
Am 24. Mai 2025 öffnete die Posthalle in Würzburg erneut ihre Tore für jene, die den Ruf der Finsternis vernommen hatten: Die Baphofest Summernights, das dreizehnte Event in der Konzertreihe, hatte geladen – und wie bereits bei den Winternights im Vorjahr versprach auch die Konzertreihe auch dieses Mal, tief in die schwarzen Flammen des Black Metal hinabzusteigen.
Acht Formationen aus der Welt des Black Metals standen auf dem Programm. Acht Stimmen der Nacht, deren Klang zwischen klirrender Kälte, brennender Inbrunst und erhabener Dunkelromantik oszillierte. Was sich an diesem Tag entfaltete, war ein düsteres Ritual aus Klang und Licht, zwischen Nebelschwaden und infernalischer Leidenschaft.
Mit Stift und Kamera bewaffnet, haben wir uns mitten ins brodelnde Zentrum dieses schwarzen Reigens begeben, um die Auftritte für euch einzufangen. In diesem Bericht lassen wir die Schatten noch einmal tanzen.
Halls of Oblivion: Mit Anmut und Donner eröffnete die Band den Abend
Der Abend begann mit einem Triumphzug: Halls of Oblivion eröffneten die Baphofest Summernights und glänzten in ihrer Rolle als Einheizer. Eine zarte, beinahe verspielte Melodie erklang aus den Lautsprechern, während die Musiker nacheinander in schwarzen Kapuzen die Bühne betraten. Der Drummer war der erste und verharrte mit erhobenen Teufelshörnern hinter seinem Set, bis der erste Song einsetzte – ein urgewaltiger Ausbruch von Energie. Schon in den ersten Minuten zog die Band das Publikum in ihren Bann. Wuchtige Drums und schneidende Gitarren rissen die Zuhörer mit, doch es waren vor allem die ruhigen, fast schon zerbrechlichen Momente, in denen ihre Musik zu voller Größe aufblühte. Ein leidenschaftliches Gitarrensolo im ersten Break berührte nicht nur mich tief im Inneren. Der Applaus war tosende Bestätigung für diesen gelungenen Auftakt.
Setliste: 8°14’43“S 117°59’34“E // Dusk // Buried By The Blackest Sand // Inundation // Dawn
Amimia: Zwischen Traum und Aufschrei
Beim zweite Auftritt wurden wir mit Amimia in einen Sturm aus Emotionen und klirrenden Harmonien geworfen. Mit dem kurzen Intro Shedding schien sich zuerst eine warme Hand um unsere Herzen zu legen, bevor die Band mit eisigen Akkorden und verzweifelten Screams gnadenlos zuschlug. Die dichte Klangwand, durchdrungen von der intensiven Stimme der Frontfrau, wirkte wie ein Sog, dem man sich nicht entziehen konnte. Die sich wiederholenden Melodien wirkten hypnotisch, wie ein Traum, aus dem man nicht erwachen wollte. Besonders die ruhigen Passagen gaben der Musik Tiefe und ließen uns kurz aufatmen, ehe wir erneut in Dunkelheit versanken. Zum krönenden Abschluss erschien Veranstalter Jonas, Sänger von Boötes Void für das Duett bei Eigengrau – eine Verschmelzung zweier Welten, getragen von Schmerz und Intimität.
Setliste: Shedding // Impermanence // Doomed // Amimia // A Home // Eigengrau
Wehmut: Eine Reise durch das innere Dunkel
Wehmut, das Projekt von Boötes Void Gitarrist Johannes, betrat als nächstes die Bühne. Der sphärische Black-Metal-Sound der Gruppe war ein Wechselbad aus rasender Verzweiflung, schwerer Melancholie und kurz aufleuchtender Hoffnung. Diese emotionale Achterbahnfahrt war nie vorhersehbar und stets intensiv. Der Höhepunkt kam mit dem letzten Lied Excerpts from Brocken Minds als sich Drummer Sven und Sängerin Frejya von Amimia auf der Bühne einfanden. Die Rollen innerhalb der Band wurden erneut getauscht, Instrumente gewechselt, und eine zweite kathartische Explosion entlud sich im Raum.
Setliste: Pilatus // Bitte Gib mir Schlaf // Todtmoos // Ich bin etwas wert // Excerpts from Brocken Minds
Nekrodeus: Die Band brachte die Bühne zum Bersten
Nekrodeus rissen das Publikum jäh aus der Trance, in die es die vorherigen Bands versetzt hatten. Statt atmosphärischer Klangreisen gab es hier prügelnde Rhythmen, gnadenlose Geschwindigkeit und ein Feuerwerk an roher Aggression. Die wütenden Screams und messerscharfen Gitarrenriffs peitschten durch die Halle und brachten die Menge sofort in Bewegung. Frontmann Stefan Rindler brachte es auf den Punkt: „Baphofest, wollt ihr mit uns tanzen?… auf die Plätze, fertig, auf die Fresse!“ Das Set war gespickt mit Songs vom neuen Album Ruaß, das erst wenige Tage alt war. Der Circle Pit, der sich zum Schluss in einer Ecke der Halle formte, war ein Sinnbild für die entfesselte Energie dieses Auftritts.
Setliste: Abgrundmensch I // Volkscancer // Abgrundmensch II //Lied Aus Blei // To Bite The Hand That Holds The Leash // Körperstrafe // Eat Dirt Taste Life // Sarg Aus Fleisch // Frost // Nekropolis
Angstskríg: Die Entfesselung des maskierten Rock’n’Roll
Angstskríg sorgten für eine Überraschung: Statt wie beim Walpurgisnacht nur zu zweit aufzutreten, erschien nun ein vollständiges Trio auf der Bühne. Mit schwarzen Sturmhauben und minimalistischer Bühnendeko erklommen sie die Szenerie. Der Sänger stach durch seine Melone von den anderen hervor. Eine technische Panne trübte das Bild leicht: Die geplanten Visuals auf zwei Monitoren blieben schwarz. Doch der Musik tat dies keinen Abbruch. Ihr Black Metal mit Rock’n’Roll-Schlagseite, packendem Gesang und aufheulenden Gitarren überzeugte vom ersten Ton an. Kraftvoll, aber nicht chaotisch, kantig, aber nicht roh – Angstskríg fanden eine spannende Balance, die vom Publikum laut bejubelt wurde.
Setliste: Skyggespil // Lad paladserne brænde // Midt i en angstkrig // Ulægelige sår // Lucifer kalder // Vishedens ulidelige lethed // Luk dine øjne
Karg: Im Nebel geboren, von Klang getragen
Karg ließen die Halle in Nebel und sanftes blaues Licht eintauchen. Der Traum begann. JJ und seine Mitstreiter erschufen Klanglandschaften, die schwer und zugleich leicht wirkten. Auf der einen Seite standen drückende Klangwände, auf der anderen fein ziselierte Melodien, die durch ihre Verspieltheit fesselten. In jedem Lied baute sich eine Dynamik auf, die nie abrupte Wendungen nahm, sondern sich wie eine Welle langsam aufschaukelte, um dann mit voller Wucht auf das Publikum zu treffen. JJ’s Stimme wirkte wie ein innerer Kompass inmitten dieses sich stetig wandelnden Kosmos. Als der letzte Ton verklang, wünschte man sich nichts sehnlicher als eine Zugabe.
Setliste: Findling // Tod wo bleibt dein Frieden? // Kimm // Petrichor // Grab der Welle // Yugen
Schammasch: Liturgie aus Licht und Schatten
Mit Schammasch zog ein dunkles Ritual in die Posthalle ein. Die Schweizer zelebrierten nicht einfach Musik, sondern erschufen ein Gesamtkunstwerk. Die Bühne war ein Altar: Sternförmige Lampen warfen diffuses Licht, Masken und Kapuzen verhüllten Gesichter, über allem thronte das okkulte Logo der Band. Schon vor dem ersten Ton lag eine ehrfürchtige Spannung in der Luft. Ihr zeremonieller Black Metal wirkte wie eine Liturgie aus einem fernen, finsteren Tempel. Der hohe Gesang und das schleppende Tempo ließen Raum für Andacht und Staunen. Jeder Song wurde mit tosendem Beifall bedacht, denn Schammasch machten deutlich: Sie sind nicht einfach eine Band, sie sind eine Offenbarung.
Setliste: They Have Found Their Master // Golden Light // A Paradigm of Beauty // Metanoia // I Hail You, Old Ocean
Helleruin: Ein Abschluss aus Stahl und Blut
Zum Abschluss ließ Helleruin keinen Stein auf dem anderen. Der niederländische Ein-Mann-Orkan Carchost brachte sein Live-Line-Up mit und entfesselte ein Inferno aus unbändigem Black Metal. In klassischem Corpsepaint stürmten sie die Bühne, begleitet von blitzenden Lichtwechseln in Rot und Violett, die das Chaos visuell unterstrichen. Carchost dominierte das Geschehen: mal mit dem Mikrofonständer in der Hand über die Bühne hetzend, mal kniend auf der Kante, mit infernalischem Blick ins Publikum. Die Energie schien nicht versiegen zu wollen. Die Reaktionen waren eindeutig: eine Wand aus Teufelshörnern und euphorischem Jubel. Ein würdiger Abschluss für einen monumentalen Tag.
Setliste: Devils, Death And Dark Arts // None Of Us // Invincible // Reapers Of The Whirl I // Riddlers In Devil´s Tongue // No Light Shines Through // The Flame Still Burns Within Me // Faces Of War
Fazit
Das Baphofest Summernights 2025 bot eine beeindruckende Bandbreite innerhalb des Black-Metal-Genres: Von atmosphärischen Klangreisen über zerreißende Emotionen bis hin zu brutaler Raserei war alles vertreten. Jede Band brachte ihren ganz eigenen Ansatz, ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Sturm mit. Die Zuschauer wurden Zeugen einer musikalischen Achterbahnfahrt, die in ihrer Intensität kaum zu überbieten war. Ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird – nicht nur wegen der Musik, sondern wegen der Gefühle, die diese in uns wachrief.
Bericht: Maximilian
Bilder: Matthias
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