Band der Woche KW 52/2025
Herkunft: Pescara, Italien
Genre: Depressive/Post Black Metal
Click here for the English version.
Die Band über sich:
Past experiences that the members lived together in music, bring them to give life to ‚Eyelessight‘ project in november 2011.
Kommentar der Redaktion:
1904 schrieb Franz Kafka in einem Brief an Oskar Pollak:
„[…]Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder verstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.
Das glaube ich.“
Ich glaube, dass das auch auf Musik zutrifft; und ich glaube, dass es keine Worte gibt, die treffender als diese beschreiben können, wie es sich für mich angefühlt hat, Eyelessight live zu sehen.
Die Entscheidung, ihnen einen Band der Woche-Beitrag zu widmen, habe ich eigentlich bereits im September getroffen; um genau zu sein, am 06.09.2025. Das Atmospheric Arts fand zum vierten Mal statt, und neben weiteren wirklich guten Bands traten auch Eyelessight auf. So grob vom Hörensagen waren sie mir bekannt. Auf eine tiefere Auseinandersetzung mit ihren Werken hatte ich vorab allerdings verzichtet, weil ich mich gerne unvermittelt und unvorbereitet in seelische wie psychische Abgründe reißen lasse, es als zielführend und förderlich für Gesamterfahrung wie Erkenntnisgewinn empfinde, das Kontextualisieren, die Logik und Analytik im Ersteindruck komplett außen vor zu lassen und mich stattdessen komplett vom musikalischen Erleben fluten zu lassen.
Im Fall von Eyelessight war das irgendwas zwischen einer Jahrtausend- und Sintflut, definitiv Katharsis, vielleicht sogar auch traumatherapeutisch wertvoll. In jedem Fall mehr als beeindruckend, und wäre nicht spontan doch noch Kafka durch mein Gehirn spaziert, säße ich immer noch da und würde erfolglos versuchen, die richtigen Worte zu finden.
Wäre ich im Ringkampf mit einem literarischen Text, würde ich mich nach der die erste Lektüre leitenden Frage „Was macht das mit mir?“ der Überlegung widmen, wodurch diese Eindrücke entstehen. Im Fall von Eyelessight spielen da natürlich zum Teil auch eher bis sehr persönliche Faktoren eine Rolle. Gleichzeitig ist es aber nicht einfach nur Sache des Zufalls und persönlicher Sensibilität, sondern definitiv auch eine des musikalischen Könnens. Ähnlich wie bei den ebenfalls italienischen Kolleginnen und Kollegen von Dreariness (bis 2018) bringen Eyelessight es fertig, auch allertiefste Seelenqual nicht nur authentisch und präzise einschneidend, sondern immer auch mit einer verletzten wie verletzlichen Zärtlichkeit und Endgültigkeits-Melancholie zu vermitteln. Das betrifft den instrumentalen Part, der sich immer wieder auch Zeit für sanfte Atempausen nimmt – ob zum Aufatmen, oder um das Aufgewühlte nur noch intensiver zu spüren, hängt dabei wohl von der persönlichen Disposition ab. Das betrifft aber auch und ganz zentral den Gesang. Es gibt wirklich hervorragend schreiende Frauen im Black Metal, auch im DSBM. Kjiel schreit aber nicht nur hervorragend, sondern versteht es, das mit absolut authentisch wirkenden Schluchzern und ruhigeren Parts zu einer immens intimen Atmosphäre zu verbinden. Als Ergebnis entsteht eine Musik mit hohem Wiedererkennungswert und emotionalem Ausdruck, die gerade, weil sie sich Zeit nimmt für die lichten Momente, so tief geht.
Eylessight sind und bleiben eins meiner Konzert-Highlights des Jahres, gleichauf mit dem Lifelover-Set von Kall und dem vorletzten Auftritt Gràbs auf dem diesjährigen Prophecy Fest.
Die Band bei Dark-Art:
Live-Impressionen:
Musikvorschlag:
Links:
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Band der Woche, unter diesem Titel stellen wir euch jede Woche Dienstagabend, 20 Uhr (MEZ) eine Band vor. Dies sind jeweils Bands, die von Mitgliedern unserer Redaktion empfohlen werden, vor allem junge Nachwuchsbands, die unserer Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient haben.
Alle Bands, die wir dieses Jahr vorgestellt haben, findet ihr auch in unserer Playlist auf Spotify.
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