Konzertbericht: Goethes Erben im Rind Rüsselsheim 15.11.2024

PixOnstage

Am 15.11.2024 fand in Rüsselsheim im Rind ein Konzerttermin der Goethes Erben Tour statt. Die Mini-Tour, die nur vier Termine beinhaltete, war natürlich heiß begehrt, da Goethes Erben ca. vier Jahre überhaupt noch auf Tour gehen werden. Mit dabei waren The Arch aus Belgien, die zwar schon seit 1986 existieren, aber hierzulande leider nicht so bekannt sind, was sich nach diesen Auftritten hoffentlich ändern wird.

Als Erstes kam Oswald Henke auf die Bühne und begrüßte die Anwesenden mit folgenden Worten „Herzlich willkommen zum zweiten Termin“, was mit großem Applaus aufgenommen wurde. „Danke schön an alle, die sich auf den Weg gemacht haben.“ Er freute sich auf die folgende Musik, aus Belgien, The Arch.

The Arch

Begleitet von einem kurzen Intro betraten The Arch die Bühne, während im Hintergrund psychedelische Bilder auf dem Backdrop zu sehen waren. Sofort waren die Leute am Klatschen als der Sänger Gerd angetan, mit Federkragen, mit Clear Fields loslegte. The Arch forderten das Publikum zum Klatschen auf, was dieses sofort umsetzte und man spürte, dass die Band vom ersten Klang an, die Menge auf ihre musikalische Reise mitnahm. The Arch ist wörtlich zu nehmen, da der Sound durchaus einen Bogen beschrieb, wenn man die vielen Einflüsse hörte, die The Arch gekonnt zu einem experimentellen Klangteppich verwoben. Sowohl stark elektronischer Klang, satter Bass, als auch leichter Synthie-Pop gemischt mit klassischen Wave Elementen formen die Musik von The Arch.

Der charismatische Sänger Gerd, gab ein übriges, um die Menge zu begeistern, nach jedem Song ein Dank ans Publikum, während er zum Applaus das Mikrofon in die Menge hielt. Als er eine Feder lassen musste, übergab er sie an jemanden in der ersten Reihe. Zu Blood Crystals sah man im Hintergrund eine Sanduhr und den Text herunterlaufen, die inzwischen wogende Menge wurde wieder zum Klatschen aufgefordert, was diese natürlich tat und Gerd bedankte sich dafür. Doch Gerd hatte sich noch was anderes einfallen lassen, so kam er von der Bühne herunter und sang mitten im Publikum weiter, was natürlich besonders gut ankam, auch bei ihm, so bedankte er sich erneut bei den Leuten und ging zurück auf die Bühne. Aber wie es nun mal so ist, auch dieser Auftritt näherte sich dem Ende, aber zur Freude vieler kam Benni Cellini zum letzten Song dazu. Als The Arch die Bühne verließen, brandete lauter Applaus im Rind auf.

Setliste: 1. Clear Fields//2. 9.81//3. Joans in Prison//4. Sanctuary Rat//5. Blood Crystals//6. Ribdancer//7. Eyes wide Open//8. Babsi ist Tot//

Zugabe: 9. Cock’s Populi//10. Stay Lay//

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Goethes Erben

Plötzlich war es sehr ruhig und die Leute begannen zu klatschen, als alles in rotes Licht getaucht wurde und ein Herzschlag zu hören war. Goethes Erben kamen auf die Bühne und mit Rot ging es los. Wer schon einmal einen Auftritt von Goethes Erben gesehen hat, weiß, dass dies kein normales Konzert war, es war eine Inszenierung wie bei einem Theaterstück, es ist avantgardistisch, experimentell, eine reine Dystopie. Man wird an die Abgründe der menschlichen Existenz geführt und fast in diesen Abgrund gestoßen. Die charismatische, unverwechselbare Stimme von Oswald Henke tut ihr übriges, um dem geneigten Zuhörer, Schauder über den Rücken laufen zu lassen. Die Texte in musikalischer Gedichtform lassen tief blicken. Mal schaut man in einen Spiegel und sieht seine eigenen Gefühle, mal sieht man das Gegenüber in einem anderen Licht oder man schaut über den Tellerrand in das entsetzliche Antlitz der Anderen. Wer Sonnenschein oder eine bessere Welt sucht, ist hier falsch. Viele meinen, es könnte politisch sein, aber nein, es geht Oswald Henke um die Ethik, die oftmals unter den Tisch fällt, leider kommt das viel zu oft auch in der Politik vor. Dass die Texte teilweise sehr roh sind, ist bewusstes Stilmittel, den nur mit Entsetzen wird man wachgerüttelt in einer von Entsetzen geprägten Welt. Man muss nur einmal die täglichen Nachrichten anschauen und wird mit soviel Übel überschüttet, dass man abstumpft und wie hinter einem Schleier lebt. Oswald Henke versteht es wie kein anderer, eben diesen Schleier zu lüften und den Blick auf diese Welt erneut zu schärfen.

Er ahnt oder weiß es, dass viele Menschen fühlen Ich bin allein und die auch an diesem Abend im Rind waren, aber hoffentlich einen Abend glücklich. Er begrüßt das Publikum mit „Guten Abend, wir sind Goethes Erben“. Goethes Erben waren nicht da, um halbe Sachen zu machen, denn wenn Dystopie, dann richtig. Bedauerlicherweise gab es eine Zuschauerin, die dann mit lauten dazwischen Gequatsche auffiel, was natürlich nicht gut ankam und von Oswald Henke mit „Einfache Regel, ich rede, die anderen halten die Klappe“ und mit „Die Leute sind wegen Erben da, nicht wegen Geschnatter“ kommentierte, was ihm sehr wohlwollende Zustimmung einbrachte. Zu Keine Farben, einem der älteren Stücke, die an diesem Abend auf der Bühne dargeboten wurden, kam Benni Cellini, der als Gastmusiker die Tour begleitete, dazu. Bei Vergessen warf Oswald Henke Papierflieger in den Raum, von denen einige zurückkamen, um erneut ihren Weg in den Raum zu fliegen. Nach Die Brut ergriff er erneut das Wort „Goethes Erben, Genie oder Wahnsinn, Genie und Wahnsinn, wer weiß. Angst müssen nur die haben, die sich in vorgehaltenen Fragmenten selber finden“. Bei Stadt der Träume rieselt Glitzer/Feenstaub aus einer Kiste auf die Bühne, ein Lied, das wohl nicht mehr so schnell in Live zu hören sein wird.

Das Musiktheater von Goethes Erben kann nicht ewig weitergehen und sie verließen unter donnernden Applaus die Spielstätte, aber Halt, das Ende zögerte sich noch etwas heraus und Oswald Henke kratzte sich blutend durch einen Plastikvorhang bei Verstümmelung.
Goethes Erben entließen das Publikum aus ihrer furchtbaren Dystopie, die draußen leider weiter geht. Nur hatte das Publikum noch lange nicht genug und mit Gerd als Gastsänger, gab es das seltene Vergnügen, Glasgarten auf der Bühne zu hören. Nachdem dieses Lied allein nicht funktioniert, braucht es einen Gesangspart, den Gerd sehr gerne und sehr gut übernahm. Als letztes Lied kam Lebend lohnt es und ja es lohnt, wenn man solche Abende erleben kann. Mit einem letzten Applaus gingen Goethes Erben endgültig von der Bühne. 

Setliste: 1. Rot//2. Nagen//3. Traum vom Leben//4. Schmerz//5.Ich bin allein//6. Keine Farben//7. Nacht der 1000 Worte//8. Vergessen//9. Lazarus//10. Nichts bleibt wie es war//11. Die Brut//12. Darwins Jünger//13. Das Ende ist da//14. Stadt der Träume//15. Seelenschatten//16. Am Abgrund

Zugabe 1: 17. Verstümmelung//18. Xenomelie//

Zugabe 2: 19. Glasgarten//20. Märchenprinzen//

Zugabe3: 21.Wann//22. Lebend lohnt es//

Bericht: Sandra
Bilder: Patrick

 

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