Bericht: Mead & Greed Festival – Samstag, 16.03.2024

Matthias Funcke

Nach einem wunderschönen, und für einige sehr emotionalen Freitag, ging es am Samstag, dem 16.03., auf dem Mead & Greed Festival erstmal mit ’nem ordentlichen Schwung Regen los. Aber auch das wurde gemeistert und weiter ging der gepflegte Abriss des Resonanzwerks in Oberhausen.

 

Das Festival am Samstag durften Remember Twillight eröffnen. Leider war die Location zu Beginn noch nicht wirklich gut besucht. Dies sollte sich dann auch im Laufe des Gigs nicht wirklich ändern. Musikalisch führten uns die sechs Musiker hauptsächlich durch das Album Zerissen, welches sein 20- jähriges Jubiläum feiert. Mit zwei Geigen und einem Cello war die Band sehr gut mit Streichinstrumenten aufgestellt. Schade fand ich aber, dass gerade bei so vielen Saiteninstrumenten die Varianz in den einzelnen Liedern fehlte. Gefühlt spielten sie alle irgendwie den gleichen Takt. Da hätte man definitiv etwas mehr herausholen können, da alle Musiker ihre Instrumente sehr gut beherrschten.

Aber dafür machten sie vieles wieder mit ihrer positiven Energie auf der Bühne wett. Die hatten ziemlich viel Spaß und waren auch immer, soweit möglich, in Bewegung. Bedauerlicherweise konnten sie das Publikum nicht so richtig abholen und auch nicht vor die Stage ziehen. Aber dafür kam ihr ehemaliger Geiger extra aus Frankreich angereist, um die Band als Besucher zu sehen.

Weiter ging es mit den Würzburger „Zwergen“ von Dvalin weiter. Hier fiel direkt auf, dass schon zu Anfang deutlich mehr Leute in der Halle waren. Diese waren zu Beginn zwar noch etwas verhalten, das legte sich aber dann im Laufe des Auftritts. Spätestens ab dem zweiten Song Zwergenvolk hatten die Leute sich eingegroovt, was bei Dvalin durch den progressiven Anteil schon manchmal etwas dauern kann. Die schnellen und teilweisen abrupten Wechsel innerhalb der Lieder machen es nicht immer einfach, gerade auch für die Headbanger.

Aber alle hatten Bock und machten dann auch ziemlich gut mit. Nach Schrecken des Waldes und Unter den Eichen, dem Trinklied der Truppe, hauten sie uns dann noch die drei neuen Lieder ihrer aktuellen EP, inklusive Intro, um die Ohren. Das hat definitiv schon mal Spaß gemacht und uns auf den folgenden Act vorbereitet.

Danach wurde es verdammt folkig mit Ūkanose. Die Litauer waren die Truppe, auf welche ich mich noch besonders gefreut hatte, wurden sie mir doch schon als kleines Schmankerl angekündigt. Und ich wurde nicht enttäuscht! Was war das bitte für ein Abriss! Der Innenraum war sehr gut gefüllt, viele waren wahrscheinlich genauso neugierig auf die Jungs wie ich. Zwei riesige seitliche Aufsteller nahmen einen Großteil der Bühne ein, gaben ihnen aber noch genug Platz, um über die Bühne zu fegen. Vor dieser hatten sie noch zwei große Speere aufgestellt, welche eigentlich ursprünglich auf der Stage standen und den Drummer quasi einrahmten. Dadurch wurde aber leider ein Großteil des wunderschönen digitalen Backdrops überdeckt und man entschied sich dann wohl deswegen dazu, diese woanders zu platzieren.

Die Leute hatten richtig Bock und standen der Band in der Hinsicht in nichts nach. Auch flitzte gerade der Sänger immer wieder hin und her, das Publikum gab die Energie in Form von Moshpits und tanzen zurück. Leider fehlte wohl die Sängerin, was dem ganzen vermutlich noch das i-Tüpfelchen aufgesetzt hätte. Trotzdem waren die super sympathischen Litauer definitiv ein Highlight für mich auf dem Festival! Was für eine Energie und was für ein Auftritt!

Weiter ging es mit den Schwarzwäldern Finsterforst. Wer die Jungs schon einmal gesehen hat, weiß, die liefern immer ab! Die Crowd war wieder sofort dabei, sehr gut angeheizt durch die vorherigen Bands. Überall flogen die Haare. Sänger Olli’s starke Stimme, die Energie, welche sie auf die Stage brachten, dazu die komplexen und mit viel Liebe ausgearbeiteten Melodien mit den gezielt eingesetzten Keyboardparts… Damit zeigen sie schon, was sie können. Dazu kommen die tiefgründigen Lyrics, welche diese Band noch weiter herausstechen lassen.

Nach einem Track stellte Olli fest, dass sein Bier alle sei. Eigentlich wollte er damit den nächsten Songs Wut einleiten, aber ein Crewmitglied kam ihm zuvor und reichte ihm eines vom Graben aus. Als er dann meinte, dass damit nun seine Überleitung dahin sei, drehte sich sein Bierspender einfach um und ihm den Rücken zu und trank einen Schluck aus der Flasche. Olli hinter ihm fiel auf die Knie und faltete die Hände wie im Gebet und hoffte damit, das Bier doch zu bekommen. Das funktionierte, das Bierchen wechselte den Besitzer und weiter ging es mit dem regulären Programm. Auch hatten sich zwei neue Songs in die Setliste gemogelt, Freiheit und Dualität. Wobei man ja eigentlich nur von Kapiteln und keinen ganzen Liedern reden kann. Denn die EP ist nur ein einziger Track, mit ungefähr 40 Minuten. Und auf genau diese Songs hatten alle gewartet und dementsprechend intensiv wurde dann auch der letzte Teil des Gigs. Dankeschön.

Danach gab es erstmal einen größeren Umbau, bevor Storm Seeker die Bühne enterten. Lichter und Deko darauf, und natürlich durfte auch das obligatorische Bierfass nicht fehlen. Hoch die Krüge! Als dann die Band Segel setzte, um uns ihren Piraten-Folk der sieben Weltmeere um die Ohren zu blasen, war das Publikum schon voll dabei und richtig in Partylaune. Die Schuhe festgeschnürt, dauerte es auch nicht sehr lange, bis der erste Moshpit zündete. Und eigentlich gab es dann fast kein Lied mehr ohne einen. Einzig natürlich bei row row row wurden sich die Ruder geschnappt und die komplette Mitte der Crowd ruderte das komplette Stück durch!

Ein Highlight des gesamten Auftritts, und auch eine dankbare Pause im Set, war aber definitiv der Ausflug von Kapitän Timothy, Manuel (Tir Saor) und Schlagzeuger Olaf in das Publikum. Die beiden Sänger waren mit Laternen bewaffnet und eskortierten den Drummer in der Mitte zu einem Podest. Es folgte ein wunderbares Intermezzo diverser Shanties, wobei die beiden Stimmen einen sehr schönen Kontrast schufen und doch so perfekt miteinander harmonierten. Unterstützt wurden die beiden von Olaf, welcher den Takt vorgab. Umringt von gezückten Handylichtern, war dies einer der intimsten Momente des Festivals. Zurück auf der Bühne war Ughar, der schrecklich Durstige, schon wieder dabei sich ein Bierchen zu zapfen. Bye the Way: wir wissen nun auch, dass Timo uns dann das ganze Set an rülpsen wird, wenn er Bier trinkt.

Aber weiter im Programm, denn damit war natürlich noch nicht Schluss. Drehleierspielerin Fabi zeigte uns, dass auch sie eine wunderschöne Stimme hat und gerade die Kombination von ihr und Timothy kam sehr gut an. Nach dem ganzen Moshen und Springen brauchten auch wir danach erstmal ein schönes, kaltes Getränk! Prost! Was für ein Abriss!

Zum Abschluss des Festivals wurde es nochmal richtig kuschelig auf der Bühne! Haggard, rund um Gründer und Komponist Asis Naseri, fanden tatsächlich mit zehn Leuten Platz auf dieser. Um das gleich mal vorneweg zu nehmen: Haggard sind immer wieder ein Highlight, denn welche Band stellt sich sonst ein ganzes Orchester auf die Stage? Von den klassischen Metal-Instrumenten wie der E-Gitarre, Bass und Schlagzeug mal abgesehen, finden sich immer wieder in wechselnder Besetzung ein Cello, Flöten, Geige und ein Keyboard wieder. Auch der mehrsprachige Gesang und die verschiedenen Stimmlagen sind ein Merkmal der Truppe. So sind Janika als Sopransängerin und Frank als Tenorstimme fest im Line-up integriert, genauso wie Claudio an der Gitarre.

Aber mal wieder zum Auftritt zurück: Vor dem Track The Observer mahnte Asis die Leute auch mal Sachen kritisch zu hinterfragen und etwas mitzudenken. In der Crowd war mittlerweile ausgelassenes headbangen angesagt. Sehr zur Freude einer Freundin spielten sie auch Herr Mannelig. Dabei hüpfte Claudio mitsamt der Gitarre im Publikum herum und hängte sie dann einer Frau einfach um den Hals. Als diese etwas überfordert dabei wirkte, nahm er sie wieder an sich. Auch Asis fand man zwischen den Leuten wieder. Die hatten definitiv Spaß dabei. Aber nicht nur die beiden, auch dem Drummer, welcher eingesprungen war, klebte das Grinsen im Gesicht fest. Im Publikum befand sich auch der Bestitzer des Resos, welcher aber auch ein ehemaliges Bandmitglied ist.

Bevor es aber in das große Finale ging, stellte Asis noch alle Bandmitglieder und deren andere Bands vor und schlug vor, doch auch mal bei denen hineinzuhören. So spielt beispielsweise Mathia bei Sound Storm, Flötistin Hanka bei Wolfarian, Cellistin Johanna bei Vogelfrey und Incantatem, und Janika zusammen mit Frank bei Molllust. Gut, das zog sich alles etwas, aber gerade der Abschlusssong riss nochmal alles raus, denn Awaking the Centuries ist einfach ein fantastischer Track, welcher auch bei den anwesenden Besuchern für Begeisterung sorgte! Was für ein Finale!

Und dann war auch leider schon wieder das Mead & Greed Festival zu Ende! Mein musikalisches Highlight des Samstags waren eindeutig die Litauer Ūkanose! Was für eine Party mit so sympathischen Menschen. Hoffentlich schaffen sie es bald mal wieder nach Deutschland! Aber auch Finsterforst konnten wie immer überzeugen. Die können es einfach, die Jungs!

Ich durfte wieder wundervolle und ganz viele liebenswerte Menschen treffen, es ist einfach unfassbar familiär da. Schade, dass nächstes Jahr erstmal Pause ist. Hoffentlich gibt es ein Comeback, denn das Mead & Greed ist wirklich einmalig. Das Billing war super, das Essen fantastisch und die Stimmung phänomenal! Danke für das schöne Wochenende! Ich vermisse es jetzt schon!

 

Alles zu den Bands und dem Festival auf Dark Art findet ihr hier:

 

Über Steffi 204 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, bin ich bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquillity.

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