Festivalbericht: 20 Jahre Waldpark Open Air 2024

Pixonstage

Unter grün-bronzenen Kronen tummeln sich Kinder auf einem kleinen Spielplatz, während Hunde und Pferde den Waldweg passieren. Nebenan aus der Grillhütte dringt der Soundcheck einer Metalband. Ja, in dieser harmonischen Idylle steigt heute das 20. Waldpark Open Air. Moment – 20 Jahre Waldpark Open Air? Grundgütiger!

Happy Birthday to you, Happy Birthday to you, Happy Birthday liebes Waldpark, Happy Birthday to you.

Zu diesem besonderen Anlass haben sich die Veranstalter etwas Großes ausgedacht, denn das Line-up besteht dieses Jahr aus einem Best-of der vergangenen Ausgaben des Waldpark Open Air: und so standen auf der Bühne Balu Solo, Motorlizard, Screwed Death, Dagger in Hand, Boiling Blood, Killing Your Idols, Old Mother Hell, The Prophecy23 und 50 P.S.E. Die geballte Prominenz der Rhein-Neckar-Szene gab sich die Ehre und so versprach dieser Tag unvergesslich zu werden. Nach begrüßenden Worten von Cheffe Becht ging es auch schon los mit dem Programm, also nun viel Spaß beim Lesen. 

 

Balu Solo:

Genau wie im Jahr zuvor sorgte Balu erneut für einen lockeren Auftakt in den Tag. Mit einem Hut und einer Gitarre ausgestattet spielte er sich von Country Songs, über eigene Lieder bis hin zu Punk-Klassikern von u.a. Social Distortion oder Misfits. Mit Nummern von Janis Joplin oder Lynyrd Skynyrd brachte er bereits erste Besucher zum Mitsingen. In der schon jetzt gut besuchten Grillhütte kam der Auftritt sehr gut an. Auch wenn es kein typischer Metal-Auftritt war, überzeugte Balu wie im Jahr zuvor mit seiner sympathischen Art und bot im direkten Vergleich der Auftritte eine komplett andere Setlist. Die Lieder waren wieder sehr gut ausgewählt und auch seine eigenen Songs wussten zu überzeugen. Hut ab. 

Setlist Balu Solo:  Man in Black (Johnny Cash) // Ball and Chains (Social Distortion) // Boozy Cruisy // Weekend Warrior // Mercedes Benz (Janis Joplin) // Dig Up Her Bones (Misfits) // The Coyote & The Cowboy (Colter Wall/Ian Tyson) // Simple Man (Lynyrd Skynyrd) 

Motorlizard:

Als Zweite waren nun Motorlizard an der Reihe und wir bekamen eine geballte Portion Punk’n’Roll serviert. Ohne große Ansagen oder eine aufwendige Bühnenshow gab es einfach Vollgas, ein ehrlich-handgemachtes Brett serviert, wie man es kaum cooler verlangen könnte. Der Vierer erinnerte musikalisch immer wieder an Motörhead, ohne dabei zu einem Klon zu werden. Das Ganze war wirklich cool, die sechs gebotenen Lieder zündeten an allen Ecken.

Setlist Motorlizard: ETS (Euro Truck Simulator) // Dune Song // Ode To Hoth // Armadillo // Jackrabbit // (Underneath a) Salmon Sun

Screwed Death:

Weiter ging es mit Screwed Death aus Beindersheim. Die noch junge Band feierte 2018 exakt auf dieser Bühne ihre Live Premiere und in der Zwischenzeit ist einiges passiert. Seither ist ihre fiese Mischung aus Death und Thrash Metal erheblich gereift, sie kommen mittlerweile ordentlich aggressiv daher und verstehen es, das Publikum mitzureißen. Mittlerweile haben sie unter anderem ihr Debütalbum Death Before Dishonor veröffentlicht, auf dem sich alle gespielten Songs befinden.  Diese halbe Stunde war absolut unterhaltsam, man merkte allen Beteiligten an, wie viel Spaß sie hatten. 

Setlist Screwed Death: Intro/Evil Madness // The Death Remains Within // Stilness of Hate // Insidious Visions // Dawn of Anarchy 

Dagger in Hand:

Es wurde modern in der Walderholung, Dagger in Hand aus Bad Dürkheim hatten eine saftige Hardcore-Abrissbirne im Gepäck. Stets sozialkritisch und durchaus wütend fegte das Quartett nur so über uns hinweg und wusste als hervorragende Liveband zu überzeugen. Die Songs entstammten ihrem neuen Album Heavy Germany, doch natürlich durfte auch die Bandhymne Daggered Life nicht fehlen, für die sie ihren ehemaligen Gitarristen Alex auf der Bühne begrüßten. Auch wenn inzwischen die Thrash-Metal lastigen Riffs verschwunden sind, haben Dagger in Hand nichts an ihrer Intensität verloren. Der aktuelle Hardcore-Sound steht der Band wirklich ausgezeichnet und auch die Mitsing-Momente sind erhalten geblieben.

Setlist Dagger in Hand: Strength // Germoney // Desolation // Heavy Germany // Fuck Your Gods // Toxic // Victim Survivor // Daggered Life 

Boiling Blood:

Mit Boiling Blood wurde es auch schon wieder sehr Old School, der Thrash Metal war zurück auf der Bühne. Mit all ihrer Routine rissen Boiling Blood einmal alles ab und zum abschließenden Emerged From Blood bekam das Jubiläumsfest auch seinen ersten Mosh Pit zu sehen. Das Set bestand dabei aus ihrem Album Lost Inside a Morbid World und der Nachfolge EP Prypjat, gleichzeitig boten die Lieder jede Menge Möglichkeiten zum Mitsingen und Headbangen. Sänger Peter bestach einmal mehr durch seine charismatische Art und Weise, er heizte das Publikum immer wieder an, während seine Kollegen an den Instrumenten zu Bestform aufliefen. Kurzum auch das war einfach super stark.

Setlist Boiling Blood: Prypjat // Devoured // Burning Decision // The Curse of Oblivion // Follow the Lie // Emerged From Blood 

Killing Your Idols:

Mit den Frankenthalern wurde es nun wieder modern. Nachdem Killing Your Idols die Grillhütte erst im vergangenen Jahr auf links gedreht hatten, durften sie gleich wieder ran. Diesmal allerdings nur zu viert, Bassist Philipp fehlte heute. Dennoch traten sie mit all ihrer Intensität auf und beschworen die erste Wall of Death des Abends herauf. Mit krachenden Breakdowns und melodischen Ruhe-Passagen sorgten sie für ein weiteres Highlight, sie boten wie üblich jede Menge Mitmach-Momente, die von der Crowd bestens angenommen wurden. Sänger Samuel gab den Anheizer und verstand es, eine überragende Show zu liefern, während ihn seine drei Kollegen tatkräftig unterstützen. Wie üblich gab es zum Abschluss noch ein Cover serviert, dieses Mal fiel die Wahl auf Toxic von Brittney Spears. Was etwas gewagt klingt, funktionierte wirklich einwandfrei. 

Setlist Killing Your Idols: Convergence // Living for Death // Venomous // Break Free // Relight Your Flame // Escape the Dream // The Thing // Thoughts of a Traitor // KYI // Toxic (Brittney Spears) 

Old Mother Hell:

Natürlich darf an so einem Abend auch eine Portion Epic Doom Metal nicht fehlen, der uns von Old Mother Hell vorgetragen wurde. Für mich persönlich war das eine sehr positive Überraschung, denn das war einwandfrei. Meist langsamer, doch auch immer wieder mit Tempo spielten sie sich in einen Rausch und kamen bestens beim Publikum an. Alte wie neue Songs wurden absolut souverän vorgetragen, man merkte jedem Mitglied an, wie viel Spaß sie da auf der Bühne hatten. Besonders Gitarrist Frank sorgte mit seiner Mimik immer wieder für beste Unterhaltung. Für einen sehr emotionalen Moment sorgte Sänger Kevin, der den abschließenden Song des Sets seiner kurz zuvor verstorbenen Mutter widmete. 

Setlist Old Mother Hell: Mountain/Avenging Angel // Another War // Lord of Demise // Seeds of Misery // Howling Wolves // Betrayal at the Sea // Old Mother Hell 

The Prophecy23:

Es ging in die heiße Phase und The Prophecy23 waren am Zuge. Mit ihrem selbst konzipierten Fresh Metal hatten sie sich viel vorgenommen und rissen ordentlich ab. Sehr thrashig, aber auch mit Breakdown-Momenten sorgten sie für ordentlich Bewegung vor der Bühne. Dabei kamen neue Songs genauso wie alte Klassiker gleichermaßen zum Zuge, so kam jeder auf seine Kosten. Sogar eine große Fahne trat in Erscheinung und durfte ihre Runden durch den Circle Pit drehen. Hannes und Luca wechselten sich an den Mikros mit gutturals und Fresh-Vocals gekonnt ab und zu Party Like it´s 84 übernahmen auch Jackson und Phil Gesangspassagen. Ja auch das war einfach einwandfrei, die 23 ist eine hervorragende Live Band. Mosh!Thrash!Action! at it’s best.

Setlist The Prophecy23: B.T.M // From the Basement to the Pit // We Love Fresh Metal // No Deep Talks Just Drinks // Home is Where you Shred // Mammon // Green Machine Laser Beam // Party Like its 84 // I Wish I Could Skate 

50 P.S.E.:

Feierabend war danach aber noch lange nicht, denn es wartete noch ein ganz besonderes Special auf uns: nach über 12 Jahren Abwesenheit formierte sich die Punkband 50 P.S.E. anlässlich des Jubiläums zu einer Reunion-Show. Dabei an Gesang und Gitarre: Veranstalter Becht, der zwischen den Songs einige Anekdoten aus der Historie des Waldparks erzählte. Es folgten weitere Geschichten und Danksagungen, aber natürlich gab es auch jede Menge Musik: insgesamt 11 Songs brachten nochmal so richtig Bewegung vor die Bühne und die verbliebenden Fans gaben nochmal so richtig Vollgas. Die Mitmach-Momente zu Inside und Beware wurden dabei auf Pappschildern untermalt, was für ein cooles Gesamtbild sorgte. Das setzte dem 20. Waldpark Open Air wahrlich die Krone auf. 

Setlist 50 P.S.E.: Don´t wanna be like you // Unite & Fight // Enemies // Stand as One // It´s alright // Tiny Toons on XTC // Something to Say // Lies // Inside // (Beware) Looking for You // 50. P.S.E. 

Und so wurde das Ganze zu einem mehr als würdigen Jubiläum. Neun hervorragende Acts, eine super friedlich-freundschaftliche Atmosphäre wie man sie nur beim Waldpark Open Air antrifft. Unglaublich schön auch immer wieder dieselben bekannten Gesichter zu treffen und gute Gespräche führen zu können, nicht umsonst spricht man hier von einem großen Familientreffen.  Natürlich durfte auch dieses Mal die legendäre Kartoffelsuppe nicht fehlen, es war wirklich alles wohl organisiert und geplant. An dieser Stelle nochmals ein riesengroßes Dankeschön an alle Beteiligten, egal ob im Vorder- oder im Hintergrund, hier wird jedes Jahr aufs Neue fantastische Arbeit mit viel Herzblut geleistet. Auf die nächsten 2o Jahre – bis zum nächsten Mal! 

Hier noch ein paar weitere Eindrücke des Jubiläums: 

Bericht & Bilder: Niklas

 

Mehr über das Waldpark Open Air bei Dark-Art findet ihr hier:

 

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