Lassen Sie sich entführen, in eine magische Welt voller Mythen und Geschichten
Es war der Abend des 22. April 2023, an welchem FAUN, im Rahmen ihrer Pagan-Tour, das bunt durchmischte Publikum im Berliner Admiralspalast komplett verzauberten. Ihr Repertoire aus 19 Songs bot eine Geschichtsstunde quer durch die keltische und heidnische Mythologie. Drehleier, Laute, Harfe und Dudelsack sind nur ein Bruchteil der Instrumentenvielfalt, mit welcher das talentierte Sextett seine Fans begeisterte. Den Abend eröffnen durften EMIAN aus Süditalien, welche das allererste Mal die Gelegenheit bekamen, die Klänge ihres Pagan-Folks in Berlin zu verbreiten.
Kurz nach 18:00 öffnete der Admiralspalast seine Türen und die vorfreudigen Gäste strömten nach und nach hinein. Hier trafen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten aufeinander. Von elfengleich gekleideten Damen mit Korsagen, über dunkelgekleidete Fans mit reichlich bepatchten Kutten bis hin zu kausal schicken Kleidungsstücken war so gut wie alles vertreten. Dies versprach dem aufmerksamen Beobachter einen stimmungsvollen und aufregenden Abend in einer prunkvollen Location.
EMIAN
Obwohl der Beginn auf den Tickets für 19:00 Uhr angekündigt war, wurden die Türen des geräumigen Theatersaals bereits um 18:46 Uhr geschlossen und wenige Momente später verdunkelte sich auch das Licht, um EMIAN als Support auf der Bühne zu begrüßen. Das sympathische süditalienische Duo stimmte das Publikum mit vier Pagan-Folk Songs ein. Hierfür bedienten sich die beiden Künstler Emilio und Anna nicht nur unterschiedlichster Instrumente, wie einer Drehleier, Flöten oder einer Harfe, sie untermalten ihre Darbietungen außerdem mit mystischen elektronischen Sounds und einer starken Gesangsstimme. So entstand eine Kombination von akustischen und elektronischen Klängen, welche die Zuschauer dazu einlud, in eine völlig andere Welt einzutauchen. Jeder der dargebotenen Songs hatte seine ganz eigene Geschichte, welche Anna dem Publikum zunächst erstmal vorstellte, um dieses perfekt auf die Darbietung einzustimmen. In der Geschichte zu einem Tanzlied aus der Heimat von Multiinstrumentalist Emilio, ging es unter anderem darum, dass jeder, der von einer bestimmten Spinne in seinen Fuß gebissen wurde, für immer tanzen müsse. Diese Spinne schien zwischen den Stuhlreihen des Admiralspalastes jedoch nicht umherzukrabbeln, das Publikum lauschte den Klängen des letzten Songs von EMIAN eher ruhig und vor allem sitzend. Das Duo gab noch einmal all sein Können zum Besten, Emilio und Anna sangen beide und ein Dudelsack, sowie eine Tamburintrommel kamen auch zum Einsatz. Abschließend bedankten sich die beiden noch einmal herzlich beim Berliner Publikum und bei FAUN selbst, für die Möglichkeit ihres allerersten Auftritts in der deutschen Hauptstadt.
FAUN
Es folgten noch einmal gut 20 min Pause, in welcher sich die Gäste, ganz in Ruhe, noch ein Getränk oder eine frisch gebackene Brezel kaufen konnten. Ein Bühnenumbau fand nicht statt, da EMIAN sich auf der bereits fertig vorbereiteten Bühne des Hauptacts positioniert hatten. So konnte das Publikum bereits jetzt das volle Ausmaß der Bühnendekoration betrachten, welches lediglich aus zwei Wikinger-Kreuzen, je eines vor der Technik und eines vor dem Schlagzeug, bestand. Passend zur Location kündigte dann der Theatergong den baldigen Beginn von Faun an. Die Zuschauerreihen füllten sich nun komplett und die Türen des Saals wurden das zweite Mal geschlossen. Gegen 19:36 Uhr verdunkelte sich das Licht erneut und Oliver „SaTyr“ Pade und seine 5 Bandkollegen und -Kolleginnen betraten die Bühne. Der Konzertabend wurde mit dem Song Baldur eingeleitet. Bereits in diesem ersten Lied stellte das Sechser-Gespann sein volles musikalisches Können unter Beweis. Untermalt durch die Sampler-Sounds von Niel Mitra, kamen instrumentalisch zunächst ein Dudelsack, eine Flöte, Percussions und eine Laute zum Einsatz. Dieses harmonische Zusammenspiel wurde durch Gesang und taktvollen Tanz dann direkt zu einem kleinen Bühnenspektakel, welches die Zuschauer von Anfang an begeistern konnte. Mit dem Ausklingen der letzten Takte des Songs hieß Frontmann SaTyr das Publikum erstmal herzlich willkommen und erklärte das Ziel des Abends. Jede Person im Saal, sollte eine Einführung in die heidnischen Mythen und Rituale bekommen und es sei völlig in Ordnung, wenn den einen oder anderen die wilde Tanzlust packe, denn am Ende des Konzerts würden eh alle im Saal nackt und unbekleidet tanzen (Spoiler Alert: Es wurde zwar getanzt, das Publikum blieb jedoch bekleidet).
Nachdem noch kurz über den organisatorischen Punkt aufgeklärt wurde, dass es eine Pause während des Konzerts geben wird, ging es direkt weiter mit der bunt durchmixten Setlist aus geschichtsträchtigen und mythischen Balladen und fantastischen instrumentalen Parts. Nahezu jeder Song erzählte seine ganz eigene Geschichte und Oliver war auch stets darauf bedacht, diese Geschichten der Zuhörerschaft zu erklären und näherzubringen. Im Song Alba wurde zum Beispiel der Sonnenaufgang thematisiert. Dies sollte ein Zeichen der Hoffnung für einen neuen Tag oder brandaktuell, für die jetzige Zeit nach den Corona-Lockdowns, setzen. Passend zum Thema wurde die Bühne auch in rotes und blaues Licht gehüllt. Generell hielt sich die Lichtshow, während der meisten Songs, eher an dunklere Farben, wie Rot, Blau und teilweise auch Grün. Das Lied Walpurgisnacht löste im Publikum ganz besonders viel Freude aus. Die Menge klatschte und jubelte und die ersten Tanzwütigen begaben sich an die Ränder des Theaters, um sich dem Rhythmus der Musik hinzugeben. Auf Niel Mitras Fingerzeig hin, sang der gesamte Saal im Refrain laut „HEHIOOOH“. Außerdem begeisterte Adaya Lancha de Baïracli Levy die Menge mit einem stimmungsvollen Flöten-Solo. Der Titel Gwydion handelte von einem sehr mächtigen keltischen Zauberer, welcher in eine große Schlacht ziehen musste. Hierfür bediente er sich der Bäume, die er zum Leben erwachen ließ, als unterstützende Armee.
Durch solche Geschichten brachten Faun immer wieder eine neue Spannung in den Abend. Eine ablenkende Show oder großartige Effekte waren überhaupt nicht nötig, um das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Einzig und allein die Erzählungen, das multiinstrumentale Talent der Band und die zauberhaften Gesangstimmen von Adaya, SaTyr, Laura Fella und Stephan Groth genügten vollkommen. Die erste Hälfte des Konzerts endete dann mit dem Song Galdra. Allein während dieser ersten acht Songs kam es zu diversen Instrumentenwechseln. Besonders stachen hierbei, sowohl optisch als auch im Klang, die Drehleier, die Laute und eine Nyckelharpa hervor. Selbst für versierte Konzertbesucher dürfte der Klang solcher Instrumente stets etwas Besonderes bleiben. Die 20 Minuten Pause nach der ersten Hälfte wurden, gerade vom tanzenden Teil des Publikums, dankend genutzt, um sich zu erholen und mit kühlen Getränken zu erfrischen.
Gegen 20:47 Uhr hatte sich die Menge dann wieder auf ihren Plätzen eingefunden und die zweite Konzerthälfte konnte starten. Dies geschah mit einem Akusik-Part bestehend aus den drei Liedern Anagin, Wainamoinen und Ne Aludj El. Oliver „SaTyr“ erinnerte sich während dieses Sets zurück an die Zeiten, als die Band noch regelmäßig auf Mittelaltermärkten aufgetreten war, was laut ihm mittlerweile hunderte von Jahren zurückliege. Mit dem Titel Tamlin ging die musikalische Geschichten-Reise dann weiter nach England, wo die Königin der Feen einen Jüngling geraubt hatte, der durch seine geduldige Freundin wieder gerettet werden konnte. Diese wartete nämlich sieben Jahre lang auf den passenden Moment, um ihren geraubten Freund befreien zu können. Die Dramatik dieser Ballade wurde dann auch wieder mit entsprechender Percussion durch Rüdiger Maul und von Sampler-Sounds begleitet. Den perfekten Soundtrack, um eine Burg zu stürmen und den König zu stürzen stelle, laut ihnen, das Lied Feuer dar. Hier ginge es vor allem um Veränderungen und darum, dass oftmals nur ein kleiner Funke genüge, um das größte Feuer zu entfachen. Das Publikum wurde dazu aufgefordert die Handytaschenlampen und Feuerzeuge zu zücken, natürlich nicht um ein Feuer zu legen, sondern um den Theatersaal in ein funkelndes Sternenmeer zu verwandeln. Hierfür genügte ebenfalls nur ein kleiner Funke Licht, um den kompletten Saal strahlend zu erhellen. Dies untermalte die Message des Songs nahezu perfekt.
Als letztes Lied des Abends wurde Rhiannon angekündigt. Auf die empörten Reaktionen der Fans reagierte Oliver allerdings ganz gelassen und verkündete heiter, dass die Band durchaus auch sehr beeinflussbar wäre, was das anbelangte. Somit konnte der doch noch nicht letzte Song des Abends fröhlich jauchzend, jubelnd, klatschend und tanzend ausgiebig genossen werden. Wild blinkendes grünes und gelbes Licht begleitete das ganze Bühnengeschehen. Die Band verbeugte sich unter tosendem Applaus und Standing Ovations der Zuschauer. Wenige Momente, nachdem Faun kurzzeitig die Bühne verlassen hatten, kamen sie auch schon wieder, begleitet von lauten „Zugabe“-Rufen, hinauf gestürmt, um die Wünsche nach noch mehr Musik ausgiebig zu erfüllen. Wenn wir uns wiedersehen bildete den passenden Einstieg in den letzten Abschnitt des Abends. Oliver „SaTyr“ stellte jedes Bandmitglied noch einmal vor. Rüdiger Maul gab daraufhin ein Schlagzeug-Solo zum Besten, Niel Mitra stellte sein Können am Sampler und Synthesizer unter Beweis, Stephan Groth holte alles aus seiner Drehleier heraus und Adaya Lancha de Baïracli Levy begeisterte mit einem erneuten Flötensolo. Aber auch er selber ließ sich die Möglichkeit eines Lauten-Solos nicht nehmen. Somit wurde das Publikum noch einmal so richtig stimmungsvoll aufgeheizt. Dies setzte sich im nächsten Lied Hymn to Pan fort. Die Fans tanzten und klatschten im Rhythmus der Melodien. Kaum jemand saß zu diesem Zeitpunkt noch auf seinen Plätzen.
Den nun wirklich letzten Song des Abends bildete dann Ran. Ein etwas ruhigeres Lied, um den Adrenalinspiegel des Publikums wieder zu senken und die Zuschauer anschließend in eine entspannte Nacht zu entlassen. Der Frontmanm bedankte sich bei den Berliner Fans und verkündete: „Ihr wart wirklich ganz besonders heute Abend!“. Abschließend verbeugten sich noch einmal alle und die Zuschauer gaben eine erneute Standing Ovation zum Besten. Um 21:55 Uhr endete der Zauber des Abends und die Lichter im Admiralspalast sprangen wieder an. Noch ganz beschwipst von diesem Konzertspektakel strömten die Zuschauer hinaus. Ein Abstecher zum Merchandise-Stand versprach noch ein passendes Andenken für diesen mythischen Konzertbesuch.
Setlist FAUN
- Baldur
- Diese kalte Nacht
- Alba
- Walpurgisnacht
- Nacht des Nordens
- Neun Welten
- Gwydion
- Galdra
–> 20 min Pause
- Anagin (Acoustic)
- Wainamoinen (Acoustic)
- Ne Aludj El (Acoustic)
- Tamlin
- Odin
- Iduna
- Feuer
- Rhiannon
–> Zugabe
- Wenn wir uns wiedersehen
- Hymn to Pan
- Ran
All zu lange müssen sich die Berliner Faun-Fans jedoch nicht mehr gedulden, um bald wieder in den Genuss der mythischen Melodien und Geschichten der Band zu kommen. Bereits am 19. April 2024 ist das Sextett wieder zu Gast in Berlin. Diesmal dann sogar in einer Kirche, welche nochmals eine ganz andere Atmosphäre für das Konzerterlebnis und die zahlreichen Balladen bilden wird. Dies kündigte der vorfreudige Oliver „Satyr“ am Ende des Konzertabends im Berliner Admiralspalast an.
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