Bericht: Chelsea Grin, Kublai Khan TX und Speaking Stone im Substage Karlsruhe

Am 27.6.2023 öffneten sich die Türen des Karlsruher Substage für ein Core Event, das sich gewaschen hatte: Die Deathcore-Giganten Chelsea Grin gaben sich die Ehre und hatten das Hardcore-Abrissunternehmen Kublai Khan TX mit an Bord geholt. Die Metalcore-Senkrechtstarter Polaris mussten ihre Europatour leider aus privaten Gründen abbrechen, wodurch die erstgenannten Bands einen Platz im Line-up aufrückten. Den dritten Slot übernahmen die Karlsruher Speaking Stone als Local-Opener. 

 

Speaking Stone:

Wie gerade schon erwähnt, übernahm der Fünfer den kurzfristig freigewordenen Slot und eröffnete den Abend. Mit dabei hatten sie ein kurzes, aber sehr ordentliches Metalcore-Set, welches sie von der Bühne krachen ließen. Schon jetzt war die Halle ziemlich gefüllt, viele waren interessiert, was die Karlsruher zu bieten hatten. Es kam bereits eine gute Menge Bewegung ins Publikum, zum dritten Song hin formierte sich ein respektabler Circle Pit und auch sonst waren einige Tänzer zu beobachten. Metalcore Fans kamen hier schön auf ihre Kosten, es ging schnell und brachial zur Sache, natürlich immer wieder mit dem gepflegten Breakdown dazwischen und manch ein Besucher fühlte sich an die Großmeister von Parkway Drive erinnert. Mit dem letzten Song gab es, als Bonus, sogar bisher unveröffentlichtes Material zu hören, denn Speaking Stone haben nach einer längeren Pause wieder brandneue Songs in der Pipeline. Man darf also gespannt sein, was diese Band in Zukunft für uns parat hat, im Auge behalten lohnt sich definitiv. 

Kublai Khan TX:

Nun gab es hohen Besuch aus Texas, denn Kublai Khan TX waren an der Reihe. Akustisch gab es nun urgewaltigen Hardcore zu hören, der nicht selten die Kraft des Beatdown verpasst bekam. Und auch hier ging vor der Bühne gehörig die Post ab, denn das Quartett um Frontman Matt Honeycutt servierte eine Granate nach der Anderen, Stillstand schien undenkbar. Es war ein ganz hervorragendes Set: da war zum Beispiel das eröffnende The Hammer, das direkt Sing-Along-Parts beinhaltete, da war Self-Destruct, das mit einem treibenden Bass-Breakdown überzeugte, oder aber Boomslang, welcher ebenfalls zum Tanzen einlud. Selbstverständlich kamen auch neuere Songs, wie zum Beispiel Swan Song zum Zuge. Bassist Eric English rundete die markante Stimme von Matt immer wieder mit Backing Vocals ab, während Nolan Ashley an der Gitarre und Isaac Lambs am Schlagzeug dazu beitrugen, dass der Sound nur so donnerte. Zum bereits angesprochenen Self-Destruct machte sich dann auch der erste Crowdsurfer des Abends auf die Reise, während der Mosh- und Circle Pit immer mehr auf Betriebstemperatur kam. Alles in allem war dies eine großartige Performance und hätte von mir aus gerne noch viel länger sein dürfen.

Chelsea Grin:

Zum Abschluss stand Deathcore auf der Speisekarte und niemand geringeres als die mächtigen Chelsea Grin übernahmen die Bühne. Sie hatten Großes vor und so wurde es zu einem Auftritt der Superlative: da war Sänger Tom Barber, der im Hello Kitty T-Shirt die dämonischsten Vocals aus den Untiefen der Unterwelt emporsteigen ließ und in beeindruckendem Wechsel aus High-Screams und Low-Gutturals performte. Da war Gitarrist Stephen Rutishauser, der eine technisch hochwertige Spielweise in den Strophen und Refrains im Repertoire hatte. Und da war Bassist David Flinn, der die Breakdown-Abschnitte stellenweise derart intensiv gestaltete, dass man manchmal Sorge bekam, er würde gleich mit dem Kopf auf Boden und der Monitorbox aufschlagen. Und Schlagzeuger Pablo Viveros, der unermüdlich die ganze Maschinerie antrieb und allgemein einfach mit einer großartigen Spielweise überzeugen konnte. Auch die Crowd fuhr nun sämtliche Geschütze auf und bot eine unglaubliche Menge. Es gab mehrfach eine Wall of Death zu begutachten, der Circle Pit bekam ein Tempo verliehen, das beim Zuschauen für Gänsehaut sorgte und auch der klassische Mosh Pit steigerte sich nochmals gehörig und wurde um einiges brutaler. Kein Wunder, denn die Setlist hielt eine Menge Hochkaräter bereit: präsentiert wurden viele neuere Songs wie zum Beispiel Dead Rose oder Hostage aus dem 2018er Album Eternal Nightmare, aber natürlich durften die großen Hits aus der “Alex Koehler Ära” ,wie zum Beispiel Recreant oder der abschließende Crewcabanger, nicht fehlen. Es war nicht einfach nur ein Konzert – es war eine Erfahrung. Sämtliche Erwartungen meinerseits wurden mit einer Leichtigkeit übertroffen, besonders die Down-Tempo-Breakdown Momente sorgten immer wieder für Staunen. 

Und so ging ein großartiges Event zu Ende, mit drei wirklich tollen Bands, die alle miteinander Vollgas gaben. Auch das Substage wusste, als Location zu gefallen: faire Getränkepreise, freundliche Security, da hat man sich zu jeder Zeit wohlgefühlt. Einzig der Merchandiseverkauf ließ zu wünschen übrig: weder Kublai Khan TX noch Chelsea Grin hatten Tonträger im Angebot und die T-Shirt Preise von 30 € sprengten mein persönliches Limit, sind wohl aber mittlerweile Zeitgeist. Positiv überraschten hingegen Speaking Stone, die ihre CDs gegen “Name Your Price” Beträge rausgaben. 

Wieder zu Hause angekommen erreichte uns dann ein Statement von Polaris: wie bereits in der Einleitung erwähnt, musste die Band wegen einer “Serious personal Crisis in our family” ihre restlichen Europa-Shows absagen. Nun teilten sie mit, dass ihr Gitarrist Ryan Siew im Alter von nur 26 Jahren verstorben ist. Auch wir von Dark-Art möchten an dieser Stelle unser aufrichtiges Beileid bekunden und wünschen den Angehörigen viel Kraft. Ruhe in Frieden, Ryan. 

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