Montag Abend, Batschkapp Frankfurt.
nach mehreren Verschiebungen war es nun endlich soweit, Blind Guardian beehrten die Cult-Halle das erste Mal wieder nach 30 Jahren! Wenn wir genau sind, nicht die gleiche Halle wie damals, vor 30 Jahren war die Batschkapp noch eine andere, ein kleiner Club, der knapp 400 Besucher fasste (wenn wir aber realistisch sind, 350 waren schon grenzwertig!), mit reichlich Charakter und Kultstatus. Inzwischen ist die Location von Eschersheim nach Seckbach umgezogen und das alte Gebäude existiert nicht mehr. Aber genug davon, die Seele lebt in der neuen Batschkapp ja weiter, wie es auch Hansi sagte. Blind Guardian feiern 30 Jahre „Somewhere Far Beyond“, eines der bis heute beliebtesten Alben der Bandgeschichte. Kein Wunder also, dass viele Konzerte der Tour bereits seit Monaten ausverkauft sind, so auch unter anderem in Frankfurt.
Ein Blick auf die Bühne zeigte einen weißen Vorhang, auch zu Beginn um 20 Uhr blieb es ruhig, während nach wenigen Minuten die Menge so langsam mit lauten „Guardian!“ Rufen reagierte, tat sich erst eine Viertelstunde später etwas auf der Bühne. Besser gesagt, auf dem Vorhang, es startete ein Video, eines, das Ausschnitte von den Aufnahmen des „Somewhere Far Beyond“-Albums zeigte, sowie Konzerte in 1992 unter anderen aus der Batschkapp Frankfurt, was vom Publikum mit lauten Gejubel gefeiert wurde! Dem folgten aktuelle Aufnahmen aus dem Proberaum, Studio und von hinter der Bühne bis um 20:30 Uhr der Vorhang fiel, um zwei weitere Vorhänge zu zeigen, auf denen man Andre Olbrich und Marcus Siepen sah, wie sie Akkustikgitarren spielten. Wenige Sekunden später fielen auch diese und nun war es soweit, Blind Guardian standen auf der Bühne und begannen direkt mit dem ersten Song der „Somewhere Far Beyond“-Scheibe: Time what is Time, die Menge tobt, die Bude ist brechend voll, auf die Empore verirren sich trotzdem nur die wenigsten. Ein glücklicher Fan in der vordersten Front bekommt direkt zu Beginn des Konzerts ein Plektrum von André, so darf ein großartiges Konzert auf jeden Fall beginnen.
Anekdoten.
Dass die Band nun nach 30 Jahren nicht mehr zu den jüngsten Musikern der Szene gehört sei ihnen klar, so erwähnte Hansi nach dem ersten Song direkt, dass niemand im Publikum Crowdsurfen braucht, mit einer kleinen Erinnerung an alle, „Ihr seid keine 18 mehr“! Eine Aussage, die durchaus zutrifft, das Publikum war im Altersdurchschnitt tatsächlich etwas höher anzusiedeln als bei anderen Touren der Band.
Bei einer anderen Ansage erzählte Hansi auch von seinem einem Mal Stagediven, oder wie es böse Zungen bezeichnen würden, betrunken ins Publikum fallen und bedankte sich bei den armen Seelen, die versucht haben, ihn aufzufangen, eine Geschichte die man sich heutzutage kaum noch vorstellen kann und ein Grund für so manches Grinsen im Publikum.
Das Publikum ist textsicher.
Blind Guardian spielen dieses Set nun nicht zum ersten Mal. Bereits seit dem Beginn der Festivalsession spielt die Band Somewhere Far Beyond am Stück, entsprechend auch Black Chamber mit einem Publikum-Gesangspart. Wie Hansi nach dem Song erzählt, schaffte das Publikum in Frankfurt als Erstes, den Einsatz nicht zu verpassen.
Etwas das beim Bard´s Song (In the Forest) kaum noch erwähnenswert ist. Das Publikum übernahm 90 Prozent des Textes und bot Hansi die Möglichkeit, seine Stimme ein wenig zu schonen, bis es gleich darauf mit voller Kraft weiter ging.
Ashes to Ashes schaffte live eine dichte Atmosphäre, der Refrain von Hansi und dem Publikum gesungen, sorgte für Gänsehaut. Bei dem Namensgebenden Song Somewhere Far Beyond hatte das Publikum an mehreren Stellen kleine Pogo-Runden gebildet. Spätestens an dieser Stelle bemerkte man auch, wie gut Hansi eigentlich auch live klingt.
Doch das war nicht alles.
Auch als das Album bereits durchgespielt war, war das Konzert noch nicht zu Ende. Blind Guardian nahmen das Publikum mit Songs wie Lord of the Rings, Nightfall und Time Stands Still (At the Iron Hill) direkt mit nach Mittelerde, an dem Punkt sind auch uns die kleinen LED Leinwände hinter den Drums aufgefallen, die klein das Auge Saurons zeigten. Ein schönes Detail!
Aber auch Werbung in eigener Sache durfte nicht fehlen, erst wenige Tage vorher wurde das neuste Blind Guardian Album „The God Machine“ veröffentlicht (ein Review findet ihr hier LINK), das sollte Anlass genug sein, um auf dieser Old-School-lastigen Show auch mal etwas Neues zu spielen. Ironischerweise entschied sich die Band für das älteste Lied des Albums, Violent Shadows, das bereits auf dem Wacken World Wide, dem Streaming Wacken vor etwas mehr als zwei Jahren, vorgestellt wurde. Das Stück, das bereits seit der ersten Aufführung nur so nach Old-School schreit, kam bei dem Publikum gut an, ein Großteil durfte es auch bereits gekannt haben. Der Ansage ließ sich entnehmen, dass es vielleicht auch eine Album-Tour geben wird, das warten wir gerne ab.
Mit And the Story Ends endete auch das Konzert standesgemäß in Frankfurt, ein Ende das nicht lange anhielt.
Nach nur wenigen „Guardian!“ Rufen erklang eine bekannte und verhältnismäßig neue Melodie. Sacred Worlds, wohl eines der beliebtesten Lieder der Band nach 2000. Das Stück ist sehr orchestral gehalten im Gegensatz zum Rest des Sets, eine willkommene Abwechslung. Gefolgt von Valhalla, das auf gute neun Minuten gestreckt wurde durch das Mitsingen des großen Chores, dem Publikum. Anschließend, als letzte Zugabe dann noch Mirror, Mirror und die Fans aren glücklich und zufrieden.
Insgesamt kann man sagen, das Konzert dürfte eines der besten Blind Guardian Shows der letzten Jahre gewesen sein, grandiose Stimmung, grandiose Performance, gute Setlist und vor allem ein rundum zufriedenes Publikum.
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