Am 17.09. ging es endlich zum ersten Mal seit Januar 2020 nach Stuttgart ins „Im Wizemann“. Dort stand das Core Fest auf dem Programm, ein Event das ganz im Zeichen des Metal-, Death- und Hardcore steht. Und so gaben sich unter anderem Emil Bulls, Betraying the Martyrs oder Nasty die Ehre und sorgten mit zehn weiteren Bands für ein ordentliches Spektakel. Aber der Reihe nach:
Escape the Void:
Die Karlsruher eröffneten die Main Stage gegen 13.30 Uhr und boten einen souveränen Auftakt, bei dem es vor der Bühne bereits einiges an Bewegung gab. Anreisebedingt kam ich jedoch erst später dazu, weshalb vor allem die Bilder Galerie hier sehr, sehr reduziert ausfällt.
Elwood Stray:
Weiter ging es dann auf der Club Stage: Hier standen Elwood Stray aus Essen in den Startlöchern und spielten ihre erst zweite Show überhaupt im Süden Deutschlands. Hier traf ich dann auch schon auf die erste Überraschung des Tages, denn Elwood Stray legten einen wirklich grandiosen Auftritt hin, der nur so vor Energie überzulaufen schien. Auch musikalisch einwandfrei, diese Band hat definitiv Eindruck hinterlassen.
Rising Insane:
Und da ging es auch schon wieder zurück in die andere Richtung: Beide Bühnen wechselten sich mit Fünf-Minuten-Pausen zwischen den Sets ab, es wurde ein wenig zum Wandertag. Rising Insane aus Bremen waren am Zuge und hatten ihr jüngstes Album Afterglow mit im Gepäck. Eine weitere Show, die voll und ganz zu Gefallen wusste, alle Beteiligten auf und vor der Bühne hatten mächtig Spaß. Als Krönung servierten Rising Insane zum Abschluss ihr Cover des The Weekend Welthits Blinding Lights.
Defocus:
Nun folgten alte Bekannte; Defocus aus Aalen wussten schon öfter zu überzeugen – für mich persönlich nun zum dritte Mal und nun auch beim Core Fest gab es ein amtliches Metalcore Brett um die Ohren gehauen. Die gebotenen Songs aus ihrem Debüt Album In the Eye of Death We are all the Same sind live richtige Brecher. Defocus kann man da wirklich blind vertrauen. Es ist einfach immer wieder schön, die Spielfreude und Leidenschaft zu erleben, die die vier Herren ausnahmslos jedes Mal mit auf die Bühne bringen.
Aviana:
Zurück auf der Main Stage war es an der Zeit für die erste internationale Band des Tages. Aviana kamen aus dem schwedischen Göteborg angereist. Die Show war sehr dunkel gehalten, was auch daran lag, dass außer Frontmann Joel alle Mitglieder maskiert waren. Rein optisch waren diese Masken sehr cool und passten auch in die Show, nur durch die Lichtverhältnisse für mich nahezu unmöglich zu fotografieren. Der Auftritt an sich war aber richtig stark, Aviana sind live eine echte Macht, die man als Metalcore Fan unbedingt mal gesehen haben sollte.
The Oklahoma Kid:
Auf der Club Stage gab es nun Besuch von der Ostsee-Küste. The Oklahoma Kid aus Rostock brachten ihr brandneues Album Tangerine Tragic mit nach Stuttgart und wussten vom ersten Ton an zu überzeugen. Auch technische Probleme mit den Mikrofonen konnten sie nicht aufhalten, das Feuerwerk wurde immer weiter abgebrannt. Altbekannte Songs wie Feed Me Fear brachten den gut gefüllten Saal zum Feiern. Es war ein toller Anblick, wie viele Besucher schon so früh da waren, um nach Möglichkeit jeder Band eine prall gefüllte Tanzfläche anzubieten.
Unprocessed:
Allerdings gab es auch eine Änderung im Line Up: Unprocessed aus Wiesbaden sprangen für Heart of a Coward ein, die kurzfristig absagen mussten. Und so gab es ein Progressive/Djent Set geboten, das rein von der Spielweise und Technik her der anspruchsvollste Auftritt des Tages war. Sicherlich trifft das nicht jeden Geschmack zu 100%, aber das war eine absolute Spitzenleistung der Hessen, da kann man nur den Hut vor ziehen.
Distant:
Nun stand auch die erste internationale Band auf der Club Stage: Distant machten sich aus Rotterdam auf den Weg und nach reichlich Metalcore gab es “zur Abwechslung” Down-tempo Deathcore zu begutachten. Hier gab es ordentlich auf die Mütze, die große Stärke der Sechs sind wahnsinnig langsame Breakdowns, kombiniert mit dämonischen Vocals, die direkt aus einer anderen Dimension zu kommen scheinen. Wenn man auf reine Brachialität und eine hervorragende Live Show steht, sind Distant ein Spektakel für sich, das einen nahezu umhaut.
Betraying the Martyrs:
Aus Paris nahmen Betraying the Martyrs die Reise auf sich und feierten beim Core Fest gleich eine kleine Premiere: Es war die erste Show in Deutschland mit ihrem neuen Frontmann Rui Martins, der 2021 Aaron Matts am Mikro ersetzte. Und auch dieser Auftritt konnte in allen Punkten glänzen, Rui zeigte sich sehr souverän und auch seine Kollegen wussten Eindruck zu hinterlassen. Die gespielten Songs schlugen allesamt voll ein und sorgten für ordentlich Bewegung im Publikum. Für viele war das schon jetzt das Highlight schlechthin.
Necrotted:
Weiter ging es auf der Club Stage mit Necrotted aus Abtsgmünd und auch dies wurde für mich zum Wiedersehen. Eine Band, die mich schon mehrere Jahre begleitet und wirklich immer zu überzeugen wusste. Moderner Death Metal, der reichlich Geballer aber auch Breakdown Passagen anbieten kann und somit jede Show zu einem unvergessenen Erlebnis werden lässt. Mal melodisch, mal aggressiv – bei Necrotted ist für jeden was dabei.
Die Setlist bot eine schöne Mischung aus älteren Songs, wie z.B. Rebiuld and Revive aus dem 2014er Album Utopia 2.0 aber natürlich auch neue Songs, wie die frisch veröffentlichte Single Sow Sorrow for Victory.
Nasty:
Langsam aber sicher ging es dann auf die Zielgerade zu. Nasty läuteten ihr Abrissprogramm mit einer kurzen Hip-Hop Einlage ein, die etwas unerwartet kam, aber die Fans vor der Bühne ordentlich einheizte. Was nun folgte, lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Chaos. Matthi und Paddy stiegen mehrmals auf den Zaun vor der Bühne zum Publikum runter, während unzählige Crowdsurfer ihren Weg in den Graben fanden. Die ganze Show über brannte ein gewaltiger Pit bestehend aus Mosh-, Circle- und Violent Dancing und bildete damit den perfekten Rahmen für einen Auftritt, wie man es von Nasty gewohnt ist. Musikalisch gab es das Beste zu hören, was die Band auf Lager hat, das aktuelle Album Menace wurde gebührend gefeiert. Eine Stunde, die viel zu schnell verging, aber riesigen Spaß gemacht hat.
Paleface:
Dann ging es ein letztes Mal auf die Club Stage: Paleface aus der Schweiz schickten sich an, ihr neues Album Fear&Dagger zu präsentieren. Für viele Besucher war das das Highlight des Tages, der kleine Saal war brechend voll. Tatsächlich musste irgendwann sogar ein Einlass-Stopp her, weil kein Platz mehr war. Musikalisch gab es dann einen brutalen Beatdown Hammer serviert. Die Schweizer hatten sichtlich mächtig Spaß an dieser Show. Das Publikum ganz genauso, auch wenn es verglichen mit Nasty zuvor nicht ganz so hart zur Sache ging. Ein mehr als würdiger Abschluss für die Club Stage, die für diesen Tag mit einem überragenden Auftritt beschlossen wurde.
Emil Bulls:
Feierabend war aber noch lange nicht, denn Emil Bulls luden auf der Main Stage zum krönenden Finale ein. Wenn man sich so in der Halle umschaute, war erkennbar, dass bereits viele Besucher die Heimreise angetreten hatten. Die Band ließ sich davon nicht beirren und bot einen wunderschönen Deep Dive durch ihre Diskographie an. Von The Ninth Wave über The Age of Revolution bis hin zu Nothing in this World, Here Comes the Fire oder The Jaws of Oblivion wurde tief in die Klassikertruhe gegriffen, was vor der Bühne für ordentlich Extase sorgte. Es war ein Auftritt in typischer Emil Bulls Manier, der einem ohnehin gelungenen Tag nun das Sahnehäubchen verpasste.
Das war also das Core Fest 2022. Aus meiner persönlichen Sicht ein voller Erfolg, die Organisation vor Ort war klasse. Überall traf man auf nette und sympathische Menschen, egal ob an der Garderobe, am Getränkeausschank oder bei der Security – so fühlt man sich wohl.
Dazu kamen hervorragend ausgewählte Bands, hier war aus meiner Sicht keine einzige Enttäuschung dabei. Jeder Auftritt hat auf seine eigene Art und Weise viel Spaß gemacht. Die größte Überraschung waren für mich die Essener Elwood Stray, denn so umwerfend habe ich das dann doch nicht kommen sehen. Weitere Highlight Auftritte lieferten Defocus, Necrotted und Nasty, bei denen ich einfach immer weiß nicht enttäuscht zu werden, aber ganz besonders auch Distant: Nach monatelanger Vorfreude war es unglaublich schön, dieses musikalische Monster endlich live erleben und persönlich treffen zu dürfen.
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