Festivalbericht: Dark Troll Festival, Donnerstag 09.05.2024

Um den Vatertag herum regten sich auf Burg Bornstedt dunkle Geschöpfe, um Gleichgesinnte zu einer finsteren Musikveranstaltung einzuladen. Das Dark Troll Festival fand auch dieses Jahr wieder in der Burgruine statt, vom 09.05.- bis 11.05.2024. An drei Tagen spielten Bands aus den Genres Black-, Pagan- und Folk Metal. Dark-Art war vor Ort und hat die Auftritte mit Bildern und einem Bericht für euch festgehalten. 

Die allererste Band des Festivals bildeten die Würzburger Musiker von Dvalin. Als das Intro aus den Lautsprechern erscholl, waren noch sehr wenige Menschen vor der Bühne versammelt, aber kaum wurden die Instrumente ergriffen, da versammelte sich eine feierwütige Meute auf dem Burgplatz. Bei diesem Auftritt war aber leider der Sänger Ronny nicht anwesend, weil er sich, laut der anderen Bandmitglieder, “erfolgreich vermehrt hat”. Dafür sprang Max, Sänger bei Dagdrom und Bassist bei Boötes Void, ein. Die Musik der Band verbindet Elemente des Extreme Metal mit melodischen Passagen, in welchen der Dudelsack eindeutig punkten konnte, und rockigen, packenden Riffs. Besonders die Soli am Dudelsack wurden von den Besuchern laut bejubelt. Punkto Jubel, während des Auftrittes taute die Menge langsam auf und immer mehr Haare und Fäuste wurden in die Luft geschleudert. Doch spätestens bei ihrem Trinklied Unter den Eichen war das Eis endgültig gebrochen und die Eskalation begann bereits am frühen Nachmittag. Den Abschluss des Sets von Dvalin bildete, wie seit ihrer Release-Show, die  komplette neue EP Ravenous Dreams. Ein starker Auftakt für das Festival. Dudelsackspieler und Keyboarder Muscus war auch das Festival über an der Whiskey-Bar anzutreffen.

Schöpfer des Nichts, Zwergenvolk, Schrecken des Waldes, Unter den Eichen, Indeterminacy, Into the Wastelands, Omen (PT. III) 

Die nächste Band schlug musikalisch eine ganz andere Richtung ein. Alkhemia aus Frankreich setzten auf brachialen Black Metal mit gelegentlichem episch hohen Klargesang und ruhigen Passagen. Dazu spielten sie an diesem Tag ihr Album Abraxas, welches erst am 29.03.2024 erschien, an einem Stück ab. Die Bühnengestaltung bestand aus schwarzen Bannern, dem Logo mit dem Totenkopf, dem Mikrofonständer mit demselben Zeichen und einer  Fackel. Die Fackel entzündete Sänger James Spar in einem ritualistisch anmutenden Akt und schmierte sich die Asche dabei ins Gesicht. Dann begann das Konzert mit einem schwarzen Hammerschlag. Der Sänger war, im Vergleich zu den restlichen Musikern, ständig in Bewegung. So tigerte er am Bühnenrand entlang, während die beiden Gitarristen stoisch auf Kisten standen und einfach spielten. Zwischendurch goss er sich noch großzügig eine halbe Flasche auf den Kopf und warf den Rest achtlos in die Crowd. Es erinnerte mich an eine schwedische Black Metal Band mit dem Hang zu fliegenden Fackeln. Bei diesem Auftritt brannte dafür die Leidenschaft der Zuschauer, die den frühen Black Metal sehnsüchtig zu begrüßen schienen. Ein weiterer guter Auftritt am ersten Tag. 

Homoprescence, Toxikon, Transhumanization, Primaeval Pantheons, Reminiscence Quintessence

Als dritte Band waren Vanir aus Dänemark am Start. Banner mit dem Bild einer dunklen Jeanne d’Arc, welche auch das Cover ihres Albums Epitome schmückt, zierten die Bühne. Als dann die Musiker auf der Bühne erschienen, sahen wir auch ein bekanntes Gesicht, denn Gitarrist Kirk spielt auch bei Vansind, welche wir auf dem Ragnarök sahen. Die Musik von Vanir war ein rasanter Pagan Metal mit teilweise rockigen Riffs und Anleihen aus dem Speed Metal. Eine Kombination, die von den Besuchern schnell mit Begeisterung aufgenommen wurde. So erscholl bereits ab dem zweiten Lied eine Sturmfront aus lauten Rufen und dutzende Fäuste wurden kraftvoll Richtung Bühne gereckt. Der Auftakt des dritten Lieds war ein unfassbar langer Growl, der über die Ruine schallte. Die Länge wurde von der Geste des Sängers betont, wobei er auf sein blankes Handgelenk schaute, als wäre da eine Uhr. Gleichzeitig steigerte sich die Anzahl der Headbanger rasant, so anregend war die Musik für die Nackenmuskeln. Das Ende von Vanir war zwar das Ende eines tollen Konzertes, aber nicht das Ende des packenden Pagan Metal an diesem Tag. 

Day of Reckoning, Væringjar, Wood Iron and Will, MCCXIX, See the Dragons Ride, Dødsfærd, Twisting the Knife, One Man Army

Einem Teutonensturm gleich brachen Saxorior über das Dark Troll Festival herein. Kein sanftes Intro, kein langsamer Anstieg in der Musik, sondern ein direkter Einstieg in den deutschsprachigen Pagan Metal mit leichten Einflüssen aus dem  Black Metal. Die Riffs waren knochenbrechend und an den Drums saß der Donnergott höchstselbst, so donnernd war der Beat. Mit gleich zwei Sängern war der Gesang gleich doppelt so stark und leidenschaftlich. Kaum betraten die Musiker die Bühne, da versammelte sich ein leidenschaftlicher Pulk vor dieser, welcher vom ersten Moment an headbangte, klatschte, schrie oder zusammengefasst einfach ausrastete. Einer der Sänger kommentierte das Verhalten mit den Worten “Dark Troll, ihr seid spitze!“. Insgesamt ein gutes Konzert hatten sich Saxorior für das Finale etwas Besonderes einfallen lassen. Das letzte Lied, Levin, erlebte auf dem Dark Troll seine Livepremiere und diese wurde auf besondere Weise zelebriert: Unter dem Klirren von Waffen erschienen mehrere Personen, Männer und Frauen, aus dem Wikingerlager auf dem Gelände. Gekleidet in historische Gewänder und in ihren Händen Schilde, Waffen und Stäbe haltend,  reihten sie sich hinter der Band als stumme Mauer auf. Bei einem Break mit einem Voice Over rückten die Personen auf,  nahmen die Musiker in ihre Reihe auf, und reckten zum Abschluss die Waffen in die Höhe. In dem Lied verabschiedeten sich die Musiker von den Verstorbenen und bei den Darstellern waren einige zurückgehaltene Tränen erkennbar gewesen. Ein ergreifender Abschluss des Konzerts von Saxorior und ein Moment, den ich so schnell nicht vergessen werde.

Die Heimat brennt, Hexenpest, Saksen, Hussiten, Never Ending War, Stellinga, Levin 

Bevor die Band ROBSE spielen konnte, betraten einige Personen mit einem großen Paket die Bühne. Es waren Mitglieder von Trollzorn Records und dem Northern Darkness Metal Club und sie riefen den aktuellen Bürgermeister von Bornstedt, sowie die Veranstalter Kelly und Maik auf die Bühne, um ihnen eine Aufmerksamkeit zu überreichen. Die Gruppen wollten sich im Namen von Trollzorn Records und des Northern Darkness Metal Club bedanken. Als Zeichen des Danks gab es einen Rundschild, auf dem die Logos des Clubs, von Trollzorn Records und das Wappen von Bornstedt aufgemalt. Diese sollen an die tolle Zeit während des Festivals erinnern. 

Robert-Martin Dahn, bekannt als Robse, war für viele Jahre das Gesicht von Equilibrium und um das Jahr 2019 herum auch Frontmann von Minas Morgul und bei seinem Namen muss ich immer an die kurze Szene aus dem Musikvideo von Wirtshaus Gaudi denken, in welcher er gekonnt aus einer Maß Bier trinkt. 2022 verließ er auch Equilibrium und präsentierte kurze danach ROBSE als sein Soloprojek, welches dann zur vollen Band ausgebaut wurde. Der allererste Auftritt von ROBSE war am diesjährigen Ragnarök Festival und lag somit noch gar nicht so weit zurück. Dies war auch der zweite Auftritt ohne Keyboard und so wurde das Instrument per Computer eingespielt. Nach dem bombastischen, epischen Opening ging auch die direkte Party los und die Musiker betraten die Bühne. Robse stand im langen Mantel, mit einem ledernen Schulterschutz und grau bemalten Armen an der Bühnenkante. Die Musik war eine Mischung aus kantigen Riffs und donnernden Drums, gelegentlich von epischen Akkorden durchsetzt, aber der Fokus lag auf dem Frontmann und seiner Bühnenpräsenz. Die Stimmung war ausgelassen und es bildete sich schnell der erste Moshpit des Tages, welcher sich zwischendurch zu einem Schunkel-Pit und wieder zurückentwickelte. Zwei Momente waren wirklich ergreifend: Zwischen zwei Liedern erzählte Robse von seiner Bekanntheit mit Kai, dem verstorbenen Mitorganisator des Dark Troll Festival und endete mit dem Satz “Kai, das ist dein Applaus. Wir spielen für dich.”. Der zweite Moment war beim Lied Flamme der Revolution, bei welchem eine riesige Wall of Death abgehalten wurde. Der Gitarrist Dennis verließ dafür sogar die Bühne und lief, weiterhin spielend, durch den Korridor der Wall und als es losging an deren Rand entlang. Cooler Move von Dennis und eine coole Party mit ROBSE.

Harlekin und Krieger, Hey Sturm, Amenthes, Aus dem Gleichgewicht, Von der Schenke zur Taverne, Viva La Caída, Flamme der Revolution, Nostalgia#

Nach der ausgelassenen Party wurde mit Décembre Noir das Tempo gedrosselt und die Stimmung in eine ganz andere Richtung gedrängt. Die Band konnten endlich den ersten Auftritt nach dem spontanen Besetzungswechsel spielen, welchem zuletzt der Auftritt auf der Walpurgisnacht zum Opfer fiel.  Für Décembre Noir war der Auftritt auch aus einem anderen Grund etwas Besonderes, denn sie feierten das 10-jährige Bestehen ihres ersten Albums A Discouraged Believer und sie spielten auch den namensgebenden Titeltrack und The Forsaken Earth. Die Doom Metal-Band beschreibt sich im Laufe des Auftrittes mit dem Satz “Wir sind die Mötley Crüe des Doom” passend selbst. Dies wurde schon nach dem Opening, einer sanften Klaviersonate, ersichtlich als ihr Sänger Lars Dotzauer und Bassist Stephan Hünniger sich in Bewegung setzten. Diese beiden Personen waren wahre Energiebündel, ständig in Bewegung und bei jeder Handlung leidenschaftlich. Besonders Stephans ekstatisches Spiel hat mich immer wieder erstaunen lassen. Beim dritten Lied Small.Town.Depression hielt der Sänger wiederholt sein Mikro runter zu einem Kameramann, welcher erstaunlich textsicher war und mehrmals kurze Textpassagen aus dem Refrain ins Mikrofon sang… oder wohl eher schrie. Décembre Noir ist Doom Metal mit einer Menge an Überraschungen für den Zuschauer. 

Intro: Pale Serenades, Hope/Renaissance, A Discouraged Believer, Small.Town.Depression, Against the Daylight, Streets of Transience, The Forsaken Earth, Behind the Scenes

Langsam legte sich die Dunkelheit über die Schweinsburg und Ancient, die ersten Headliner, krochen aus den Ruinen hervor. Als sie zusammen die Bühne betraten, musste ich schlagartig an die Liedzeile “We wear leather, we wear spikes, we rule the night.” von Manowar denken. Ancient brach den bisherigen Rekord für die meisten Nieten an ihren Kostümen und keine der folgenden Bands würde ihnen diesen Umstand streitig machen können. Besonders der Musiker Magnus Garvik alias Aphazel stach mit seiner Krone aus Leder und langen Metallstiften hervor. Zusammen mit ihren Corpsepaint trugen sie den Charme des 90er-Black Metals nach Bornstedt. Sie brachten uns Black Metal mit treibenden Riffs und erstaunlich melodischen Passagen, die sich an der kantigen Musik schmiegten. Besonders das höllische Kreischen des Sängers war grandios und packte mich vom ersten Moment an. Ein wohliger Schauer läuft meinen Rücken herab, wenn ich an seine gestenreiche Darbietung denke und wie er aus einem blutverschmierten Mund die Crowd anschrie. Das Konzert von Ancient war ein Auftritt, welchen ich und das Dark Troll Festival so schnell nicht vergessen wird.

Ponderous Moonlighting, The Curse, Disciples of Caine/Zillah and the Crone, At the Infernal Portal, Cry of Gehenna, Song of Kaiaphas, The Pagan Cycle, Homage to Pan, Lilith´s Embrance

Der zweite Headliner des Donnerstags war die Thüringer Band Gernotshagen. Es war eine Jubiläumsshow zum 25-jährigen Bestehen der Band und das Konzert wurde in vielerlei Hinsicht zu einer besonderen Veranstaltung: Dies fing schon beim Soundcheck an, wo niemand geringeres als der Veranstalter Maik, der bis 2018 selbst in der Band spielte, auf der Bühne stand und die Gitarre stimmte. Diese Gitarre fiel beim Anfang des Auftrittes mehrmals für kurze Zeit aus. Ein ärgerlicher Umstand, welcher sich später aber legte. Zum Auftakt sang Sänger Askan mit kräftigem Klargesang allein auf der Bühne und leitete so mit Märe aus wäldernen Hallen das Konzert ein. Im Laufe des Auftritts wurden Lieder chronologisch vom ersten bis zum aktuellsten Album gespielt und wir erhielten einen Querschnitt durch die gesamte Diskografie der Band. Aber auch visuell boten die Musiker einen beeindruckenden Anblick, mit ihren grünen Gewändern und einem Sänger im ledernen Lamellenpanzer mit einer eindrucksvollen Gesichtsbemalung. Die Musik von Gernotshagen war abwechslungsreich und bot viele Kontraste. Der Gesang wechselte vom kräftigen Klargesang hin zu tiefen Growls und keifenden Screams. Selbst in den einzelnen Liedern wechselte sich Pagan-Black Metal mit ruhigen, sachten Stücken ab. Die Show war in allen Bereichen ein besonderer Leckerbissen für die Besucher und setzte dem ersten Tag die Krone auf. 

Märe aus wäldernen Hallen, Gernotshagen, Die letzten Krieger, Der alte Wald, Widar’s Klagesturm, Schlachtenbruder, Thursenhain, Erwachen, Eibengang, Zyklus Tod

Den Afterheadliner des Donnerstags bildete die dänische Band Sunken. Noch während das Opening aus den Lautsprechern spielte, waberte dichter Nebel über die Bühne, stieg zum Dach und quoll daraus hervor. Zusammen mit dem blauen Licht erschuf dies allein schon eine besondere Atmosphäre und das bevor überhaupt ein Musiker erschienen war und mit dem Konzert begann. Dann betrat die Band die Bühne und offenbarte eine erste Überraschung: Der Bassist Jonas Faghtmann und der Gitarrist Simon Skotte Krogh spielen auch bei der Band Afsky, welche auf dem letzten Dark Troll Festival den Samstag beschlossen. Die beiden Musiker wurden, wie der Rest von Sunken, vom Nebel eingehüllt und verblassten zu headbangenden Schemen. So kreisten mehrmals die Haare des Bassisten und des Sängers wie Windmühlen durch die Luft. Aus diesem Nebel erschollen dann auch die gequälten Schreie von Martin Skyum Thomasen. Die Musik  war ein langatmiger, atmosphärischer Black Metal, welcher sich über den dunklen Burghof ergoss und die gesamte Ruine in Melancholie und Verzweiflung tauchte. Nach der bisher so durchdringenden Musik waren Sunken eine tolle Abwechslung und ein guter Abschluss für den ersten Tag. 

 

Kommentar von Steffi:

Was für ein erster Tag auf dem wunderbaren Dark Troll Festival!

Mein Highlight des Donnerstags kam zum Schluss. Was war das bitte? Mit Sunken senkte sich eine atmosphärisch, drückend schwarze Wand über den Innenhof. Das war ziemlich intensiv und ließ mich am Ende auch etwas zerstört und komplett fertig zurück. Hätte ich mir einen besseren Abschluss des ersten Tages wünschen können? Ich denke Nein!

Aber auch Décembre Noir zogen mich in ihren Bann! Ich hatte die Truppe bisher leider erst einmal gesehen und freute mich daher schon im Vorfeld darauf. Und was soll ich sagen… sie schafften es wieder mich komplett abzuholen! Danke dafür!

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