Festivalbericht Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (MPS) – Samstag in Speyer

Pixonstage

Bei über 30 Grad war es wieder so weit. Burgfräulein und Recken, Schamanen und Tiermenschen, Kämpfer und ja, was ist denn das… noch mehr Menschen strömten in den unteren Domgarten. Dort und auf der Kipfelsauwiese fand das alljährliche Mittelalterlich Phantastie Spectaculum statt. Unter dem Motto „nicht authentisch, sondern phantastisch“ sind alle Zuschauer, ob gewandet oder nicht, eingeladen, sich der wunderbaren Welt des modernen Mittelalters und der Mittelalterbands hinzugeben. Von letzteren ist heute wirklich das Who is Who der Szene anwesend.

Dem Wetter entsprechend gab es auf dem Gelände genügend Schattenplätze, einige Rückzugsorte, frei zugängliche Trinkwasserstellen und an der MPS-Bühne sowie an der Folk-Bühne Abkühlung durch Sprinkleranlagen. Vor allem an der MPS-Bühne durfte man zu später Stunde dem Wasserschlauch nicht zu nahekommen, die Kinder hatten ihre Freude daran jeden nass zu spritzen.

Das Essen war vor allem auf der Kipfelsauwiese sehr lecker und es gab neben den klassischen Kartoffel- und Fleischspießen sogar selbstgemachte Spätzle. Nom, nom. Gut gestärkt schlenderten wir über den Markt und es gab alles, was das Herz von Mittelalterfans begehrte. Von Bögen über Seifen, Schmuck, Kleidung für die ganz heißen Tage, Keramik, Kunsthandwerk und auch Larp-Bierkrüge. Und sollte man sich verletzen, dann konnte man sich gleich, dass ein Heilerset eines bekannten Larp-Lieferanten kaufen.

Ob dieses auch bei der Rittershow zum Einsatz kam, konnten wir bei unserem kurzen Aufenthalt nicht in Erfahrung bringen. Und wem das alles zu phantastisch war – es gab auch Met inklusive Schachbrett, das von den Kindern und Jugendlichen gerne mit den Flaschen mit z.B. dem Spiel Dame bespielt wurde. Oder man schaute in leuchtende Kinderaugen, wenn einer der Gaukler seine Kunststücke vorführte.

Für uns begann der Tag entspannt im Schatten unter einem altehrwürdigen Baum. Die Bühne der Spielleute, die Folk-Bühne und kleine Bühne sind alle drei mit Blick zum über ihnen thronenden Dom errichtet.

Kurz nach zwei Uhr ging das musikalische Spektakel los und so durften wir als erstes Koenix lauschen.

Die Schweizer Band Koenix gehört noch zu den Geheimtipps der Mittelalter-Rock-Szene. Aber ihre Show heizte uns sofort ein, und das nicht nur, weil wir über 30 Grad hatten. Schon beim Intro versammelte sich ein unerschrockenes Völkchen und tanzte, sang und klatschte mit Begeisterung die ganze Show mit. Auch die Musiker ließen sich nicht lange bitten und so gab es von Anfang an eine wunderbare Mittelalter-Rock-Show mit Dudelsäcken, diversen Flöten, einem Tontechniker, der für den erkrankten Schlagzeuger eingesprungen war und den Tänzerinnen. Sie betraten die Bühne mit Seidenfahnen und verwandelten diese in ein Meer aus Tanz, Schleier und guter Musik. Die Lieder von Koenix  handeln oft von Fabelwesen und phantastischen Geschichten. Und dass jeder so sein darf, wie er ist. Dampfwalzer begann mit dem einen oder anderen Walzertänzer und auch wenn er ruhig begann, wurde er immer schneller und wilder. Danach wurde die Bühne von Feen besucht und es gab die erste Pyro des Tages. Meine Highlights waren die Tänzerinnen, die als Pilze, Feen und Fabelwesen gekleidet waren oder mit Feuerpois in der Caverna Magica spielten. Koenix vertonte auch Lieder in Schwizerdütsch und so durften wir Dürs Füür lauschen. Als Krönung des Ganzen betrat der Gitarrist hierbei die Bühne mit seinem Instrument, welches gleichzeitig als Flammenwerfer diente. Zum fulminanten Abschluss und passend zum Alpine Medieval Rock gab es noch einen dreistimmigen Jodler.

Gestärkt und gut gelaunt schauten wir uns den Rest des Marktes an.

Fotostrecke Koenix:

Auf der Folk-Bühne, die mitten auf dem Mittelaltermarkt stand, gaben sich Rapalje, Saor Patrol und Kupfergold Drumsticks, Dudelsäcke, Gitarren und gute Laune in die Hand. Vor der Bühne war immer etwas los und durch die Hanglage konnte man auch im Sitzen der Musik lauschen.

Saor Patrol konnten wir in einer kurzen Pause hören und es war wie immer sehr unterhaltsam. Die Schotten haben einen wunderbaren Humor. So standen sie mit der Great Highland Bagpipe, einer E-Gitarre und ihren drei Trommeln auf der Bühne und rockten trotz Hitzewarnung das Speyern Folk. Saor Patrol sind alle ehrenamtliche Mitarbeiter des Clanranald Trust for Scotland, einer anerkannten schottischen Wohltätigkeitsorganisation, deren Hauptziel die Förderung des schottischen Kultur- und Naturerbes durch Unterhaltung und Bildung ist. Das gelang ihnen gut, denn die donnernden Trommelrhythmen, dynamischen Pipe-Melodien und akzentuierte E-Gitarre ließen die Energie von der Bühne auf die Menge überspringen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich vor der Bühne eine tanzende Menschenmenge gebildet hatte.

In einer der kurzen Pausen erfuhren die Zuhörer auch, dass die Band von Lemmy selbst als “The Motörhead of Folk” für ihren Sound bezeichnet wurde. Zwischendrin verlangte ein Fan seinen Whiskey, aber die Musiker von Saor Patrol reagierten bei der Hitze mit einem Augenzwinkern und der Aussage „no beer, no whiskey, all vegetarian“. Auch ohne Whiskey, diese Band schafft es wirklich jedes Mal die Menge nur mit instrumentaler Musik in den Bann zu ziehen.

Fotostrecke Saor Patrol:

Nach dem letzten Lied wurde der Staffelstab an Kupfergold übergeben.

Die Band erlebten wir dieses Jahr im Frühjahr schon bei einem ihrer Konzerte. Kupfergold stehen für einen wilden Mix aus Fantasy, Mittelalterthemen, sinnfreien Party- und Saufhymnen. Mit der Laute, Percussion und der stimmgewaltigen Bonnie Banks sorgten sie mit ihrer Musik für gute Stimmung und Bewegung. Hier wurde das Bier dann weniger subtil angepriesen und die Sängerin forderte alle auf zu trinken – es wurde schon (etwas) kälter. Auch wenn die Band wirklich sehenswert war, eine fantastische Stimmung hinterließ und wir gerne länger geblieben wären, zog es uns doch langsam zur großen MPS-Bühne.

Fotostrecke Kupfergold:

Diese befand sich auf der anderen Seite der Straße und ja man merkte, dass wir nicht die einzigen waren. So strömten doch viele Menschen in die Richtung Kipfelsauwiese. Denn die erste Band des schweißtreibenden Abends wurde bei brütender Hitze erwartet. Es war keine geringeren als Subway to Sally!

Mit einer Mischung aus altbewährten Songs, und Songs vom aktuellen Album Himmelsfahrt wurden alle Zuhörer sofort mit in den Sog des Schiffes Subway to Sally gezogen. Henkersbraut begann und es wurde sofort an jeder Ecke und an jedem Ende gesungen und getanzt. Auch wenn ich die Show schon öfter in abgewandelter Form gesehen habe, ist sie immer wieder sehenswert. Die Wellenbewegung bei Leinen Los ist immer wieder beeindruckend anzusehen oder wenn man bei Auf dem Hügel durch das Schunkeln seine Nachbarn näher kennenlernt. Auch das Meer von Händen, das den Herren um Trump und Co. zum Abschied bei Falscher Heiland zuwinkte, finde ich jedes Mal imposant. Passend dazu dann der Song Ihr kriegt uns nie mit dem Circle Pit. Genau, die kriegen uns nie!

Zwischendurch wurde es mit Minne noch sehr mittelalterlich, bevor es in alter Manier weiter ging.

Eine kleine Überraschung gab es dann doch, denn die Band coverte nichts Geringeres als den Goldenen Reiter von Joachim Witt. Ich bin mir nicht sicher, ob es gut oder eher bedenklich ist, dass viele der Zuschauer sehr textsicher waren… Jedenfalls wurde der Refrain aus sehr vielen Kehlen mitgesungen. Diese Energie nutzend wurde dann bei Sieben fleißig mitgezählt. Mit Kleid aus Rosen endete der erste Teil der Show.

Ich war positiv überrascht, dass das Publikum trotz der Hitze so begeistert mitging und vor allem, dass der ganze Platz voll war. Mit dem obligatorischen Fangesang zu Julia und die Räuber kamen Eric Fish, Bodenski und Simon Levko in Mönchskutten zurück auf die Bühne und stimmten mit Sanctus ein A-cappella-Lied an. Danach ging es wieder rockig weiter. Ally Storch kam als Engel verkleidet auf die Bühne und es wurde Gott spricht angestimmt. Mit Eisblumen versuchte Subway to Sally, etwas Abkühlung auf die Bühne zu bringen, um dann mit Veitstanz inklusive Feuerspucken von Eric Fish wieder richtig Gas zu geben. Mit dem Gesang zu Julia und die Räuber und dem fröhlichen Mitsingen um mich herum ging es für uns zurück auf den Markt und zur Folk-Bühne / Bühne der Spielleute.

Fotostrecke Subway to Sally:

Es gab noch eine kleine Bühne, auf der King’s Piper und Tir Saor spielten. Diese konnten wir auf unserem Rundgang leider nicht besuchen. Mit anderen Worten: Es lohnt sich, zwei Tage einzuplanen.   

Auf unserem Rundweg kamen wir kurz bei Rapalje vorbei. Leider fielen auch sie der Zeit zum Opfer oder der Priorität, dass man in einer halben Stunde zwischen Subway to Sally und Versengold noch viele Eindrücke zu sammeln versuchte.

Rapalje ist eine preisgekrönte Irish-/Scotish-Folk Band. Sie macht seit über 30 Jahren die Bühnen der Szene unsicher. Mit ihren leidenschaftlichen und lebendigen Auftritten auf hunderten von Bühnen auf der ganzen Welt. Die Gruppe kombiniert traditionelle Instrumente wie Dudelsack, Geige, Whistles und Bodhráns mit gefühlvollen Liedern und einem großen Sinn für Humor, was sie überall, wo sie auftreten, sehr beliebt macht.

Wir kamen rechtzeitg zum Manowar-Cover Heart of Steel zur Bühne. Sorry, aber die Version von Rapalje ist besser als das Original. Die Trommeln, der dazu passende Dudelsack, die Geige und der Gesang. Das Cover ging und geht einfach unter die Haut. Augen zu und genießen und den lauen Sommerabend genießen.

Im nächsten Moment  tauchten wir dann wieder in die traditionelle irische, schottische Folkmusik ein. Rapalje beglückt uns mit einem Lied auf Niederländisch, Gälisch und ja, auch  und die deutsche Textpassage darf man nicht untschlagen. Sie war einfach und auch gut für jeden mitzusingen und hieß ‚Lalalala‘. Das Publikum liebt es. Die Bandmitglieder folgten ihrem Ruf und nahmen sich selbst nicht so ernst und spielten gerne mit der besonderen Liebe Deutschland – Niederländern, so wurde ein Rülpser spontan mal ‚niederländisch‘. Oh, ich habe wieder einen Kobold im Kopf, aber warte, falsche Band…

Am Ende ihres Auftritts sangen sie noch vierstimmig Wat zullen we drinken und verließen die Bühne, nicht ohne das nächste Konzert anzukündigen. Rapalje gelang es immer wieder, die ‚traditionellen‘ Lieder aus dem Folk frisch und fröhlich klingen zu lassen, auch wenn der Tag sehr anstrengend war.

Man konnte nicht anders, als das Tanzbein zu schwingen.

Fotostrecke Rapalje:

Beschwingt von der Musik gingen wir weiter zur Bühne der Spielleute auf der Fuchsteufelswild, eine Band die sich selbst als Folk- Punks bezeichnet kurz zu sehen. Das klang nach viel Spaß und wir standen dann etwas überrascht vor einem Picknickkonzert.

Für die Folk-Punker tut es mir schon leid, aber bei der Hitze kann ich das leider auch irgendwie verstehen. Die Bühne lag noch in der Sonne und der Schatten zog erst langsam auf. Mit ihrem Stil fielen sie zusätzlich aus dem üblichen Rahmen der Musik, die wir Besucher bis dato hören durften. Fuchsteufelswild ist sehr rockig, und die Geige nicht wie bei den Rest der Bands im Vordergrund, hier eher im Hintergrund zu hören. In der Mitte tanzte und stand eine kleine Gruppe, der Rest der Wiese war gut besucht, aber viele saßen. Wir hörten ein neues Lied, welches in der Phase der ersten Verliebtheit geschrieben wurde. Halt dich an deiner Liebe fest ist dass Ergebnis, das der Sänger von Fuchsteufelswild gut vertont. Bei Immer noch ging es gegen die Abgrenzung. Textlich super, aber das Genre Folk-Punk holte mich an dem Tag nicht ab. Schade! Die Zeit ist reif, einen vernünftigen Platz für Versengold zu ergattern. Also ging ich mit dem Duett Zwei Brüder, das anstelle von Holly, von Letzte Instant, das Crew-Mitglied Flory übernahm… 

Fotostrecke Fuchsteufelswild:

… und wir machten uns auf den Weg zu Versengold.

Vor der MPS-Bühne herrschte bereits ausgelassene Volksfeststimmung, neben Menschen auf mitgebrachten Matratzen sah man Bollerwagen, Kinder mit Mickey-Mouse-Ohren und ein Pärchen mit Campingstühlen. Ein großes Transparent verdeckte die Bühne und fiel mit einem Knall und den Klängen von Glimmer und Gloria. Kinder wurden auf die Schultern genommen, um besser sehen zu können, und der Tanz begann. Die Hände gingen in die Luft und obwohl ich alles andere als textsicher bin, diese Lieder kann ich sofort mitsingen. Versengold ist in den letzten Jahren ein großer Karriereschub gelungen und vor allem die Nähe zu den Fans und die Spielfreude, die Musik, die einen wirklich alles um einen herum vergessen lässt, haben dazu beigetragen.

Neben viel Folk gab auch ernste Töne, denn das Lied Der Tag, an dem die Götter sich betranken wurde mit dem Hinweis auf den Klimawandel vorgetragen. Ein schönes Bild, dass Götter in betrunkenen Zustand für das Chaos auf der Welt mit zuständig sind und die Zuschauer bedankten sich dafür mit Hüpfen bis in die letzte Reihe. Solange jemand Geige spielt ist eine Tanzeskalation, rechts und links sah man nur tanzende Kinder, Frauen und auch einen Pogo von zwei Männern,die sich an die Arme fassten und schnell drehten. Wenn man sich umdrehte, so viel Freude, lachende Gesichter und ausgelasssene Stimmung, man schwebte mit der Wolke mit. Wer bis zum letzten Song noch nicht von der sympathischen Art gefangen war, wird es spätestens bei Hey Hanna und den dazugehörigen Malte-Tanzmoves (abwechselnd den rechten und linken Arm in die Luft strecken). Das ist so wahnsinnig komisch, dass man einfach mitlachen muss(te).

Über zwanzig Jahre später und nach einer verlorenen Wette mit Kissin’ Dynamite haben wir das Glück, einen englischen Song von Versengold zu hören: The Devil is a Barmaid klingt richtig gut und ja, die Jungs können auch englische Songs. Danach weisen sie kurz darauf hin, dass sie am nächsten Tag mit Saltatio Mortis im ZDF-Fernsehgarten auftreten würden. Die einen freuen sich, die anderen buhen. Tja…

Es folgen einige fröhliche Lieder. Die Zeit verging wie im Flug und irgendwann dachte ich noch, ich würde es rechtzeitig zu Faun schaffen, aber dem war nicht so. Das Boot Versengold hat uns einfach mitgerissen. Vielleicht lag es an der Fan-Nähe und auch an den offenen Worten, die Sänger Malte für seine Ansagen wählte.

Keine Ahnung, ob es irgendwann abgedroschen ist, aber als er von seinem Autounfall erzählte, war es gefühlt ein paar Dezibel leiser und viele der Fans fühlten mit Malte mit und waren betroffen. So war es wohl weniger verwunderlich, dass er von der Bühne kam, um dann bei der Menge das folgende Lied für seine Eltern zu singen. Haut mir kein’ Stein ist ein schöner Gedanke, dass man nicht klassisch begraben wird, sondern dass auf seinem Grab eine Kneipe gebaut wird. Und, na ja, das fanden wohl auch andere Musiker toll, denn Alea von Saltation Mortis kaperte kurz, still und heimlich das Mikro und sang weiter.

Aber nur keine Trauer aufkommen lassen und gar nicht darüber nachdenken, es ging gleich weiter mit Feuergeist gefolgt von Thekenmädchen. Danach gab es ein kleines Battle mit Luhmühlen, denn dort ist Versengold ja quasi zu Hause und wir sollten den Heimvorteil durch Lautstärke ausgleichen. Battles haben schon immer gut funktioniert und so brüllten wir, was das Zeug hielt.

Wir feiern den Norden wurde von einem tragbaren Schlagzeug in der vordersten Front mit einen Grinsen auf den Gesicht des Musikers begleitet. Im Bier sind Dinge drin, ja, da stimmten viele lauthals mit zu, obwohl das Video mit den wissenschaftlichen Beweisen gelöscht wurde. Sehr sehr schade, aber zum Glück gibt es ja Versengold für diese Art von Aufklärung. Und neben noch mehr Trinkliedern wurde auch ein ernstes Thema angestimmt.

Auch wenn kritische Stimmen vielleicht der Meinung sind, dass bestimmte Bands doch bitte nicht politisch werden sollen sind zum Glück Versengold anderer Meinung. So feierten die Zuschauer lauthals vor der Bühne das Lied Braune Pfeifen. Aus Sicht der Redakteurin ein großes Dankeschön für das fröhliche Lied und die deutliche Botschaft! Anschließend kam noch Ich und ein Fass voller Wein, was uns Fans zum Schunkeln aufgefordert hatte.

Und zu guter letzt Kobold im Kopp, was für ein Abriss. Es wurde laut mitgesungen, Malte’s Move gefeiert, Pogo nach rechts/links zelebriert, die T-Shirts von Leib gerissen, um sie über die Köpfe zu schwingen und dann am Ende noch die Folk-Metal Einlage mit einem Knalleffekt. Er funktioniert doch immer wieder, denn im nächsten Moment steht Malte in der Menge auf der kleinen Bühne. Bei Die letzte Runde wurde fleißig die Hände mitgeschwungen, aber ach oh Schreck, Faun ist ja schon im Gange und so verließ ich die Show, nicht ohne den Klängen zu Butter bei die Fische zu lauschen.

Fotostrecke Versengold:

Es ist wirklich faszinierend, bis zum Eingang auf den Mittelaltermarkt konnte man gut die Klänge von Versengold verfolgen, aber sobald man durch den Eingang getreten war verstummten diese und wurden abgelöst von Faun.

Faun ist eine Band, die sich immer wieder neu erfunden hat, ohne dabei ihren Sound zu verlieren. Als ich zu spät zum Konzert kam, war ich zunächst sehr überrascht. Der Platz war viel zu klein für die Band. Viele standen auf den Wegen und lauschten den Klängen von Faun oder die Zuschauer saßen auf ihren Picknickdecken.

Die Musik der Virtuosen zog uns Zuschauer alle in ihren Bann. Die Bühne war in ein sphärisches Licht getaucht und zusammen mit dem Vollmond und dem Dom über der Bühne war es eine magische Atmosphäre. Der Erfolg von Faun ist nicht nur auf die Multiinstrumentalisten, die einzigartige Stimme von Oliver Satyr und das stimmliche Zusammenspiel mit seinen KollegInnen Adaya und Stephan Groth zurückzuführen, sondern auch darauf, dass Oliver Satyr ein fantastischer Geschichtenerzähler ist. Blaue Stunde beginnt mit der Geschichte eines Liedermachers, der auf seiner Wanderschaft ein schönes Mädchen trifft und, anstatt sie zu verführen, ein Lied komponiert. Dieses wurde von Stephan Groth gesungen, während der Refrain wieder mit allen drei Stimmen vertont wurde.

Danach folgt ein älteres instrumentales Lied. Um eine kurze Werbepause einzuläuten, mit dem Hinweis, dass Chris am Merch auf Kundschaft warte. Um in die Geschichte von Tamlin überzugehen. Eine traurige Liebesgeschichte, in der der Mann von einer Fee gefangen wird. Wir als Zuhörer verschmelzten mit der Musik, zumindest wenn mein Blick schweifte, es wird zur Musik getanzt, umeinander getanzt und sogar ein Flic Flac präsentiert.

Von der irischen Mythologie ging es zur nordisch/germanischen und zur Edda. Odin wurde zusammen mit Einar Selvik, dem Sänger von Wardruna geschrieben und auch vertont. Es enthält neben Deutsch auch die altnordische Sprache. Dannach folgte noch das Lied Zeit der Raben, in dem die acht Eigenschaften der Runen besungen werden. Gaitra ist ein Lied über die mächtigen Frauen an der Trommel. Kann Geschichtsunterricht bitte immer so spannend sein?

Die nächste Pause wurde genutzt, um Laura Fella liebe Grüße nach Hause zu schicken. Ihr Baby ist inzwischen auf der Welt. Von uns nur alles erdenklich Gute mit dem kleinen Faun.

So werden ältere Lieder angestimmt, wie Wind und Geige. Mit Rhiannon wird das freie Leben gepriesen und dass man ganz frei und wunderbar tanzen konnte. Ich musste ein wenig schmunzeln und leider auch bedauern, denn genau hier fallen die ersten Regentropfen. Den Song noch genießend und schweren Herzens machte ich mich auf den Weg zum letzten Headliner oder wie Saltatio Mortis es liebevoll nannten, Deadliner.

Zum Glück wurder der Weg nicht langweilig und so ging es tänzelnd das letzte Mal zurück zur MPS Bühne.

Fotostrecke Faun:

Kurz vor Saltatio Mortis zog eine Regenfront über die Umgebung. Aber entweder hat die Band den Wettergott bestochen oder die bösen Regenwolken wurden mit Hilfe der authentischen Pyro-Feuerbälle einfach weiter nach Ludwigshafen geblasen. Jedenfalls startete die Show mit ordentlich Feuer und kurz vor dem Wellenbrecher waren die ersten Tropfen auch schon wieder verdunstet, bevor sie jemanden nass machen konnten. Finsterwacht wurde von Alea und den Fans textsicher und mit viel Inbrunst geschmettert.

Mit Bassdrum und Gesten von Alea wurde das nächste Lied We mights be giants eingeläutet. Hatten Versengold noch das Battle, so haben Saltatio Mortis etwas Besseres. Eine einzige wichtige Person aus Speyer beschwerte sich über die Lautstärke und so musste die Band ‚leiser‘ werden. Nur die Fans nicht, und das ließen wir uns nicht nehmen. Loki aus voller Kehle sehr laut mitzusingen. Bei Schwarzer Strand wurden die Hände in die Luft gerissen und der Rhein imitiert. Die Fans waren außer Rand und Band und es wurde nicht nur aus voller Kehle gesungen, sondern auch Äxte in die Luft gehalten. Vor Wo sind die Clowns wurde das Publikum animiert und irgendwie war Alea zunächst nicht mit der Lautstärke zufrieden. Was ihn dazu veranlasste, dies als ‚Systemfehler‘ zu bezeichnen, um nicht gleich von einem seiner Kollegen korrigiert zu werden. Denn sie wären ja Rockstars und damit per Definition nicht normal. Danke, denn diese lockeren Gespräche auf der Bühne ließen den Zuschauer das Gefühl bekommen, ein Teil der großen Familie zu sein. Ein Lied folgt dem anderen. Die Müdigkeit und die Anstrengung des Tages waren wie weggeblasen und Alea nahm uns mit in seinem Workout. So durften wir mit Klatschen die Armmuskulatur stärken, mit Wellenbewegungen dafür sorgen, dass wir mit dem Boot schnell an der lokal ‚sehr beliebten Stadt Ludwigshafen‘ (ein Hoch auf lokale Streitigkeiten) vorbei schaukeln. Aber natürlich nicht Bei Pray to the hunter werden wir wieder angefeuert mit der Aussage ‘wir sind leise, ihr seid laut’. Zugegeben, die englischen Lieder von Saltatio Mortis gefielen mir fast besser. Die Stimmbandbreite von Alea kommt hier mehr zur Geltung und auch die Instrumente. Wenn man die Augen schloss, taucht man ab in andere Welten.

Alea ist jedenfalls der Meinung, wir haben genug Armmuskeltraining gemacht und somit ging es auf den Boden zum Rudern. My mother told me wurde also rudernd verbracht, auf der Bühne und vor der Bühne. Dank unseres Kapitäns hatten wir das Konzert nicht verlassen, sondern sind wohlbehütet in Valhalla Calling eingetaucht. Kurze Verschnaufpause und dann kam Mittelalter und das Hüpfen nach rechts und links (nach Arm, kam Bauchmuskeln also jetzt Beinmuskulatur), inklusive der Rollstuhlfahrer im Publikum. Die wurden dann wohl integriert. So genau konnte ich es nicht sehen, war ja mit Hüpfen beschäftigt und eine viel zu wogende Welle versperrte meine Sicht. Beim nächsten Lied merkte man schnell, wer die Band zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit wieder sah und wer sie schon kannte.

Denn Rattenfänger verbrauchte Alea crowdsurfend und singend über der Menge bis zum Wellenbrecher und wieder zurück. Kurz auf der Bühne, um Prometheus zu vertonen. Um dann zurück in den Pit mit Vogelfrei und der wirklich süßen Safety First Erklärung, wie ein Circle Pit funktionierte. Ein großer Hit jagte den anderen. Die Menge kocht und was machte man an diesem Tag zur Abkühlung – genau, man lässt T-Shirts kreisen. Wenn man das von außen sah, ist war schon ein richtig cooles Bild.

Bevor das große Verkehrschaos begann, begab sich schon ein Teil der Zuschauer mit Grinsen im Gesicht und zu den Klängen des Spielmannsfluchs zu den Parkplätzen und ihren Auto.

Setlist Saltatio Mortis:

Finsterwacht // We mights be giants // Loki// Schwarzer Sand // Wo sind die Clowns // Brunhild // Der Himmel muss warten// MA Intro // Heimdall // Drunken Sailor // Pray To The Hunter // My Mother Told Me +Valhalla Calling // Mittelalter // Rattenfänger // Prometheus // Vogelfrei // Keine Regeln // Genug Getrunken  // Gardyloo  // Für immer jung  // Spielmannsfluch

Fotostrecke Saltatio Mortis:

Bericht: Andrea
Bilder: Patrick

Mehr über die Bands bei Dark-Art findet ihr hier:

Mehr zum MPS bei Dark-Art findet ihr hier:

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*