Konzertbericht: Christina Stürmer am 18.10.2024 im Zoom Frankfurt

Kurz vor 18 Uhr im Industriegebiet von Fechenheim, einem Stadtteil von Frankfurt, hat sich schon eine lange Schlange vor dem Eingang zum Zoom gebildet. Geduldig wurde hier gewartet, dass die Türen aufgehen für das Christina Stürmer Unplugged Konzert. Eines von mehreren auf der Unplugged Tournee nach der Aufnahme des MTV Unplugged Auftrittes in Wien. Die letzten beide Male spielte Christina mit ihrer Band in der Batschkapp, doch für das Unplugged Konzert wurde dann das Zoom gewählt. Meiner Meinung nach eine gute Entscheidung, da das besondere Ambiente im Zoom einfach besser passt.

Aber sie war nicht alleine da, für die zwei Konzerte vorher in Oldenburg und Wilhelmshaven und das heutige, war noch Mina Richmann mit ihrer Band dabei, um die Fans in Konzertlaune zu bringen. Pünktlich um 19 Uhr kam sie mit ihrem Gitarristen und Bassisten auf die Bühne und begrüßt die Zuschauer ganz schüchtern und machte einfach das, was sie sehr gut kann, singen. Aber auch viel erzählen, was sie, laut eigener Aussage, besonders dann macht, wenn sie nervös ist. Was man ihr aber gar nicht anmerkte. Dabei erzählte sie, dass unter anderem Rochen ihre Lieblingstiere sind und sie einen kennt, welcher Omelett heiße. Alles, um die Fans während der 40 Minuten, welche sie Zeit hatte, besser kennenzulernen und sie dabei eher dazu animieren zu können, dass sie beim nächsten Lied, Something to Rely on, mitsingen. Wie soll man sagen, es ist ihr gelungen. Dabei spielte sie eine Kindergitarre, welche auch bei Down Easy zum Einsatz kam. Ein für sie besonderes Lied ist Baba Said. Wieso, hat sie geschildert und dabei das Publikum in ihrem Bann gezogen. Darüber, dass ihr Name persischer Herkunft ist und ihr Vater aus dem Iran komme, sie aber in Deutschland geboren ist und so Deutsch sei, wie man nur Deutsch sein kann. Isst Grünkohl, schaut jedes Jahr zu Weihnachten die Hoppenstedts. Dass ihr Vater so integriert sei, wie man nur integriert sein kann. Mit seinem Boskopf Apfelbaum im Garten, der Drohung an die Nachbarn das Ordnungsamt zu rufen, weil sie sich nicht an die Nachbarschaftsregeln halten. Aber auch von Jina Amini, welche wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das staatliche Hidschāb-Gesetz festgenommen wurde und dann dabei ums Leben kam und zu Protesten im Iran führten. Welche immer noch andauern, auch wenn weniger medial begleitet. Und dass wir im Iran nicht alle so zusammen stehen könnten, um die Musik zu feiern. Deswegen schrieb sie das Lied und wird es bei jedem Auftritt spielen, bis das Regime im Iran gestürzt ist. Und was für ein Lied es war, man merkte wie sie ihren ganzen Schmerz in das Lied gesteckt hat. Ein wunderschön trauriger Moment, welcher durch absolute Stille während der Performance gewürdigt wurde.

Aber es gab auch witzige Momente, entweder durch ihre Witze oder auch Situationskomik, als sie sich das Mikro an den Mund haut und daraufhin am anderen Ende vom Raum jemand so laut lacht, dass sie es merkte und sich dann wiederum über das laute Lachen amüsierte. Ein fast tanzbares Lied gab es dann auch, Bad Girls. Dass sie Humor hat, bewies sie dadurch, dass es vor Song of Consent einen kurzen „Werbeblock“ gab. Freddy der Gitarrist spielt etwas Hintergrundmusik bzw. wie sie es nannte, einen Jingle, während sie in Werbungmanier dafür warb, dass es Merchartikel von ihr gäbe, das nächste Konzert in der Nähe in Friedberg (vermutlich) im April sei und sie nach dem Konzert am Merch Stand sein würde und man doch gerne vorbeikommen dürfe um ihr „Hallo“ zu sagen. Den Abschluss machte dann ein Liebeslied. Der Zeitpunkt jetzt für jeden, der Person, mit welcher man da ist und die man lieb hat, näherrücken. Ob die andere Person es weiß oder nicht. Das Licht soll auch ausgemacht werden, damit die Schüchternheit leichter bekämpft werden kann. Oder alles in Rot getaucht werden. Ein sehr schöner Abschluss, passend zum restlichen Auftritt. Charmant, freundlich und die Zuschauer in den Bann nehmend war dieser Auftritt.

Setlist Mina Richmann:

  1. Never dared to Dream
  2. Weak Man
  3. Something to Rely on
  4. Down Easy
  5. Baba Said
  6. Grow Up
  7. Bad Girls
  8. Song of Consent
  9. Home


Eine lange Umbaupause hatte es nicht gebraucht, da die meisten Instrumente schon auf der Bühne standen und Mina einfach sehr minimalistisch unterwegs war. Und so kam Christina mit ihrer Band relativ schnell auf die Bühne unter großem Applaus. Es wurde nicht lange gefackelt, es ging, wie bei der MTV Unplugged Session in Wien, mit Was wirklich bleibt, los. Die Stimmung war sofort da, sowohl im Publikum als auch auf der Bühne. Was dann kam, war ein wirklich schöner Abend mit schöner Musik und viel Erzählungen über das MTV Unplugged Event und die Entstehung. Wie die diversen Regeln, welche bei den Aufnahmen galten, wie zum Beispiel, dass die Musiker 80% der Zeit sitzen müssen. Was Christina besonders schwerfiel, weil sie laut eigener Aussage, immer „Hummeln im Oasch“ hat, und dies auch der Grund ist, dass die restlichen Musiker saßen, nicht weil sie alt sind, sondern weil es Vorschrift war. Genau wie MTV auch verlangt, dass man Gäste einlädt, etwas was ihr besonders gut gefiel. Einer der Gäste war Wolfgang Ambros, welchen sie gefragt hat, obwohl sie Bedenken hatte, dass er mit seinen 72 Jahren bereit ist, mit zu machen. Er sagte aber sofort zu. Deswegen gab es dann auch ein Lied, bei welchem „die meisten von euch“ den Text nicht verstehen, namentlich Du bist wia de Wintasun, ein Lied auf Österreichisch. Oder Keine Märchen mit Deine Freunde, welche zwar nicht im Zoom waren, dafür aber „Meine Freunde“, womit sie ihre Band meinte und direkt ins Lied überging. Ein Lied übrigens, welches im nur deswegen auf die Liste gekommen ist, weil die Musik der Band ihr Kompromiss mit ihren Töchtern sei, bezüglich dem Hören von Kindermusik im Auto. Aber ganz ohne Gast auf der Bühne ist sie nicht ausgekommen. Vor dem Konzert hatte sie Mina gefragt, ob diese bereit wäre, mit ihr zusammen ein Lied auf der Bühne zu singen. Selbige überlegte nicht lange und durfte sich auch noch ein Lied aussuchen.  Die Wahl fiel dabei auf Nie Genug. Während der Performance wanden sich beide jeweils der anderen zu, tanzten miteinander passend zum Rumba Rythmus des Lieds und machten daraus einen besonderen Moment. Mina gab nach dem Lied zu, dass sie einen kurzen Aussetzer hatte und ihren Einsatz verpasste, weil Christina sie so süß angrinste.

Die Fans erfuhren auch, dass in einem gemieteten Haus in Mariazell 23 Lieder ausgesucht wurden, von den „echt vielen Alben“. Doch das war nicht das schwerste, viel schwerer war es, die Lieder auf die Basis runter zu brechen und in ein neues Arrangement zu pressen. Dabei hat dies allerdings bei Wenn die Welt untergeht gar nicht funktioniert, weswegen es am Ende nur 22 Lieder geworden sind. Die 22 Lieder, welche auch an dem Abend im Zoom gespielt wurden. Eine besondere Geschichte gibt es auch zu Seite an Seite, weil das Lied für sie immer besonders sein würde, ist es auf der einen Seite das Hochzeitslied von ihr und ihrem Mann Oliver, auf der anderen Seite war sie schwanger mit ihrer ersten Tochter, als sie im Studio war um es einzusingen. Sie erzählte auch noch viel, viel mehr an sehr interessanten Informationen und Geschichten, aber ich will nicht alles verraten, falls ihr noch vorhabt auf ein Konzert der restlichen Tour zu gehen. Einen zauberhaften Moment gab es noch bei Mama ana ahabak, das Publikum machte während dem Lied mit ihren Handys ein Lichtermeer und Christina zeigte die schönste Seite ihrer Stimme. Ein echter Gänsehautmoment, welcher auch zu einigen Tränen im Publikum führte. Die Zugabe des Abends hatte dann einen wahren Rückblickscharakter, fing sie doch mit Ein Kompliment an. Das Lied mit dem alles anfing, welches sie in der Castingshow sang, mit welchem sie damals den zweiten Platz belegte und den Anfang ihrer Karriere markierte. Gefolgt von Ich Lebe, ihrer ersten Single, welche direkt neun Wochen lang Platz eins der österreichischen Charts belegte. Als Letztes wurde dann das Lied gespielt, was immer auf einem Christina Stürmer Konzert als letztes gespielt wird, Engel fliegen einsam. Damit endete ein sehr schöner, abwechslungsreicher Abend und zwei Stunden Musik, welche die Fans begeisterten.

Setlist Christina Stürmer:

  1. Was wirklich bleibt
  2. Die Welt
  3. Um bei dir zu sein
  4. Unsere besten Tage
  5. Du bist wia de Wintasun
  6. Jeder unserer Träume
  7. Ich hör auf mein Herz
  8. Ohne Dich
  9. Seite an Seite
  10. Nie genug
  11. Keine Märchen
  12. Millionen Lichter
  13. Bus durch London
  14. Mama ana ahabak
  15. Katapult
  16. Scherbenmeer
  17. Ein halbes Leben
  18. Zweimal so stark
  19. Fahrtenwind
  20. Ein Kompliment
  21. Ich Lebe
  22. Engel fliegen einsam


Bericht und Bilder: Thomas

Mehr von Christina Stürmer bei Dark-Art findet ihr hier:

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