Dark Troll Festival 2022 – So war Tag 3

Am Samstag, dem 28. Mai 2022, neigte sich das diesjährige Dark Troll Festival mit dem letzten Tag dem Ende zu. Vormittags blitzte einige Male die Sonne durch und spendete den alkoholgeprägten Besuchern die einen oder anderen warmen Strahlen. Gut so, denn das Wetter sollte im Laufe des Tages noch umschlagen und so manchen Bands sprichwörtlich den Auftritt verregnen. Traurig für die betroffenen Musiker, aber was wäre denn ein ordentliches Festival ohne einen noch ordentlicheren Wolkenbruch!

Als erster Act startete mittags die aus Oberhausen stammende Band Baumbart mit ihrem Akustik-Set und stimmte die Festival-Besucher mit ruhigen, im Folk Metal verwurzelten Elementen entspannt auf den Tag ein. Die Band, bestehend aus sechs Musikern, nahm die Zuhörer mit auf eine Reise quer durch ihre eigene Fantasiewelt voller Abenteuer, epischen Reisen und Geschichten. Abgerundet wird der einzigartige Klang von Baumbart mit Cajon, Akustik-Gitarren, Flöte, Geige, Bass und Kastagnetten, Maultrommel und Shaker. Das Publikum feierte den Auftritt sichtlich: In den hinteren Reihen wurde das Tanzbein geschwungen, vorne haben sich die selbsternannten „Baumbart-Ultrafans“ versammelt und sorgten für Stimmung. Baumbart lieferte einen gemütlichen Start in den letzten Festivaltag und brachte der Menge ziemlich gute Laune.

Es folgte Syn Ze Sase Tri aus Timisoara, einer Stadt im rumänischen Transsilvanien. Und ja, mit genau eben jenem Dracula-Klischee, dass über dieser Region wie ein Schleier liegt, spielte die Symphonic Extreme Metal Band auch, die nach dem ruhigen Start der Vorgänger nun so richtig ballerte. Die Band mit dem, zugegeben, doch eher schwierig auszusprechenden Namen hat sich 2007 gegründet, bis heute vier Alben veröffentlicht und sich das hehre Ziel gesetzt, nicht weniger als die beste Band in diesem Genre in ganz Rumänien zu werden. Die Kombo greift in ihren Texten rumänische Mythen und Sagen auf. Die Keyboard-Klänge erinnerten beim Gig stark an Cradle of Filth, der Auftritt war aber durchaus sehr stark und die Songs mehr als eingängig. Doch leider ging es während des Auftritts der Rumänen los mit den ersten Auswüchsen eines drohenden Wolkenbruches – das Wetter schlug schlagartig um, es wurde kalt und nieselte. Und das sorgte dafür, dass einige Zuhörer – leider – die Flucht antraten. Einige trotzten zwar Kälte und Regen standhaft, bitter war es aber allemal.

Und das war es auch beim Auftritt von Mosaic, einem Thüringer Soloprojekt, das stark von regionalem Brauchtum, Legenden und Traditionen geprägt ist. Mit im Gepäck hatte Mosaic das diesjährig erschienene Album „Heimatspuk“, mit dem sich die Folkloristen wieder auf ihre Black-Metal-Wurzeln besinnen und von dem unter anderem das grandiose Lied „Teufelsberg“ zum Besten gegeben wurde. Der Auftritt auf der Schweinsburg war stark und atmosphärisch – doch das Wetter meinte es nicht sonderlich gut mit den Künstlern, die mit ihrem Herzensprojekt viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Ein massiver Wolkenbruch verregnete so gut wie das ganze Set, der Platz vor der Bühne leerte sich immer weiter. Einige Tapfere feierten aber dennoch vor der Bühne gewaltig ab.

Die französischen Epic-Black-Metaller von Belore erwischten ebenso den starken Regenschauer. Die Zuhörer suchten Schutz unter den Ständen, einige kamen aber wieder zurück vom Campingplatz und haben sich sichtlich in warme Kleidung eingemummelt. Belore lieferte mit dem Auftritt auf der Schweinsburg ihr Deutschland-Debüt, ihre Musik ist beeinflusst von heroischer Fantasy und mittelalterlichen Welten. Ihr Debütalbum ist hierbei eine Reise in längst vergessene, mittelalterliche und magische Länder und jeder Titel auf der Scheibe erzählt eine eigene Geschichte. Belore lieferte einen atmosphärischen Aufritt mit eingängigen Tracks. Eine Band, die man definitiv im Auge behalten sollte.

Mit Grimner gab es nun wieder Folk Metal auf die Ohren – und zwar stilecht mit Fellkleidung und Flöten, Mandola und Dudelsack. Die Schweden haben ihre Band 2008 gegründet und sich seitdem stetig weiterentwickelt. Mit drei Alben und drei EPs haben die Jungs auch mittlerweile einiges vorgelegt. Der Platz vor der Bühne war proppenvoll, die Zuhörer feierten den Auftritt gebührend mit Moshpits und Tanzeinlagen, sogar ein Crowdsurfer zog vorbei. Gimner lieferte richtig ab und bot einen der stärksten Folk-Metal-Auftritte des Festivals. Reinhören in die bisher veröffentlichten Scheiben lohnt sich für alle Genre-Fans absolut! Dabei reisten der Schweden ohne ihren Keyboarder an, der gerade Vater wurde.

Nach acht langen Jahren beehrte Agrypnie wieder die Burgruine in Bornstedt. Das Schlagzeug ballerte wie ein Maschinengewehr, zu Beginn lief ein musikalischer Einspieler, der beinahe schon cinéastisch war. Agrypnie ist ein Soloprojekt, gegründet im Jahr 2004, und eine feste Instanz in der Post-Black-Metal-Szene Deutschlands, die mittlerweile auf stolze sechs Alben, eine EP und eine Demo zurückblickt. Das aktuelle Album „Metamorphosis“ wurde im August 2021 veröffentlicht und einige neue Songs hiervon zum Besten gegeben. Belohnt wurde Agrypnie mit tosendem Applaus vom Publikum.

Die Dark-Troll-Veteranen Obscurity starteten mit etwas Verspätung in den Abend. Warum, erklärte sich auch relativ rasch: Ein Mitglied des Festival-Teams machte seiner Holden einen Heiratsantrag, den die Liebste auch sofort annahm – und was von den Besuchern mit lautstarkem Applaus quittiert worden ist. Obscurity begeisterte schließlich mit einer bunt gemischten Setlist, Klassiker wie „Bergischer Hammer“ durften selbstverständlich nicht fehlen, aber auch neue Tracks vom Album „Skogarmaors“, und feierten in diesem Zuge auch ausgelassen und unterstützt vom proppevollen Zuschauerplatz ihr 25-jähriges Bandbestehen. Der Sänger schwelgte in Erinnerungen und hatte auch eine gehörige Priese Humor, indem er darauf hinwies, dass er seit Anfang an dabei ist – und mittlerweile aufgrund der Verjüngung seiner Band auf gewisse Weise schon ein Senior ist. Das Publikum ging völlig ab. Neben absoluten Knallersongs gab es aber auch Gänsehautmomente – die Band widmete den Track „793“ dem verstorbenen Totti, welcher das Dark-Troll-Festival maßgeblich mit aufgebaut hatte und den Obscurity mittlerweile auch zu einem guten Freund gezählt hatte. Die Band holte für dieses ganz besondere Gedenken die Mittelaltergruppe, die auf dem Festivalgelände lagerte, auf die Bühne, die auch einen Auftritt im dazugehörigen Musikvideo hatten. Und es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass dem ein oder anderen Besucher bei dieser Atmosphäre die ein oder andere Träne ins Auge gestiegen ist. Obscurity und das Dark Troll gehören eben einfach zusammen wie Pech und Schwefel. Und der Sänger kündigte gar an: „Ich komme immer wieder hierher zurück, auch, wenn man mich mit den Rollstuhl schieben muss!“

Nach dem fulminanten, kraftvollen Auftritt von Obscurity folgte der Headliner Empyrium und schlug vergleichsweise ruhigere Klänge an. Nach vielen Jahren hatte es endlich geklappt, dass Empyrium, die mystische und magische Band um Mastermind Markus Stock, nicht nur das Dark Troll Festival beehrt, sondern dort auch ihr erstes Deutschland-Open-Air bestritten hat. Empyrium wurde bereits 1994 gegründet und blickt auf sechs Alben, eine Demo, eine Compilation, ein Live-Album und eine EP zurück. Die Musik dreht sich dabei stets um die Liebe zur Natur, zur Tragödie und zur Romantik. Empyrium lieferte wie erwartet, auch, wenn der Zuschauervorplatz nicht mehr ganz so gefüllt mit Publikum war, einen Gänsehautauftritt hin und bot einen wunderschönen Ausklang des diesjährigen Dark Troll Festivals. Ein Wermutstropfen: Die Single-Auskopplung „Über den Sternen“ vom gleichnamigen Album, heiß erwartet von vielen Zuhörern, wie auch oft kundgetan worden ist, blieb von der Setlist aus.

Mit dem Ende des Empyrium-Auftritts lichteten sich schließlich die Reihen sichtlich – was aber auch an den mittlerweile bitterkalten Temperaturen gelegen haben dürfte. Spectral Wound riss nochmal ordentlich mit bitterbösem Black Metal ab und bot somit den wohl größtmöglichen Kontrast zu den mystischen Klängen Empyriums.

Fazit: Das Dark Troll Festival war ein voller Erfolg und erhob sich wie Phönix aus der Asche nach der Corona-Zwangspause in den vergangenen Jahren. Absolut verdient darf sich das Dark Troll als „schönstes Festival“ hierzulande bezeichnen lassen mit der atemberaubenden Kulisse auf der Bornstedter Schweinsburg. Das herausragende Line-up bot für Folk- und Black-Metal-Fans eine unvergleichliche Zeit auf der Ruine, bei welcher für drei Tage der triste Alltag vergessen und in eine ganz andere Welt eingetaucht werden konnte. Man kann nur sagen: weiter so! Und das hoffentlich noch für eine ganz lange Zeit.

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