
Ein Regentag in Wiesbaden, am Donnerstag, dem 27. Februar fand das Konzert von Kvelertak und Mantar statt. Erst wenige Tage zuvor fielen Mantar bei Konzerten in Haarlem und Paris gesundheitsbedingt aus, daher war das Publikum gespannt, ob die Band an dem Abend auftreten würde, da bis zum Konzert keine Meldung von der Band aufkam. Nach dem Einlass sammelte sich das Publikum gut verteilt im Schlachthof, bis es eine Stunde später mit der ersten Band losging.
Urne – Nicht so tot, wie der Name klingt
Doch den Anfang machten erst einmal Urne aus London. Das Trio hatte 2023 ihr zweites Album A Feast on Sorrow herausgebracht, in dem sie ihre musikalische Reise fortführen. Sänger und Bassist Joe Nally zeigte dabei eine große Bandbreite zwischen Klargesang und Growls, während der Bass keine Pause erhielt. Musikalisch begann die Band mit The Flood Comes Rushing In vergleichsweise harmlos und klargesangslastiger, was sich im Laufe des Auftritts zurückbaute. Das Publikum, das an Mannes und Frauenstärke gewann, konnte der Band auch einiges abgewinnen, sodass sich die Stimmung von Song zu Song steigern konnte. Musikalisch ergänzte Urne die Bands Mantar und Kverlatak gut, indem es musikalisch sich in das Soundbild des Abends legte ohne zu ähnlich zu klingen.
Setlist Urne:
The Flood Comes Rushing In // Becoming the Ocean // Serpent & Spirit // The Palace of Devils & Wolves // The Burden // Desolate Heart
Mantar – Totgesagte leben länger
Nach einer kleinen Umbaupause sollte es mit Mantar weitergehen. Dazu wurde die Bühne einmal komplett umgebaut, sodass die Drums auf der rechten Bühnenseite, nach Links gerichtet an der Bühnenfront gestellt wurde und gegenüber ein halbrunder Platz aufgestellt wurde für den Gesang. Der besondere Aufbau rührt daher, dass das Duo in ihrer Performance zum Großteil sich gegenüberstehend spielt.
Mit einem Ananasbecher in der Hand betrat Sänger und Gitarrist Hanno die Bühne und fing quasi direkt nach dem Ablegen dessen an, gegen Erinçs donnernde Drums anzuspielen. Age of the Absurd lieferte einen Powerstart und brachte ordentlich Stimmung in das Publikum, dass die genau das erwartet haben. Auch mit Spit und Astral Kannibal zeigten Mantar direkt, dass die Band nach der Krankheitspause wieder ordentlich abliefern kann.
Obwohl mal ein kleiner Ton nicht korrekt saß oder ein Einsatz kurz verpasst wurde, spielte die Band beinahe auf Studioqualität ihre Songs auf der Bühne. Doch nicht nur das alte Material kam grandios rüber und an, sondern auch die neuen Stücke wie Absolute Ghost von der aktuellen Scheibe Post Apocalyptic Depression. Das Publikum machte an dieser Stelle kaum einen Unterschied, ob neu oder alt, es ging vollkommen mit. Die ganze Show wurde von einer intensiven Mischung aus Lichtblitzen, Nebel und der eindringlichen Musik von Mantar auf symbiotische Weise zu einer Einheit. Nach vielen Songs ohne Ansage ertönte ein „Mach mal Licht, ich will die Leute sehen“ von der Bühne und eine kurze Ansage von Hanno. Nachdem das Konzert in Paris ohne Mantar stattfinden musste, witzelte die Band, wer den Paris brauche, wenn man Wiesbaden haben kann? Mit weiteren neuen Stücken wie Rex Perverso, Cosmic Abortion und Halsgericht ging es weiter bevor man dann nach gut 70 Minuten das Set mit White Night schloss.
Setlist Mantar:
Age of the Absurd // Spit // Astral Kannibal // Egoisto // Oz // Obey the Obscene // Absolute Ghost // Rex Perverso // Cosmic Abortion // Halsgericht // Hang ‚Em Low (So the Rats can Get ‚Em) // Era Borealis // White Nights
Kvelertak – Energie, Energie, Energie
Nach einem weiteren Umbau sollte es nun mit Kvelertak weitergehen, ein weißer Vorhang bedeckte die Bühne bevor es losging. Der Vorhang fiel und die Show ging los. Die norwegische Band ist bekannt für ihren einzigartigen Mix aus Black Metal, Punk und Classic Rock, begeisterte das Publikum mit ihrer unbändigen Energie und Bühnenpräsenz vom ersten Ton an. Mit Songs wie Krøterveg Te Helvete, Blodtørst und Crack of Doom brachten sie die Menge direkt zu Beginn des Sets zum Toben und bewiesen einmal mehr, warum sie als eine der besten Live-Bands der aktuellen Metal-Szene gelten. Frontmann Ivar Nikolaisen überzeugte mit seiner kraftvollen Stimme und unbändigen Energie, der sich auch der Rest der Band anschloss, sodass das Geschehen auf der Bühne zu manchen Zeiten mit einem Flohzirkus vergleichbar wurde: Viele energiegeladene Musiker die diese Bühne komplett ausnutzten, um sich zu bewegen, doch leider zog das Publikum nicht allzu sehr mit. Denn von einzelnen headbangenden Besuchern abgesehen, konnte all das noch keinen Pit heraufbeschwören.
Doch ganz klar im Fokus stand ihr aktuellstes Werk, das 2023er-Album Endling, von dem einige Songs vorgestellt wurden, wie auch Motsols, einen deutlichen Hardrock Einschlag mitträgt und so manchen Kopf zum Schwingen bringt. Generell musste sich vieles im Laufe des Konzerts aufbauen, wie die Stimmung, dabei war die Spielreihenfolge ein wichtiger Teil und hier merkte man, dass Kvelertak der mittlere Slot besser zu Gesicht gestanden hätte.
Die Setlist war eine gelungene Mischung aus neuen Songs wie Endling und Klassikern wie Mjød und Bruane Brenn. Höhepunkte des Abends waren Heksebrann, eines der Lieder, die auf keinem Konzert fehlen durfte und dann auch den Schlachthof in Bewegung versetzte. Das Schlusslied Bråtebrann, brachte noch einmal eine musikalische Reise durch das Repertoire der Band und bildete einen krönenden Abschluss.
Setlist Kvelertak:
Krøterveg Te Helvete // Blodtørst // Crack of Doom // Motsols // Rogaland // Døgeniktens Kvad // Likvoke // Heksebrann // Kvelertak // Åpenbaring // Endling // Bruane Brenn // Mjød // Bråtebrann
Ein grandioser Abend, der von einer anderen Spielreihenfolge profitiert hätte. Mantar und Kvelertak tauschten auf der Tour ihre Slots hin und her, stimmungsmäßig hätte jedoch das Konzert von Mantar zum Schluss profitiert. Dennoch war dies ein großartiger Abend mit drei spannenden Bands, die doch unterschiedlich genug waren, um keine Langweile aufkommen zu lassen, doch ähnlich genug, um gut zusammenzupassen.
Bericht und Bilder: Roksana
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