Demo – Nocte Obducta – Doch lächeln die blutleeren Lippen/Begräbnisvermählung
Erscheinungsdatum: 03.01.1998
Label: Indepent
Genre: Atmospheric Black Metal
Spieldauer: 28:54
Tracklist:
1. Begräbnisvermählung 08:19
2. In Erinnerung an Herbststürme 10:20
3. Solange euer Fleisch noch warm ist 07:07
4. Totgeburt 03:08
Weblinks:
https://www.facebook.com/100063560288026/wall/
https://open.spotify.com/artist/2d58mhKUvYuXsZND2vWu5v
Wir schreiben das Jahr 1995. Ein Mainzer Quintett beschloss, sich nach bereits zweijähriger Bandgeschichte erneut umzubenennen und musikalisch einen neuen Weg einzuschlagen. Dem Himmel sei Dank, welch gute Entscheidung. Was dabei rauskam? Na Nocte Obducta natürlich.
Nach dieser Umorientierung dauerte es dann auch noch knapp drei Jahre, bis Anfang Januar 1998 das erste musikalische Werk fertiggestellt war und das Licht der Welt erblickte. Und damals wie heute bemerkte man bereits am Titel dieses Tapes („Doch lächeln die blutleeren Lippen/Begräbnisvermählung“), dass es sich hier um etwas „anderes“ handelt. Dass es sich von der „Norm“ des Genres absetzt. Und so begann die Reise der „Prinzessinnen der Nachtschatten“ durch die Welt des etwas anders ausgelegten Black Metals und läutete eine neue Ära und Art von Atmosphäre in der gesamten Szene ein, noch weit bevor Subgenres wie Post, Ambient, Atmospheric, Blackgaze oder sonst etwas offiziell einen Namen bekamen. Mastermind Marcel Breuer hatte eine Vision, von der er sich auch durch die „harten“, musikalisch und gesellschaftlichen Regeln, die zu dieser Zeit noch im Schwarzmetall nachwirkten, nicht beeinflussen lies und voll auslebte.
Und so startet das Demo Tape mit „Begräbnisvermählung“, welches ein Jahr danach noch einmal auf dem ersten Album „Lethe – Gottverreckte Finsternis“ erschien. Schon damals wies das „Demo“ einen etwas höheren Standard an Aufnahmequalität auf. Und so wird dem Zuhörer zwar ab der ersten Note klar, um was es sich handelt, aber man bemerkt auch direkt, dass es das gewisse extra hat. Harter Black Metal, mit punkiger Attitüde und riesiger bzw. damals „neuer“ Atmosphäre.
Weiter geht es mit der Demoversion des Songs „In Erinnerung an Herbststürme“, welchem in dieser Demoversion noch ein Keyboard-Intro vorweg geht. Dieses ist bei der Wiederveröffentlichung zwei Alben später auf „Taverne – In Schatten schäbiger Spelunken“ nicht mehr vorhanden. Dennoch handelt es sich bis heute um einen der besten Nocte Obducta Songs, der je geschrieben wurde und dessen Wirkung mit der gerade angesprochenen Neuaufnahme auch perfekt zur Geltung kommt. Hochemotional, düster, hart und nostalgisch geht es hier ans Eingemachte und vereint schon damals einen großen Teil der Stärken dieser Band. Es ist ein Wahnsinnssong, der auch in der etwas räudigeren Demoversion einen enormen Charm versprüht.
Und so geht es weiter, denn „Solange euer Fleisch noch warm ist“ muss man die Zeit nutzen. Doch nach einem Song, wie dem vorherigen, ist es gut, dass man hier erst einmal ein fast einminütiges Intro bekommt, um sich wieder zu sammeln, bevor die Black Metal Keule wieder voll ins Gesicht schlägt. Auch dieser Song wurde ein Jahr danach auf dem Debütalbum „Lethe“ neu eingespielt.
Nun folgt schon der letzte Song des Tapes, der den glorreichen Namen „Totgeburt“ trägt und ein knapp dreiminütiges Ourto darstellt, welches nur auf diesem Demo zu finden ist und einen nach solch einer wilden Achterbahnfahrt sanft zurück in den Alltag entlässt.
Mit „Doch lächeln die blutleeren Lippen/Begräbnisvermählung“ haben Nocte Obducta bereits in der Entstehungsphase einer Musikrichtung einen Meilenstein gelegt, der bis heute ziemlich allein auf seinem Thron verweilt. Diese Ausnahmeband verdient es einfach, gelobt zu werden, auch wenn es sich bei den einzelnen Musikern doch eher um bescheidene Leute handelt. Auch alles, was danach noch in der bisherigen Diskographie erschienen ist, strotzt vor Atmosphäre und Abwechslung. Schon immer hat die Band viel experimentiert – dennoch zieht sich eine Art roter Faden durch die Werke, auf denen einfach nur Nocte Obducta steht. Eine ganz besondere Band, die jeder, der auf atmosphärischen Metal steht, sicherlich schon kennt. Falls nicht, hat man schleunigst etwas nachzuholen!
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