Konzertbericht: Baphofest VII, 13.01.2023

Am 13.01.2024 fand das Baphofest VII, im Kellergewölbe des Jugendzentrums B-Hof in Würzburg, statt. Drei Bands aus dem Bereich Black Metal, Boötes Void, Totensucht und Horn, drückten sich die Klinke gegenseitig in die Hand. Die Veranstaltung war ausverkauft und so mussten einige spontane Seelen leider unverrichteter Dinge abziehen. Dark-Art war an diesem Abend anwesend und kann von den Auftritten berichten.

 

Den Anfang machten die Würzburger Lokalhelden Boötes Void und gleich zu Beginn eine Überraschung: Ihr regulärer Bassist Max fiel aus unbekannten Gründen aus. Als Ersatz sprang Maja von der Band Abglanz ein. Auch der Start verlief etwas holpriger als wahrscheinlich geplant. Aus dem Vorhang, hinter dem Drumset, erschien zweimal der Drummer, um erfolglos das Opening zu aktivieren. Die Elektronik wollte scheinbar nicht funktionieren, was an den Gesten der Verwirrung zum Mischpult abgeleitet werden konnte. Zu unseren aller Glück spielte beim dritten Anlauf das Intro ab und es konnte beginnen. Aus den Ecken des Gewölbes entstiegen fünf Gestalten in Schwarz und Weiß und in ihrer Mitte der schädelgekrönte Sänger. Der Drummer trug dazu eine Krone aus blanken Stacheldraht, ein neues Element an dem Kostüm. Boötes Void spielt einen okkulten und atmosphärischen, doch nicht weniger brachialen Black Metal.

In den ersten drei Liedern schimmerten die eingängigen Melodien aus dem sternlosen Schwarz der Musik hervor und wurde von gelegentlichen Sprachpassagen aus dem Lautsprecher unterbrochen. Die kurzen Sprachaufnahmen stammten von ihrem Gitarristen Johannes. Der Höhepunkt der ersten Hälfte markierte einen kurzen, hohen und textlosen Gesang vom Gitarristen bei dem Lied Woods of Desolation. Der Sänger wiegte zeitgleich rhythmisch die Arme in schwerelosen Bewegungen. Danach gewannen die Lieder an Druck und Geschwindigkeit und bauten sich bis zum letzten Lied auf. Der letzte Song, Euphoria, war die Krönung des gesamten Auftrittes. Die gestreckten Melodien konstruierten eine unglaublich dichte Klangwand und als diese abebbte, wurden die Zuschauer allein zurückgelassen. 

Setliste: Einklang // Breathe // The Anguished´s Odyssey // Woods of Desolation // Imbolc // Tachykardie // Toil through the seabed // Euphoria

Die zweite Band des Abends, Totensucht, unterschied sich bereits optisch von der vorherigen Band. Keines der Bandmitglieder verhüllte seine Gesichter. Stattdessen trug der Sänger eine dunkelrote, asiatische Perlenkette und hat sich einen einzelnen, schwarzen Strich auf der Stirn gemalt. Die restlichen Musiker waren nur in Camouflagehosen, Stiefel und Patronengurt bekleidet. Mir kam sofort die Assoziation mit einem Geistigen unter Soldaten. Der zweite Unterschied war der Einstieg in das Konzert. Es gab keinen sanften, sich aufbauenden Beginn, sondern einen akustischen, pechschwarzem Hammerschlag auf die Gehörgänge. Rasant und brachial rollte ihr Sound durch den Keller und im Lauf des Auftrittes sollte sich dies nicht ändern. Nach ihrem ersten Lied begrüßte der Sänger die Zuschauer mit dem Satz „Wir sind froh, endlich in der Heimat unseres Proberaums spielen zu dürfen“, und diese Aussage wurde mit einigen lauten Lachern quittiert. Danach wurde die Bühne in dichten Nebel und hektischen Gelb- und Rottönen getaucht und das Pandämonium ging weiter.

Die Setliste stammte, bis auf die beiden Lieder Am Morgen, wenn die Köpfe rollen und Im Zenit der Ekstase, aus ihrem neusten Album Trimurti aus dem Jahr 2022. Bei Im Zenit der Ekstase lieferte der Gitarrist Sarto ein beeindruckendes Spiel und ließ die Riffs so richtig aufheulen. Dies war mein persönliches Highlight. Während des gesamten Auftrittes tauten die Zuschauer aus ihrer Winterstarre auf und ließen das lange Haupthaar kreisen. Zu Abschluss lieferte Totensucht ein visuelles und musikalisches Gewitter in Form von Stroboskoplicht und schreienden Gitarren.

Setliste: Shiva-Hammer of Destruction // Where the Wind blows // Vishnu-Wings of Preservation // Am Morgen, wenn die Köpfe rollen // Im Zenit der Ekstase // Seven Suns to turn away

Nach dem Umbau drang ein kehliger Gesang aus den Lautsprechern und dichte Nebelschleier hüllten die Bühne ein. Dies war der Auftakt für Horn, die letzte Band an diesem Abend. Genau wie Totensucht fing der Auftritt mit einem Kanonenschlag an. Dieser Schlag trug den Namen Alles in einem Schnitt und die Menge jubelte laut und brodelte schlagartig los. Aber anders als Totensucht spielt Horn keinen dichten, krachenden Black Metal, sondern eine geschickte Kombination aus Black Metal und Rock. Die Melodien waren abwechslungsreicher und animierte gut die Nackenmuskulatur zur ausgiebigen Bewegung. Trotzdem nahm sich die Band bei jedem Lied genug Zeit, um eine ausgeprägte Stimmung zu erzeugen. Die Setlist des Abends war ein gefühltes Best Off der Alben Verzet, Mohngang, Turm am Hang und Feldpost. Das dazwischen geschobene Lied The Fading Landscape´s Glory wurde zum zwanzigsten Bestehen der Band, mit weiteren Liedern, auf dem Album XX neu vertont.

Zusammengefasst gab es an diesem Abend ein Querschnitt durch das Schaffen von Nerrath, dem Mastermind, Sänger und Gründer von Horn. Beim letzten, geplanten Lied, Deute die Zeichen stehen auf Sturm holte die Band ihr letzten Reserven hervor. Ihr Sänger packte seinen Bass beim Anfang und Ende und hob ihn hinter den Rücken, um blind zu spielen. Letztes, geplantes Lied? Ja, denn die Bandmitglieder berieten sich schwer atmend und leise auf der Bühne und trafen eine großartige Entscheidung: Eine ungeplante Zugabe! Mit Ä(h)renschnitter schlossen sie den Abend ab und unter lauten Applaus verließen sie gemeinsam die Bühne. 

Alles in einem Schnitt // Wache schreibt… // The Fading Landscape’s Glory // Aufstand // A Hill to die on // Turm am Hang // Die Würfel rollen wieder // Satt scheint der Sud der Tat // Wär nicht Traubhagel // Deute die Zeichen stehen auf Sturm // Ä(h)renschnitter (Zugabe)

Das Baphofest VII konnte den Winterschlaf der Würzburger Metal Szene beenden und war ein starker Auftakt zu den noch kommenden Konzerte des Jahres. Für mich ein Geheimtipp, den ich nur herzlichst weiterempfehlen kann.

Mehr über das Baphofest bei Dark-Art findet ihr hier:

Mehr über die Bands bei Dark-Art findet ihr hier:

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