Festivalbericht: Aaargh Festival 2023

Auf dem gemütlichen Bauernhof im schönen Uttenhofen im Allgäu, war Mitte Juni wieder die Sau los, oder doch eher die Kühe!

Das Aaargh Festival eröffnete zum zweiten Mal seit Corona seine Newcomer-Bühne, um Metalheads aller Genres von Nah und Fern in die familiäre Atmosphäre des Festivals zu ziehen, für das es seit ehm… 2011 bekannt ist. Eine Festival-History auf der neuen Webseite, wäre nebenbei Wünschenswert.

Wie jenes Festival hätte sein sollen, könnt ihr gerne ausführlich in unserem Vorbericht nachlesen, hier geht es darum, wie es dann auch durch unsere erfreuten Augen und geschlagenen Lebern war!
Dies leider auch etwas sehr spät, da durch den Wohnungs- und Arbeitswechsel des Scheiberlings dieses Textes so gut wie der ganze Sommer und Herbst dafür draufgingen, Obdach und Brötchen auf dem Tisch zu haben. Wir entschuldigen uns hier ausführlich bei den Bands und dem Veranstalter für die extreme Verspätung.

Unsere zwei Dark-Art-Gestalten reisten dieses Jahr leider kurz vor knapp an, direkt vom Tiroler Urlaub oder durch den rar gesäten ÖPNV in der Gegend. Gute 30 min vor der ersten Band stand bei brütender Hitze somit das Camp, das erste Bier wurde geöffnet und schon zur ersten Band gestiefelt, doch bleiben wir kurz noch bei der Organisation selbst.

Die Einfahrt auf das Camping, welche um 11 Uhr gestattet war, funktionierte wieder einwandfrei. Kurz Ticket zeigen, Müllbeutelchen und Flyer in die Hand gedrückt und schon schön auf die Kuhwiese eingefahren. Ein wenig Spielraum je nach Camp-Beschaffenheit konnte man kommunizieren, der Platz war trotz sold out gut gegeben und weit weg vom Flächen stopfen anderer Events.
Egal wo man war, innerhalb weniger Minuten beim Eingang noch das Bändchen geholt und schon mitten am Aaargh. Wie schon letztes Jahr wurden Merch aus dem Unterstand ausgelagert in die Hinterwiese, um im Gebäude selbst mehr Paltz für Bar und dessen Garnitur zu schaffen.

Bierpreise wurden ein wenig erhöht durch all jene Faktoren, die ich euch nicht nochmals Durchschlucken muss, jedoch sind 4€ für die gewohnt 5 dl grossen Becher, trotz Inflation immer noch süffisant. Wein und Met für 7€, 4 dl Schnaps Mixe für 5€ und 2 dl Shots (was da ist) für 2€ freuen den Geldbeutel und grauen der Leber! Alkfrei natürlich zu ebenfalls moderaten Preisen, die ganze Liste findet ihr in den Impressionen.

Separiert noch die Cocktail Bar, bei welcher man sich für 7€ mit 4 dl Beglücken konnte und natürlich der Imbiss zu vernünftigen Preisen. Dort gab es vor allem jeden Tag ein Spezialgericht, Donnerstag habe ich verpennt, Freitag Schaschlik und Samstags Champignons, sowie das traditionelle Spanferkel!

Was dieses Jahr neu war, waren die getrennten Essens-Bons, wobei man Getränke in 10er/20er Marken und Essen für 10er Marken haben konnte. Dies führte jedoch, vor allem in meiner kleinen Männer Panzertasche, zu einer ziemlichen Zettlerei, wenn man noch Grosses vorhatte. Speziell Essen reichte somit meist nur für ein Gericht, da würde ich mir lieber wieder 10/20/50er für alles wünschen.

Was rein geht, muss natürlich auch wieder raus, wobei vor allem auf dem Infield, reichlich Klowagen zur Verfügung standen, dessen Aufgabe war es wohl auch die vordere Hälfte des Campings abzudecken. Am Zaun zum Gelände gab es nur den Duschwagen und mitten auf dem Camping, jeweils einen Wagen für Männlein und Weiblein. Dort die seltene Gelegenheit, Männer morgens bei den zwei Schüsseln warten zu sehen, während Frauen einen guten Durchgangsverkehr hatten.

Lobenswert will ich dabei noch den Gartenschlauch erwähnen, der 2022 gefehlt hat, und bei der Hitze, vielen den verschwitzten Arsch gerettet hat, wenn es um kühles Trinkwasser ging.

Auffällig dieses Jahr war vor allem die Aufmachung, anstelle der eher schlichten, einfarbigen Designs wurde etwas wilderes mit Drachen und Flammen versucht, was sich sowohl auf der Ankündigung, den Flyern, Shirts und dem Bändchen wiederspiegelte. War jetzt ehrlich nicht so mein Geschmack, ab und zu ein „Naja, ich hols mir jetzt nur aus Tradition“ Zitat kam mir am Merch auch zu Ohren.

Doch zurück zu unserem verschwitzten Donnerstag Nachmittag, bei dem um 17 Uhr Pünktlich Nuke das Festival eröffneten.

Unser Schreiber war da leider noch im Aufbau des Camps, daher gibts hier die Bilder dazu, gleich gefolgt wurde von Teardown, welche den Band Contest gewonnen hatten und sich somit den Slot um 18.15 Uhr sicherten. Auch hier war der Schreiber leider ein wenig mit der traditionellen Begrüsbierung diverser Aaargh Bekannter verhindert, Schande über ihn.

Stepfather Fred, welche schon 2022 kurzfristig eingesprungen waren, rissen diesmal ab 19.30Uhr auch wieder ziemlich die Stallung ab. Von Crowdsufern, Moshpits wie auch einer lebendigen Kommunikation zwischen Band und Publikum, war die Stimmung so am Brodeln wie die Hitze, die sich gen Abend gestaut hat.

Danach wurden schwere Geschütze und vor allem Stacheldraht aufgebaut, Kanonenfieber zogen den (nicht vorhandenen Fotografen-) Schützengraben durch den Bauernhof. Atmosphärisch eine Stimmung, welche vom Abendrot perfekt in die Dämmerung geführt hat. Die vermummten Gestalten und vor allem ihr Anführer Noise, leisten eine Darstellung auf der Bühne ab, welche von Tod, Trommelfeuer und sogar Erfrierung nicht nur textlich, sondern auch darstellerisch erzählen.

PS: Grüsse gehen dann noch an das kleine Mädel neben mir raus, welche im letzten Song die Setlist von der Band bekommen hat, welche das ganze Konzert direkt vor mir lag. Bekommst eine gute Erziehung.

Den Headliner des Abends machten dann Disbelief, dessen 90 min Show bis um Mitternacht ging. Ich war leider etwas angeschlagen und schon weg vom Fenster, daher nur die Bilder des Abends.

Nach einer gemütlichen und vor allem ruhigen Nacht auf dem Camping, für dessen Lautstärke-Rücksichtnahme ich diese familiären Festivals liebe, ging es nach einer Kässpätzle-Stärkung dann kurz nach Mittag schon wieder nach vorne zu brütender Hitze.

Diamortal spielten schon um 12.30Uhr auf und bekamen somit die einzige Feuchtigkeit des Festivals ab, was bei der überdachten Bühne ja nicht so schlimm ist. Jedoch hat der spontane, kurze Gewitter-Sturzkübel-Regen einigen Schaden bei überraschten Campern verursacht, welcher jedoch schon bald darauf mit der wiederkehrenden Hitze getrocknet ist.

Disgusting Perversion brachten somit den zweiten Streich, leider Schreiberling verhindert hier die Bilder dazu.

Ihren ersten Auftritt hatten somit Bosparans Fall um 15 Uhr, welche zwar schon als Dead Sunday zwei mal auf dem Aaargh waren. In neuem, mittelalterlichem Gewand, in Aluminium- wie auch brüniertem Kettenhemd und Lederpanzerung, brachten die Jungs eine aufwändige Bühnendeko mit, welche mich ein wenig am mein Wohnzimmer erinnert. (Anm. d. Red: Das Ding sieht auch aus wie ne Wiki-Waffenkammer.)
Es wurde Show, Stimmung und vor allem Freimet geboten. Von einer Geschichte, über Rituale und Fannähe, ein gelungener Start der Neuauflage, drei Wochen nach Release des Debütalbums. Um dies zu Feiern, wurde später am Merchstand noch in voller Montur eine Kiste herbeigetragen, aus der man “allerley gutes” von ihnen erwerben konnte, nicht wenige gingen mit der limitierten Sammlerbox heim, zu der es wiederum ein Reagenzgläschen Met gab. Es wurde viel gequatscht, gelacht und trotz Kinderbegleitung getrunken. Vor allem die Idee des Merch-Würfels, passt perfekt in ihre D&D Welt des Schwarzen Auges, denn mit 9€ (und Bonus) konnte man von einem Patch, über Met, bis zur Limited Edition oder exklusiven Armschiene, alles bekommen.

Negativ muss ich hier jedoch leider auch das Publikum des Konzerts erwähnen, speziell jene oben-ohne-Gestalt, welche ab dem zweiten Song noch meinte, man müsse „Die Stimmung hier auflockern“. Locker ist es definitiv nicht, wenn Mosher mit voller Wucht in umstehende Personen krachen, ungeachtet von Front, Rücken, Seite oder ob es Bier-, Spiegelreflex- oder sogar (externe) Kinder-Träger sind. Ich weiss jedoch aus gesicherter Quelle, dass jenem „Spassmacher“ während des Tumults drei Münzen in sein auslandendes Maurerdekolleté geworfen wurden „söll dir bim Schisse klimpere“

Da die Hälfte der Dark-Art Belegung am Merch hängen geblieben ist, wurde Sweeping Death um 16.15 Uhr leider nur fotografisch festgehalten.

Mit Hate Squad wurden es wieder hater, ehm härter in der Gangart. Der Moshpit war zwar grösser, dafür blieb er in den geregelten Kreisen.

Zurück in die goldenen 80er des Heavy Metals, entführten uns um 19Uhr dann Motorjesus.

Sirius… ach Serious Black brachten uns somit gegen Abend auch eine zauberhafte Unterhaltung. Power Metal vom feinsten mit sympathischem Frontmann. Vor allem der Typ im Publikum mit seiner Seifenblasen-Kanone hat ziemlich zur Atmosphäre beigetragen. Gut, Blubberblasen sind halt einfach toll. Der Kauf von Alben zum daheim nachhören war bei mir Pflicht. Irgendwo hier liefen noch ein paar Kinder mit Fackeln über den Campingground – Das war ein wenig gruselig, vor allem bei der Trockenheit.

Als Headliner spielten Parasite Inc. auf, die nochmals richtig die Kacke zum Dampfen brachten, obwohl die Temperaturen mit dem Licht zusammen schon zurückgegangen waren. Neben der Stimmung fiel vor allem die Lichtshow ins Gewicht, mehrere Säulen und Scheinwerfer, erweckten ein wahres Gewitter ans Effekten durch die Halle. Jene waren zwar nicht ganz so beindruckend wie die Feuershow auf dem Schlichtenfest Jahrs zuvor, führte jedoch nicht zu kross gerillten Künstlern und braun gebrannter Frontrow. Grüsse an den wahnsinnigen Pyromanen damals, Wolfi hat dich im Auge.

Als späten Abschluss segelten die Freiburger von The Privateer nach Mitternacht auf die Bühne. Nach anfänglich gut platziertem Gummientchen wurde dies im Laufe des Gefechts leider genau so herumgetreten wie auch Rumcola verschüttet wurde. Was bei so einem Spass und Party ja gut verzeihbar ist, Frontfrau Clara war wie immer voll in ihrem Element und auch der, bei Album-Release noch ein wenig nervöse, Pascal war in voller Kaperfahrt und es war ein gelungener Abschluss des Tages. Nach alten Piratenlegenden wurde auch noch bis spät nachts weiter gebechert.

Nach, wenigstens in meinem Aaargh-Kreise, traditionellen Schwyzer Fondue-Kirsch-Frühmittagessen mit Brot aus dem Morbid (Alcoholica) Allzweckeimer, ging es leicht beschwipst auch schon in den noch heißeren Tag des Wochendes, die 30 °C Marke solle geknackt werden.

Creed Zero wurden leider redaktionell verpasst, Fondue aus der Pfanne kratzen ist auch Aaargh ärgerlich.

Frostbite um 13.15 Uhr, auch hier fehlte der Schreiber daher leider nur Bildmaterial.

Scherbentanz durften länger, da die Folgeband leider aus nachher erwähnten Gründen ausfiel.

Abby Falls failte leider mit einem Motorschaden im Stau auf der Autobahn, Tschechien ist ja auch nicht grade um die Ecke. Man darf jedoch vermuten, sie dürfen den Gig 2024 nachholen.

Mein persönliches Highlight war an diesem Festival Munarheim, welche mir sogar ein wenig Pipi in Augen trieben… Dein ist der Tag erklang und ich war irgendwie hin und weg. Ein wenig objektiver nutzte die Band die zusätzliche Zeit gut aus, fuhr mit Emotionen und einmal sogar mit einem silbernen Flügelkostüm auf. Es war wirklich eine geile Show, der Sänger mit Rotweinflasche in der Hand auch gut gelaunt und es hat Spaß gemacht. Nur Willens & Frei hat mir in der Setlist gefehlt. Dass sie definitiv zu wenig im Süden sind, zeigten vor allem auch die glücklichen Merch-Käufer am Stand, als die LP siegreich gen Himmel gestreckt wurde.

Kambrium startete im neuen Gewand durch, von der Fantasy Pagan zur Synthetic Era gewechselt. Dementsprechend waren auch die Outfits zwar futuristisch gepanzert, jedoch hätten ein paar LEDs in der Rüstung noch mehr gepasst, da könnte man sich bei Cypecore was abschauen.
Allem zum trotz haben Background-Lichter und der Nebel für die Stimmung gesorgt und die vorherige Anfrage von mir, war unnötig. Waren alle Alben der Futur und Präteritum Epochen am Merch, eingesackt und jetzt Zuhause am Durchhören.

Mit Graveworm um 20.30Uhr begann eines der Urgesteine des Genres, die Hütte war gut gefüllt und man merkte die Abschlussstimmung des Festivals.

Als Headliner des Festivals waren die Power-Metal-Legenden von Rhapsody of Fire angekündigt. Götter, was wurde erwartet, Melodien aus Film und Klang, Epochen des Symphonic Metal und einen Hollywood reifen Abschluss des Festivals (klar die Rausschmeissband, aber Headliner). Doch was kam… ich will und vor allem kann hier nicht viel von der Show schreiben, habe ich mich zwischendurch ja teils in das ein wenig abgeschottete Backstage geflüchtet. Der explizierte Tontechniker der Band hat die Soundeinstellungen immer nur weiter nach oben korrigiert. 110 db standen am Ende auf der Skala, sodass in einer Lokation, die zu 3/4 geschlossen ist und wiedergehallt hat. Der Klang hat gelitten, die Wangenknochen haben sogar mit Gehörschutz geschmerzt und die Ohren haben Sonntagabends noch geklingelt. Klar kann ich jetzt einen auf Pussy machen, allein stehe ich aber nach kurzer Umfrage damit nicht: Rhapsody, ihr habt einen wunderschönen Abend einfach akustisch zugekackt!

Wenn noch jemand etwas hören konnte, machten Convictive den Abschluss und ließen sich nicht nehmen, mit dem Sänger von Silverbacks Öf Death, die dieses Jahr aussetzen, um einfach mal „nur Saufen zu können“, noch Bier auf dem Aaargh zu zelebrieren.

Damit erwachte man auch an jenem heißen Sonntagmorgen auf dem Camp mit klingelnden Ohren und vor allem Abbau-Geräuschen um einem herum. Das Aaargh, es war vorbei, Geschichte, Schall und Rauch und vor allem hunderte Bilder auf Kameras, sowie gepflegte Freundschaften und neu geschlossene Bekanntschaften. Was es nicht war? Müll! Im wahrsten Sinne des Worts, wurden doch die Campground entweder fast gefegt oder mit gut zusammen geschnürten Müllsack-Haufen verlassen. Hier hat sich der Veranstalter dabei explizit nochmals bedankt. Was blieb, war ein letzter Gang aufs Infield, wo es schon wie all die Tage zuvor für kleine Münze ein ordentliches Frühstücksbuffet und/oder Kaffee gab, den Rücktausch der letzten Wertkarten und dabei natürlich eine ordentliche Spende an das Kinderhospiz der Drachenkinder! Wenn nicht:

Schande, Schande über deine ganze Familie, Schande über dich, Schande über deine Kuh.

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