoch erlebte die Szene sicherlich durch Projekte wie „Wongraven“ welches von „Satyr“ oder „Mortiis“ nach seinem Fortgang von „Emperor“ geführt wurden einen enormen Aufschwung. Man wollte mit dem Spirit des Black Metals eine ganz neue Atmosphäre schaffen und dies gelingt auch bis heute. Genug mit dieser kurzen Einführung, doch es leitet direkt über zu einem Projekt aus Polen, welches sich „December’s Fire“ nennt und 1996 das Klangwerk „Vae Victis“ veröffentlichte. Besonders zu dieser Veröffentlichung im Voraus zu erwähnen ist, das der Gesang von niemand geringerem als „Nergal“ (Behemoth) beigesteuert wurde und in für ihn gewohnter Manier, die komplette Platte prägt.
Üblich still und atmosphärisch beginnt „Vae Victis“ direkt mit dem Titeltrack. Dies steigert sich langsam von langsamen Keyboards zu sanften E-Gitarren während im Hintergrund der Takt der Kriegstrommeln immer lauter wird um dann gemeinsam mit dem Gesang brachialen ihren Höhepunkt zu erreichen. Doch hier ist noch nicht Schluss, da sich auch nach der bereits erreichten Hälfte des Songs die drückende und tragische Atmosphäre immer noch weiter steigert. Mal geschrien, mal gesprochen, mal gewinselt oder mal verzweifelt quält sich der Gesang durch den weiteren Songverlauf und geht einem dabei innerlich sehr nahe, bevor man einen kurzen Augenblick zum Atmen bekommt (hier sind auch Atemgeräusche von Nergal zu vernehmen). Doch der Schein von Freiraum zum Luftholen trügt, denn sobald ein „Gewinsel“, wie man es später besonders von Bands wie „Shining“ kennt, einsetzt und mit eigenstimmlichem Chorgesang fusioniert, reißt es einen direkt wieder mit, bevor die Energie in einem sanften Pianooutro verpufft.
Doch „Patrz Jak Płoną Dzikie Róże“ greift dies direkt wieder auf und lenkt die Musik jedoch auf einen etwas anderen Fokus. So wird hier alles etwas symphonisch klingender ausgearbeitet und beim Zuhören entsteht noch mehr Sphäre. Wie ein Feuer das erst anfängt zu brennen steigert sich ganz still alles in die Höhe und die Gesangsparts wirken wie das Knistern, wenn die ersten Funken aus der Glut springen. Und so hat man den „Anblick, wenn wilde Rosen brennen“ vor seinem inneren Auge und steht in einem stetigen Fluss von Energiefreisetzung wie bei lodernden Flammen.
Die Rosen sind verglüht, doch Energie erst entfacht und der brennende Wille nach Blut (Pragnę Twej Krwi – Ich will dein Blut) keimt auf. Wie bei einem Ritual entfesselt so ganz im still gesprochenen eine tiefsitzende Macht, die man aber nicht genau zuordnen kann. Und diese qualvoll bedrückende Stimmung wird aufrechterhalten, nur gelegentlich von Solo-Gitarrensound unterbrochen bevor sie letztendlich in der Stille verschwindet, aus der sie kam.
„Anioł Samotnych“, der einsame Engel erhebt sich schwermütig zu einem großartigen Klavierstück, welches den letzten Song einleitet. Nach und nach paart sich erst ein Keyboard mit Streichern dazu, dann folgen Gitarre und gesprochener Gesang. Es bleibt anmutig und ruhig und man bekommt das Gefühl, dass die Spracheinlagen wie ein Priester in einer Kirche oder der Erzähler in einem Film wirken, während sie von großer Atmosphäre untermalt werden und sich im letzten Drittel des Songs noch einmal steigern, wodurch eine unruhige Stille entsteht, die noch einmal alles umkrempelt und vom Antlitz eines Engels zu Ungewissheit und Verzweiflung wechseln, bevor alles nach und nach ausklingt und als letztverbliebenes nur noch einmal das Piano mit einer sanften Melodie die Scheibe ausklingen lässt.
Fazit: Ein wirklich gelungenes Stück Musik, dass sicherlich jeder Freund von Dark-Ambient und Dungeon Synth mögen wird. Aber auch die Schwarzmetaller die hierfür offen sind, oder gar große „Nergal“ Fans dürfen sich gerne einmal die Zeit nehmen und „December’s Fire“ eine Chance geben. Eine fast schon in der Versenkung verschwundene Perle, die man jederzeit neu aufleben lassen sollte.
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