Review: Madina das Spielweyb – In Winters Herz
Release: 21.01.2016
Genre: Mittelalter
Spieldauer: 23 Minuten, 27 Sekunden
Label: Eigenproduktion
Tracklist:
- Winters Herz 3:23
- Die ich lieb‘ 4:59
- Raue Nacht 5:31
- Feuer und Eis 5:12
- Vom Morgen, das ein Leben währte 4:25
Die musikalische Leidenschaft von Carolin Fährmann begann schon im zarten Alter, als sie sich das Flötespielen beibrachte, erste Gedichte und Lieder wurden selbst geschrieben und die Gitarre erlernt.
Auf den schlammigen Marktplätzen der Mittelalterszene erschien sie somit im Jahre 2006, als sie in ihrer Heimat Region Bremen, ein kleines Duett mit Malte Hoyer gründete, welches noch von zwei weiteren Musikern unterstützt wurde: Versengold.
Mit dieser kleinen Spielmannstruppe, nahm sie die Alben Hoerensagen, Allgebraeu und Keterey auf, wobei ihr Duett bei Trunkenbolde eines meiner ersten Versengold Lieder war und auch heute noch zu meinen Favoriten der Band zählt.
Dazumal noch alle mit schelmischen Mittelalter Pseudonymen auf der Bühne auftretend (Trunkenbolde werden sich erinnern, Feuergeister wohl nicht) verliess dann Sirkka von Ungefaehr im Jahre des Herrn 2008/9, überraschend die Truppe, wobei sich das genaue Jahr in den Quellen beisst.
Hier klafft in meinen Recherchen ein Loch, wie meine Erinnerungen auf dem Weg zum MPS Zeltplatz, nachdem ich zum Tages Abschluss von den Pulveraffen, zu Feuerschwanz und Knasterbart getorkelt bin.
2014 erschien doch irgendwo her mit dem aktuellen Künstlernamen Madina das Spielweyb, ihr Solo Debütalbum Ist der Ruf erst ruiniert, womit sie dann auch wieder auf meinem Schirm auftauchte.
Überraschenderweise sogar nicht mehr im Norden, sondern bei mir in der Schweiz in der Region Luzern. Das fahrende Spielmanns Volk ist ja immer für eine Überraschung gut und während ihre ehemaligen Bandkollegen die ersten Zehenspitzen im unschuldigen Mainstream Bereich hatten, blieb ihre Zunge steht’s spitz und neckisch.
Ein paar nette Seitenhiebe auf ihre alten Tage und Abort Morde konnte sie sich nicht verkneifen, doch ging das Album seinen eigenen Weg, setzte vor allem auf ihren melodischen Gesang, den sie nur alleine mit Gitarre darbieten konnte, jedoch auch auf der Bühne von anderen Musikern unterstützt wird.
Anzutreffen war sie vor Pestilenz Zeiten vor allem auf dem Mittelalter Markt Luzern, diversen kleinen Lokationen in der Schweiz, dem Allerley Mittelalder Laden, wo ich ihr erstes Album erstanden habe und den südlichen MPS Terminen (Privat oder als Künstler). Dort konnte ich ihr am letzten MPS Aach an der Aach 2016 auch nach ihrem Auftritt ihr aktuelles Werk erstehen, welches wir uns passend zur Adventszeit genauer anschauen werden: In Winters Herz
Erschienen 2015, ist diese EP eine Ode an die kalte Jahreszeit und wurde von den Wintergeistern: Madina, Karen van Rekum, Christoph Mächler und Mina mit der Fiedel aufgenommen.
Das Design hält sich passend in frostigem Blau, mit Madina als eine Art Eiskönigin auf dem Cover, doch lasset uns nun diesem Werke lauschen:
1. Winters Herz
Zauberhaft beginnt die Platte mit ruhigen klängen, die zum Träumen einladen, während die Stimme von Madina schnell die Führung übernimmt, zwischenzeitlich nur von einem kleinen Glockenspiel begleitet wird.
Während viele die Wärme des Sommers bevorzugen, liebt sie das Herz d er Wintersonne in der Kälte.
Klar eine persönliche Erfahrung, aber wenn man in Luzern durch die nebelverhangenen Bergkämme wandert, während die Bäume im Frost gefangen sind, entfaltet dieses Stück seinen eigenen Zauber. Kann ich euch nur auf einem Winterspaziergang empfehlen.
Die Kälte ist mein Leiden nicht
Sie decket zu manch Schmerz und Pein
Sie küsst mein Antlitz nadelfein
Beschenkt es reich mit Licht
2. Die ich Lieb‘
Ich höre auf die ersten Töne die alten Versengold Lieder. Eine Liebesballade an ein Fräulein, dass sie freigab für dessen eignes Glück. Melodisch geschrieben mit einem Hauch der Eiskönigin, ist hier eher das stechende Element im Frost und Verlust der Punkt.
Die ich lieb‘, kiess ich zieh’n
Zieht auch sie gen Norden hin
Zu finden nichts als Eis und Schnee
Die ich lieb‘, gab ich frei
Auch wenngleich es töricht sei
Zu glauben, dass ich sie je wiederseh‘
3. Raue Nacht
Mein Favorit des Albums jagt beim dröhnenden Intro jedes Mal einen Schauer den Rücken hinab. Anfangs nur mit jenem im Hintergrund, beginnt Madina mit Gesang bis der Türst im Dialekt „Drü Schritt rechts, gang uswägs!“ dazwischen ruft.
Das dreckige Lachen gibt einen Übergang zu ihrem Gesang, denn dieses heidnische Stück handelt von dem Wüetisheer, der Wilden Jagt, Wotans Heer… von ihr speziell abgestimmt auf die Version des Luzerner Hinterlandes, welche noch aus heidnischen Zeiten stammt.
Die heidnischen Klänge gemischt mit ihrer Stimme, zaubert einem vor allem in diesen frostigen Nächten sowohl eine Gänsehaut, wie auch ein Grinsen die Lippen, wenn die Letzten Rufe und Schreie ausklingen.
Wenn ich einst wiederkehre nach langer Zeit zu dir
So ist das Wüetisheere auf ewig Teil von mir
Ich halt‘ mit Fluch und Segen mein Leben in der Hand
Auf allen meinen Wegen hab ich das Glück erkannt
4. Feuer auf Eis
Wieder ein wenig ruhiger wird es mit diesen zwei gegensätzlichen Elementen weitergehen. Jedoch zündet es bei mir nicht wirklich. Es wird ein bisschen über die jeweiligen Elemente gesungen, jedoch irgendwie nur mir losem Zusammenhang über einen Kampf, ein wenig der Schwachpunkt der Scheibe.
5. Vom Morgen, das ein Leben währte
Zum Abschluss werden wir noch ein wenig Melancholisch, die Botschaft dahinter verschliesst sich mir jedoch ein wenig. Auf jeden Fall fügt es sich gut in das Album ein und gibt mit der Harfe einen ruhigen Ausklang zu diesem Album.
Morgen bin ich König
Schau von oben auf das Land
Bin erhaben wie der Falke
Und der Menschen täglich Lasten
Sind mir unbekannt
Fazit:
Durch frostige Themen, dem Winters Zauber, wilde Jagten und melancholischer Trauer, werden alle Facetten dieser Jahreszeit kurz umrissen.
Eine wahres Stück um bei Schneefall einfach mal Zuhause zu sitzen und unter der Decke, diesen Klängen zu lauschen.
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