Adventskalender: Metal-Cover von Pop-Songs und warum das Konzept funktioniert

Egal ob auf YouTube, Spotify oder bei Live-Shows, immer wieder tauchen Songs auf, die im Original fröhlich, radiotauglich oder sogar kitschig klingen – und plötzlich mit Double-Bass, verzerrten Gitarren und aggressiven Vocals eine völlig neue Wucht entfalten. Metal-Cover-Versionen von bekannten Pop-Songs haben sich zu einem eigenen kleinen Phänomen entwickelt. Doch warum funktionieren diese Cover so gut?

Fakten-Check

Das Fundament eines Popsongs ist fast immer eine eingängige Melodie. Wenn diese Melodie im Metal-Cover übernommen wird, dann bleibt der Wiedererkennungswert bestehen. Die dann neue und härtere Verpackung sorgt hingegen für einen starken Kontrast zum Bekannten. Dieser Mix aus „ich kenne das“ und „wow, so habe ich das noch nie gehört“ erzeugt sofort Aufmerksamkeit.

Gleichzeitig bestehen viele Pop-Songs aus klaren Harmonien, simplen Akkordfolgen und deutlichen Hooks. Das macht sie extrem wandelbar: fette Gitarren, Layer, druckvolle Drums und komplexe Arrangements – die oft im Metal vertreten sind – können problemlos darüber gelegt werden, ohne dass der Song dabei seine Identität verliert. Der Pop-Kern bleibt bestehen, wird aber Metal-typisch verstärkt und dramatisiert.

Metal ist ein Genre, das Intensität liebt. Selbst ein fröhlicher Pop-Song kann durch härtere Instrumentalisierung plötzlich ironisch, wütend oder episch wirken. Dadurch gewinnt ein ohnehin emotionaler Pop-Song in einer Metal-Version oft noch mehr Tiefe, weil die Musik das Gefühl stärker ausformt – die Emotionen werden also verstärkt. Das führt oft zu einer ganz neuen emotionalen Ebene beim Hören.

Metal-Cover leben oft auch von einem gewissen Augenzwinkern. Der Kontrast zwischen poppigem Original und brachialem Metal-Sound macht einfach Spaß! Sowohl den Musikern als auch dem Publikum. Gleichzeitig zeigen die covernden Musiker damit ihre musikalische Flexibilität und ihr Können. Wer einen Pop-Song in ein druckvolles Metal-Arrangement verwandeln kann, zeigt Kreativität und dass er sein Handwerk beherrscht.

Abschließend dienen Metal-Cover häufig auch als Brücke. Leute, die mit Metal-Songs wenig anfangen können, finden über das Cover eines bekannten Pop-Songs plötzlich Zugang zum Genre. Aber auch umgekehrt entdecken Metal-Fans Pop-Songs, die sie sonst ignoriert hätten, in einem völlig neuen Licht.

Beispiele

Ein paar Beispiele erfolgreicher Metal-Cover von Pop-Songs sind:

  • The Sound of Silence von Disturbed (Original von Simon & Garfunkel)
  • Tainted Love von Marylin Manson (Original von Soft Cell)
  • Bad Company von Five Finger Death Punch (Original von Bad Company
  • Oops! I Did It Again von Children of Bodom (Original von Britney Spears)
  • Toxic von Wage War (Original von Britney Spears
  • Shout von Arch Enemy (Original von Tears for Fears)
  • In The Air Tonight von In This Moment (Original von Phil Collins)

Die wohl erfolgreichsten und vielseitigsten Metal-Cover Produzenten dürften Leo Moraccioli alias Frog Leap und Anthony Vincent alias Ten Second Songs sein. Während Leo oft lustige und verrückte Metal-Cover macht, ist Anthony bekannt für seine „Stilwechsel-Cover“, bei denen er einen bestimmten Song einer Metal-Band (aber auch Pop-Songs) im Stil einer anderen entwickelt.

Meine persönlichen Lieblings-Metal-Cover sind:

  • Africa von Tommy J (Original von Toto)
  • Baby One More Time von Tenacious D (Original von Britney Spears)
  • Blue Monday von Dead Posey (Original von New Order)
  • Careless Whisper von Seether (Original von George Michael)
  • Don’t Go von Terminal Choice (Original von Yazoo)
  • Larger Than Life von With Her Fall (Original von Backstreet Boys)
  • Pink Pony Club von Jonathan Young (Original von Chappell Roan)
  • Shock to the System von Lord of the Lost (Original von Billy Idol)
  • Temple of Love von Black Veil Brides (Original von Sisters of Mercy)
  • Unholy von Helocene (Original von Sam Smith)
  • Wat is‘ denn los mit dir von Nachtblut (Original von Kollegah)
  • Your Idol von Rain Paris (Original von Saja Boys)

Fazit

Einfach alles ist besser in Metal! Das ist natürlich alles Geschmackssache. Aber ich persönlich feiere Metal-Cover sehr und höre sie mir sehr gerne an. Denn sie schaffen genau das, was ich oben schon beschrieben habe: sie schlagen eine Brücke zu einem anderen, mir oft eher fernen Genre. Sie wecken neue oder alte Gefühle – beispielsweise Cover von Disney-Songs oder 90er Jahre Kinderserien-Intros – und gehen dabei einfach und schnell ins Ohr. Metal-Cover sind kreativ und machen Spaß – also, was sind eure liebsten Metal-Cover-Songs?

 

Bei der Aktion Adventskalender geht es dieses Jahr darum, einige Themen zu besprechen und zu diskutieren. Dinge, die bei Reviews, Konzertberichten und anderen Artikeln gerne untergehen. Persönliche Meinungen, Beobachtungen, Erlebnisse. Und auch ihr seid gefragt, antwortet gerne auf diese Themen, wir sind gespannt. 

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