Adventskalender: Clubsterben – wenn die letzten Bastionen des Metals wanken

Kleine verschwitzte Clubs, in denen Doom, Trash, Black und Prog nicht nur Musikrichtungen, sondern Lebensentwürfe sind. Die Metal-Community ist eine Szene, die sich nie laut anbiedert, sondern nur laut sein will. Doch auch hier beginnt es zu bröckeln – das Clubsterben macht auch vor dieser Szene keinen Halt!
Was früher als Einzelfall galt, ist mittlerweile ein strukturelles Problem. Viele Clubs verlieren ihre Mietverträge, weil Grundstücke plötzlich lukrativ für Investoren werden. Zwischen steigenden Bodenpreisen, Gentrifizierung und politischer Untätigkeit geraten selbst legendäre Institutionen unter Druck.

Das Clubsterben ist jedoch nicht nur baulich oder wirtschaftlich zu verstehen – es ist auch ein kulturelles Symptom. Clubs sind Orte, an denen Subkultur entstehen, sichtbar werden und Schutz finden kann. Wenn diese Räume verschwinden, geht mehr verloren als ein guter Ort zum Feiern. Es verschwindet ein Stück urbaner Freiheit, ein Stück der Szene-DNA.

Situation in der Hauptstadt

In Berlin zeigt sich das besonders deutlich, weil die Stadt so lange vom Gegenteil lebte: von Freiräumen, Leerständen, Zwischennutzungen und Improvisationen. Heute kämpfen die Clubs mit steigenden Mieten, Lärmbeschwerden neuer Nachbar*innen, verwaltungstechnischen Auflagen und Profitinteressen von Investoren. Kleinere Szenebars und Live-Clubs trifft das natürlich besonders hart – während große Konzerthallen wirtschaftlich überleben können, kämpfen diese Metal-Clubs um jeden Monat.
Dabei erfüllen diese Läden eine Funktion, die weit über Musik hinausgeht. Sie sind Treffpunkte für eine Subkultur, die in Berlin sonst wenig feste Orte hat. Hier feiert man genauso selbstverständlich mit Patches und Nieten, wie man es in Form langer Barabende tut, oder spontaner Jams und kleiner Underground-Gigs internationaler Bands, die ohne solche Clubs nie nach Deutschland kämen. Hier finden Menschen eine Gemeinschaft, die sich in der breiten Clublandschaft Berlins oft verloren fühlen.

Ob das Blackland und das Last Cathedral in Prenzlauer Berg oder der Nuke Club (vormals K17) in Friedrichshain – das Verschwinden dieser Orte bedeutet mehr als das Ende einzelner Bühnen. Es reißt Löcher in eine Szene, die sich auf kleinteilige Strukturen stützt. Wenn ein Metal-Club schließt, verschwindet nicht nur die Location, sondern es geht ein soziales Netz kaputt. Und im Gegensatz zu Techno-Institutionen mit globalem Ruf finden Metal-Clubs seltener politische oder mediale Aufmerksamkeit, wenn sie in Gefahr geraten. 

Widerstand

Doch Berlin wäre nicht Berlin, wenn es nicht auch Widerstand gäbe. Initiativen wie die Clubkommission, oder unterschiedliche Petitionen von Bürger*innen kämpfen für Lärmschutzfonds, bessere politische Rahmenbedingungen und die Anerkennung von Clubs als Kulturstätten, statt als bloße Vergnügungsbetriebe. Betreiber*innen organisieren Solidaritäts-Konzerte, die Community mobilisiert online und offline, und immer wieder entstehen neue temporäre Spots, in kleinen Kellerräume oder auf improvisierten Bühnen, die zeigen: Metal lässt sich nicht so leicht begraben!
Clubs wie das Cassiopeia, das Columbia Theater oder das Astra Kulturhaus halten die Fahne für uns hoch – zwar sind dies keine reinen Alternative Locations, aber hier finden immerhin regelmäßig Metal und Rock Konzerte statt. Die Szene ist rau, aber zäh. Das Clubsterben ist deshalb kein stilles Verschwinden, sondern ein Konflikt um die Zukunft einer Stadt und einer Szene.

Fazit

Clubs sind nicht unsterblich, aber sie sind auch nicht beliebig. Es bleibt die Frage: Wie viele Verluste hält eine Subkultur aus, bevor sie selbst ausdünnt? Wenn gerade Berlin seine Vielfalt ernst nimmt, muss es v.a. die kleinen, lauten und unbequemen Orte schützen – jene, die nicht ins Hochglanzbild passen, aber genau das ausmachen, wofür diese Stadt einmal stand.

Metal-Clubs waren schon immer Bollwerke gegen Gleichförmigkeit. Ihr Erhalt ist nicht nostalgischer Luxus, sondern ein aktiver Beitrag zu einer Stadt, die nicht nur groß, sondern auch laut, kantig und lebendig bleiben will.

Bei der Aktion Adventskalender geht es dieses Jahr drum, einige Themen zu besprechen und zu diskutieren. Dinge, die bei Reviews, Konzertberichten und anderen Artikeln gerne untergehen. Persönliche Meinungen, Beobachtungen, Erlebnisse. Und auch ihr seid gefragt, antwortet gerne auf diese Themen, wir sind gespannt. 

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