Festivalbericht: Dark Troll Festival 2023 – Donnerstag

Das legendäre Dark Troll Festival ging in die nächste Runde. Vom 18.05. bis zum 20.05.2023 zog es wieder etliche, überwiegend schwarz gekleidete, Menschen in die Ruine der Schweinsburg in Bornstedt, um dort in einer einzigartigen Umgebung den härteren Klängen zu lauschen. Aber nicht nur das macht dieses Festival so einmalig. Auch schafften es die Veranstalter, rund um In Fiction Entertainment, immer wieder, uns ein paar echte Schmankerl zu präsentieren. Dieses Jahr gab es so einige Premieren zu feiern, aber auch einen Abschied. Was am Donnerstag, dem 18.05.2023, schon so los war, erfahrt ihr heute hier!

 

Den Start machte aber eine verdammt kalte Nacht von Mittwoch auf Donnerstag mit nur 4° C. Der Campingplatz öffnete schon am Vortag seine Tore und wer einen guten Platz möchte, muss schnell sein. Morgens gab es dann noch etwas Unterhaltung zum Frühstück, in Form von wunderschön fliegenden Zelten, dem restlichen allgemeinen Aufbaustress und Gesprächen mit tollen Menschen. Pünktlich um 12.00 Uhr öffneten sich dann die Tore zum Festival, bevor es planmäßig eine Stunde später mit der ersten Band losging. Leider gab es diesmal keine Showeinlage der Barbarossa Pipes and Drums, welche 2022 von dem Campingplatz zum Gelände gelaufen sind und dann im Innenhof performt haben.

 

Das Festival eröffnen durften Nordblut, welche durch eine Absage und das nachfolgende Zuschauervoting in dem Billing nachrutschten. Die vier Österreicher, welche hier auch noch ihr Deutschlanddebüt feierten, legten von Beginn an ordentlich los. Der Nebel waberte unter dem Dach der Bühne hervor, während die vier sich melodisch, aber auch durchaus hart, durch ihre Songs spielten. Und da wir aufgeklärt wurden, dass „Kriegszeiten“ nicht billig sind und „die Schlachtzüge“ ja auch finanziert werden möchten, sollen doch alle fleißig Merch kaufen. Charmant verpackt wurde so die Bitte ein T-Shirt oder eine CD zu erwerben. Und da er gesehen hat, dass sich da schon zwei geschubst haben, wurde gefragt, ob nicht eine „Wand des Todes“ gestellt werden möchte. Leider fand das ganze keinen Anklang und so formte sie sich lediglich aus zwei Zuschauern. Sehr schade. Zum Abschluss gab’s mit Berserkerwut noch einen neuen Song auf die Ohren. Die Truppe kam gut an, auch wenn die Crowd noch etwas sehr verhalten war.

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Weiter ging es mit Jarl. Auffallend war hier direkt das große umgedrehte Schwert vorne in der Mitte, welches als Mikrofonständer fungierte. Mit Nietenarmband und überraschenderweise barfuß legte Sänger Florian, alias Blutaxt, direkt ordentlich los. Was für einen Bock und eine Präsenz der hatte! Musikalisch eher härter unterwegs, zogen sie auch schon einige Zuschauer vor die Stage, welche aber immer noch recht sparsam mit Interaktionen waren. Ein bisschen schräg fand ich seine Ansagen, welche er ohne Mikrofon in die Menge rief. Das hatte zur Folge, dass nur die ersten paar Reihen etwas verstanden. Aber er fand es toll auf dem Dark Troll. Es ist, laut seiner Aussage, fast wie ein Familientreffen, nur cooler! Na dann, das fanden wir nämlich auch!

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Mit der nächsten Truppe stand eine besondere Kombo auf der Bühne. Die zwei Brüder Sick Bab und Torvuus haben mit Depressive Witches ein sehr interessantes Projekt gestartet, welche sie auch nur zu zweit auf die Stage bringen. Im ersten Moment wirkte der Aufbau etwas befremdlich, da sich Sick Bab als Sänger seitlich platziert hatte, um seinen Bruder an den Drums nicht zu verdecken und ihm Platz einzuräumen. Mit einem „Fuck you all!“ Shirt und einer Knochenkette hinten an der Hose, fing das Duo an, die Leute mit ihrem Black’n’Roll in ihren Bann zu ziehen. Eine, mit dem ersten Hören vielleicht schräg anmutende Mischung, funktionierte live verdammt gut und die Crowd war zu Recht begeistert. Auch tat die Lichtshow ihr Übriges, welche mit nur zwei Musikern erst richtig zur Geltung kam. Falls ihr sie noch nicht kennt, gebt ihnen eine Chance!

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Der erste Auftritt seit langem, das 20-jährige Bestehen im Jahr 2023 und die Veröffentlichung eines neuen Albums: FIMBULVET haben einiges zu feiern! Und genau das taten sie auf dem Festival. Die Bühne in stimmungsvolles rotes Licht getaucht, der Nebel, welcher sich seinen Weg bahnte… Dazu die großen Aufsteller zu beiden Seiten mit dem Artwork des neuesten Werkes. All das erzeugte von Beginn an eine tolle Atmosphäre. Natürlich durften da auch Tracks von dem entsprechenden Album Portale nicht fehlen, welches im April erschienen ist. Schließlich war das hier die Release Show. Somit lag der Fokus natürlich auf diesen Songs, welche von den zahlreichen Zuschauern begeistert aufgenommen wurden. Ich freue mich schon FIMBULVET  auf dem Mahlstrom Open Air wiederzusehen.

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Mit Firn gabs dann direkt die nächste besondere Truppe auf dem Festival. Das Pagan-Projekt von Horda, ebenfalls Sänger von Waldtraene, feierte seine Live-Premiere auf dem Dark Troll. Und was für eine! Gekleidet in Shirts mit Runenaufdruck und weißen Gesichtern, hauten sie dem geneigten Zuhörer direkt ordentlich was um die Ohren. Atmosphärischer, schwarz angehauchter Pagan Metal, gepaart mit epischen Klängen, aber teilweise auch mit richtig Vortrieb… Das Projekt kam an. Vom Fleck weg waren die zahlreichen Zuschauer gefesselt in den Melodien und in den Geschichten, welche uns Horda hier erzählte. Auch der Schauspieler aus dem Video zu Vater Berg hatte einen Gastauftritt, indem er erst die Bühne betrat, still stand und dann schon fast rituell den Stab überreichte. Und als sich der Gig leider zu Ende neigte, blieben nur noch die Zugaberufe der Menschen vor der Bühne.

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Wo Firn begann, endete das Kapitel von KrOMleK .

Nach zwei einmaligen Auftritten auf dem Mead & Greed Festival und dem Dark Troll Festival neigt sich eine Ära dem Ende zu. Genau genommen war sie ja schon zu Ende, denn offiziell lösten sie sich im Jahr 2012 auf. Doch dank der Hartnäckigkeit einer paar Menschen (Dankeschön!) fanden sie sich noch einmal zusammen, um dem ganzen einen würdigen Abschluss zu verleihen.

Gefühlt wurde es auf dem Innenhof der Ruine noch voller, denn wirklich keiner wollte die Jungs verpassen. Erst legte die Band los, bis dann Sänger Alfavarg mit zwei verzierten Sicheln in der Hand die Bühne stürmte, nur um diese dann dem Publikum entgegenzustrecken. Man merkte ihnen an, dass sie nochmals richtig Bock auf diesen Auftritt hatten. Düster, melodisch, stimmungsvoll und einfach KrOMleK halt, hauten sie einen Song nach dem anderen raus. Dabei spielten sie sich einmal in chronologischer Reihenfolge quer durch ihre Diskografie und ihren Werdegang, angefangen bei Era III, Finis Terræ, bis hin zu Era I, Kveldridhur. Wer das Glück hatte eine der Setlisten zu ergattern, konnte über den einzelnen Etappen auch die unterschiedlichen Logos entdecken. Natürlich durfte auch die, mit Stacheln besetzte, Keule als Bühnenrequisite nicht fehlen. Zum letzten Track Kromlek gaben die fünf Msuiker und die Besucher nochmal alles, ehe auch dieser letzte Auftritt sein Ende fand. Bei der Verbeugung und Verabschiedung vor der Crowd fand auch Mitveranstalter Maik den Weg auf die Bühne. Hätte es einen besseren Ort als das Dark Troll Festival geben können, um KrOMleK den Abschluss zu geben den sie verdienen? Meiner Meinung nach definitiv nicht! Und wenn ich mich so umschaute und dabei den ein oder anderen harten Kerl sich ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischen sah, dann ging es den meisten wohl genauso!

Dankeschön für diesen tollen Beschluss! Wir wünschen euch weiterhin alles Gute auf euerem weiteren Werdegang! Vielleicht trifft man sich ja mal auf der ein oder anderen Expedition. 😉

Weiter gings in einen harten schwedischen Winter. In diesem Schneegestöber wartete Istapp , um euch in eine andere Welt zu entführen. Mit Umhängen und großen Kapuzen gekleidet schufen die Schweden eine eisige Klangwand. Das ganze durch gezielten Nebel und das Licht untermalt, konnte sich dem kaum einer entziehen. Leider leerte sich der Raum vor der Bühne nach der letzten Band recht schnell, was wirklich schade war. Zumal wohl auch der Bass vor dem Auftritt den Dienst verweigerte. Da KrOMleK allerdings etwas früher endeten, kam es zu keiner großen Verzögerung und das Saiteninstrument derer durfte noch eine extra Runde auf dem Dark Troll spielen. Atmosphärisch, düster und melodisch, das zeichnet Istapp aus. Auf mittlerweile drei Alben können die fünf zurückblicken und sich so schon eine ordentliche Fanbase aufbauen. Ich fand den Auftritt sehr gelungen, wenn auch vielleicht für viele nach dem Abschiedskonzert etwas zu langatmig.

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Bei den Schotten von Saor war dann wieder volle Hütte angesagt. Das Feld hatte sich wieder ordentlich gefüllt, schließlich kannte man sie auf dem Festival ja schon. Bereits 2015 bestritten sie ihren ersten Deutschlandgig hier und waren auch 2019 wieder eingeladen. Melodisch, teilweise hart, aber immer mit eingängigen Melodien, könnten sie eigentlich immer überzeugen. Zumal es auf dem Festival bis dato die erste Band mit traditionellen Instrumenten, wie Flöte und Dudelsack, war. Die Leute gingen richtig gut mit, headbangten und feierten ausgelassen. Ich muss auch sagen, dass mir die momentane Besetzung der Truppe ziemlich gut gefällt. Gerade Ella Zlotos fügt sich mit ihrer Präsenz und dem klaren weiblichen Gesang, sowie den oben genannten Instrumenten wunderbar ein und bildet einen schönen Kontrast zu dem Gesang von Andy. Ein toller Aufritt, der alle zu überzeugen wusste.

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Den Abschluss des ersten Tages bildeten Enisum. Düster und melodisch, versuchten sie von Beginn an alle direkt abzuholen, was meiner Meinung nach nicht ganz klappte. Bereits nach dem ersten Lied gingen schon wieder einige. Auch ich muss zugeben, dass es dieses Mal etwas länger dauerte bis sie mich kriegten. Aber gerade ab ungefähr der Mitte des Sets zogen sie doch wieder einige an, denn es wurde auch wieder voller. Atmosphärisch und ansprechend düster, passend zur Dunkelheit und dem letzten Slot, bahnten sie sich einen Weg zu den Zuschauern, welche mittlerweile auch ordentlich die Haare fliegen ließen oder einfach mit geschlossenen Augen der Musik lauschten. Ich mag diese Band sehr, denn gerade live sind sie (normalerweise) richtig stark.

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So fand der Donnerstag mit eisigen Temperaturen in der Nacht sein Ende. Was war das bitte für ein Auftakt in dieser wunderschönen Kulisse der Ruine! Besonders hervorzuheben sind hierbei die Livepremiere von Firn und natürlich der Abschluss von KrOMleK, welche beide auch an diesen Tag, zusammen mit Saor, zu meinen Highlights zählten. Aber auch Depressive Witches und Nordblut überraschten mich positiv. Beide auf ihre eigene Art und Weise.

 

 

Kommentar von Maximilian:

Ich habe die Ehre, meinen Senf zu diesem köstlichen Berichts-Steak zu geben. Am Donnerstag habe ich an zwei Stellen gemerkt, wie wichtig es ist, sich auf Musik und Bühnenshow einer Band einlassen zu können. Durch diesen einen Schritt, auf die Musik und Musiker zu, kann das gesamte Konzept begriffen und eventuell genossen werden. In diesem Fall waren es die Bands Nordblut und Depressive Witches. Bei Nordblut waren es die etwas gestelzt wirkenden Ansagen, welche mich an eine Runde Pen and Paper am heimischen Küchentisch erinnern, wo der beste Freund eine Ansage ala „Conan der Barbar“ oder „Der 13. Krieger“ her auszuposaunen versucht. Wenn man darauf einlassen kann, wie am bereits erwähnten Möbelstück, wird man eine gewisse Freude daran finden. Ich konnte mir das Kichern nicht verkneifen bei der „Wand des Todes“ und den Applaus haben sie sich verdient.

Bei Depressive Witches ist es die ungewöhnliche Kombination aus Black Metal und Rock´n´Roll. Eine drückende Klangwand wird aufgebaut, nur um dann mit einem griffigen Rock aufgelockert zu werden und mich wiederholt überrascht und verwirrt hat. Sollte ich grimmig gucken und nicken, soll ich headbangen oder soll ich die Hüfte kreisen lassen? Diese Frage habe ich mir immer und immer wieder gestellt. Wenn ich mich auf eine Band einlasse und mich diese Musik so packt, dann ist der Auftritt gelungen. Seid offen für ungewöhnliche Konzepte und ihr werdet häufiger positiv überrascht.

 

 

Über Steffi 209 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, bin ich bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquillity.

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