Konzertbericht: Trollslayer Tour 08.10.2025 Wind Rose, Ordan Ogan und Angus McSix – Astra Kutlturhaus Berlin

Es ist ein grauer Mittwoch, an dem es uns ins Astra Kulturhaus in Berlin zieht. Die angekündigten zwanzig Prozent Regenwahrscheinlichkeit scheinen sich genau über dem RAW Gelände an der Warschauer Straße niederzulassen und befeuchten als Nieselregen das von mir extra zum heutigen Event angelegte Kaninchenfell über der mittelalterlichen Gewandung. Es wird heute zwar kein Mittelalterrock im klassischen Sinne gespielt, aber extravagante Bühnenoutfits gibt es auf der Trollslayer Tour der selbst gekrönten Dwarfes of Heavy Metal Wind Rose und den beiden Supportbands Orden Ogan und Angus McSix und deftigen Gute-Laune Power Metal für die Ohren. Wenn das Astra bis dahin die Türen aufkriegt. Denn es scheint Tradition dieses Veranstaltungsortes zusammen mit einigen anderen zu sein, die Öffnungszeiten meist einen Tag vor Veranstaltung nach vorn zu verlegen ohne den Mitarbeitern Bescheid zu sagen… zumindest sollte es 18 Uhr Einlass geben, bis 18:20 Uhr regt sich aber nichts und wir werden im wahrsten Sinne im Regen stehen gelassen.

Doch, oh Wunder – die Außentüren gehen auf und man gelangt zumindest in den Raucherbereich, der sich nach dem Sicherheitscheck ebenfalls draußen befindet und man könnte sich schon ein Bier holen, denn in die Halle und zur Garderobe kommt man immer noch nicht. Was ist da heute los? Aber auch die Halle wird geöffnet, ich benötige nichts abzugeben, muss nur mein Geld gegen kühle Weizenkaltschalen eintauschen, mein Horn befüllen und begebe mich zum Austragungsort des heutigen Abends, der Bühne.

Um 18:45 Uhr stehe ich mit unserem Fotografen Andi und seiner Frau in einer schon gut gefüllten und entsprechend stickigen Halle und das Konzert geht los.

Angus McSix

Den Anfang machen die Power Metaller Angus McRip … äh Quatsch … Angus McSix, die sich nach der Trennung von Gründungsmitglied Thomas Winkler nun mit neuer Besetzung auf den Brettern wiederfinden. Dies wird auch umgehend vom Sänger thematisiert, der behauptet, die Band sei fortwährend auf der Suche nach dem Sänger Angus McSix (Winkler). Das Publikum schluckt die spaßig gemeinte Anekdote und wird von dem Fantasy-geschwängerten Power Metal der Six nun in den Bann gezogen und klatscht schon beim zweiten Song fleißig mit. Zwischendurch wird das Set mit „Statisten“-Goblins aufgewertet, die sich wahlweise an der neuen Gitarristin „Thalestris, Queen of the Lazer-Amazons of Caledonia“ oder dem Sonnenschwert (der mächtigsten Waffe des Universums) vergreifen wollen und von den kunstvoll gekleideten Bandmitgliedern immer wieder spielerisch zurückgedrängt werden.

Dass es hier eigentlich nur um mit Metal garnierte gute Laune geht, zeigt sich auch an den Spielereien zwischen den Bandmitgliedern, so versucht der „Arch Demon Seebulon, The Origin of all Evil“ am Bass immer wieder die Zwergengitarristin an Soli zu hindern oder verbietet dem Publikum ihr Spiel gut zu finden. Sie hat es auch so nicht leicht, muss sie ihr Set doch aufgrund einer Fußverletzung im Sitzen absolvieren, was ihr das Publikum umso mehr mit Anerkennung zollt. Beim Laser-Shooting Dinosaur kommt sogar eines von diesen unglaublich lustigen Plastikganzkörperkostümen in T-Rex-Manier zum Einsatz und unterfüttert so die „Glaubwürdigkeit“ des Songs und wird nach dem Song von der Zwergin mit einem lasziven Klaps auf sein schuppiges Hinterteil wieder von der Bühne getrieben. Als nächsten Track gibt es die brandneue Single The Fire of Yore. Danach werden wir vom Reaper-Bassisten persönlich über seine Geschichte informiert, dass er nur wieder in die Hölle zurückwill und deswegen so miesepetrig ist. Währenddessen fällt ihm auf, dass er ja in Berlin ist und uns das Ganze auch auf Deutsch erzählen kann und fragt uns dann, wie denn die Tür zur Hölle aufgehe. Was uns im nächsten und abschließenden Song Ride to Hell erklärt wird.

Damit ist leider um 19:29 schon Schluss, hat aber offenbar allen Anwesenden viel Spaß gemacht.

Setlist: He-Man and the Masters of the Universe Theme Song (Intro) // The vision in the fires (Intro) // 6666 // Master of the Universe // Sixcalibur // Laser-Shooting Dinosaur // The Fire of Yore // Ride to Hell

Orden Ogan 

Zeit das Horn neu zu befüllen, denn nun kommen die ebenfalls aus deutschen Landen stammenden Orden Ogan, was immer etwas nach Organspende klingt, uns aber noch im Laufe des Abends aufgeklärt wird, was es mit diesem Titel den auf sich habe und ob der Sänger die Band (auch) scheiße findet.

Kurz vor 20 Uhr betreten die gut gelaunten Teutonen die Plattform. Alister Vale, das Maskottchen der Band betritt mit leuchtender Gasmaske die Bühne und seine Lebensgeschichte und Bedeutung seiner Mission rieseln aus der Konserve auf uns herab. Das neue Album The Order of Fear bildet heute den Mittelpunkt des Sets und leitet den Abend mit F.E.V.E.R. ein. Zwei Gitarren schrubben deftige Riffs zu gezupftem Bass und dem Gesang von Sänger Seeb und dem Schlagzeuggewummer hinter den Vieren.

Berlin hat heute den Stock aus dem Rectum genommen und das Publikum klatscht vom ersten Song begeistert mit. Die Akteure auf der Bühne nutzten wie ihre Vorgänger sowohl die Podeste als auch die vier Ventilatoren, die ihre Haare Loreal-artig durch die Luft wehen lassen. Ab dem zweiten Song wird oben wie unten fleißig geheadbangt. Auch ich lasse mich davon anstecken und werfe den Nackenrotor an. Der dritte Song Come with me to the other side ist eine kraftvolle Halbballade, die vielen hier wie Öl über die Lippen rinnt. Das ist schöne Konzertatmosphäre. Danach wird der lange erwartete Bildungsauftrag erfüllt und wir darüber aufgeklärt, dass der Bandname dem Keltischen entspringt und so viel bedeutet wie Order of Fear, womit geschickt zum Titeltrack des aktuellen Albums übergeleitet wird und es uns dieser Nackenbrecher nun ordentlich besorgt. Zwischendurch wird noch von der Bühne runterdiskutiert, ob wir lieber „Order of FEAR“ oder lieber „Order of BIER“ singen wollen. Womit wir beim Werbeblock der Veranstaltung angekommen zu sein scheinen. Denn es kommt er obligatorische Aufruf zur Befolgung der Band via Social Media, was ja bekanntermaßen für den Bekanntheitsgrad einer Band heutzutage unabdingbar ist. Es erfolgt sogar ein Aufruf zum Filmen und Teilen der kommenden Klassiker Gunman und Let the fire rain. Sänger Seeb lässt uns wissen, dass wir auch gern im Video sagen dürfen, wenn wir den Song oder die Band scheiße fänden, er tue das ja auch ständig.

Danach gibt es noch das Mitsingliedchen The things we believe in mit dem Mitsingpart „and so we are – cold dead and gone“ oder auf Polnisch: „cold dead and piwo“, bzw. Berlinerisch „Bier, Bier and Bier“ – jeder darf hier singen, was er möchte, Hauptsache Spaß dabei – und den haben wir eindeutig; ich entscheide mich für Bier Bier Bier Bier. Und zum Outro Fields of sorrow mit Fotosession geht auch hier ein sehr gelungener Gig wieder zu Ende.

Setlist: F.E.V.E.R. // Conquest // Come with me to the other side // Hart of the android // The Order of Fear // Gunman // Let the fire rain // The things we believe in // Fields of sorrow (Outro)

Wind Rose

Zeit, das Horn neu zu befüllen. Ich ernte immer mehr anerkennende Blicke und multilinguales Lob meiner Mitmetaller, für meine authentische Gewandung. Als Wind Rose vor 2 Jahren erstmalig das Berliner ORWO HAUS stürmten, worüber ich ebenfalls berichtete, waren noch mehr zwergisch gekleidete unterwegs, heute dominiert Leder und Kutte – hach, nie ist man „richtig“ angezogen. Dafür aber die Herren Wind Rose aus Italien, die nun zu einem fulminanten Bühnenbild auf das Durin stolz gewesen wäre, ihr Konzert zu 21:00 Uhr einleiten.

Das fulminante Army of Stone vom Vorgängeralbum Warfront markiert den Einstieg und es werden die ersten, bzw alle aufblasbaren 10€-Spitzhacken geschwenkt und Berlin durchtanzt bereits die von der Bühne flutenden Nebelschwaden. Zu The great Feast Underground wird bereits der erste Circle Pit gezündet, denn „we drink Alcohol“. Das Motiv des dazugehörigen Shirts spricht mich dermaßen an, dass ich es mir nach dem Konzert sogar zulege, auch deshalb, weil das andere Shirt, dass ich eher haben wollte, nicht mehr in meiner Größe vorhanden war. Army of Stone kommt für mich als Tolkien-Fan sowieso immer gut und auch Berlin hüpft berauscht und sogar das komplette nachfolgende Mine, Mine, Mine! durchweg mit.

Zwischendurch gibt es immer wieder fröhliche Ansagen von der Bühne, garniert mit etwas Bandhistorie. So wird darauf hingewiesen, dass 2023 im Orwo Haus die erste Zwergenparty Berlins stattgefunden hat, was für Wind Rose wohl einen deutlichen Karrieresprung (in den Worten des Sängers: „Success“) bedeutete. Ob man jedoch einen Auftritt im ZDF-Fernsehgarten mit ihrem wohl bekanntesten Track als Erfolg bezeichnen kann, darf sich jeder selbst in den Zwergenbart murmeln. Zum Dragonslayer wird wieder ordentlich abgehottet und fast ohne Aufforderung der faustschwingende „Hey“-Ruf zelebriert. Zeit sich das Horn neu befüllen zu lassen, und Lob durch die Bardame für mein Outfit zu kassieren, während sich die Halle zu The Returning Race wieder einen ab-circled.

Mit dem anschließenden Song To Erebor eroberten die Zwerge Wind Roses damals die Charts und Herzen der Metal-Welt und wird von Sänger Claudio als „first success of Dwarf Metal“ bezeichnet und dieser uns sogleich mit seiner fabelhaften opernhaften Tenorstimme entgegen geträllert, und mit dem King under the Mountain gleich lückenlos nachgeschoben und der nächste „Hey“-Chor abgeholt. Danach gibt es ein unerwartetes Ozzy Osbourne Tribute. Dem sympathischen Prince of Darkness, dessen Tod am 22.07.2025 die Welt erschütterte und in Trauer zurückließ, wird mit meinem Lieblingstrack seiner Solokarriere A Shot in the Dark vom unsterblichen The ultimate Sin Album ein Denkmal gesetzt und Sänger Claudio versucht sich an der unverwechselbaren Stimmlage Ozzys und Bühnenperformance mit extra dazu aufgesetzter roter Sonnenbrille mit kreisrunden Gläsern, die ja Zeitlebens ein optisches Markenzeichen war. Schöne Geste und nicht wenige, die noch genug Wasser in sich haben, verdrücken sich ein Tränchen. Miss you, Ozz!

Weiter geht’s mit einem Tribut an die Fans, denen Together we rise gewidmet wird und die andächtige Atmo wieder Richtung positiver Stimmung ballert.  Es folgt noch das unvermeidliche Dick Hole … äh, Diggy diggy Hole und Rock and Stone beschließt diesen feuchtfröhlichen, herzerwärmenden Abend. Während Berlin noch Löcher in die Halle gräbt, lasse ich nochmal mein Horn nachfüllen. Du me khaz, Baruk Khazad!

Setlist: Of Ice and Blood (Intro) // Dance of the axes // The great feast underground // Of war and sorrow (Intro) // Army of Stone // Mine Mine Mine // Gates of Ekrund // To be a Dwarf // Trollslayer // The Returning Race // To Erebor // The King under the Mountain // Shot in the Dark (Ozzy Osbourne Cover) // Together we rise // Diggi Diggi Hole (The Yogscast cover) // Rock and Stone (mit Rock and Stone remix Outro) // Misty Mountains (Outro – Richard Armitage and the dwarf cast song) 

Bericht: Tino
Bilder: Andreas Sperl


Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:

 

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