Bericht: Finntroll- Vredesvävd European Tour 2022 in Frankfurt

Etwas über anderthalb Jahre hatten Freunde des gepflegten Folk Metals, wegen coronabedingten Verschiebungen, nun warten müssen. Am 05.12.2022 war es dann endlich soweit. Finntroll kamen mit ihrer Vredesvävd European Tour 2022 als 31. Tourstop in die Batschkapp nach Frankfurt. Ja, ihr habt richtig gelesen- 31. Und es folgen noch welche. Über den gesamten Zeitraum werden diese von den wunderbaren Isländern von Skálmöld und den ebenfalls finnischen Brymir begleitet. Was wir dort alles erlebt haben und warum ich danach Muskelkater hatte, erfahrt ihr jetzt in unserem Bericht.

 

Fast pünktlich öffneten sich an einem Montagabend die Tore der Batschkapp, um die Horde der Trolle einzulassen. Auch wenn von Horde hier eigentlich noch keine Rede sein kann, denn der Andrang hielt sich zum Doors Open echt noch in Grenzen. Wir hatten mit einer deutlich längeren Schlange gerechnet. Aber es sollte ja noch knapp eine gute Stunde bis zur ersten Band sein. Drinnen haben wir uns dann erst mal ein schönes Plätzchen gesucht und das Merch, sowie die Bar unsicher gemacht. Somit verging die Zeit relativ schnell und pünktlich um 19.30 verdunkelte sich die Halle, um den Auftakt dieses fantastischen Abends einzuleiten.

Die Stage erstrahlte in dunklen Rot und das Intro von Brymir ertönte aus den Boxen. Zu dessen Ende hin betraten die einzelnen Mitglider nach und nach die Bühne, um dann direkt mit dem ersten Brett zu starten: Voices in the Sky, welcher auch der Titeltrack des gleichnamigen neuesten Werkes ist. Und meine Güte, hatten die Jungs Bock. Das war ihnen sofort anzumerken. Und es ging sofort mit dem nächsten Kracher, Landfall, weiter. Spätestens da sind sämtliche Haargummis in den Hosentaschen verschwunden und die ersten fingen das ausgiebige Headbangen an. Auch wenn die Halle noch nicht wirklich gut gefüllt war, ist die Stimmung schon recht ausgelassen gewesen. Die Animationen, seitens Sänger Viktor, zum Klatschen und Mitmachen waren eigentlich fast nicht nötig, das ging von alleine. Es folgten unter anderem noch Boarderland und Fly with me. Die Ankündigung zum letzten Song Wings of Fire sorgte für einige Lacher im Publikum- den dieser könne durchaus auch ein Gericht bei einem Mexikaner sein. Leider war der Sound während des Auftritts nicht optimal abgemischt, es hätte auch durchaus noch ein Ticken lauter sein können. Damit ging dann auch dieses Set zu Ende und ließ glückliche und gut aufgewärmte Zuschauer zurück, welche Brymir unter wohlwollenden Applaus in den Feierabend entließen.

Danach durften die Isländer von Skálmöld ran, welche auch sofort da weiter machten, wo Brymir aufgehört hatten- die Menge noch weiter anzuheizen. Denn diese kamen auf die Stage und legten sofort ordentlich mit Gleipnir los. Standardmäßig teilweise barfuß unterwegs, zeigten auch sie von Beginn an, wo der Hammer hängt. Denn auch diese Jungs hatten so was von Bock auf diesen Gig. Aber an Spielfreude hat es ihnen eh noch nie gemangelt. Auch die Crowd war schon voll in ihrem Element. So war es nicht verwunderlich, dass Bassist Snæbjörn Ragnarsson recht schnell eine Wall of Death einforderte und diese auch prompt geliefert bekam. Zumindest eine kleine. Ab dem Punkt war es dann einfach nur noch eine riesige Party, mit headbangen, tanzen, singen und natürlich immer wieder ein Mosh- und auch einen Circle Pit. Musikalisch ging es einmal komplett durch die größten Hits der Band und einmal quer durch alle Alben. Mit Miðgarðsormur und Narfi befinden sich auch noch zwei weitere Songs des 2012 erschienenen Albums Börn Loka, dessen 10-jähriges Jubiläum mit der Tour gefeiert wird, in der Setliste. Bei ersteren hatte auch Keyboarder Gunnar wieder seinen Gesangspart. Währen dessen wurde die Beleuchtung zentral auf ihn gesetzt und die anderen Bandmitglieder hielten sich bewusst etwas im Hintergrund, um ihm etwas Raum zu gewähren. Immer wieder ein schöner Moment. Im Mittelteil von Móri wurde dann erneut zu einer Runde Wall of Death aufgefordert. Und auch diesmal ließ sich das Publikum nicht lange bitten. Es bildete sich eine- und was für eine wunderschöne, ab der dritten Reihe bis zum Tonpult ein schöner, langer Graben. Natürlich darf ein Song auf keinem vernünftigen Skálmöld Konzert fehlen- Kvaðning, von ihrem 2011er Album Baldur. Zum Abschluss noch einmal knappe acht Minuten pure Freude seitens der Band und der Crowd. Was für ein toller und musikalisch absolut überzeugender Auftritt der Truppe mit überragend guter Soundqualität.

Was dann folgte, war einfach nur noch ein Abriss seitens von Finntroll. Aber von Anfang an…

Die Beleuchtung in der Halle wurde wieder komplett runtergefahren und auch die Bühne, nachdem ordentlich Alkohol überall verteilt war, in komplette Dunkelheit gehüllt. Dann ertönte ein Intro, welches sehr naturverbunden daherkam, wo auch leises Froschquaken zu hören war. Hierzu wurde die Stage in grünes Licht und Nebel getaucht. Dann endlich zeigten sich auch die Trolle. Nachdem jeder sich sein Instrument umgeschnallt und seinen Platz eingenommen hatte, gesellte sich auch Sänger Vreth dazu. Und dann ging es richtig los, denn es folgte direkt als erstes der Song Att Döda Med En Sten. Und der versetzte die Crowd direkt in Bewegung. Von Skálmöld schon ordentlich eingeheizt, wurde sofort geheadbangt, gemosht und getanzt. Nach vier weiteren Tracks und einem kleinen Intro, welches die Menge als kurze Trinkpause nutzte, ging es dann mit dem nächsten Kracher Solsagan weiter, welcher mit den an Drummer Heikki „MörkÖ“ Saari gerichteten Satz „Would you please do the blast beats?“, eingeleitet wurde. Mittlerweile hatte sich auch der Moshpit in einen ‚Neverending Pit‘ verwandelt, denn er löste sich gefühlt nicht mehr auf. Leider ließ die Soundqualität einige Wünsche offen, denn es war klanglich zwar gut, aber ganz schlecht abgemischt, denn der Gesang kam, zumindest in den ersten Reihen, überhaupt nicht durch. Zum Glück zeigte sich das Publikum äußerst textsicher, soweit man das bei der schwedischen Sprache sagen kann. Die relevanten Parts und Melodien saßen aber definitiv. So wurde zielsicher mitgesungen. Auch legten die Finnen eine Spielfreude an den Tag, die ihresgleichen sucht. Das Grinsen in ihren Gesichtern sprach Bände. Ein optisches Highlight war der Mikrofonständer, welcher mit einem Tierschädel verziert war und aus dem immer wieder Rauch kam. Das sah schon ziemlich cool aus, als Vreth dort sang und dabei im dichten Nebel verschwand.

Bevor es dann nochmals richtig intensiv wurde, durfte man sich noch kurz während eines Intros ausruhen und etwas zu Atem kommen. Dann ging es nämlich Schlag auf Schlag. Es folgten Fiskarens Fiende, Ormfolk, Natfödd und dann endlich und lang erwartet, Trollhammaren. Doch damit war noch lange kein Ende, denn Skogsdotter und Mask wurden auch noch zum Besten gegeben. Daraufhin verschwanden die Jungs dann erst mal von der Bühne, um die obligatorischen Zugabe Rufe abzuwarten. Eingeleitet wurden die nächsten drei Songs wieder von einem kurzen Intro, bevor es mit Under Bergets Rot, Jaktens Tid und Midvinteredraken in die nächste und leider auch letzte Eskalationsrunde ging. Was für eine verrückte und komplett spaßige, riesige Party.

Leider ist auch der schönste Abend irgendwann zu Ende. Aber bevor wir herausgekehrt wurden, durften wir noch einen kurzen Stopp am Merch einlegen, wo sich Brymir, ein Teil von Skálmöld und auch Sänger Vreth eingefunden hatten, um für Fotos und Autogramme bereitzustehen. Wir durften auch noch ein schönes, kurzes Gespräch mit Björgvin und Baldur führen und ich mir meinen Patch unterschreiben lassen. Auch konnte ich noch eine Unterschrift auf meinem Finntroll Patch abstauben. Allesamt sehr sympathische und wahnsinnig nette Menschen. Danach ging es dann auch für uns, durchgeschwitzt und teilweise in Bier getränkt, auf den Weg nach Hause. Was für ein Fest das war. Das Warten hatte sich definitiv gelohnt.

Über Steffi 200 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, bin ich bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquillity.

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