Das Morgarten Fest war in den vorherigen zwei Jahren ein eintägiges Festival, aber für 2023 wurden die Tage und das Line-up verdoppelt. Das bedeutet ein zweiter Bericht mit drei weiteren Auftritten für euch. An dem Samstag spielte eine uns schon bekannte Piratencrew, die The Old Salt Company, die Gastgeber von Morgarten und die niederländische Epic Folk Metal Band Vanaheim.
Ein großer Pluspunkt für das Morgarten Fest ist der Fokus auf den Abend des Tages. Besucher von außerhalb haben so die Möglichkeit, die wunderbare Schweiz zu besuchen. So gibt es in Grandson ein schönes Schloss, welches für Besichtigungen offen ist, und der Neuenburger See lädt zum Schwimmen ein. Das Redaktionsteam von Dark Art hat den Samstag in den Bergen verbracht, um den Creux du Van anzuschauen. Festival trifft auf Urlaub, das Morgarten Fest ermöglicht dies.
Genau wie am vorigen Tag startete die Fahrt in La Poissine und das Boot legte danach in Grandson an. Dort wurde es wieder etwas laut, aber diesmal wurde keiner Hochzeitsgesellschaft zu gejubelt. Die The Old Salt Company spielte auf dem Vorderdeck, unter freiem Himmel, und wieder wurden große Reden geschwungen. Die Ansage vom Captain Joe wurde dabei einmal von einem Besucher in schwarzen Shirt unterbrochen und prompt dafür bestraft. Unter Drohungen durch die Pistolen und Säbel der Crew wurde der unbekannte Besucher gezwungen ins Hafenbecken von Grandson zu springen. Natürlich musste der Mann das Festival nicht absagen und durfte klitschnass das Schiff wieder betreten. Später stellte sich heraus, dass der Unbekannte niemand geringeres als der Kameramann der Crew war, welcher die Rolle des „Störenfrieds“ gemimt hat. Ein wenig Theater vor der ersten Show für die Besucher.
Die The Old Salt Company fingen am Samstag auch mit dem ersten regulären Auftritt an. Die Musiker bauten die Instrumente nicht auf der Bühne auf, sondern neben dem Eingang zum Außendeck. Dort etablierten sie ihre eigene Stage und verwandelten die Mitte des Schiffs zu ihrem Spielplatz für viel Tanz und Bewegung. Die Setliste blieb unverändert, was leider die Überraschung für die Wiederholungstäter schmälerte, aber dies hielt auch die Besucher von beiden Tagen nicht ab, sich wild im Kreis zu drehen und ausgiebig zu klatschen. Ein besonderer Moment war ein kurzer Tanz zwischen der ersten Sängerin, dem Captain und einer Jolly Roger. Für das Finale mobilisierten die Zuschauer letzte Reserven und tanzten und steppten einmal durch das gesamte Schiff. Der Musiker an der Cajon spielte sich in weiter und weiter in Rage, bis die Crew eingreifen und ihn mit gezogenen Pistolen und erhobener Schelle zum Stoppen zwingen musste. Eine weitere kleine Theateraufführung für den Abschluss. The Old Salt Company sollte wieder zwischen den kommenden Bands spielen, aber ihre beiden regulären Auftritte waren damit vorbei. Vielen Dank für die schönen Momente unter der Piratenflagge.
An zweiter Stelle durften die Namensgeber des Morgarten Fest auftreten, die Band Morgarten. In mittelalterlichen Gewandungen und unter lauter Jubel betraten sie die Bühne. Anhand der Reaktion der Zuschauer war schnell klar, Morgarten sind die Lokalmatadore und viele haben nur auf ihren Auftritt gewartet. Die Menschen scharten sich um die Bühne und der gesamte Innenbereich, bis kurz hinter dem Mischpult, war zum Bersten mit Menschen gefüllt. In der ersten Reihe saßen auch die Kinder der Musiker, um ihren Vätern beim Spielen zu beobachten. Ein niedlicher Anblick, der später zu gewissen Schwierigkeiten führen sollte.
Morgarten spielt Folk Metal mit einer ordentlichen Black Metal-Kante. Unterbrochen werden die schweren Riffs durch epischen, hohen Passagen. Das Tempo war ideal für bewegungsfreudige Fans und so war es nicht verwunderlich, dass die erste Reihe (hinter den Kindern) nur am headbangen war. Kurz nach dem Anfang startete auch ein Mosh Pit. Dieser war kein gemütliches Schunkeln und Schubsen, sondern war echt brachial und viele Besucher wurden heraus geschleudert. Die Kinder aus der ersten Reihe waren durch den Mosh Pit gefährdet und zogen brav den Rückzug an. Ab dem Zeitpunkt gab es aber auch kein Halten mehr für die Crowd. Zwischendurch inszenierte Morgarten eine Wall of Death. Die verlief einmal quer den Raum und die Musiker Ilann und Pierric, samt ihren Instrumenten, wanderten durch die Gasse und heizten die Besucher mit ihren Riffs auf. Auf das erwartete Zeichen begann eine Rangelei, die in ein Mosh Pit gipfelte, welcher nicht mehr aufhören wollte, auch nicht bei der Zugabe, mit dem die Band ihren Auftritt beendete.
Zum Schluss noch der Headliner des Abends, Vanaheim. Vorher durfte die Old Salt Company wieder ihre Show abziehen, aber nicht jeder Besucher war noch fähig dazu. Einige Menschen saßen vor der Bühne und sammelten Kraft für das letzte Konzert und das war auch bitternötig. Die Epic Folk Metal Band Vanaheim hat da weitergemacht, wo Morgarten aufgehört haben. Ihre Musik ist melodischer im Vergleich zu vorherigen, was auch an der Geigerin Rikke Linssen liegt. Trotzdem stecke ordentlicher Metal in der Musik und konnte die Besucher aus ihrem Morgarten-Koma reißen.
Schon vor dem Auftritt bewies Vanaheim eine ordentliche Portion Humor: Bei ihrem Soundcheck spielten sie ein Song an, beendeten diesen und dann verabschiedete sich der Sänger, Zino van Leerdam, lachend von den Zuschauern und bedankte sich für ihre Aufmerksamkeit. Diese gute Laune ebbte in dem kommenden Auftritt nicht ab. Zino sprang lachend und singend durch die Zuschauer oder versuchte einen Circle Pit zu animieren. An dieser Stelle tat mir die Band und einige wenige Zuschauer etwas leid. Statt einen Circle Pit zu starten, waren diese viel zu sehr in ihren Mosh Pit vertieft und so verliefen die wenigen Versuche sofort im Sand. Dies würde ich als kleinen Abbruch in der Krone bezeichnen. Vanaheim versuchte es mit einem Strategiewechsel und zum Lied Dwarven Chant wurde eine Wall of Death angesagt. Nach dem Lied fingen die Zuschauer hingegen wieder mit dem Reverse Crowdsurfing an. So wurde Person um Person nach hinten geschoben, auch die Musiker von Morgarten wurden mit ihren Kostümen nach hinten getragen und dort halfen sie auch den kommenden Surfern sanft herunter. Für die Besucher, welche nach dem Crowdsurfing kurz frische Luft schnappen wollten, wartete eine besondere Überraschung. In eine der am Ufer gelegenen Städte wurde ein Feuerwerk gezündet. Die schönen Dinge geschehen nicht nur in den ersten Reihen. Der Auftritt endete nicht mit einer, sondern mit einer ungeplanten zweiten Zugabe mit dem Lied Domovoi von ihrer EP The House Spirit.
Nach dem Auftritt wurden die Besucher an den beiden Ablegern vom Schiff gelassen und damit endete das Morgarten Fest 2023. Das Line-up war klein, aber knackig und hat zwei unvergessliche Tage hervorgebracht. Wenn euch die Berichte neugierig gemacht haben, dann fahrt doch nächstes Jahr zum Morgarten Fest und erlebt selbst dieses ungewöhnliche Festival.
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