Auch in Würzburg war sie nun nach zwei Jahren Zwangspause am 27. Dezember 2022 zurück! Die Eisheilige Nacht!
Die Indoor-Festival-Reihe machte inzwischen die zwölfte Runde Halt durch den deutschsprachigen Raum, dabei aber erst das siebte Mal in der Posthalle Würzburg. Zuvor fand die Veranstaltung fünf Jahre lang in der Stadthalle Fürth statt und wechselte aus diversen Gründen den Stand innerhalb Frankens. Mit im Gepäck alte und neue Gesichter. Ein ganz neues dabei am Anfang: Mr. Irish Bastard! Ein alter Bekannter einiger Shows: Tanzwut, die für das fränkische Publikum „Eisheilige Nacht“-Debüt feiern. Zudem noch Mr. Hurley & die Pulveraffen, die sympathischen Piraten aus dem karibischen Osnabrück, die bereits 2017 die Festival-Tour begleiteten und natürlich die Gastgeber: Subway to Sally!
Mit Mr. Irish Bastard sollte dem Würzburger Publikum für den Anfang ordentlich eingeheizt werden! Stellt Euch vor, ihr seid im Pub, es ist kurz vor Sperrstunde und Ihr wollt noch die letzte halbe Stunde nutzen, um ordentlich zu feiern, so in etwa ist es, wenn die Band auf die Bühne geht! Irish Folk-Punk ist ein recht beliebtes Genre in Deutschland, das beweisen unter anderem die großen Erfolge von Bands wie Fiddler’s Green. Mr. Irish Bastard kann bald dran anschließen. Songs wie We’re All Irish On St. Patrick’s Day, We are the Drunks, The Soundtrack of my Life oder I Hope They Sell Beer in Hell machen gute Laune und das Publikum in Bewegung. Allerdings nicht nur das, die Jungs wollen Party sehen und rufen aus, dass der erste Crowdsurfer der den Bühnengraben erreicht, sich bei denen am Merch später ein Shirt abholen darf, ein Ausruf der für die gesamte Veranstaltung eine verhängnisvolle Wendung haben soll. Der Aufruf zum Circle Pit jedoch wenig danach wurde nicht berücksichtigt und stattdessen ein Moshpit angefangen. Warum aber auch nicht? Und während alle coole Jubel-Publikumsfotos machen, wollen die Bastards ein Angry-Pic mit Mittelfingern und Grimassen. Für Band und Publikum ein riesengroßer Spaß!
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Mit der Band Tanzwut ging es mit wahren Urgesteinen der Mittelalter-Rock Szene weiter, die Band begleitete schon einmal die Eisheilige- Nacht-Tour im Jahr 2011, also mittlerweile mehr als zehn Jahre her, jedoch nur in Bielefeld, Bremen und Potsdam. Die Berliner feiern 2023 ihre Silberhochzeit und was wäre wohl eine bessere Werbung als die Eisheilige-Nacht-Tour?Herrenlos und Frei, so hieß das erste Stück im Set und brachte Teufel sowie den Zwilling auf die Bühne mit Rufhörnern, ein Ruf um die Tanzwut im Publikum einzuleiten? Ein Erfolg, die Zuschauer haben ordentlich Bock auf die Tanzwut. Mit die Tanzwut kehrt zurück, dem namengebenden Song ihrer aktuellen Scheibe, steigt die Stimmung, bis das Publikum bei Bis zum Meer ein riesiges Meer aus Händen bildet wie geheißen, ein Song über Fernweh und über den Wunsch nach Live-Musik, ein schönes Stück. Mit Auferstehung gab es auch für Leute, die von Tanzwut noch nie was gehört haben, eine bekannte Melodie zu vernehmen. In dem Song verarbeitet die Band bereits seit den Neunzigern den Merseburger Zauberspruch, den fast jede Mittelalter und Mittelalter-Rock Band mal gespielt hat. Mit dem Stück Der Puppenspieler wies die Band nochmal darauf hin, dass sie auch als Puppenspieler durch die Lande ziehen und haben mit Pack einen weiteren neuen Song ausgepackt. Mit einem Tamburinsolo zum Ende ging es zur Halbzeit über. Im Übrigen stellten die leuchtenden Seiteninstrumente am Ende der Show das Logo der Band dar, ein schönes Detail und insgesamt eine grandiose Show der Spielmänner aus Berlin!
Halbzeit erreicht! Weiter ging es mit alten Bekannten, den berühmt berüchtigten Piraten aus dem karibischen Osnabrück: Mr. Hurley & die Pulveraffen! Doch dem geneigten Zuschauer fällt direkt auf, dass etwas anders ist und nein, Buckteeth hat nicht etwa einen neuen Hut. Ein weiterer Musiker mit Gitarre steht auf der Bühne und Mr. Hurley spielt kein Saiteninstrument? Das ist mal was Neues. Und so manch ein Besucher wird den neuen Freibeuter erkennen können: Knüppel Kalle von Knasterbart! Da sich Mr. Hurley leider an der Hand verletzt hat und derzeit keine Gitarre spielen kann, eilte der alte Freund der Band zu Hilfe und übernahm die Arbeit an der Klampfe.
Mit dem Affentotenkopp nach Tortuga, gab es gleich noch einen Wellenbrecher (Ihr seid der Wind) hinterher, ein Stück, das die Piraten dem Publikum widmete, das nicht nur die Truppe, sondern auch viele andere Bands über die die letzten zwei Jahre getragen hat. Die La Ola-Welle ging beim Refrain von vorne bis ganz nach hinten, auch wenn die Koordination derer etwas zu wünschen übrig ließ. Dem Schrumpfkopf im Rumtopf folgte die berüchtigte Santa Sangria, die uns nicht nur ganz schnell die eben besungenen kulinarischen Schandtaten des Smuts Fischkopp vergessen lies, sondern auch so manche Hüfte in Bewegung versetzte, ein live immer wieder grandioses Stück, das ordentlich auflockert und so manches Grinsen in die Gesichter der Besucher zaubern kann. Mit Hol uns der Teufel wurde ein weiteres beliebtes Stück aus der Schatzkiste ausgegraben. Und auch wenn die meisten Besucher die Piraten-Band bereits kannten und nur ein kleiner Teil nicht, wollte die Truppe allen die gleichen Chancen bieten und spielten ein, für (fast) alle Besucher, neues Stück. Mit Achterbahn am Achterdeck folgte ein leichtherziger neuer Song, der indirekt auch ankündigt, dass wir uns sehr bald auf neue Musik von unseren Lieblingspiraten aus dem karibischen Osnabrück freuen dürfen. Nachdem auch nach dem verschwundenen Hut gepöbelt wurde und die Piraten ihren Untergang besangen, folgte das Lead-Gesangs Debüt der Bassistin Pegleg Peggy, die mit ihrem Lied, wie der Franzose sagen würde, „Volle Kanne aufs Fressbrett“ gibt. Mann über Board hat seit der Veröffentlichung vor fast zwei Jahren gute Runden gedreht und ist eine klare Ansage, die beim Publikum nach wie vor sehr gut ankommt. Aber auch die längste Schiffsfahrt hat mal ein Ende und das musste nun auch eingeläutet werden. Das ganze Zugabespielchen gespart, blieb mehr Zeit für ein ordentliches Irish-Folk-Gedächtnis- Medley, ein Rückblick in die Vergangenheit der Pulveraffen, voller Songs, die sie so nicht mehr in die Setlist nehmen, aber trotzdem weiter spielen wollen. Und was soll man sagen, außer, dass The Irish Rover, Whisky in the Jar, Fare Thee Well, Wir lagen vor Madagascar, Oh when the saints, Ganz klar gegen Nazis, Saufen, morgens, mittags, abends, I will survive, Nie wieder Krieg und Bella ciao absolute Irish-Folk-Klassiker sind, die ein jeder von uns kennt und die Stimmung gut hat heben können! Und was wäre ein Pulveraffen Konzert ohne ihren ersten und bis dato größten Hit? Für Blau wie das Meer holten sich die Pulveraffen noch Verstärkung von Mr. Irish Bastard, so dass es am Ende hieß: Und schenkt den acht Matrosen noch Einen ein. So endete dieser Auftritt und für die ersten Konzertbesucher auch der Abend im genau dem besungenen Zustand. Prost!
Zu guter Letzt gab sich auch der Gastgeber die Ehre, Subway to Sally! Die Band hat 2019 ihr aktuelles Album HEY! herausgebracht und eine Tour gespielt, auf den nachfolgenden Eisheiligen Nächten wurde dieses auch zelebriert. Nach dem die 2020er HEY! Tour mehrfach verschoben werden musste und nun in 2022 aufgesplittert stattfand, wurde es dann Zeit, frischen Wind reinzubringen, denn es war nicht nur die erste Eisheilige Nacht seit zwei Jahren, nein die Band feierte im Jahr 2022 einen runden Geburtstag, den Dreißigsten! Zum 30-jährigen Jubiläum sollten nun einige nette Überraschungen folgen, doch für viele Fans auch eine sehr unschöne, so fiel auf der Tour deren langjähriger Schlagzeuger Simon-Michael aus gesundheitlichen Gründen aus. Doch es wäre nicht Simon-Michael, hätte er nicht für einen würdigen Ersatz gesorgt, so trat hinter das Schlagzeug Dennis Schwachhofer, aka Kraken von Vraudenspil.
Alles was das Herz will macht den Anfang und sagt schonmal aus, was dieses Konzert werden soll, alles was das Fan-Herz will! Oder zumindest nah dran. Mit neuen Stücken geht es weiter und der Königin der Käfer, der ersten Singleauskopplung des letzten Albums. Ein Lied, welches das Publikum gut mitsingen und mitleben kann. Dem Song hängt noch ein instrumentaler Teil des Liedes Bis die Welt auseinanderbricht an, ein weiteres neues Stück, das besonders durch seinen Schalmei-Part und das „wohoho wohoho“ im Gedächtnis bleibt. Und natürlich musste auch in Würzburg eine langjährige Tradition gewahrt werden, mit Kleid aus Rosen und einer Rosenübergabe aus dem Publikum, wurde auch der mit Abstand beliebteste Song der Band gespielt. Und so folgten der Rose auch eine Vielzahl an Crowdsurfern, die sich auf dem Weg zur Bühne machten, sodass die Security Leute ein gutes Workout bekamen! Die Band hat kürzlich erst einen Song-Battle in den Sozialen Medien gestartet und die eigenen Lieder gegeneinander antreten lassen, dem Gewinner, Kleid aus Rosen, folgte jedoch ein anderer floraler Song auf den Fersen. Mit Eisblumen wurde ein weiteres Lieder-Highlight auf die Bühne gebracht, bei dem das gesamte Publikum mitsingen konnte. Das Stück hat sich in den letzten 17 Jahren zu einer Hymne der Schwarzen Szene gemausert und ist auch im Jahre 2022 noch immer in aller Munde und auch in aller Herzen!
Aber genug auf der Beliebtheitsskala herumgehüpft, weiter geht es zu einem Stück, das sich noch nicht wirklich in diese einfügen konnte, da es zu neu ist. Eine Weltpremiere stellt es nun nicht mehr dar, nachdem es bereits am 15. Dezember mit einem Musikvideo vom neuen Label der Band, Napalm Records veröffentlicht wurde. Wir sprechen hier von der kleinen Zeitreise, welche die Band unternahm, zuerst jedoch gab es den bekannten Ausblick auf das neue Album Himmelfahrt auch live: Was ihr wollt. Wer jetzt meinte, beim Akustik Stück An der Zeit, würde das Publikum der Security endlich eine Pause gönnen, hatte sich geirrt, auch hier hatten sie alle Hände voll zu tun. Ebenfalls aus dem vergangenen Jahrtausend stammen auch das folgende Stück Traum vom Tod II, und Mephisto, wobei dieser nach der letzten Tour keinen große Überraschung war. Leider blieb das von den bisherigen Konzerten bekannte Feuerspucken aus. Die nächsten drei Songs Henkersbraut, Falscher Heiland und Besser, Du rennst sind regelmäßigen Besuchern der Konzerte wohl bekannt und kamen ohne besondere Überraschung daher, kamen wie immer aber gut beim Publikum an. Und dann beendete, wie man es aus den letzten Jahren kennt, Ausgeträumt das reguläre Set, bis es nach dem typischen Zugabe-Spielchen weiter ging.
Mit Island und Sieben, sowie Tanz auf dem Vulkan ging es weiter und beim Veitstanz holte man wieder diverse Musiker der Vorband mit auf die Bühne, wie es seit jeher Tradition ist und man sieht wieder, dass das Publikum hier richtig tobt. Einmal wird noch Luft geholt, bevor es zum Finale der Show kommt und nach kurzer Pause lässt sich die Band auf einem Meer aus Armen über die Missetaten der Grausamen Schwester hinwegtragen. Aber bevor es nun zum letzten Song kommt, überrascht man die Fans an diesem Abend noch mit einem weiteren kurzen Stück, Carrickfergus. Dieser kann aber auch das unvermeidliche Ende nur kurz verzögern, bevor es mit Julia und die Räuber wirklich zu Ende geht für das Würzburger Konzertjahr 2022.
Fazit:
Die siebte und wohl leider letzte Eisheilige Nacht in der Posthalle Würzburg war ein Fest für alle Fans der folkigen, aber doch härteren Mucke. Die Mischung aus Bands harmoniert gut, insbesondere die ständigen, doch moderaten Stilwechsel zwischen den Bands konnten den Abend gut auffrischen und somit war auch für jeden Besucher das Richtige dabei. Ein großartiger Abend, an deren Ende wohl so mancher Security mit Muskelkater ins Bett gefallen sein dürfte.
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