Wir befinden uns in Würzburg, genauer gesagt in der Posthalle. Noch ist sie etwas spärlich, die Anzahl der Besucher. Noch. Dabei spielen heute Abend Nachtblut und später ASP. Wir sind gespannt, ob da noch mehr Menschen, „schöne“ Menschen kommen, um den Meister zu erleben und auf Songs von vor zwanzig Jahren warten, Kultsongs. Es gab mal einen Ausdruck aus einer anderen Zeit dafür. Evergreens. Naja, etwas antik der Begriff.
Aber, vor diesem Meister, kamen andere Meister auf die Bühne. Meister der Provokation, nicht so offensichtlich, wie manch andere Band, sondern textlich, wenn man zuhört. Aber vor dem Text stand das Intro, die ersten Klänge zu Multikulturell, bevor die Erscheinung namens Askeroth auf der Bühne erschien. Nachtblut war da. Dark ‘N‘ Dirty Gothic Metal war angesagt. „Dies ist der Soundtrack für angepisste und misshandelte Seelen – musikalischer Wahnsinn, der die tödliche Tristesse des Lebens illustriert!“ (Zitat: Napalm Records). Wow, welche Ansage des Labels. Aber durchaus wahr. Erstmal wurde die stimmliche Vielfalt vorgeführt und die Haare geschwenkt zu Kaltes Herz. Beim nächsten Lied hörte man dann auch das nun doch zahlreichere Publikum, das seinen Einsatz lautstark zu Amok ablieferte. „Was wäre, wenn Du morgen tot wärst?“, die Textzeile aus Nie gefragt regt an, mal die Momente zu nutzen und nicht zu warten bis morgen, für die, die zuhören. Zwischendrin, die weiblichen Fans mögen diesen Augenblick bei jedem Konzert herbeisehnen, ist das Oberteil von Askeroth wieder verschwunden und nach Antik, dem folkigem Song Leierkinder und dem Prinzen-Cover Alles nur geklaut, nimmt man ihm das auch ab… das Lied für die Götter, eine Göttergeschichtsstunde.
Zum Abschluss folgte Die Toten vergessen nicht, das durch den unverkennbaren, düsteren und orchestralen Sound glänzt. „Lebt wohl, ich gehe fort von hier und weile im Schattenlicht“, denn der andere Meister wartet schon auf seinen Auftritt.
Setliste Nachtblut
- Multikulturell
- Kaltes Herz
- Amok
- Nie Gefragt
- Antik
- Leierkinder
- Alles nur geklaut
- Lied für die Götter
- Die Toten vergessen nicht
Nun war es aber soweit und der andere Meister, nebst Band, betrat den Schauplatz mit dem Weltunter-Album-Intro. Darauf folgte Welcome und die Ankündigung, dass man aufgrund des 20-jährigen Bestehens das komplette Weltunter Album spielen würde. So konnten sich die Fans der frühen Stunde auf das ein oder andere Highlight freuen, das schon zum Teil mehrere Jahre nicht mehr live zu hören war. Die Menge nahm das natürlich begeistert auf. Aber nur Songs von zwei Alben runter zu singen ist nun so gar nicht die Art und Weise von ASP Konzerte zu spielen. So gab es auch ein Wiederhören mit einem bestimmten großen Gebäude in Leipzig und durch den ganzen Raum halte der Refrain Astoria. Kurz vor Tourauftakt wurde die Single Flickenpuppe veröffentlicht. Wobei bei diesem Song der Refrain vermutlich nicht immer ganz richtig mitgesungen wurde. Davon sollte man sich dann, aber doch selber bei einem Konzert oder dem Anhören von Horrors überzeugen.
Weitläufig bekannt ist auch, dass ASP nicht so begeistert ist von Besuchern, die ständig filmen oder fotografieren, möchte er doch für Menschen singen und nicht für unzählige Fotolinsen, zumal die Leute ja auf Konzerte gehen, um sie zu hören und zu sehen und nicht nur um das Handy vom Vordermann im Blick zu haben. Dennoch gibt es immer dieses eine Lied, an dem das doch jeder tun darf. Genau dann, wenn die Band nicht mehr ganz so frisch ist und man ihnen ansieht, dass sie schon einiges geleistet haben, um die Menge zu begeistern. Und so eignete sich Hässlich einfach perfekt dafür. Natürlich hört sich das vielleicht für einen Moment negativ an, aber wenn man den Text kennt, ist es nicht der Fall. Nun wurden die Handys wieder weggepackt und mit Elesion ging es weiter, mit einem Track von Weltunter, dabei gab ASP selber zu, dass er in der Vergangenheit auch mal Sachen geschrieben hat, die er in der zwischen Zeit schon etwas fragwürdig findet. Auch, dass einige Songs dabei wären, von denen er dachte, er würde sie nicht mehr live spielen und dass er diesmal vor der Tour, viel länger als sonst, Texte hätte üben müssen. Aber wen wundert das, wenn er ein 20 Jahre altes Album komplett durch spielt bei einem Konzert.
Bei Sandmann GmbH & Compagnie werden sich wohl die Geister scheiden. Ist es doch irgendwie ASP, dennoch hört es sich so anders an, fröhlich, heiter, bisweilen poppig und wurde trotzdem vom Publikum gefeiert. Generell wurde bei diesem Konzert viel geklatscht, noch mehr mitgesungen und mehrfach war einfach der ganze Saal in Bewegung, trotzdem musste der Abend leider auch mal zu Ende gehen. Natürlich gab es eine Zugabe mit Ich will Brennen, aber im Grunde muss ASP das Lied gar nicht mehr selber singen, stehen doch Hunderte Menschen vor der Bühne, die das fehlerfrei für ihn übernehmen. Nach überschwänglichem Applaus gab es auch noch eine zweite Zugabe, in der er Werben sang, was auch schon ein Fotolied in vorangegangenen Konzerten war. Damit traf er nochmal den Nerv von vielen Besuchern, da man nicht unbedingt damit gerechnet hat, da es sich nicht auf Weltunter befindet. Damit war es nun endgültig vorbei und wieder einmal vielen Dank, dass wir dabei sein durften.
Setliste ASP:
- Intro
- Weltunter
- Die letze Zuflucht
- Fürst der Finsternis
- Stille der Nacht
- Geisterjagd
- She wore shadows
- Astoria verfallen
- Demon Love
- Flickenpuppe
- Ich, der Teufel und Du
- Hässlich
- Eleison
- Lykanthropie
- Sandmann GmbH und Companie
- Duett
- Die Ruhe vor dem Sturm
- Raise some hell now
- Light Heart`s lot / Was mich besiegt
- Ich will brennen
- The shadows beneath the roots
- Werben
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