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Im Rahmen der Endlich! Tour legte ASP am 01.05. einen Stopp in Wiesbaden im Schlachthof ein. Mit im Gepäck hatte er als Support die Indie-Rock-Band Leichtmatrose. Wiesbaden sollte eigentlich das offizielle Tourende sein, aber aufgrund der Kehlkopfentzündung des Herrn Spreng wurden die ausgefallen Konzerte noch hinten dran gehängt.
Das erste was bei Leichtmatrose ins Auge fällt, ist tatsächlich das glitzernde Schlagzeug. Zuerst betraten nur der Sänger Andreas und der Keyboarder Thomas die Bühne und begannen mit dem ersten Song. Nach und nach folgten die anderen Bandmitglieder, Gitarrist Stephan, Schlagzeuger Tom und Bassist Rick. Alle Musiker haben bereits mehrjährige Bühnenerfahrung, was man deutlich hörte. Aber was noch viel wichtiger war, man spürte die gute Laune und die Lust am Spielen und Live performen. Andreas wünschte nach dem ersten Lied einen guten Abend und erzählte davon, dass in Wiesbaden der offizielle Tourabschluss war. Die bunten Scheinwerfer, die die Bühne mal rot, gelb oder lila aufleuchten ließen, passten zu der Leichtigkeit des poppigen Sounds. Manchmal von Melancholie durchzogen, handeln die Texte aber grundsätzlich von der Schönheit des Lebens mit all seinen Facetten, was die Band auch zeigte. Da wurde gesprungen, getanzt, sich vorne auf die Boxen gestellt, das Publikum animiert und gute Laune verströmt. Die Leute ließen sich davon mitziehen und mehrere Besucher tanzten ausgelassen. Der Sänger saß dann mal auch auf den Boxen und sang, oder kniete vor dem Schlagzeug. Auch die Bitte, das Publikum möge doch seine Liebe zeigen, wurde angenommen und überall sah man erhobene Hände, die ein Herz formten. Die Bandmitglieder wurden vom Sänger noch vorgestellt. Er bedankte sich beim Wiesbadener Publikum für den tollen Tourabschluss und natürlich auch bei der Crew, der Location und allen voran ASP, weil sie mit auf die Tour genommen wurden, die wirklich sehr schön war. Zum letzten Song gab es ein Meer aus Händen, das zu lautem Applaus wurde, als die Band mit „Dankeschön, es war uns ein Fest“ die Bühne verließen.
Nun war der Schauplatz für ASP reserviert. Blaue Scheinwerfer dominierten die Szenerie, durchbrochen von weißen und gelben Lichtstrahlen. Langsam erschien einer nach dem anderen der Band, kaum waren alle zu sehen, brandete Jubel in der ganzen Halle auf.
Das Intro Bedenke gut ging direkt in den ersten Song Ziel über. Lutz, der Gitarrist, animierte zum weiteren Klatschen und wie das bei ASP so üblich ist, stimmte auch jeder mit ein. Beim zweiten Song Die letzte Zuflucht hatte man den Eindruck, die Bühne stand in Flammen, helle Scheinwerfer erleuchteten das ganze Geschehen. Danach folgte die für ASP typische Begrüßung. „Hallo ihr schönen Menschen, es tut so gut, wieder hier zu sein“. Nachdem dieses Konzert den offiziellen Abschluss der Endlich! Tour, die nun nach eineinhalb Jahren endlich stattfinden konnte, bildete, „könne man in die Vollen gehen und alles raus blasen“. Aber auch wenn man in Wiesbaden vermehrt die alten Klassiker hören wolle, muss man „auch neue Lieder spielen, denn nur so würden auch sie zu Klassikern werden“.
Der Song der nun folgte, war ein gutes Beispiel dafür. Das ganze Album Zaubererbruder hatte es zunächst nicht einfach, weil es etwas völlig Anderes, Neues von ASP war. Und dennoch wurde nach einiger Zeit Krabat eben einer der All-Time-Favorites. So sang der ganze Saal inbrünstig Gehorche der Stimme. Bestens gelaunt tanzte und hüpfte Alex Spreng über die Bühne. Dann folgte die nun schon übliche Ansage, dass das Publikum nicht filmen oder ständig fotografieren solle. Zum einen wolle er die schönen Menschen für sich alleine, zum anderen hätte er nach der Pandemie einfach keinen Bock für Smartphones zu singen, sondern für Menschen.
Wenn nicht gerade Alex Spreng über die Bühne fegte, taten dies seine Mitstreiter. Da kam Søren nach vorne, oder Lutz ging auf die andere Seite zu Lias. Auf der Spielfläche herrschte kein Stillstand und jeder der Musiker strahlte pure Spielfreude aus. Was bei diesem Konzert besonders heraus stach, war die ungewohnte Redseligkeit von Alex Spreng. Er verriet mitunter, dass er zur Zeit auf Anraten des Arztes viel Tee trinken solle. So im Nachhinein war das vielleicht keine so gute Idee. Hatte man doch kurze Zeit Sabaton-Vibes, als laute „noch ein Tee“-Rufe durch den Raum hallten. Im Moment fühlte sich Alex Spreng auch so ein bisschen, wie ein ganz bestimmtes Hotel, solange seine Stimme noch nicht wieder die Alte war. Leider wusste er auch, dass der Bau in Leipzig zur Zeit still stand, da der Investor abgesprungen war.
Bei Astoria Verfallen konnte er seine Stimme etwas schonen, weil das Publikum große Teile des Gesangs für ihn übernahm. Der Humor kam bei diesem Konzert auch nicht zu kurz. So seien doch alle Bunten genau so willkommen und sicher, wie die Schwarzgewandeten, nur die Beigen sind gefährlich, vor denen müsse man sich in Acht nehmen. Er kam nochmal auf seine Stimme zu sprechen, die noch angegriffen sei und der Hinweis vom Arzt das Schreien zur Zeit sein zu lassen. Was Alex Spreng zu der Annahme brachte, man sehe, dass er ein Schreihals war, oder der Arzt würde ASP hören. Und wir tanzten brachte die Halle zum Kochen, als würde das Lied nicht sowieso durch seine rührende Melancholie und herzzerreißende Traurigkeit herausstechen, wurde es von so vielen Kehlen gesungen zum Herzstück des Abends. Aber wie bei jedem Konzert von ASP , spürte man von der ersten Sekunde an, die besondere Verbindung zwischen der Band und den Zuschauern, was mit Rücken an Rücken nochmal bekräftigt wurde. Nun plauderte Alex Spreng noch etwas aus dem Nähkästchen, dass man während der Pandemie zu viel Zeit zum Nachdenken hatte, aber auf einen Nenner gekommen sei. Und zwar auf das was wirklich zählt, die Band selber, die Zuhörer, Konzerte und die besonderen Momente währenddessen, die Songs und allen voran die Musik, ist sie doch Liebe, Hoffnung und Rüstung. Wer hätte das schöner in Worte fassen können, spricht sie doch aus der Seele der Band. Aber bedauerlicherweise gehen auch solche Konzerte einmal vorbei und so blieb dem Publikum nur noch der immer wieder begehrte Klassiker Ich will brennen, was auch diesmal aus hunderten Mündern lautstark begleitet wurde. Dann wurde es erst einmal dunkel. Im Publikum setzten sofort die typischen heyyhooo-Gesänge ein, von einer Lichtsäule auf der Bühne begleitet, die selbstverständlich von der Band erhört wurden.
Zuerst allerdings folgte etwas Werbung in eigener Sache, denn im September wird das 15. Studioalbum von ASP veröffentlicht, das auf den Namen Horrors hören wird. Bereits im August wird das dritte Album, Weltunter – Der Schwarze Schmetterling Teil 3, 20 Jahre alt. Und um beides zu feiern, startet im September dann die Weltunter Horrors Tour. Die erste Single gepackt in eine gleichnamige EP, Ich, der Teufel und Du, wurde just am 1. Mai der Öffentlichkeit preisgegeben.
Natürlich war diese Single auch der erste Song der Zugabe. Ein letzter Klassiker Schwarzes Blut, der die Menge nochmal aufmischte und zum Mitmachen anheizte und ein paar letzte Schlussworte folgten. Einen Dank ans Publikum für das Erscheinen, die unglaubliche außergewöhnliche faszinierende Crew und an die vier jungen Herren, die den ganzen Wahnsinn mitmachen. Währenddessen sprang Alex Spreng ausgelassen über die Bühne. Aber nun war das Ende des Abends unabdingbar. Ein letztes Mal verließen ASP den Schauplatz des vorangegangenen Geschehens. Zurück blieben glückliche gelöste Menschen, die für kurze Zeit der Realität entfliehen konnten.
Es war wie immer ein besonderes Vergnügen. Vielen Dank, ASP.
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