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Am Samstag, dem 23. November 2024, verwandelte sich die Posthalle in Würzburg für die ersten Baphofest Winternights in eine Bastion unheiliger Musik. Nach acht Ausgaben des Baphofests im b-Hof Würzburg gab es nun eine ganz besondere Veranstaltung. Acht Bands aus dem Black-Metal-Bereich sorgten für eine düstere und intensive Atmosphäre, die Fans des Genres begeisterte. Mit Dagdrøm, Hrast, Boötes Void, Malphas, Nornir, Endstille, Desaster und Batushka stand ein vielfältiges Line-up bereit, und wir von Dark-Art waren vor Ort, um euch Eindrücke aus der ersten Reihe zu liefern.
Dagdrøm: Ein schnörkelloser Auftakt ins Baphofest
Den Auftakt der Baphofests in Würzburg übernahm Dagdrøm als kurzfristiger Ersatz für Totensucht. Die Band präsentierte sich ebenso schnörkellos wie ihre Musik: In schwarzen Hemden und mit einem klaren Fokus auf ihre Performance. Ihr Black Metal bestach durch schwungvolle Tempowechsel, eine brachiale Melodie und gelegentliche Einspieler aus den Lautsprechern, die durch die Musik noch mehr Gewicht erhielten.
Während der ersten beiden Songs füllte sich die Posthalle langsam, und bald standen die Besucher vom Bühnenrand bis zum Mischpult in einer lockeren, aber aufmerksamen Formation. Große Ansagen blieben aus, lediglich eine kurze Pause wurde genutzt, um dem Veranstalter Jonas zu danken.
Ein geradliniger Start in den Abend, der Lust auf mehr machte und die Stimmung für die folgenden Bands anheizte.
Setliste: Schreie // Unschuld // Purpurne Stadt // Atme // Tagtraum // Ascheregen // Zelle
Hrast: Donnernde Riffs und dunkle Atmosphäre
Unter Donnergrollen und einer biblischen Ansage aus dem Off betraten Hrast als zweite Band des Abends die Bühne des Baphofests. In rotes Licht getaucht und mit dem Hintergrundbild der Band Batushka, das eine Kirche samt Friedhof zeigte, schufen sie eine düstere, beinahe erdrückende Atmosphäre.
Die schweren, doomigen Riffs und die langsamen, sorgfältig aufgebauten Liedstrukturen verstärkten die Stimmung, ohne dabei an Zugkraft zu verlieren. In der Schwere ihrer Musik verbarg sich eine schwerfällige, aber packende Melodie, die das Publikum zunehmend in ihren Bann zog.
Während des Sets füllte sich die Posthalle immer weiter, und zum großen Finale von Hrast war die Halle voll. Ein Auftritt, der den Zuhörern wie ein Unwetter über sie hinweg zog und den düsteren Grundton des Abends eindrucksvoll weitertrug.
Setliste: These Woods Crush Omnipresence // Panacea // By The Footsteps In The Fallen Snow // La Mort De L’Hiver
Boötes Void: Eisige Melodien und eindrucksvolle Präsenz
Mit Boötes Void betrat die erste Band des Abends die Bühne, die nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ein Statement setzte. Schwarze Gewänder und weiße Masken prägten das Erscheinungsbild, wobei der Frontmann im langen, zerrissenen Gewand besonders eindrucksvoll wirkte und die düstere Stimmung des Sets unterstrich.
Musikalisch bot Boötes Void eine dichte, kalte Atmosphäre, die durch melodische Akzente an Tiefe gewann. Die Akkorde pfiffen wie ein eisiger Wind durch die Posthalle, und das Publikum lauschte gebannt. Zwischen den Liedern erklangen Einspieler mit anklagender Botschaft, die die Wirkung der Musik verstärkten. Zum dritten Song, Woods of Desolation, kam Sven, der Sänger von Amimia für ein Feature mit auf die Bühne.
Nach jedem Lied brandete lauter Jubel auf, und die Begeisterung des Publikums steigerte sich bis zum Abschluss des Auftritts. Als die Band schließlich die Bühne unter tosendem Applaus verließ, hinterließ sie eine beeindruckte Menge und setzte einen starken Akzent für den weiteren Verlauf des Abends.
Setliste: Erkenntnis (intro) // Breathe // The Alder’s Sleep // Woods Of Desolation // The Anguished’s Odyssey // Tachykardie // Euphoria
Malphas: Roh, pechschwarz und kompromisslos
Malphas entfachten mit ihrem Auftritt ein wahres Klanggewitter, das die Posthalle erbeben ließ. Mit Corpsepaint auf den Gesichtern und mit Kutten ausgestattet, präsentierten sie sich in einer zerfetzten, rohen Ästhetik, die perfekt zu ihrer Musik passte. Ihre Songs waren aggressiv, drückend und unverfälscht finster, als hätten sie es sich zum Ziel gesetzt, die Trommelfelle des Publikums zu zertrümmern.
Trotz der pechschwarzen Klanglandschaft durchbrachen immer wieder rockige Akkorde den musikalischen Morast und sorgten für kurze Momente des Aufatmens. Diese Mischung fand besonders bei den Headbangern Anklang, die sich in der Halle formierten und mit glühenden Nacken ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen.
Ein besonderer Moment war der Einsatz einer Akustikgitarre in einem der Stücke. Diese Passage lockerte die Atmosphäre kurzzeitig auf, bevor das Lied schlagartig in das gewohnte, düstere Donnerwetter aus Drums und Bass überging. Malphas bewiesen mit ihrem Auftritt eindrucksvoll, dass sie rohe Härte und musikalische Nuancen gleichermaßen beherrschen.
Beyond // Evil // Ycheil // Armageddon // Astral Melancholy // Exile // Spirit & Forms // Of Flesh and Blood and Cosmic Storms
Nornir: Ein infernales Echo der 90er
Ohne Vorwarnung oder Ansage betraten die Musiker von Nornir die Bühne und entfesselten ein musikalisches Inferno, das die Posthalle erbeben ließ. Mit Corpsepaint, Lederjacken, Killernieten und Patronengurten, präsentierten sie sich in der klassischen Ästhetik des 90er-Black-Metals – eine Hommage an die Ursprünge, jedoch mit einem modernen Feinschliff.
Black Metal im Stil der 90er – so ließe sich der Sound von Nornir beschreiben. Doch im Gegensatz zu den rohen, ungeschliffenen Klängen ihrer Vorbilder, war ihre Musik klarer und differenzierter. Jedes Lied war eine Mischung aus instrumentaler Brutalität und versteckter Melodik, einem melodischen Monster, das in den Schatten des donnernden Sturms lauerte.
Die peitschenden Screams der Frontfrau und das Artilleriefeuer aus Drums und Gitarren hielten die Zuschauer förmlich festgenagelt. Jeder Ton, jeder Schlag saß. Nornir bewiesen eindrucksvoll, wie man die Tradition des Black Metals mit moderner Präzision und musikalischer Tiefe verbinden kann.
Setliste: Vigr // Krigsrop // Transzedenz // Hel’s Prostulate // Pest // Isvinden i nord // Dedicated to the Night // Valr
Endstille: Ein Sturm aus Hass und Vernichtung
Ähnlich wie Nornir traten auch Endstille mit einer kompromisslosen Old-School-Black-Metal-Ästhetik auf die Bühne. Bemalt mit dem ikonischen Corpsepaint, mit blutverschmierten Shirts und vor Nieten strotzend, wirkte die Band wie direkt der Hölle entstiegen, bereit, die Posthalle mit ihrer grausamen Musik heimzusuchen.
Die Zuschauer sammelten sich dicht vor der Bühne, und schon bei den ersten Takten brach eine unheilige Raserei aus. Haare flogen durch die Luft, Fäuste reckten sich empor, und ein wütender Mob formierte sich zu einem beeindruckenden Ausdruck kollektiver Ekstase.
Musikalisch zeigten sich Endstille von ihrer härtesten und kantigsten Seite – selbst für die Black-Metal-Maßstäbe des Abends. Der Sänger, getrieben wie von einem inneren Dämon, stürmte mehrmals mit dem Mikroständer über die Bühne, während seine wütenden Screams wie Kampfansagen durch die Halle hallten.
Die Riffs wurden wie Salven aus einem Maschinengewehr auf das Publikum geschmettert, begleitet von unnachgiebigen Drums, die eine Atmosphäre purer Vernichtung schufen. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Dutzende Teufelshörner reckten sich in die Höhe, ein Tribut an die rohe Energie, die Endstille an diesem Abend entfachten.
Setliste: Aborted // The Refined Nation // Reich an Jugend // Sick Heil // Sick Heil // Monotonus 2013// Nostalgia // Stalin Note// KDF 511// Antomie // Trenchgoat // Bloddy-H // The deepest place on earth // When Kataaria Falls // Satanarchie // World Aflame // Wrecked
Desaster: Ein thrashiges Inferno der Extreme
Als vorletzte Band des Abends betraten Desaster die Bühne, während die Bühne der Posthalle in einem finsteren, tiefen Blau erstrahlte. Noch bevor die Musiker sichtbar wurden, kündigten düstere Riffs aus den Lautsprechern den Beginn eines musikalischen Infernos an. Mit ihrem charakteristischen Mix aus Black- und Thrash Metal übertrafen sie in Sachen Kantigkeit und brachiale Härte alle vorherigen Bands des Abends.
Vom ersten Moment an dominierte eine Energie, die die emporgereckten Fäuste des Publikums nicht mehr sinken ließ. Die Headbanger gaben alles und erreichten bei Desaster ihren Höhepunkt: Die vorderen Reihen verwandelten sich in einen brodelnden Hexenkessel, in dem pure Ekstase herrschte. Becher flogen zur Freude der Band auf die Bühne, was die ungezähmte Begeisterung der Fans nur noch mehr unterstrich.
Die Setlist ließ keine Wünsche offen, doch als Überraschung präsentierten Desaster auch einen neuen Song, mit dem Titel Towards Oblivion, aus ihrem noch unveröffentlichten Album. Die Ankündigung einer kommenden Veröffentlichung sorgte für frenetischen Jubel, auch wenn das genaue Release-Datum noch nicht verraten wurde.
Mit ihrer rohen Energie und ihrem kompromisslosen Sound hinterließen Desaster ein bebendes Publikum und setzten die Messlatte für den abschließenden Act des Abends nochmals höher.
Setliste: Satans Soldiers Syndicate // Devil’s Sword // Learn to love the Void // Emanation of the profane // Damnatio ad bestias // Teutonic Steel // Towards Oblivion // Nekropolis Karthago // Hellbangers // Divine Blasphemies // Metalized Blood
Batushka: Eine düstere Messe zum Abschluss
Die Headliner des Abends waren Batushka, die in der Posthalle eine wahrhaft düstere Messe inszenierten. Wer bei Begriffen wie „dunkle Messe“ und Metal an Bands wie Ghost oder Powerwolf denkt, wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt. Der Auftritt von Batushka hätte kaum weiter von diesen Vergleichen entfernt sein können.
Vor dem Hintergrund eines düsteren Kirchenbildes nahmen ganze acht Musiker ihre Plätze ein, umgeben von einer Fülle an Bühnendekorationen. Ein Sarg, Kerzenständer, Ikonen von Jesus Christus und Banner mit Totenköpfen rahmten das Szenario ein, während die Mitglieder in langen, mit Totenköpfen verzierten schwarzen Roben ihre Messe begannen. Die Atmosphäre wurde von einem schwermütigen Männerchor-Intro getragen, das die Zuschauer in seinen Bann zog und die Stimmung der kommenden Performance perfekt einfing.
Die Musik von Batushka war ein Wechselspiel aus schnellen, intensiven Passagen und ruhigen, getragenen Momenten. Immer wieder wurde der Fluss der Lieder durch das Schlagen einer Handglocke unterbrochen, die als Leitmotiv diente. Selten hat ein so kleines Instrument eine derart eindringliche Wirkung erzielt. Das Publikum, andächtig und beeindruckt, folgte den akustischen Predigten mit gespannter Aufmerksamkeit.
Zum Ende ihrer Messe bot Batushka noch ein besonderes Ritual: Der Frontmann verteilte die Kerzenstümpfe, die während des Auftritts gemeinsam in einer Schale gebrannt hatten, an das Publikum. Diese Geste, weit entfernt von klassischen Souvenirs wie Plektren oder Drumsticks, verlieh dem Abend eine persönliche Note und unterstrich den spirituellen Charakter ihrer Inszenierung.
Mit Batushka fanden die Veranstaltung einen epischen Abschluss, der noch lange im Gedächtnis der Anwesenden nachhallen dürfte.
Setliste: Песнь 1-8, Yekteniya 1, 3, 5, 7
Mit acht Bands boten die Baphofest Winternights nicht nur eine beeindruckende Vielfalt, sondern auch ein Line-up, das keine Wünsche offenließ. Jede Band zeigte eine eigene Facette des Black Metal und trug dazu bei, einen umfassenden Querschnitt dieses Genres auf die Bühne zu bringen. Vom rohen, klassischen Sound bis hin zu atmosphärischen Elementen – die Posthalle in Würzburg wurde an diesem Abend zu einem Hort unheiliger Klänge.
Wir von Dark-Art waren begeistert von der Qualität und Vielfalt, die das Baphofest erneut geliefert hat, und können es kaum erwarten, im Januar beim nächsten Kapitel dieses außergewöhnlichen Events wieder mit dabei zu sein!
Bericht: Maximilian
Bilder: Matthias
Unsere Berichte der bisherigen Ausgaben des Baphofests findet ihr hier:
- Konzertbericht: Baphofest X, b-Hof Würzburg, 15.02.2025
- Konzertbericht: Baphofest IX, b-Hof Würzburg, 11.01.2025
- Konzertbericht: Baphofest VII, 13.01.2023
- Konzertbericht: Baphofest VIII
- Konzertbericht: 06.05.2023: Baphofest VI – Impalement, Boötes Void, Cendre – b-Hof
- Konzertbericht: 14.01.2023 Baphofest V: Vargsheim, Dagdrøm, Wehmut – b-Hof 14.01.2023
- Bilder: 05.11.2022: Baphofest IV
- Bilder: 08.02.2020 Baphofest III
- Konzertbericht: 06.09.2019 Baphofest II
Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:
- Festivalbericht: De Mortem Et Diabolum 2024, Samstag
- Konzertbericht: Baphofest IX, b-Hof Würzburg, 11.01.2025
- Kurzbericht: Sear Bliss auf Heavenly Down Tour im Backstage München am 13.10.2024
- Konzertbericht: Baphofest VII, 13.01.2023
- Ankündigung: Dark Easter Metal Meeting 2025
- Wacken Open Air 2024 – Bildbeitrag zum Donnerstag
- Fesativalbericht: Boarstream Open Air 2024, der Samstag
- Dark Troll Festival, Freitag 10.05.2024
- Festivalbericht: Dark Easter Metal Meeting, Sonntag 31.03.2024
- Konzertbericht: Baphofest VIII
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