Stolze 25 Jahre haben die Herren der Münchener Metalband Emil Bulls bereits auf dem Buckel. Ein überaus passender Anlass, um mal wieder eine richtige Live-Feierei aufs Parkett zu legen. Doch was wäre eine Geburtstagssause ohne richtig coole Gäste? Die hatten die Bulls auf jeden Fall mit im Gepäck, aber zuerst nochmal von vorne.
Die 25 To Life Birthday Bash Tour sollte eigentlich schon 2020 stattfinden, doch wir wissen alle, was sich uns in diesem Jahr eröffnet hat. Nachdem die Termine 15.10.2020, 07.10.2021 und 25.11.2021 alle aufgrund der Pandemie verschoben werden mussten, entschlossen sich Emil Bulls ihren 25-jährigen Bandgeburtstag in 2022 gebührend nachzufeiern. Nach 25 (+ zwei) Jahren im Business haben sie ihren charakteristischen Sound stetig verfeinert und ihren Status als eine der beliebtesten und erfolgreichsten Metal/Crossover-Formationen Deutschlands zurecht gesichert. Die Band selbst freut sich riesig auf die ausgedehnte Tour:
„Als Fels in der Brandung in den schweren Zeiten der Livebranche, veranstalten wir zusammen mit euch einen Abriss, der sich sowas von gewaschen hat. Wir sind dankbar, dass wir euch nun endlich wieder schwitzen sehen dürfen.“
In einem Interview mit dem Frontstage Magazine erklärte Sänger Christoph außerdem:
„Uns geht es wunderbar, denn nach drei dunklen Jahren dürfen wir endlich wieder das tun, wofür wir leben und unserer Passion, unserem Motor, den Live Auftritten nachgehen. Wir können es kaum erwarten mit unseren Fans die Clubs abzureißen und endlich unseren 25. Geburtstag gebührend nachzufeiern.“
Um es auf der Geburtstagsparty ordentlich krachen zu lassen, gibt es natürlich keine besseren Gäste als ausgelassene Fans im Publikum und stimmungmachende Vorbands, die den Abend von Sekunde Eins an perfekt machen. Sänger Christoph äußerte sich dazu:
„Für diese Jubiläumstour könnten wir uns nichts besseres vorstellen, als sie mit unseren Freund:Innen von Venues, Setyøursails zu rutschen. Seid gespannt, wir sehen uns im Pit.“
Sety⌀ursails
Erster Partygast war niemand geringes als die noch junge Melodic Hardcore-Band Setyøursails. Nachdem sie 2018 ihr Debüt-Album Enough präsentierten, gesellt sich nun seit Mitte 2022 mit dem Tonträger Nightfall ein weiteres Werk in ihre Diskografie. Der Saal verdunkelte sich und Frontfrau Jules Mitch betrat mit großen Schritten die Bühne. Mit dem Kracher Ghosts läutete die Band ihre Show ein. Für ihre Songs kombiniert Setyøursails wirklich im Kopf sitzenbleibende Hooks mit schönen solistisch eingesetzten Instrumenten. Dabei bedienen sie sich an typischen Songabläufen, wie sie im Pop, Rock, Metal und Hardcore-Bereich zu finden sind. Nach dem Song Nightfall folgte unmittelbar Into the Storm, mit denen sie ein wenig an eine Mischung aus Paramore und Flyleaf erinnerten. Mit ihrem Closer Fckoff hauten sie nochmal ordentlich auf den Putz, bevor sie sich verabschiedeten und ordentlichen Applaus für die nachfolgenden Bands einforderten.
Wenn ihr mehr über Setyøursails erfahren wollt, könnt ihr euch hier unsere Rezension zum Album Nightfall anschauen.
Setlist:
- Ghosts
- Nightfall
- Into the Storm
- Mirror
- Why
- Reason
- Fckoff
Venues
Nach einer kurzen Umbaupause ging es zügig weiter mit dem nächsten Act: Venues.
Gegründet wurde die Band im Jahr 2015 noch unter dem Namen Break Down a Venue in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. Kaum erklang der erste Ton von Rite of Passage, wirbelte Sängerin Daniela „Lela“ Gruber schon über die Bühne. Gemeinsam mit Shouter Robin Baumann lieferte sie sich ein richtiges Vocal-Battle. Die zwei ergänzten sich hervorragend. Es ist wirklich ein Genuss, die beiden gemeinsam in Aktion zu sehen. Nach Deceptive Faces, Ignite und Shifting Colors, spielten sie mit Reflections und Uncaged Birds um ihr Leben. Lela posierte und interagierte wahnsinnig gut mit dem Publikum, das absolut hin und weg von ihr war – zu Recht. Eine ausgezeichnete Sängerin mit einer krassen Bühnenpräsenz.
Setlist:
- Rite of Passage
- Deceptive Faces
- Ignite
- Shifting Colors
- Reflections
- Uncaged Birds
- Cravings
- Whydah Gally
- We Are One
Emil Bulls
Nachdem die beiden Vorbands schon ordentlich abgeliefert hatten und die Menge entsprechend vorbereitetet hatten, ertönte das typische Intro von Emil Bulls – der epische Chorgesang von The Crown and the King von Manowar. Das macht immer richtig Lust!
Ihr Set begannen die fünf Münchener dann mit The Ninth Wave. Alle Segel auf Abriss sozusagen. So gut es zuerst anfing, kam dann leider eine kleine Ernüchterung: Gitarrist Andy Bock hatte technische Probleme mit dem Funkempfänger seiner Gitarre. Es wurde getestet und geschraubt, aber das Problem ließ sich nicht so schnell lösen. Sänger Christoph von Freydorf überbrückte die Wartezeit mit ein wenig Smalltalk über ihre Tourvorbereitungen und verließ dann selbst sogar kurz die Bühne für eine kleine Pipi-Pause. In der Zwischenzeit jammten Schlagzeug und Bass ein wenig, um die Stimmung aufrechtzuerhalten. Der Funkempfänger ließ sich wohl nicht mehr reparieren, denn Andy kam nach rund 10 Minuten mit Kabel an seiner Gitarre zurück auf die Bühne. Von da an nahm die Show direkt wieder Fahrt auf. Weiter ging es mit Age of Rvolution und darauf folgte der wirklich eingängige Hit Euphoria.
Between the Devil and the Deep Blue Sea vom 2011 erschienenen Album Oceanic konnte jeder im Saal mitsingen. Danach folgten die alten Schinken Smells Like Rock ’n‘ Roll, Leaving You With This und These Are the Days zu denen nicht nur die alteingesessenen Fans abrockten, sondern das komplette Publikum feierte. Wer an diesem Abend auf der Suche nach Bulls-Bassisten Jamie war, suchte vergeblich, denn das Gründungsmitglied muss schon seit Anfang des Jahres aufgrund gesundheitlicher Probleme passen. Seinen Platz in der Band übernimmt seitdem aushilfsweise Pascal Theisen, der nicht nur rein musikalisch, sondern auch showmäßig eine sehr gute Figur macht.
Hervorzuheben ist außerdem noch der Song Survivor, ein Cover von Destiny’s Child, das die Bulls auf ihrem Cover-Album Mixtape im Jahre 2017 veröffentlichten. Nach Christophs Ankündigung und tosendem Applaus kam Lela von Venues auf die Bühne gesprungen, um gemeinsam mit Christoph den Song zu performen. Die Menge flippte förmlich aus, weil Lela einfach brillierte. Mit ihrem Gesang und ihrer Energie wertete sie den Song nochmal richtig auf, was sich im Jubel des Publikums widerspiegelte.Als die Bulls die Bühne verließen, wurden schnell die Rufe nach einer Zugabe laut. Diese wurde natürlich gegeben. Den Anfang machte wie immer die Ballade I Don’t Belong Here, die der gesamte Raum mitsang. Danach folgten Klassiker wie The Jaws of Oblivion, When God Was Sleeping und zuletzt Worlds Apart. Ende, Aus. Das war ein sehr schöner Abgang.
Setlist:
- The Crown and the Ring (Lament of the Kings)
(Manowar song) - The Ninth Wave
- The Age of Revolution
(started after a few minutes of technical break) - Euphoria
- Between the Devil and the Deep Blue Sea
- Smells Like Rock ’n‘ Roll
- Leaving You With This
- These Are the Days
- Here Comes the Fire
- The Most Evil Spell
- Not Tonight Josephine
- It’s High Time
- Hearteater
- Nothing in This World
- Winterblood (The Sequel)
- Ad Infinitum
- Survivor (Destiny’s Child cover) (feat. Lela of „Venues“)
- Man or Mouse
- Pants Down
- I Don’t Belong Here
- The Jaws of Oblivion
- When God Was Sleeping
- Worlds Apart
Fazit
Die Setlist war wirklich riesig. Alle Hits der Band waren dabei – ich selbst habe die Band schon bestimmt über 30 Mal gesehen und mir hat kein Live-Song gefehlt. Das und die Tatsache, dass zwei Vorbands gespielt haben, hat dazu geführt, dass es erst halb zwölf zu Ende war.
Richtig gut gefallen hat uns auch die Tatsache, dass die Bulls sich für zwei Support-Acts entschieden haben, die beide Frontfrauen haben. Das zeigt dem Publikumsnachwuchs auf jeden Fall, dass alles möglich ist und fixt die ein oder andere vielleicht dazu an, ebenfalls von einer Karriere als Musikerin zu träumen. Wir drücken die Daumen.
Ein wirklich gelungener Abend. Immer wieder gerne, Emil Bulls!
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