
An einem Mittwochabend nach Karlsruhe ins Substage fahren? Na klar doch! Schließlich spielten am 04.06. Decapitated dort die letzte Show in Deutschland ihrer Infernal Bloodshed Over Europe Tour. Mit dabei hatten sie gleich drei Hochkaräter: Carnation aus Belgien, Warbringer aus Kalifornien und Cryptopsy aus Kanada waren die gesamte Tour über mit von der Partie, um ordentlich einzuheizen. Nach einer etwas stressigen Anreise, kam ich gerade noch rechtzeitig in der Halle an und das Substage wartete direkt mit einer Überraschung: an diesem Abend gab es nicht wie sonst einen Fotograben vor der Bühne, was mich vor eine ganz kleine Herausforderung stellte. Aber was wäre schon ein Konzert ohne etwas Nervenkitzel, also Attacke.
Carnation – Death Metal vom Feinsten
Gegen 18:30 Uhr läutete ein kleines Intro die Ankunft der Belgier Carnation auf der Bühne ein. Diese überzogen uns mit einem Death Metal-Brett, das sich gewaschen hat. Mit Songs wie Metropolis oder Plaguebreeder boten sie uns einen Querschnitt durch ihre kleine, aber sehr anständige Diskografie und hatten spürbar Spaß auf der Bühne. Frontmann Simon trat mit gewohnt rot gefärbtem Gesicht auf und sorgte somit auch optisch für einige Akzente. Doch auch immer wiederkehrende Nebelwerfer sorgten für ein rundes Gesamtbild. An der Lead Gitarre bekamen Carnation an diesem Abend Unterstützung aus dem Hause Evil Invaders, denn Bassist Joeri van de Schoot sprang für sechs Shows ein. Zum abschließenden Where Death Lies bildete sich dann auch der erste kleine Mosh Pit des Abends. Insgesamt waren Carnation ein wirklich hervorragender Opener und direkt schon das erste Highlight.
Setlist Carnation: Maruta // Metropolis // Cycle of Suffering // Sepulcher of Alteration // Submerged In Deafening Silence // Plaguebreeder // Where Death Lies
Warbringer – ein wahres Abrissunternehmen
Es folgte ein minimaler Tapetenwechsel, denn mit Warbringer war eines der heißesten Eisen des modernen Thrash Metal an der Reihe. Schnell war klar, dass das keine rosa Blümchen-Tapete werden würde, wobei das für den Kontrast sicher sogar cool gewesen wäre. Die Band um Sänger John Kevill hatte wahrlich messerscharfen Thrash Metal mit im Gepäck und präsentierte neben Klassikern auch einige Songs ihres neuen Albums Wrath and Ruin. Zu The Sword and the Cross hatte Kevill sogar ein Schwert mit an Bord und sorgte damit für ein zusätzliches beeindruckendes Bild. Songs wie Remain Violent oder Woe to the Vanquished sorgten für ordentlich Bewegung in der Crowd, dabei war schon ab dem einleitenden Firepower Kills klar, dass hier keine halben Sachen gemacht werden. Auch die Kalifornier hatten merklich Spaß auf der Bühne und kamen mächtig ins Schwitzen. Einmal mehr bewiesen sie, warum sie derzeit eine der stärksten Institutionen im Thrash Metal sind. Das war einfach grandios.
Setlist Warbringer: Firepower Kills // Hunter-Seeker // Neuromancer // Woe to the Vanquished // The Sword and the Cross // Remain Violent // Living Weapon
Cryptopsy – spielerische Höchstleistungen
Die Umbaupause wurde uns von etwas spannendem Drum N Base Techno „versüßt“, ehe Metallicas For Whom The Bell Tolls aus den Boxen ballerte. Nun waren echte Veteranen des Technical/Brutal Death Metals an der Reihe: Cryptopsy aus Kanada legten einen technisch äußerst hochwertigen Auftritt hin, der bei mir zwar etwas Anlauf brauchte, schlussendlich aber doch voll zündete. Da ihr ursprünglicher Bassist derzeit aus gesundheitlichen Gründen pausiert, hatten Cryptopsy heute Aushilfe am Tieftöner und dieser machte seine Sache wirklich gut. Frontman Matt McGachy gab immer wieder den Anheizer und forderte regelmäßige Circle Pits auf, während er stellenweise unmenschliche Geräusche von sich gab. Natürlich durften Songs des bald kommenden Albums An Insatiable Violence nicht fehlen, wir bekamen hier Until There’s Nothing Left, das als erste Single ausgekloppt wurde zu hören. Und jetzt wütete der Pit auch so richtig in der Mitte der Halle. Technisch komplex, rasant, brutal, Cryptopsy hatten heute einfach alles auf Lager.
Setlist Cryptopsy: Slit Your Guts // Lascivious Undivine // Open Face Surgery // Godless Deceiver // Graves of the Fathers // Until There´s Nothing Left // Flayed the Swine // Phobophile
Decapitated – der groovige Abschluss
Dann also das große Finale mit Decapitated aus Polen. Mit einer gehörigen Portion Groove zimmerte das Quartett einen massiven Death Metal Sound in unsere Gehörgänge und trat allgemein mit einer Menge Routine auf. Sie drückten ordentlich aufs Tempo, ließen aber nie die gewisse Melodie vermissen. Auch die Crowd legte sich nochmals ins Zeug und ließ unter anderem einen größeren Circle Pit entstehen. Eemeli Bodde machte seine Sache als neuer Sänger wirklich sehr gut, er verstand es zu jeder Zeit, die Menge mitzureißen und mit ihr zu interagieren. Musikalisch boten sie uns eine schöne Reise durch ihre Diskografie und bedienten unter anderem die Alben Winds of Creation, Carnival is Forever oder Anticult. Decapitated spielten alles in allem einen würdigen Abschluss dieses Abends und kamen in der Halle bestens an. Somit – alles richtig gemacht. Da sie nun die Termine in Deutschland hinter sich gebracht haben, ließen sie es sich nicht nehmen, sich mit einer kleinen Dankesrede, gehalten von Gitarrist Waclaw Kieltyka, zu verabschieden. So wurde es insgesamt zu einem sehr gelungenen Abend im Substage, an dem jedoch gerne mehr hätte los sein dürfen. Die Bands ließen sich davon jedoch nicht beirren und hinterließen alle miteinander einen starken Eindruck. Außerdem fiel positiv auf, dass nach der Show alle drei Supportbands am Merchbereich vertreten waren und sich Zeit für Gespräche und Fotowünsche nahmen.
Setlist Decapitated: A Poem About an Old Prison Man // Just a Cigarette // Three-Dimensional Defect // Earth Scar // The Blasphemous Psalm to the Dummy God Creation // Last Supper // Sensual Sickness // Spheres of Madness // Cancer Culture // 404 // Winds of Creation // Kill the Cult // Suicidal Space Programme // Iconoclast
Bericht & Bilder: Niklas
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