Adventskalendertürchen 10 – Review – Beneath My Sins – An Acoustic Journey Part I

Erscheinungsdatum: 10.12.2021

Label: Independent

Genre: Symphonic Metal / Acoustic Folk / Acoustic

Spieldauer: ca. 44 Min

Tracklist:

  1. The Other Half Of Me 4:02
  2. Try 3:28
  3. The Coice 4:41
  4. From The Flames 4:09
  5. Unpredictable 5:07
  6. Kick Me Out 3:53
  7. Hero 4:57
  8. You Weren’t There 3:50
  9. My Guardian Angel 5:05
  10. Fly, Raven Fly! 5:00

Weblinks:

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Die erst 2015 gegründete Symphonic Metal Band Beneath My Sins haben ihr drittes Album am Start und diesem werden ganz neue Pfade geöffnet. Sicherlich gab es in der Vergangenheit inzwischen mehr als genug Bands, die uns bewiesen haben, dass man auch Metal Songs sehr gut in akustischen Versionen umsetzen kann, doch die aus Frankreich stammende Band, setzt hier noch einmal Akzente, die in meinen Augen genau für diesen Markt in dieser Form noch einmal anders sind. Und so wurden Songs der ersten beiden Alben „Valkyries Of Modern Times“ und „I Decide“ sowie 3 brandneue Songs in ein ganz neues Kostüm gesteckt, das die facettenhafte Kreativität der Band widerspiegelt.

Zu Beginn gibt es gleich einen der neuen Songs auf die Ohren, um die neue Seite der akustischen Reise gebührend einzuläuten. „The Other Half Of Me“ wurde bereits vorab als Musikvideo veröffentlich und gab schon einmal einen Einblick in das neue Album. Bereits hier stellt man fest, irgendetwas ist anders als bei einer bisher gewohnten Umsetzung in diesem Stil. Denn Beneath My Sins hat nicht nur darauf geachtet, dass das musikalische Gewand hinter jedem Song in Perfektion ausgearbeitet wurde, sondern, dass die Scheibe auch einen großen folkigen Einschlag hat. Dies fällt besonders durch den Einsatz der mit keltischem Sound gespielten Tin Whistle auf und weist einen guten Weg, wo hier die Unterschiede zu andern Akustikscheiben liegt. Ein leichter Hauch von Medieval macht sich bemerkbar, ohne jedoch das Herz der normalerweise rein symphonisch geschriebenen Musik zu verdrängen.

Nun wird es auch Zeit, den Fans zu zeigen, dass man nicht nur neue Songs in einem neuen Stil kreieren kann, sondern, dass auch die bereits geschriebenen mit neuen Ideen gut umsetzbar sind. „Try“ vom zweiten Album „I Decide“ zeigt dies auch direkt gut. Bereits im Original beginnt der Song mit einschlägigen Whistles, geht dann jedoch direkt etwas heftiger zur Sache, bevor auch hier bereits akustische Gitarren folgen. Der heftige Einstieg ist hier nicht gegeben und es geht direkt zum auch im Original vorhandenen ruhigeren Part mit der genialen Stimme von Sängerin Emma Elvaston über. Diesmal übernimmt sie jedoch nicht den gesamten Gesang wie im Stück davor, sondern wird auch hier an den richtigen Stellen aus dem Hintergrund unterstützt, was dem ganzen Song den richtigen Pepp wie auch im Original zuschreibt. Da jedoch an manchen Stellen, in denen die Metalpassagen durchhämmern verzichtet wurde, fällt der Song am Ende auch ein paar Sekunden kürzer aus, was jedoch erst beim zweiten Hinhören auffällt, da man bereits beim zweiten Song der CD, komplett im Konzept der „Acoustic Journey“ aufgeht.

Um dem Konzept des neuen Albums noch einmal Deutlichkeit zu verleihen, kommt wieder ein neuer Song. Mit „The Choice“ konnte so mit neuer Herangehensweise gezeigt werden, wo die „neuen“ Stärken der Band liegen. Eine eingängige Melodie, untermalt mit sanfter Stimme und folkigen Zwischenpassagen, animieren zum Träumen und lösen Nostalgie und Freude in einem aus. Eine Ballade, die durch den Einsatz neuer Elemente wie einem Akkordeon das Bild einer Seefahrt ins Neuland auf dem inneren Auge entstehen lassen.

„Aus den Flammen“ läutet den wohl ersten Hit der Band ein und hier war ich sehr gespannt, da es sich in der ursprünglichen Version um ein echtes „Symphonic Metal Feuerwerk“ handelt. Sicherlich kann man das auch etwas ruhiger angehen, aber genau die vorantreibenden Parts dieses Songs verleihen ihm so viel Charakter. Nun wie kann man das lösen, wenn man auf den klassischen Heavy Metal Sound verzichtet? Eigentlich gar nicht, oder doch? Mit Herz und Seele geht es auf jeden Fall und so wurde Heavy Metal auf volkstümliche Instrumente umgeschrieben und dies so perfekt, dass er nach wie vor, wenn auch auf eine andere Art und Weise, kräftig voranpeitscht. Dazu kommt noch, dass auch früher schon mit diesem Song, die geniale Singstimme von Emma Elvaston immer noch einen drauflegen kann. Ein wahrer Genuss für Ohren und Geist.

„Unpredictable“ trifft den Nagel auf den Kopf, denn hier konnte ich wirklich nicht vorhersehen, wie diese Umsetzung wohl ausfallen wird. Ich war jedoch sehr erstaunt, wie gut man die Melodie einer Geige auf Flöten umlegen kann. Eingängig und bereits bekannt, kommt so der Charakter des Songs auch auf diese Art zu 100% auf den Zuhörer über. Durch Abänderungen in dieser Form, erweitert Beneath My Sins noch einmal ihr Portfolio. So könnte man sich eine Liveumsetzung in dieser Form auch auf den Bühnen von Mittelaltermärkten bestens vorstellen.

Ein kurzes Verschnaufen kann nicht schaden, trotz Liedtiteln wie „Kick Me Out“. Ein Song, der in der Metalversion auch richtig „Arsch tritt“, erscheint so noch einmal in einem ganz neuen Licht. Denn dieselbe Botschaft, die einem gewohnt direkt ins Gesicht geknallt wurde, zeigt so eher die Seite hinter dem Gesicht, die zum Gesamtbild des Inhalts dazugehört. Nicht der Knall, sondern die Beweggründe dafür wurden hier sehr gut in Szene gesetzt und erweitern so noch einmal die Tragweite des Textes.

Bereits Bonnie Tyler besang es 1984: „We are all holding out for a Hero“, denn mehr Helden braucht die Welt. Und so folgt „Hero“ als letzter neu geschriebener und veröffentlichter Song auf diesem Album. „This is not the end, life goes on and on“ und so macht sich in bester Trad Session Manier zu einem guten Glas Whisky ein Song breit, der mich stark an irische und keltische Musik erinnert, um dem Zuhörer mit diesem Refrain Hoffnung zu spenden. Ein Chorus, der direkt im Kopf hängen bleibt und trotzdem nicht im poppigen Stil einfach dauerhaft wiederholt wird. Denn der Song weist jede Menge Höhen und Tiefen im Verlauf auf, was das Gefühl von irischer Straßenmusik für mich noch einmal verdeutlicht. Genialer Song, super geschrieben und an Gesang und Instrumenten umgesetzt.

Doch wo ist der gesuchte Held? „You Weren’t There“ greift direkt die „traurigeren“ Emotionen vom Vorgängersong auf und zeigt so, dass zwar das letzte „neue“ Lied zu Ende ist, die akustische Reise jedoch noch lange nicht. Der wahrscheinlich am dunkelsten/melancholischsten umgesetzte Song auf der Scheibe. Trauer, die unter die Haut geht und im Kopf bleibt. Zwischen enttäuschter Hoffnung und der Leere, die dahintersteht, verliert sich jedoch nicht die Eingängigkeit des Stücks und ist als erster in diesem Konzept vom Klang her so, wie ich mir eine akustische Umsetzung erwartet hätte, was jedoch keine Kritik darstellt. Tragendes Piano, sanfte Drums und schön umgesetzt klagende Vocals darüber.

Nach so viel Kopfzerbrechen braucht man jedoch mal wieder ein wenig Unterstützung und wenn schon der beigesehnte Held nicht aufgetaucht ist, kann man sich wenigstens noch auf seinen Schutzengel verlassen. „My Guardian Angel“ von der letzten CD wird einem nun durch den Gehörgang gejagt. Ein Song, der auf „I Decide“ den perfekten „gezügelten“ Ausbruch der Emotionen darstellt. Ein Feuerwerk, das auf „Vollgas“ voran geht, jedoch immer etwas durch die sich in den richtigen oder falschen Momenten etwas zurückgenommenen Vocals gebremst wird, da man an diesen Stellen auch hier ein „Feuerwerk“ erwarten würde. Dennoch stimmig und passend verleiht dies dem Song einen ganz eigenen Charakter. Doch wie sieht das in der akustischen Version aus? Mit ordentlich Pfeffer beginnt er auf jeden Fall schon mal sehr schmissig und greift so auch die angesprochene Atmosphäre auf. So erfüllt er alles was er schon im „Ursprung“ erfüllt hat, wirkt jedoch durch die traditionellen Instrumente deutlich „heller“. Jedoch eine sehr gute Umsetzung, die absolut hörenswert ist!

Doch jede Reise hat einmal ein Ende und so erhebt sich Beneath My Sins zum Abschluss noch einmal in die Luft. „Fly, Raven Fly“, das sicherlich jedem noch vom Debutalbum bekannt ist, läutet das vorübergehende Ende der Neuzeit der Band ein. Ein Song, der eigentlich in den ruhigen Passagen von den Streichern lebt und eine wilde Achterbahnfahrt zwischen ruhig und laut und ausdrucksstarkem Refrain bietet. Ruhig bleibt der Song auf jeden Fall in der ersten Hälfte, wobei er in dieser Umsetzung tatsächlich gefühlt vorantreibender zur Sache geht. Dies mildert leider den Aufstieg zum Refrain ab, tut dem gesamten Song jedoch keinen Abbruch. Denn wenn „Fly, Raven Fly“ erschallt, bleibt dies auch weiterhin direkt im Kopf und man kann sich nicht dagegen wehren. Aufgefrischt durch folkige Passagen, die an Piraten in einer schäbigen Spelunke erinnern, geben hier dann auch noch einmal eine ganz neue Würze dazu, womit die Band wieder eine neue Tür geöffnet hat.

Nun gut, was lässt sich zusammenfassend sagen? Ich bin immer noch etwas überwältigt. Beneath My Sins gründete sich erst 2015 und war für mich eine der „neueren“ female fronted Symphonic Metal Bands, welche zwar schon immer einen eigenen Charakter hatte, aber sich irgendwo bei den sehr guten in diesem Genre eingereiht hat und sich nie verstecken musste. Doch mit „An Acoustic Journey“ wurde dieser Eigencharakter noch einmal auf die Spitze getrieben und macht mich auch ein wenig sprachlos. Eine faszinierende Umsetzung auf einem ganz neuen Niveau, das sich auch von anderen akustischen Auswüchsen, die man aus der eigentlich härteren Musikszene kennt, deutlich absetzt. Irgendwo zwischen Sonata Arctica und Alestorm, Eluveitie und Omnia und dennoch nicht einordbar auf seine eigene Art und Weise. Genau deshalb wird dieses Album sicherlich nicht nur bei den bisherigen Fans und Anhängerschaft des Genres, sondern auch weit darüber hinaus guten Anklang finden. Wer auf Symphonic Metal steht und auch mal auf den Metal etwas verzichten kann, der sollte sich trauen und das Album einmal hören. Aber auch, wer auf Folkmusik, Medieval oder sogar Paganströmungen steht, der hat hier sicher große Chancen seine Freude daran zu finden.

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